die Reise-Berichte

Mein Reise-Blog hat mittlerweile die „Runde“ gemacht und ich freue mich über die große Leserschaft. Noch mehr würde ich mich freuen über ein „Feedback“, über Deine Meinung oder einfach über einen Gruß auf meinem Blog!

Reisebericht Antarktis

Ein langer Traum wird wahr – eine Reise zum 7. Kontinent – in das ewige Eis der Antarktis… Vor Monaten hatte ich mir bereits den Kopf darüber zerbrochen, die Finanzen überprüft und schlussendlich diese Expeditions-Reise in London gebucht. Ein hoffentlich krönender Abschluss für meine 3. Weltumrundung. Natürlich wurde ich gewarnt, da die letzte Abfahrt in die größte Eiswüste der Welt bereits in den dort beginnenden antarktischen Winter fällt und das Wetter somit unbeständig ist. Für mich jedoch war es nicht möglich hier am südlichen Ende der Welt früher einzutreffen.  Mit einer neuen Goretex-Winterjacke, langer Unterwäsche, Handschuhen, Wollmütze und dicken Socken sollte ich gut ausgerüstet sein.  Unser Schiff die MV Ushuaia ist 45 Jahre alt, ein umgebautes Forschungsschiff das keinen besonderen Luxus bietet. Ganz bewusst hatte ich dieses „kleine Schiff“ gewählt, dass mit weniger als 100 Passagieren, täglich zwei Landgänge, mit jeweils 2 Stunden, geplant hatte. Mehr Zeit ließen die strengen Bedingungen des Antarktisvertrages nicht zu. Dieser Vertrag ist eine internationale Übereinkunft, die festlegt, dass die unbewohnte Antarktis zwischen 60 und 90 Grad südlicher Breite ausschließlich friedlicher Nutzung, besonders der wissenschaftlichen Forschung, vorbehalten bleibt. Ein Abbau der vorhandenen Bodenschätze ist untersagt. Der Vertrag wurde auf der Antarktiskonferenz 1959 von zwölf Staaten unterzeichnet und trat 1961 in Kraft. Er hat große politische Bedeutung, weil er der erste Vertrag nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war, der die Prinzipien der friedlichen Koexistenz zwischen Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung fixierte. Territoriale Gebietsansprüche haben folgende Länder: Argentinien, Australien, Chile, Frankreich, England, Neuseeland und Norwegen. Mitunterzeichner des Antarktisvertrages, ohne territorialen Gebietsanspruch, sind: Belgien, Japan, Russland, Südafrika und die USA. Es ist kühl und ein leichter Nieselregen fällt als wir das Hafengebäude von Ushuaia betreten.  Die Voucher, Reisepässe und das Gepäck wurden kontrolliert. An meinem Proviant-Karton mit Wasser, Wein und Bier etc. nimmt niemand Anstoß. Neben Mr. Li und seiner Frau Gloria aus Hong Kong, wartet am Kai bereits ein Australier mit seiner philippinischen Frau auf das „Boarding“.  Zusammen mit uns gehen 82 Passagiere aus 45 verschiedenen Nationen an Bord. Unsere „Cabin 418“ liegt im unteren Bereich wo das monotone Brummen der Schiffsmotoren hörbar ist. Die Koje verfügt über Dusche und WC, das sich zwei Zimmer teilen. Von einem „Bullauge“ fällt spärliches Licht auf den kleinen Schreibtisch. Ein Schrank und ein Stockbett an dem jeweils ein massiver Stahlbügel (für starken Seegang) angebracht ist runden unsere Zimmerausstattung ab. Überall in den Fluren sind Haltegriffe an denen wiederum Plastiktüten („Kotzbeutel“) geklebt sind. In der Schiffslounge bekommen wir am Nachmittag  einen Begrüßungstrink und eine Sicherheitsbelehrung. Gleich zu Anfang bringt unsere Expedition-Leiterin „Anna Sutcliff“ es für alle Teilnehmer auf den Punkt: „This trip is not a holiday – this trip is a Expedition and an Adventure” Was heißen soll, wir alle sind den Naturgewalten ausgeliefert und müssen uns nach „Wind und Wetter“ richten – nicht nach unseren persönlichen Wünschen!  Um 18 Uhr läuft unser Schiff aus, verlässt den sicheren Hafen, um sich auf den Weg durch die gefährliche Drake-Passage, die wir um Mitternacht erreichen wollen, zu machen. Während das Schiff den ruhigen „Beagle Channel“ mit 13 Knoten passiert genießen wir ein 3 Gänge-Menü. Dann der „Lifeboat-Drill“, das richtige Anlegen der Schwimmwesten und die Einweisung in die zwei Rettungsboote – für den Notfall. „Eine Hand gehört dem Schiff“, lautete unsere erste Seefahrerlektion. Bereits nach wenigen Stunden haben wir, trotz nur mäßigen Seegangs, gezwungenermaßen diese Lektion intus. Die meisten Passagiere nehmen bereits am ersten Abend, auf anraten unserer Bord-Ärztin, Tabletten gegen Seekrankheit ein. Da ich ja schon etwas Hochseeerfahrung mitbringe verzichte ich auf Pillen. Die nächsten zwei Tage sahen wir auf allen Seiten nur endlosen Horizont. Wir waren im eisigen Südpolarmeer im Umkreis von mehr als 1.000 Kilometern das einzige Schiff. Tagsüber wurden in der warmen und gemütlichen „Launch-Bar“ interessante Vorträge über die Antarktis und dessen Tierwelt von den jeweiligen Dozenten bzw. Guides gehalten.   Die Antarktis ist mit 21 Mio. qkm etwas größer wie Europa. Die nächstgelegenen größeren Landmassen sind Feuerland (1235 Kilometer entfernt), Südafrika, Tasmanien (Australien) und Neuseeland. Lange vor der Entdeckung des Kontinents im Jahre 1820, wurde die Existenz einer riesigen Landmasse namens „Terra Australis“ angenommen und bereits auf den Karten der frühen Neuzeit abgebildet. Nur 0,4% der Oberfläche ist frei von Eis und Schnee. Die Eisdecke ist bis zu 4,8 Kilometer dick und begräbt unter sich eine gewaltige Landmasse! Der „Mt. Vinson“ ist mit 4900 Meter der höchste Berg am Südpol.  Umgeben von Südatlantik, Südpazifik und Süd-Indischem Ozean queren wir in zwei Tagen die „Drake Passage“ (die nicht „so“ stürmisch war) und erreichen den 500 Meter breiten und 150 Meter tiefen „Lemaire Channel“. Von hier aus sehen wir das erste Mal, den trockensten und kältesten Kontinent (max. -75° Celsius) der Erde – die Antarktis…

Wild wie kein anderes Land unserer Erde liegt es da, ungesehen und unbetreten“ 

So erlebte der Antarktis-Pionier Roald Amundsen 1911das Land. Noch heute im Jahr 2015 fällt mir keine bessere Beschreibung dazu ein… Die ersten Sonnenstrahlen fallen, zwischen der aufgerissenen Wolkendecke hindurch, auf die Berge die umgeben von riesigen Gletschern, steil ins Meer abfallen.  Normaler weise ist dieser kleine Kanal von Eisbergen versperrt, aber heute am frühen Morgen ist der Weg frei. Nur zwei Buckel-Wale begleiten uns auf dem Weg durch diese faszinierende Landschaft. Der eiskalte Wind (-10 Grad) macht das Fotografieren schwer. Nach dem Frühstück war der erste Landgang auf „Petermann Island“ angesagt. Alles war aufgeregt und sah den „Zodiacs“ (Schlauchbooten) die zuerst die Bucht erkundeten zu. Nach ihrer Rückkehr wurde unser erster Landgang auf Grund von zu vielen Eisbergen abgesagt. Zuviel „Treib-Eis“ hätte uns Stunden später die Ausfahrt aus der Bucht verhindert – das Risiko war zu groß… Alle waren enttäuscht – aber „safety first“ gerade hier – zu weit entfernt von jeder Zivilisation und Hilfe. Umgeben von großen, im Sonnenlicht tiefblauen leuchtenden Eisbergen entschied Kapitän „Jorge Aldegheri“ und Team-Leader „Anna“ weiter in den „Meek Channel“ zu fahren um dort die Ukrainische Forschungsstation „Vernadsky“ zu besuchen. Die kleine ehemalige englische „Faraday Base“ wurde 1996 an die Ukraine übergeben. Am südlichsten Punkt (65°15`S, Long 64°16`W) unserer Reise angekommen, konnten wir die Forschungsstadion besichtigen, sowie das 1930 gebaute „Wordie House“. So richtig konnten mich die „ukrainischen Biologen“ nicht überzeugen. Für mich sah es mehr so aus, als wollte sich die Ukraine bei einer eventuellen Aufteilung der Antarktis (Bodenschätze) Gebietsansprüche sichern… Dennoch, das Leben für die Biologen und Forscher in dieser menschenfeindlichen Umgebung ist nicht einfach… Eine kleine eingeschneite, orthodoxe Kapelle macht mich aufmerksam auf die langen, einsamen Winter für die nur 8 Männer dieser Station. In den Sommermonaten leben hier auf einer Fläche so groß wie ganz Europa, in 85 Forschungsstationen, ca. 3000 Wissenschaftler, Biologen und Forscher. Im Winter sinkt diese Zahl auf unter 1000 Menschen.  Um eine bessere Aussicht zu haben erklimmen wir einen nahegelegenen Hügel und sehen dort unsere ersten Weddell-Robben, See-Löwen und Pinguine aus nächster Nähe. Nach Rückkehr an Bord mussten alle, wie schon beim Verlassen des Schiffes, die Stiefel desinfizieren. Regelmäßig vor dem Abendessen gab es ein „briefing“, eine Anweisung für den nächsten Tag. Nach einem guten Abendessen (3 Gänge) wurde jeden Tag ein interessanter Film über die Antarktis, deren Tier-Pflanzenwelt sowie deren Pionieren gezeigt. Nur bei ruhiger See war duschen am Abend gefahrlos möglich. Anschließend bei einem Glas Rotwein oder einem Bier, das erlebte „sacken“ lassen, während auf der Kommando-Brücke Schichtwechsel war… Unser 3. Offizier (Third Mate) Merlin Caminos brachte uns sicher durch die Nacht zur Dorian Bay. Am nächsten Morgen steht groß und leuchtend der Halbmond über den eisigen Bergen. Der wunderschöne Sonnenaufgang über der still liegenden See versprach einen herrlichen, sonnigen Tag. Albatrosse begleiten uns – immer in der Hoffnung, dass von der Küche etwas „abfällt“… Nach dem Frühstück bringen uns die „Zotiacs“ an das rauhe, steinige und eisige Ufer. Die eiskalte, klare Luft tut gut. Vom „Damony Point“ habe ich eine herrliche Aussicht auf die Bucht in der unser Schiff liegt und die von den Engländern 1973 erbaute Schutzhütte „Damony Hut“. Umgeben von Eisbergen erkenne ich weit entfernt im nächsten Tal eine andere Forschungsstation. Schnee und Sonne erzeugen zusammen eine solch starke Reflektion, dass ein „naiver“ Teilnehmer (ohne Sonnenbrille) „schneeblind“ wird. Bei meiner Sonnenbrille fällt ab und zu das rechte Brillenglas raus. So kommt mein Klebeband, dass ich um die ganze Welt getragen habe, nun doch noch zum Einsatz. Es sieht optisch nicht sehr gut aus – doch solchen „Eitelkeiten“ will ich mich nicht hingeben… Das berühmte „Ozonloch“ am Südpol ist verantwortlich für die extreme UV-Strahlung und so müssen die wenigen sichtbaren Körperteile (Gesicht und Hände) mit Lichtschutzfaktor 50 behandelt werden. Die Temperatur steigt bis auf -3° Celsius an und damit wird es schon fast angenehm warm. Auf dem Rückweg erleben wir dann ein blutiges Naturschauspiel. Ein See-Leopard fängt in unmittelbarer Nähe zu unserem Schlauchboot einen kleinen Pinguin und frisst diesen vor unseren Augen auf… Einige Teilnehmer waren darüber ganz erschüttert…  doch das sind die „natürlichen Gesetzte“ der Natur- und Tierwelt… Zurück an Bord erwartet uns ein hervorragendes Mittagessen. Die Fahrt durch den „Neumayer Channel“ bei herrlichem Sonnenschein, durch Pack- und Treibeis, mit schneebedeckten Bergen und blau leuchtenden Gletschern um uns, war eines der Höhepunkte dieser Reise. Leider ließen auch hier die immer größer werdenden Eisberge eine Landung nicht zu. So fuhren wir weiter bis zur „Paradise Bay“ die ihrem Namen alle Ehre machte. Wortlos standen wir auf Deck und staunten über diese faszinierende Naturlandschaft… Die Berge und Gletscher spiegelten sich im klaren ruhigen Wasser der Bucht. Die Schlauboote wurden zu Wasser gelassen. Wir besuchten die von Argentinien 1951 gebaute  „Brown Station“ und betraten damit erstmals Antarktisches Festland, den wilden,  unberührten „Siebten Kontinent“. Einige der Teilnehmer wurden übermütig vor Freude. So hissten die Amerikaner eine große USA-Flagge, während die Russen sich im Schnee wälzten und mit Wodka anstießen. Ein junges Pärchen aus Korea baute einen Schneemann, der mit cooler Mütze, Sonnenbrille und kleiner südkoreanischer Flagge zum Fotomotiv für alle wurde. Langsam brach die Dämmerung herein und die tiefstehende Sonne hüllte das Land in ein atemberaubendes Licht. Dann wurde es kalt. Mit den Zodiaks (Schlauchbooten) fuhren wir raus in die Nähe eines riesigen Gletschers dessen Wand senkrecht ins Meer stürzte. Hier wurden uns die Dimensionen erst so richtig bewusst. Fast unheimlich war das laute knacken und krachen des Gletschers in der Bucht… Dann brach ein tonnenschweres Stück des Gletschers ab und fiel ins Meer. Wir waren weit genug entfernt, um nicht den, durch den Abbruch erzeugten, hohen Wellen zum Opfer zu fallen. Ziemlich durchgefroren aber unversehrt erreichten wir unser Schiff… Was für ein Tag… Ganz anders zeigt sich uns der nächste Morgen. Leichter Schneefall in der Nacht und tiefe Wolken umgeben uns jetzt. Im Nebel vorbei an Packeis, ist es mystisch.  Ein kalter Wind kommt auf und bläst jetzt mit 10 Knoten aus nordöstlicher Richtung. Eine Landung auf „Ronge Island“ am Vormittag wird wegen des hohen Wellengangs unmöglich. Auf der „Brücke“ läuft klassische Musik im Hintergrund. Der Kapitän gibt an seinen 2. Offizier eine Kursänderung durch.  Wir steuern eine ruhige Bucht auf Cuverville Island an. Dort finden wir neben riesigen Wal-Knochen (Rippen etc.) auch eine große Population an Pinguinen die geschickt über die glatten, schneebedeckten Hügel, rutschen, laufen und hüpfen. Es macht Spaß diesen vielen flugunfähigen „Seevögeln“ zu zusehen. Pinguine gibt es nur auf der Südhalbkugel. Vom „Eselspinguin“ bis zum „Kaiserpinguin“ gibt es viele verschiedene Arten. Unsere Expeditionsleiter ermahnen uns immer wieder den Tieren „Vorfahrt“ zu gewähren. Darüber hinaus beim umherwandern auf den rutschigen Kot der Pinguine zu achten. Ein gebrochenes Bein oder ein gebrochener Arm wäre hier und jetzt fatal. Streng verboten ist auch die Mitnahme von Steinen, Knochen, Federn etc. als „Souvenir“ – eine genaue Gepäck-Kontrolle findet bei unserer Rückkehr in Ushuaia statt. Kaum zurück an Bord sind wir umgeben von einer ganzen Gruppe „Buckelwalen“ die hier in der Antarktis tonnenweise Krill (garnelenartige, wirbellose Krebstiere) zum fressen finden. Ein Kubikmeter Wasser enthält bis zu 3000 dieser bis zu 6 cm großen Tierchen die der Hauptgrund der weltweit großen Wal-Wanderungen in die Antarktis sind. So benötigen die größten Bewohner der Meere (Wale) die kleinsten Bewohner (Krill) zum überleben… Wirklich schwierig ist es die Wale im richtigen Augenblick zu fotografieren. Immer wenn man sich auf einen Wal konzentriert, schießt ein anderer spektakulär aus dem Wasser und taucht ab… Wieder zieht ein Schneesturm auf und die Wale tauchen ab. Auch an Deck wird es jetzt rutschig, denn das Schiff ist nach kurzer Zeit schneebedeckt. Bis zum Abend liegen wir in der Bucht vor Anker. Während der Nacht machen wir uns auf den langen Weg, durch die „Gerlach-Strait“ und einem Teil der „Bransfield Strait“ zu den „Deception Islands“, die zu den südlichen „Shetlandinseln“ gehören.  Diese Insel-Gruppe, mit 11 größeren Inseln, erstreckt sich über 508 Kilometer nordöstlicher-südwestlicher Richtung und ist von dem antarktischen Kontinent durch eine 150 Kilometer breite Meeresstraße getrennt. Sie sind kontinentalen Ursprungs und zu ihnen gehören einige aktive und erloschene Vulkane. Bei der „Einlaufen“ zum Port Forster musste unser Kapitän, das Schiff durch eine bizarre Meerenge „Neptuns Bellows“, mit nur 270 Metern Breite und einem gefährlichen Felsen in der Mitte, manövrieren. Schon von weitem sah ich die riesigen rostigen Treibstoff Tanks der ehemaligen Walfänger und der britischen Armee. In den ersten Aufzeichnungen von Thomas Cook 1775 gab es Hinweise auf riesige Seebären-Kolonien. Auch Robbenfelle waren im 18. Jahrhundert eine begehrte Handelsware. Als die Robben- und Walfänger in die Antarktis kamen, wurde gejagt, getötet und ausgekocht.  Über 10 Mio. Seebären wurden getötet und damit fast ausgerottet. Von 1904 bis 1965 wurden ca. 175.000 Wale abgeschlachtet, so dass sich die Anzahl der Buckelwale auf 100 dezimierte und damit diese Spezies ebenfalls kurz vor der Ausrottung stand… Die Wende kam in den 60iger Jahren als die moderne Chemieindustrie Alternativen zu dem Rohstoff „Lebertran“ fand. Auch auf Grund von Protesten der Naturschützer wurde der Walfang weitgehend eingestellt. Die Tierwelt jedoch erholt sich nur langsam von den tiefen menschlichen Eingriffen… Noch sind Spuren dieser Zeit sichtbar. Neben alten verfallenen Häusern, Lagerschuppen und einem kleinen Flugzeug-Hangar rosten große Treibstofftanks vor sich hin. Wo immer der „neuzeitlich-moderne“ Mensch seinen Fuß hinsetzt hinterlässt er Spuren der Verwüstung, Dreck und Müll – ich kann nicht verstehen warum man diese Überreste als „historisch wertvoll“ ansieht und nicht entsorgt!? oder soll es etwa eine bleibende Warnung vor uns Menschen selbst sein… In der menschenfeindlichen Antarktis gab es nie Ureinwohner oder irgendeine Zivilisation. Kaum war dieser unberührte Kontinent entdeckt fand sich hier, die von Habgier getriebene Menschheit ein, um rücksichtslos die Tierwelt zu zerstören. Erst wenn wir begreifen, dass der Mensch kein Geschöpf ganz eigener Art ist, sondern ebenso Natur und Schöpfung wie alles Andere, wird er dem Leben und der Natur so viel Respekt erweisen, dass ein achtungsvolles Miteinander möglich sein wird. Nach einem Spaziergang vorbei an Ruinen und Gräber vergangener Zeiten nähern wir uns dem vulkanischen Ursprung der Insel. Unsere Crew hat 53 Handtücher für die ganz wagemutigen Antarktis-Explorer mitgebracht. In der Tat das Wasser dampft an ein paar wenigen Stellen in unmittelbarer Nähe zum Ufer. Nicht weit entfernt von Robben und Seelöwen, springen unverzagte in das „warme Wasser“. Wenig später an Bord der MV Ushuaia ertönt unsere Expeditionsleiterin Anna aus dem Lautsprecher und weist auf die Killerwale (Orkas) hin, die von der Brücke aus gesichtet wurden. Unsere letzte Landung ist in der „Half Moon Bay“ geplant. Dort stoßen wir bei trüben, windigen Wetter auf „Chinstrap-Pinguine“ die durch ihr immer freundliches „Lächeln“ ganz lustig aussehen. Zu tausenden wandern oder watscheln sie gemeinsam zwischen Land und Meer – hin und her. Ein altes Holz-Boot rottet vor sich hin. Zurück an Bord machen wir uns auf den Rückweg wo wir während der Nacht die Drake Passage erreichen. Mitten in der Nacht erwache ich. Hin und her geschüttelt von den hohen Wellen wird nun der massive Stahlbügel an meinem Bett zum einzigen halt. Der Seegang nimmt zu und ich nehme mein französisches Allheilmittel „Ricqles“ ein und versuche weiter Schlaf zu finden. Obwohl das Frühstücks-Buffet an nächsten Morgen, wie immer reichlich gedeckt ist, finden heute nur wenige den Weg in das Bord-Resturant. Nun erlebe ich die gefährliche Drake-Passage hautnah und muss eingestehen, dass auch ich seekrank geworden bin. Von meinem Bett aus kann ich durch das Bullauge die massiven, unkontrollierten Bewegungen unseres Schiffes nicht nur spüren sondern auch sehen. Freiwillig verzichte ich auf das Mittagessen… In solchen Momenten werden zwei Tage zu einer sehr langen Zeit. Als wir den „Beagle Channel“ erreichen kommen wir wieder in ruhiges Fahrwasser, suchen uns einen schönen Ankerplatz und warten auf den Lotsen der uns zurückführen wird nach Ushuaia. Mit nachlassendem  Seegang geht es mir und auch den anderen Passagieren wieder besser, die nun alle vollzählig zum Abschiedsessen erscheinen. Alle Mitreisenden zusammen sind schon eine „illustre Gesellschaft“ und viele „eigene Charaktere“ sind darunter. „Weitgereiste Weltenbummler“ waren wenige. Die hohen Kosten einer Antarktisreise schrecken die meisten „Globetrotter“ ab. Berufsfotografen, Wissenschaftler, Rentner, Antarktisexperten und einige wohlhabende Gäste waren der überwiegende Teil. Die lockere aber respektvolle und tolerante Atmosphäre an Bord, unter den 45 verschiedenen Nationen, war sehr angenehm, informativ und lässt mich hoffen, dass ein friedliches Zusammenleben, der verschiedenen Kulturen, auf unserem Planeten möglich sein kann… Einen schöneren Abschluss meiner dritten Weltumrundung hätte ich mir nicht wünschen können…

„Geh deinen Weg und Du wirst getragen“

Benedikt von Nursia

 

Reisebericht Chile

Am späten Nachmittag erreichen wir mit unserem kleinen, alten Corsa die argentinisch-chilenische Grenze. Dank der netten Grenzbeamten auf beiden Seiten, wurde der „Papierkram“ für den Mietwagen, am kleinen Grenzposten „Dorothea“ schnell erledigt. Ein Bild der ersten Präsidentin Chiles „Michelle Bachelet“ hängt im „Officina de Immigration“ an der Wand und beweist auch hier das wachsende politische Interesse der Frauen in Chile. Aufgrund der langen Nord-Süd-Ausdehnung (4300 Kilometer) des Landes, die entlang der Anden und des Pazifischen Ozeans über 39 Breitengrade überschreitet und der beträchtlichen Höhenunterschiede in West-Ost-Richtung, weist das Land eine große Vielfalt an Klima- und Vegetationszonen auf. Chile gehört heute laut UN-Bericht zu den weit entwickelsten Ländern Lateinamerikas. Die Bevölkerung besteht aus 95% Mestizen mit europäischen Vorfahren. Mit 5% ist die Gruppe der indigenen Bevölkerung (Mapuche) verschwindend gering. Die Einfuhr schwarzer Sklaven in Chile war gering. Als erstes Land in Südamerika schaffte Chile die Sklaverei bereits 1823 endgültig ab.  Zwei Namen prägen die jüngere, tragische Geschichte des Landes. Salvador Allende, der „Marxist“ der keiner war und Augusto Pinochet ein Diktator der von den USA und Deutschland wirtschaftliche Unterstützung bekam… Mit dem Sieg der „ marxistischen Volksfrontregierung“ im Jahre 1970 war Chile nach Cuba der zweite amerikanische Staat der sozialistisch regiert wurde. Der damalige US-Präsident Eisenhower hatte Angst, dass auch andere südamerikanische Staaten wie „Dominosteine“ umkippen und sich hin zum Kommunismus wenden. US-Außenminister Henry Kissinger ließ, als der Sieg der linken Kräfte absehbar war, verlauten: „Ich sehe nicht ein, weshalb wir zulassen sollen, dass ein Land marxistisch wird, nur weil die Bevölkerung unzurechnungsfähig ist.“ Der regierende Präsident Chiles, Salvador Allende betrachtete sich nicht als Marxist und lehnte sowohl die Diktatur des Proletariats als auch ein Einparteiensystem entschieden ab… Dennoch boykottierte die USA und deren westeuropäischen Verbündeten Chile. In kurzer Zeit wurde das ganze Land instabil. Ein blutiger Militärputsch 1973 bei dem 100 Anhänger Allendes ums Leben kamen und Tausende inhaftiert wurden, war der Anlass für den Selbstmord des Präsidenten. Die Macht übernahm General Augusto Pinochet, der überall im Lande Geheimgefängnisse errichten ließ. Dort wurden Oppositionelle nicht selten zu Tode gefoltert oder mit Flugzeugen hinaus aufs offene Meer geflogen und dort hinaus geworfen…  Kurz nach der Machtübernahme Pinochets begannen auch die USA und die westeuropäischen Staaten wieder, Chile intensiv mit Wirtschaftshilfe zu unterstützen. In Deutschland erhielt die Regierung Pinochets lange Zeit von der CDU/CSU  Unterstützung. So lobte F.J. Strauß 1977 bei seinem Besuch den Umsturz als „gewaltigen Schlag gegen den internationalen Kommunismus“. Es sei „Unsinn, davon zu reden, dass in Chile gemordet und gefoltert würde“… Insbesondere in der Colonia Dignidad, einer streng bewachten Siedlung von Deutschstämmigen unter Führung von Paul Schäfer, wurde gefoltert. Die als Sekte geltende Einrichtung war etwa zehn Jahre vor der Machtübernahme Pinochets gegründet worden und diente während der Militärherrschaft Pinochets als Folterzentrum für die chilenischen Geheimdienste. Darüber entwickelt sich die Colonia zu einem florierenden Konzern, der unter anderem Titan nach Deutschland exportierte. Trotz Hinweisen, gerichtlichen Anklagen und Fluchtversuchen deutscher Bürger übte die deutsche Botschaft in Santiago de Chile „äußerste Zurückhaltung“ und blieb untätig, mehr noch, sie ließ Handwerker der Siedlung die Botschafterresidenz renovieren…  Bereits im Jahr 1994 habe ich den wunderschönen Norden (Atacama-Wüste etc.) und die Hauptstadt des Landes bereist. Mein Augenmerk bei dieser Reise fiel auf den mir bislang unbekannten Süden des Landes. Puerto Natales, eine kleine Hafenstadt mit Zugang zum Pazifik ist unser Ziel und ebenso Ausgangspunkt für den Besuch, des für mich schönsten National Parks Südamerikas. „Torres del Paine“ heißt nach einer indianischen Übersetzung „Türme des blauen Himmels“. Wir beziehen das einzige Doppelzimmer im kleinen „Tin Guesthouse“, das von einer Amerikanerin geführt wird. Für unsere Tour am nächsten Tag bekomme ich am Abend noch eine Landkarte und einen guten Tipp, von einem anderen Gast. Nach einem ausgedehnten Frühstück mit Spiegeleiern, Brot und selbstgemachter Marmelade geht’s los zum 140 Kilometer entfernten National Park. Zuerst fahren wir bei herrlichem Wetter auf einer gut ausgebauten Asphaltstraße Richtung Norden. Dann müssen wir abbiegen und uns von nun an mit einer gefährlichen Schotterpiste und großen Schlaglöchern herum schlagen. Die Nationalpark-Fläche umfasst 2420 km² und ist durchzogen von bis zu 3000 m hohen Bergen, Gletschern, Fjorden und großen Seen. In der abwechslungsreichen Landschaft gibt es auch Tundra-Gebiete sowie große Wälder aus Zypressen, Lenga- und Olivillobäumen. Viele Blumenarten und auch Orchideen wachsen hier. Die Tierwelt ist ebenso vielseitig. Auffällig sind die Guanakos, Gabelhirsche, Darwin-Nandus, Strauße, der Anden-Kondor und viele kleinere Vogelarten. Diese wunderschöne, fast unberührte, menschenleere Gegend in der „Magallanes“ Region ist Ziel von Bergsteigern, Trekking-Freunden und Gletscherwanderern, sowie Tier- und Pflanzenliebhabern. Die Wellblechbiste ist und bleibt eine echte Herausforderung für mich, der ich mit über 80 km/h begegne. Dann wieder große Schlaglöcher und Guanakos die unkontrolliert über die Piste rennen. Doch die Entschädigung für diese anstrengende Fahrt quer durch den Nationalpark, sind atemberaubende Ausblicke auf das Wahrzeichen der Gegend, die drei von der Natur geschaffenen Torres del Paine. „Türme“ aus Granit umgeben von Seen und Gletschern… Wir sind überwältigt von der Schönheit dieser einzigartigen Naturlandschaft. Es begegnen uns nur wenige  Autos und dann auf einmal drei Motorradfahrer die sich vorsichtig auf der Schotterpiste bewegen. Wir machen Brotzeit und genießen diese herrliche Gegend dieses Stück ursprünglicher Natur… im Süden Chiles.  Natürlich wären wir gerne länger geblieben, doch unser Expeditions-Schiff in die Antarktis wartet nicht…

Reisebericht Argentinien

Früh am Morgen erreicht unser Bus, bei herrlichem Wetter, eine der größten Metropolregionen Südamerikas. Buenos Aires ist mit seinen 13 Mio. Einwohnern das politische, kulturelle, kommerzielle und industrielle Zentrum des Landes. Argentinien ist der achtgrößte Staat der Erde und hat wegen seiner großen Nord-Südausdehnung (3694 Kilometer) viele Klima- und Vegetationszonen. Buenos Aires befindet sich in der subtropischen Klimazone und mit + 28 Grad ist es schon am Morgen heiß als ich den großen Busbahnhof „Retiro“ verlasse. Gleich in der Nähe ist die U-Bahn (Subte) für die eine Chipkarte benötigt wird. Im Zentrum der Stadt finde ich das Hostel Central für 85 Peso pro Nacht. Auf engstem Raum „hausen“ hier viele junge Leute und sogenannte „Rucksacktouristen“. Es ist eine billige, eine laute „Absteige“. Die jungen Leute sind nachts meist „berauscht“ (betrunken oder zugekifft), laut und rücksichtslos gegenüber anderen Gästen. Die Hygienischen Verhältnisse sind grenzwertig und so beschließe ich drei Tage später umzuziehen. Das YHA-Hostel in der „Calle Florida“ kostet 120 Peso pro Nacht, hat 450 Betten auf 8 Etagen und schlechtes WiFi… eine Massenabfertigung eben. Die Räume sind kleiner, aber es ist sauber!  Eine Pre-Paid-Sim-Karte für mein Handy gibt es bei „Personal“ für nur 50 Peso im Monat. In der „Calle Florida“, einer Fußgängerzone und Einkaufsmeile mitten in der Stadt, hört man auf der Straße überall die Geldwechsler „Cambio, Cambio, Dollares, Dollares“ rufen… Der offizielle Kurs liegt bei 1 US Dollar = 8,5 Peso auf dem Schwarzmarkt bekommt man für 1 US Dollar 12,6 Peso. Leider gibt es auf der Straße viele Geldwechsler die einem „Blüten“ andrehen! Der „Geheimtipp“ einer netten Argentinierin, dass irgendwo in den Einkaufstraßen, rund um die Calle Florida, sich ein kleines Geschäft befindet, das „Smartphones“ verkauft und in dessen „Hinterzimmer“ auch größere Dollar- und Euro-Summen sicher getauscht werden, ist gut. Nun, es war nicht ganz einfach diesen kleinen Laden in den vielen Straßen unter hunderten Geschäften heraus zu finden – doch dann sah ich eine Menschenschlange (meist Einheimische) die vor einem kleinen Handy-Shop warteten. Auf Nachfrage wurde mir bestätigt, dass ich den „seriösen Geldwechsler“ gefunden hatte. Die Atmosphäre im Hinterzimmer war „Kino-reif“! Hinter drei verspiegelten Scheiben lag ein kleines Geld-Vermögen. Die Geldbündel die mir ausgehändigt wurden waren mit Gummibändern zusammen gehalten… Eine andere Aufgabe, dass es hier in Buenos Aires zu lösen galt, war ein günstiges Flugticket nach Europa zu finden. Die bevorstehende Reise in die Antarktis sollte der krönende Abschluss meiner 3. Weltreise sein. Nach 18 Monaten „on the road“ und 6 durchquerten Kontinenten, war es an der Zeit für mich nach Hause zu gehen. Bereits in Trinidad fing ich mit der Online-Suche nach einem günstigen Flug nach Europa an. Von „Skyscanner“ bekam ich regelmäßig Infos wenn sich die Preise verändert hatten. Je mehr Zeit verging, desto teurer wurden die Flug-Tickets. Ich hatte in meiner Planung zu spät bemerkt, dass mein Rückflug in die „Osterferien“ fallen würde. Alle Direktflüge waren mit über € 1000 unglaublich teuer. Nur „BOA“ hatte ein Angebot für € 558.— „oneway“, via Santa Cruz / Bolivien nach Madrid. Mehrfach versuchte ich diesen Flug online zu buchen – immer wieder scheiterte ich entweder an der schlechten Internetverbindung oder an der Homepage der Fluggesellschaft. Entweder passte meine deutsche Reisepass-Nummer nicht oder findet der Computer den Ort „Dinkelsbuehl“ nicht… es ist zermürbend… Deshalb bat ich Wolfgang, ein guter Freund und „Vielflieger“ aus Deutschland, mir zu helfen. Einen Tag später kamen schon die ersten alternativen zu diesem Flug – aber alle Verbindungen waren nicht wirklich günstig. Zwei Tage später konnte er den von mir, ausgesucht günstigen Flug mit BOA in Deutschland doch buchen. Auch die Buchung für den Heimflug von Madrid nach Düsseldorf mit „German Wings“ machte er perfekt! Gut wenn man solche Freunde hat! Auch mein Gepäck mit 13 Kilo Gesamtgewicht, will ich weiter reduzieren. Die Hängematte brauche ich auf meiner weiteren Reise nicht mehr. Der Versand nach Deutschland war mit 60 Euro zu teuer. Am nächsten Morgen sah ich einen der vielen Bettler der in einem Hauseingang unter Zeitungen schlief. Ob er sich über meine Hängematte, die man auch als Decke verwenden kann, gefreut hat – ich weiß es nicht… Die soziale Situation des Landes ist in mehrerlei Hinsicht durch eine starke Ungleichheit gekennzeichnet. So gehören die argentinischen Top-Manager-Gehälter zu den höchsten in Südamerika, während die ärmsten 40 % der Bevölkerung nur über zehn Prozent des gesamten Volkseinkommens verfügen. Zusammen mit Heike, einer „Artisano“ mache ich mich auf den Weg die Stadt, die 1536 gegründet wurde, zu erkunden. In der Avenida Corrientes befinden sich die meisten der 187 Theatersäle. Deshalb wird diese Straße auch „Broadway von Buenos Aires“ genannt. Eines der berühmtesten und größten Opernhäuser der Welt, ist das bereits 1908 eröffnete „Teatro Colon“.  Buenos Aires ist auch die Welthauptstadt des „Tango“. Dieser erotische Tanz hatte seinen Ursprung in Bordellen und in den ärmeren Vororten der Stadt. Heute wird jedes Jahr eine Tango-Weltmeisterschaft abgehalten. Weitere bedeutende Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires sind der „Friedhof von Recoleta“, wo wir lange das Grab von Eva (Evita) Peron suchen. Eva Peron, die Frau des Diktators, ist die Nationalheldin des Landes… und setzte sich als Führerin der „Hemdlosen“ für die Gleichberechtigung und für das Frauenwahlrecht ein. Sie unterstützte caritative Einrichtungen, war vom Militär gehasst und vom Volk geliebt…Unter Ihrem Mann, Präsident Juan Perón, der mit faschistischem Gedankengut sympathisierte, verfolgte Argentinien nach dem zweiten Weltkrieg das Ziel, durch Zugeständnisse an die Arbeiter, den Kommunismus abzuwehren. Argentinien bot übrigens, ebenso wie andere Lateinamerikanische Staaten, zahlreichen Nationalsozialisten und Faschisten aus „Nazi-Deutschland“ Unterschlupf an. Unter den prominentesten deutschen Kriegsverbrechern in Argentinien waren Josef Mengele und Adolf Eichmann, der 1960 vom israelischen Geheimdienst „Mossad“ entführt und in Israel zum Tode verurteilt wurde. In Perons erster Regierungszeit wurde die Industrialisierung des Landes, vertieft. Die forcierte Industrialisierung und die aktive Sozialpolitik führten zu einem nie gekannten und bis heute nicht wieder erreichten Wohlstandsniveau in den 50iger Jahren. Der Wohlstand kam in dieser Zeit, dank Eva Peron, auch bei den einfachen Menschen an, die deshalb die zunehmend autoritär werdende Militär-Diktatur Juan Perons unterstützten. Heute regiert, wie auch in Brasilien und Chile, eine Frau, das 1983 zu Demokratie zurückgekehrte Argentinien. Christina Fernandes de Kirchner ist Präsidentin eines Landes das von 1992 bis 2001 mehrere, teilweise selbstverschuldete Wirtschaftskrisen zu überwinden hatte. Ein anderes Problem Argentiniens ist das Völkerrechtlich umstrittene Territorium der Falklandinseln „Islas Malvinas“, eine Inselgruppe im südlichen Atlantik. Sie gehören geographisch zu Südamerika, liegen 600 bis 800 km östlich von Südargentinien und Feuerland und sind britisches Überseegebiet. Seit 1833 werden sie von Argentinien beansprucht. Die Besetzung der Inseln durch Argentinien im April 1982 löste den Falklandkrieg aus, der bis zum 14. Juni 1982 dauerte und mit einer Niederlage für Argentinien endete. Der Obelisk von Buenos Aires steht in mitten der „Ave. 9 de Julio“, der breitesten Straße der Welt. Im alten Hafengebiet Puerto Madero mit den neu restaurierten Speichern, die jetzt als Wohnblocks dienen, genießen wir die Aussicht und eine erfrischende  Eiscreme auf einer Parkbank. Der alte Stadtteil San Telmo mit seinen malerischen Straßen ist auch die Heimat des Tangos. In dem Stadtteil Palermo finden wir einen kleinen Park gleich in unmittelbarer Nähe zum Zoologischen Garden.  Am „Plaza de Mayo“ befindet sich neben dem „Casa Rosada“ (Sitz des Staatspräsidenten) die Hauptkirche „Catedral Metropolitana“. Darin befindet sich das Grab des Volkshelden „General Jose de San Martin“. In dieser Kathedrale wirkte auch der heutige „Papst Franziskus“ als Erzbischof des Landes.  76% der Bevölkerung sind übrigens katholisch! Mehr als 90 % der Bevölkerung stammen nach der offiziellen Statistik von eingewanderten Europäern ab, hiervon etwa 36 % von Italienern, circa 29 % von Spaniern und etwa 3–4 % von Deutschen. Nur eine Minderheit der Argentinier sind Nachkommen von insgesamt 30 Ethnien, die vor dem Eintreffen der Spanier auf dem Landesterritorium lebten. Dies liegt einerseits daran, dass Argentinien vor der Kolonialzeit nur im Nordwesten dicht bevölkert war, zum anderen auch daran, dass die verbleibenden „Indianer“ von den Spaniern und später von den Argentiniern weitgehend ausgerottet wurden. Mit dem „Tren de la Costa“ fahren wir nach Tigre, das ca. 1 Stunde Fahrzeit außerhalb von Buenos Aires im Flussdelta des „ Rio Parana“ liegt. Dort treffen sich drei Flüsse. Der Rio de la Plata, der Rio Uruguay und der Rio Parana. Das Wasser des Rio Plata ist von lehmigem Schlamm trüb. Der Fluss lässt durch hochgradig verschmutzte Abwässer kein biologisches Leben mehr zu! Baden ist bereits seit 1980 verboten. Im Flussdelta werden kleine Schiffsrundfahrten angeboten. Tigre ist dennoch ein Naherholungsgebiet mit einem großen „Vergnügungspark“ für die Stadtmenschen geblieben… Ein weiteres ökologisches Problem ist die Müllentsorgung. Auf einer Mülldeponie die teilweise „parkähnlich“ ausgestattet ist, belasten Schwermetalle das Grundwasser…  Zurück in den Straßenschluchten der Innenstadt quellen die Müllbehälter über, in den Ecken liegen die Bettler und die Straßenmusikanten spielen ihr Lied dazu… Ein mail von Jerome aus Dublin erreicht mich, mit dem Hinweis, dass er in Buenos Aires angekommen ist. Wir treffen uns und feiern unser Wiedersehen auf einem Straßenfest am Plaza de Mayo. Dort boten viele verschiedene Nationalitäten, die jetzt in Buenos Aires leben kulinarischen Spezialitäten an. Für die letzte Etappe meiner Weltreise erwarte ich Mei aus Hong Kong die mit mir nach Patagonien, Chile und in die Antarktis reisen will. Nach einigen Tagen geht es zum innerstädtischen „Aeroparque“ (Airport), wo der Flug nach El Calafate, in Patagonien abhebt. Aus dem Flugzeug erkenne ich, die südlich von Buenos Aires, liegende „Pampa“. Diese schier endlose, grasbewachsene Ebene, auf der sich auch die größten Weizenfelder und Weideflächen, des Landes, für Rinder befinden, zeigt dass das Schwellenland Argentinien wirtschaftlich von der Landwirtschaft bestimmt wird. Durch die 2005 erlassenen Exportverbote wurde die Ausfuhr, des weltweit beliebten Argentinischen Rindfleisches von 771.000 to auf 190.000 to reduziert… Es ist merklich kühler auf dem kleinen Airport von in El Calafate. Eine nette Frau übergibt mir den gebuchten Mietwagen. Der kleine, alte „Chevrolet-Corsa“ hat schon über 150.000 Kilometer drauf. Die Servolenkung funktioniert nicht mehr, die hinteren Reifen sind abgefahren, die Türen verkratzt und auf der Frontscheibe befinden sich mehrere Steinschlagspuren… Ein anderes Auto steht nicht zu Verfügung… Zumindest hat man die Dokumente für die Fahrt nach Chile  vorbereitet. Der immerwährende, kalte und starke Wind Patagoniens weht uns um die Nase, bei einem Spaziergang am „Lago Argentino“. Flamingos und zahlreiche andere Wasservögel haben hier am See, in dieser ansonsten trockenen, im Regenschatten der Anden liegenden Gegend, ihr zu Hause.  Hoch am Himmel entdecke ich einen großen Anden-Condor majestätisch umher kreisen… Patagonien ist sehr dünn besiedelt. Im kleinen Ort, das überwiegend vom dem stetig steigenden Tourismus lebt, findet sich ein nettes Zimmer im „Bla-Guesthouse“. In einem kleinen Supermarkt gibt es genug Reiseproviant (Brot, Bananen, Wasser, Wurst, Käse, Bier, Wein) für die nächsten Tage. Am nächsten Morgen geht es zu einem der größten Auslassgletscher der südamerikanischen Anden, den „Perito-Moreno-Gletscher“. Er liegt im Nationalpark „Los Glaciares“ der zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gletschern zieht sich der Moreno-Gletscher nicht zurück. Der Gletscher hat eine Gesamtfläche von 254 qkm. Sein höchster Punkt liegt auf 2950 Metern. Es ist bewölkt, doch die Sonne scheint immer wieder kurzfristig durch die schnell vorbei ziehenden Wolken. Dann erkennt man das tiefblaue Gletschereis. Hin und wieder brechen gewaltige, tonnenschwere Eisblöcke ab und stürzen in den Fluss. Ein grandioses Naturschauspiel spielt sich hier vor unseren Augen ab. Der Gletscher wurde übrigens von einem deutschen Geologen (Rudolph Hauthal) 1899 entdeckt und bis 1917 „Bismarck-Gletscher“ genannt. Gegen Mittag schließt sich die Wolkendecke und Nieselregen beginnt. Der Weg nach El Chalten ist weit. Als wir die Bergregion verlassen kehrt die Sonne zurück. Schnurgerade Straßen, schier endlos bis zum Horizont bahnen sich durch das flache Land. Der Seitenwind ist stark, der Verkehr wenig. Gefährlich sind die wilden, freilaufenden „Guanakos“, die unkontrolliert die Fahrbahn überqueren. Man wird müde während der langen, eintönigen Fahrt. „Coffee-Bonbons“ geben das nötige Koffein ab um wach zu bleiben. Fern am Horizont sieht man zwischen den Wolken die ersten Ausläufer des Gebirgszuges an der Argentinisch-Chilenischen Grenze. Kurz vor Dunkelheit erreichen wir den kleinen Ort El Chalten und das nette „Nothofagus-Guesthouse“. Ein kleines rustikales Restaurant in der Nähe serviert eine heiße, schmackhafte Gemüsesuppe, verschieden gefüllte „Empanadas“, zartes, argentinisches Steak und dazu einen hervorragenden Rotwein aus Bariloche. Am nächste Morgen zeigt sich uns das Wetter grau in grau. Ein leichter Nieselregen fällt beständig und veranlasst uns das reichhaltige und gute Frühstück auszudehnen. Auf eine kurze Tour von einer Stunde Fußmarsch zum „Mirador Cerro Torre“ wollen wir uns einlassen. Meine neue Goretex-Regen-Winterjacke erlebt den ersten „Härte-Test“. Von den über 3000 Meter hohen Bergen ist im Nebel und Regen nichts zu sehen. Nach über zwei Stunden Fußmarsch im Nieselregen, wird mir klar das wir den Aussichtspunkt verpasst haben müssen. Erschöpft und durchweicht drehen wir um und erkennen auf dem Rückweg unseren Fehler… Abends wärmen wir uns am Holzofen des Restaurants auf und erfahren von einer Schwedin, dass für den nächsten Morgen gutes Wetter erwartet wird. Tatsächlich um 6 Uhr morgens ist der Himmel sternenklar und wir beschließen sofort aufzustehen um nach dem Frühstück einen erneuten Versuch den 3406 Meter hohen Fitz Roy und dessen Gletscher aus nächster Nähe zu sehen. Wolkenlos zeigt sich bei Sonnenaufgang der Himmel. Die Luft ist frisch und klar. Die Aussicht überwältigend und grandios. Noch sind wir allein in den Bergen unterwegs… es ist still und friedlich. Langsam erwacht die Natur, die Vögel zwitschern und der Anden-Condor fliegt hoch über den Tälern… Wir genießen diese Zeit und diese Stille in einer der schönsten Gegenden Argentiniens…  Später erreichen mehr und mehr Wanderer den Aussichtspunkt… die Ruhe ist vorbei, wir kehren um und sind dankbar und erfüllt von diesen unbeschreiblichen Momenten in der rauen Bergwelt… Wir machen uns auf den langen Weg nach Puerto Natales in Chile (siehe extra Reisebericht). Nach Tagen wieder gut zurück in El Calafate angekommen übergeben wir den kleinen Corsa nach ca. 1500 Kilometer ohne ernsthafte Schäden. Der ein oder andere zusätzliche Steinschlag fällt bei diesem alten Auto gar nicht erst auf. Die letzte Station auf dem südamerikanischen Kontinent ist die Stadt Ushuaia – die südlichste Stadt der Welt… Dort angekommen regnet es. Unser vereinbarter „Pick-up-Service“ ist nicht da und so steigen wir in ein Taxi das uns zum Guesthouse „Los Calafates“ bringt. Ganz in der Nähe unserer gemütlichen Unterkunft gibt es einen Supermarkt und einen „Italiener“, der auch lokale Speisen zum mitnehmen anbietet. Die Menschen sind freundlich, die Auswahl ist groß, das Essen ist lecker und dazu noch günstig – Volltreffer! Bei einem ersten Spaziergang im Regen durch die kleine Stadt, fallen mir die vielen Souvenirläden und die „freilaufenden“ Hunde auf. Vielleicht hängen auch deshalb die unschönen „Müllkörbe“ vor jedem der Holz- und Blechhäuser so hoch. Bevor wir unsere 10 tägigen Expeditionsfahrt in die Antarktis beginnen möchte ich unbedingt nochmals meine Wäsche waschen lassen. Leider ist langes Wochenende verbunden mit einem Feiertag und deshalb alles zu. Unsere Hauswirtin weiß wie man Geld verdient und wäscht privat unsere Wäsche. 300 Peso für eine Waschmaschinen- und Trockner-Ladung !!! –  in Buenos Aires habe ich 45 Peso in einer Wäscherei bezahlt… das ärgert mich… Am nächsten Tag scheint die Sonne und wir machen eine kleine Wanderung zu dem nahegelegenen „Martial-Gletscher“. Die Aussicht auf die Bucht und den kleinen Containerhafen von Ushuaia ist herrlich. Am letzten Tag vor der Abfahrt sind wir gezwungen nochmals umzuziehen. Im „Refugio“ Bed & Breakfast treffen wir auf andere Teilnehmer unserer Antarktis-Expeditions. Der 70 jährige Mr. Lee aus Hong Kong ist mit seiner Frau Dorothea angereist und freut sich wie wir auf das bevorstehende Abenteuer. Wir haben Zeit und in Ushuaia gibt es noch ein paar interessante Museen zu besichtigen. Es gibt auch einen speziellen Markt für die „Artisanos“ (Kunsthandwerker/in) des Landes. In den edlen Schmuckläden findet man den Nationalstein Argentiniens. Der „Rhodochrosit“, ein Naturstein, dürfte aufgrund seiner auffallend rosaroten Farbe zu den ältesten Schmucksteinen der Welt gehören und wird auch in Argentinien abgebaut… Am Morgen sehe ich unser Schiff, die MV Ushuaia im Hafen liegen. Die Aufregung steigt… Haben wir alles Notwendige dabei? Immer wieder überprüfen wir unsere Ausrüstung… Vor allem die Getränke an Bord sind sehr teuer. Deshalb wird eingekauft. Bier, Wasser, Wein und ein paar Schokokekse… Dann machen wir uns zusammen mit Mr. Lee und seiner Frau auf den Weg zum Hafen… Von dort geht es mit dem Expeditionsschiff der „MV Usuhaia in die raue, kalte und faszinierende Antarktis… dem 7. Kontinent auf unserem wunderschönen Planeten…

Reisebericht Paraguay

Der „Stadt-Bus“ bringt mich am Dreiländereck (Argentinien, Brasilien, Paraguay)  auf der „Brücke der Freundschaft“, über den  Rio Parana, in die „Stadt des Ostens“ (Ciudat del Este). Die Grenzformalitäten bei der Einreise in den Binnenstaat Paraguay, das bereits 1811 unabhängig wurde, ist „Minutensache“. Es herrscht reger Verkehr an der Grenze. Unzählige Busse, LKW, PKW und Motorräder überqueren in beiden Richtungen die Staatsgrenze. Mit + 33 Grad ist es heiß im Zentrum der „Einkaufsstadt“. Geprägt vom Handel und wegen der vielen Marktstände geht es hier zu wie auf einem riesigen Basar. Nur ein Teil dieses Handels ist legal, ein Großteil basiert dagegen auf dem Schmuggel mit den Nachbarländern Argentinien und Brasilien. Auch werden sehr viele gefälschte Markenartikel (Adiddas, Puma, Nike etc.) verkauft. Im Bus versuche ich mein restliches brasilianisches Geld (Real) gegen Guarani (Landeswährung) umzutauschen. Eine ältere Frau fragt mich ob ich Deutscher bin und tauscht bereitwillig mein Geld. Sie erzählt mir von der Auswanderung ihrer Familie im Jahr 1927. In dieser Zeit sind neben all den Deutschen auch viele Italiener und Spanier nach Paraguay gekommen. Ab den 30iger Jahren kamen tausende deutschsprachiger Mennoniten  (evangelische Freikirche)  dazu. Diese bauten in den letzten Jahrzehnten eine Milchwirtschaft nach europäischen Standards auf. Heute sind 7% der Einwanderer, so auch der langjährige Diktator „Alfredo Stroessner“ (1954-1989),   deutscher Herkunft. Mit 35 Jahren war seine Regierungszeit, nach der von Fidel Castro (Kuba), die zweitlängste in Lateinamerika. Der „Antikommunist“ Stroessner regierte autoritär, unterstützte andere südamerikanische Gewaltregime und war verantwortlich für die Verfolgung von linken Oppositionellen („Operation Condor“). Unter Stroessners Herrschaft wurde inhaftiert, gefoltert und gemordet. Nach unabhängigen Schätzungen vielen dieser Willkür 3000 Menschen  zum Opfer. Darüber hinaus wurde Stroessner vorgeworfen, für die planmäßige Ausrottung eines großen Teils eines indigenen Indianerstammes, der Aché, verantwortlich gewesen zu sein… Durch einen Militärputsch 1989 wurde der Diktator gestürzt. Stroessner floh nach Brasilien, wo er bis zu seinem Tode blieb, und entzog sich damit einer Anklage wegen Menschenrechtsverletzungen… Soviel zu einem traurigen Teil der Geschichte dieses Landes.  Der Hauptgrund meiner kurzen Stippvisite in diesem Land, war die wesentlich günstigere Busfahrt (halber Preis) nach Buenos Aires. Bereits im Jahre 1994 bereiste ich Paraguay. Das kleine Land hat eine Fläche von ca. 405.000 qkm. Die ca. 6,7 Mio. Einwohner gehören, laut einer Umfrage im Jahr 2012, zu den „glücklichsten Menschen“ der Erde. Das muss uns, im reichen Westen, zu denken geben… Vor allem wenn man weiß das Paraguay im  Ländervergleich an 107 Stelle steht… Deutschland ist dagegen auf Platz Nr. 15. Den Wahlspruch des Landes sehe ich auf einer  der rot-weiß-blauen Staatsfahnen. „Paz y justicia“ und bedeutet „Frieden und Gerechtigkeit“… Schon am Busbahnhof fällt auf, dass dieses Land im Vergleich zu Brasilien arm ist. Lediglich die Hauptverkehrsstraßen sind asphaltiert. Alle Seiten- und Nebenstraßen sind Pisten von denen rotbrauner Sand aufwirbelt. Heute noch spielt die Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Sojabohnen, Maniok, Baumwolle, Zuckerrohr und Getreide, eine wichtige Rolle.  Fast 40% der Bevölkerung findet hier Arbeit. Großgrundbesitz prägt nach wie vor die Besitzstruktur, etwa 66 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen gehören 10 Prozent der Bevölkerung! Sehr interessant finde ich auch, dass bereits im Jahr 1609 bis 1767 die Jesuiten einen großen Teil der indigenen Bevölkerung in „besonderen Siedlungen“, den sogenannten „Jesuitenreduktionen“ (Missionswerk) ansiedelten und missionierten, und sie dadurch vor dem Zugriff der Großgrundbesitzer, Sklavenjäger und der spanischen Krone abschirmten. Durch den Itapu-Staudamm und den Verkauf von Energie kommen Devisen ins Land. Wie alle Länder Lateinamerikas ist Paraguay ein katholisches Land, etwa 80 % der Bevölkerung bekennt sich zu diesem Glauben. Anders wie in Brasilien (portugiesisch) wird hier wieder Spanisch gesprochen, was mir das Reisen wesentlich einfacher macht. Auf der Staatsstraße No. 6 geht es ca. 300 Kilometer in Richtung Süden in die Stadt Encarnacion. Kurz vor der argentinischen Grenze hält unser Doppeldecker-Bus und wir werden zu einem Abendessen eingeladen, das im Fahrpreis enthalten ist. Es gibt Hühnchen mit Kartoffel und ein kühles Bier. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit – für ein zweites Bier ist keine Zeit der Busfahrer drängt – unser Weg nach Buenos Aires ist weit… Das Licht der Straßenlampen spiegelt sich, im dunklen Wasser des Rio Parana, als wir die Grenze zu Argentinien überqueren…

Reisebericht Brasilien

Es ist heiß und schwül. Die Sonne brennt unerbittlich herunter – in der Nähe des Äquators. Irgendwo zwischen Boa Vista und Manaus werde ich mich in die südliche Hemisphäre begeben. Es sind ziemlich genau 1000 Kilometer Landweg bis zum Amazonas. Am „Immigration de Brasil“ will keiner ein Ausreiseticket oder meinen Internationalen Impfausweis mit der eingetragenen Gelbfieberimpfung sehen. Jetzt bin ich im fünftgrößten Land der Welt angekommen und schon bald erkenne ich die großen Distanzen, die hier zu überwinden sind. Brasilien hat zehn Nachbarstaaten. Die gesamte Grenzlänge beträgt 15.887 km und ist damit nach der Volksrepublik China und Russland die drittlängste Landgrenze der Erde. Auf der Staatsstraße 174 fährt ein alter, leerer Bus mit mir ins 220 Kilometer entfernte Boa Vista. Von dort nehme ich den Nachtbus nach Manaus. Die Preise in Brasilien sind ähnlich wie in Europa und somit teuer im Verhältnis zu den anderen Ländern  Südamerikas. Pünktlich verlässt am Abend ein supermoderner Bus die Stadt. Diesmal ist die Klimaanlage vernünftig eingestellt. Auf bequemen Liegesitzen überquere ich unbemerkt den Äquator. Schon früh geht die Sonne über den ausgedehnten Regenwäldern im Amazonastiefland auf. Wenig später erreichen wir den „Rodoviaria“, den großen Busbahnhof der Stadt. Weiter geht es mit dem Stadtbus # 209 ins „Centro Historico“. Auf dem Weg dorthin kommen wir vorbei an der „Arena de Amazonia“, einem Fußball-Stadion mit 44.000 Sitzplätzen, für das es nach den 4 Fußballspielen während der WM 2014, keine Verwendung mehr gibt… Da es in Manaus kein Fußball-Team gibt, finden hier in der tropischen Hitze auch keine Fußballspiele statt! Die Baukosten von 206 Mio. Euro hätte man sicher gegen die Armut im Lande besser ausgeben können! Es ist ein Skandal, wenn sich die FIFA solch einen Schwachsinn erlaubt… Warum protestiert dagegen eigentlich niemand??? In Kapstadt/Südafrika ist die Situation ähnlich gewesen. Dort will man das unnütze Fußballstadion nun wieder abreisen… Meine Unterkunft liegt im Stadtzentrum von Manaus. Die Stadt wurde in der Zeit zwischen 1870 und 1910 durch den Kautschukboom reich und bekannt.  Manaus hat heute ca. 2 Mio. Einwohnern und liegt an der Mündung des „Rio Negro“, dessen Flusswasser tatsächlich schwärzlich in der heißen Sonne schimmert. Das historische „Teatro Amazonas“ wurde im Jahre 1896 eingeweiht und durch die Einnahmen des Kautschukbooms finanziert. Die neobarocke Haupthalle mit 700 Sitzplätzen wurde von Architekten, Baumeistern, Malern und Künstlern aus ganz Europa entworfen und gebaut. Leider fand in den Tagen des Karnevals kein Konzert statt. Aber durch Zufall wurde ich zu einer „Kostüm-Prämierung“ für Kinder eingeladen und konnte somit die herrliche Innenausstattung sehen. Aufgrund des Kurssturzes bei Kautschuk erlebte das Opernhaus bereits 1907 seine vorläufig letzte Aufführung. Über acht Jahrzehnte nach der letzten Vorstellung konnte die Oper schließlich im März 1990 wiedereröffnet werden. Der Platz rundum das „Teatro“ ist mit speziellen „Kautschuk-Steinen“ ausgelegt die in früheren Zeiten den Lärm der vorbei fahrenden Pferdekutschen reduzierten. Die Kirche „Sao Sebastio“ befindet sich gleich in unmittelbarer Nähe zum Teatro und ist am Sonntagmorgen bis auf den letzten Platz gefüllt. Jedoch schrumpft die Zahl der katholischen Kirchenmitglieder im ganzen Land extrem. Lag der Anteil 1960 noch bei 91 % sind heute nur noch 65 % der Bevölkerung Brasiliens römisch-katholisch. Ich genieße das gute Frühstück auf der Dachterrasse meines Hotels und abends die Grillspieße die an kleinen Grillständen auf der Straße günstig angeboten werden. Der Hafen von Manaus ist der bedeutendste Umschlagplatz für Waren in der Amazonasregion, da es nur wenige Straßen und keine Eisenbahnlinie gibt. In den typischen mehrstöckigen Amazonasbooten werden sowohl Waren als auch Passagiere befördert. Gleich neben dem Hafen ist der Fisch-, Fleisch- und Gemüsemarkt. Das quirlige Treiben, das auf- und abladen der Schiffe, die Marktstände, die Ticketverkäufer. Ein buntes Völkergemisch erzeugt eine ganz eigene, eine exotische Atmosphäre hier am Ufer des Amazonas… Die „Ver-Müllung“ in den Straßen hält sich in Grenzen. Nur hin und wieder stinkt es aus dem Kanal. Im Schlafsaal des „Manaus-Hostel“ wohnt Graig aus den USA. Bei einem „Kaiser-Lager-Beer“ tauschen wir Informationen und verstehen uns gut. Die zwei großen Ventilatoren an der Decke im Zimmer bringen auch nachts nur wenig Abkühlung. Die Hitze ist erdrückend und schweißgebadet liege ich unter meinem Moskitonetz im Bett…  Bei der HBSC-Bank kann ich sicher Geld am ATM (Geld-Automaten) abheben. Eine „Rosenheimerin“ schenkt mir für meine weitere Reise ein interessantes Buch über Latein-und Südamerika sowie eine Hängematte. Eine viertägige Schiffsreise auf dem Amazonas nach Belem ist für mich die beste und günstigste Möglichkeit an die Atlantikküste zu kommen. Der junge Mann an der Rezeption gibt mir einen guten Tipp für den Ticketkauf. Kurze Zeit später finde ich „Rodrigo“ im Gewimmel an der Kaimauer. Ich leiste mir den Luxus, einer der wenigen „Cabins“ für 500.– Real. Am offiziellen Ticketoffice hätte ich 1250.– Real bezahlt. Die meisten Passagiere schlafen für 175.– Reals in den Hängematten auf  Deck. Drei Tage später bringt mich Rodrigo auf das Schiff. Meine Kajüte ist sehr eng aber eine eigene relativ, saubere Toilette, eine funktionierende Klimaanlage und ein wenig Privatsphäre bedeuten hier schon wirklichen Luxus. Mit mir an Bord der „Nelio Correa“ sind neben 200 Einheimischen auch Anna aus Finnland, Eddy aus den USA und Jerome ein Deutscher aus Dublin. Gleich zu Anfang konnte ich mir auf dem „Middle-Deck“ einen Plastikstuhl ergattern auf dem ich draußen, vor meiner Kajüte die vielen Träger beim Beladen des Schiffes beobachten konnte. Das „Lowerdeck“ ist gefüllt mit Plastikrohren, Holzkisten und verschnürten Plastiksäcken. Auch auf dem „Upper-Deck“ sind hunderte Hängematten aufgespannt. Darunter liegt auf Holzpaletten das Gepäck der Reisenden. Es gibt eine Kantine, einen Kiosk und jeden Nachmittag dröhnt die Musik laut aus den riesigen Lautsprecherboxen. Auf dem großen „Flatscreen“ flimmert die dazu gehörende Band.  Ein Trinkwasserbehälter wird regelmäßig gefüllt, jedoch wird vor dem Wasser und vor dem Essen an Bord im „South-American-Handbook“ gewarnt. Für die lange Reise habe ich mich deshalb mit Bananen, Orangen, Keksen und fünf Liter Mineral-Wasser eingedeckt. Dann heißt es „Leinen los“ und unser Schiff macht sich auf die lange Reise (ca. 1000 Kilometer) nach Belem. Mit dem Kapitän, dem Koch und der Küchen-Mamsell verstehe ich mich ganz gut. Senior Rockenbach, ein alter, schwerhöriger Mann erzählt mir, mit seinen wenigen noch bekannten deutschen Wörtern, von seinem Leben, seiner Familie und seinen Kindern die er jetzt abwechselnd besucht. Mit Karten- und Streichholztricks vertreibt er sich die Zeit und verblüfft seine Zuschauer. Immer wieder kommen von den kleinen Siedlungen am Ufer Boote, docken an und bringen bzw. holen Passagiere ab. Auch Polizisten kommen an Bord. Vermutlich suchen Sie nach Drogen… Mit 6448 Kilometern ist der Amazonas der zweitlängste Fluss der Erde. Etwa 300 km südlich des Äquators durchquert er, das im Westen von den Anden umrahmte, von tropischem Regenwald geprägte, Amazonasbecken ostwärts bis zum Atlantik. Der Amazonas ist mit einer mittleren Wasserführung von 206.000 m³/s der mit Abstand wasserreichste Fluss der Erde. Die Stimmung auf der „Nelio Correa“ ist gut. Die vielen Menschen an Bord, hängen friedlich auf engstem Raum in ihren Hängematten neben- und übereinander, lesen, spielen, hören Musik oder schlafen. Es herrscht eine angenehme, eine friedliche Atmosphäre auf dem Schiff. Jerome hat eine eitrige Entzündung am Fuß. Es findet sich eine Ärztin an Bord und schon beginnt am „Upper-Deck“ die OP unter freiem Himmel… Immer wieder begegnen oder überholen uns andere Schiffe. Große Container-Schiffe ebenso wie Schubverbände mit Tropenholz. Nicht nur der Regenwald im Amazonasgebiet wird von den Menschen langsam zerstört, auch der Lebensraum im Fluss wird geschädigt: Goldgräber haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 2000 Tonnen hochgiftiges Quecksilber in den Amazonas geleitet. Die berühmten „Flussdelphine“ kann ich nirgendwo mehr sehen… In der Amazonasregion leben etwa eine Million Angehörige indigener Gruppen. Ihre Territorien werden von der Indianerbehörde FUNAI demarkiert. In deren Gebieten leben ca. 150 verschiedene Völker (Yanomami, Awa, Tikuna, Guarani etc.) Dennoch kommt es in den Indianergebieten zu heftigen Auseinandersetzungen mit illegal eindringenden Goldsuchern und korrupten Holzunternehmern.

“Warum ist so viel Zeit notwendig, um zu verstehen, dass wir uns selbst schaden, wenn wir die Natur zerstören? Wir betrachten nicht die Welt von außen. Wir sind nicht von ihr getrennt.”

Aussage von Herrn Davi Kopenawa, einem „Yanomami-Indianer…“

Ein tropischer Regenschauer fällt über uns herab. Schnell werden überall Planen gespannt, damit die Wassermassen nicht zu sehr in das Schiff eindringen und das am Boden, auf Holzpaletten liegende Gepäck durchweichen. Ein Buch mit den besten Reportagen aus Latein- und Südamerika bringt mir dieses Land noch näher. Es ist zumindest ein Versuch die Zusammenhänge zwischen Reichtum, Korruption, Drogenmafia und Armut besser zu verstehen… Am Abend genieße ich bei einem kühlen Bier, die Stimmung im Licht der untergehenden Sonne, während der Schiffsmotor monoton vor sich hin dröhnt… Am letzten Tag unserer Schiffsreise herrscht bereits am Morgen „Aufbruchsstimmung“ an Bord. Die Hängematten werden zusammengerollt und die „Koffer“ gepackt. Die Frauen schminken sich und die Männer ziehen sich ein sauberes Hemd über. Von weitem erkennt man die Skyline von Belem. Auch ich bin beeindruckt von dieser großen Stadt. Nur langsam kommen wir näher. Auch unser Kapitän trägt jetzt seine schneeweiße Uniform und lotst sein Schiff sicher in den kleinen Hafen. Es ist Sonntag tropisch heiß und ruhig in Belem. Es stinkt und die Ratten springen auf den Straßen umher. Eddy und Anna suchen für uns eine Unterkunft während ich mit Jerome in einem kleinen Park-Pavillon warte. Mit seinem verbundenen Fuß kann er kaum laufen und braucht dringend Antibiotika, die ich später zusammen mit Anna besorgen kann. Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege. Anna und Eddy wollen in Richtung Süden trampen… Jerome und ich ziehen in ein anderes Hotel um das für den gleichen Preis zumindest einen optisch besseren Eindruck macht. Am nächsten Tag trennen sich auch unsere Wege. Jerome hat einen Nachtflug nach Rio de Janeiro und ich fahre mit dem Nachtbus nach Sao Luis. Nachmittags sitzen wir gemeinsam an unseren Laptops. Ich bearbeite, sortiere meine Fotos, als Jerome zum „Supermercato“ aufbrechen will. Er lässt sein ganzes Gepäck, Smartphone, Geld etc. bei mir zurück. Als er nach zwei Stunden noch nicht hier ist, mache ich mir erstmals Sorgen. Kurze Zeit später hält ein Polizeiauto vor der Tür und Jerome steigt mit zerrissener Hose und zerrissenem T-Shirt aus. Er wurde gleich hier um die Ecke von zwei Männern mit einem abgebrochenen Flaschenhals bedroht und niedergeschlagen. 80.– Real war alles was er bei sich hatte das sind ca. 10 Euro… ein paar Schürfwunden am Arm sind im Vergleich zu seiner seelischen Verfassung harmlos… er weint…  ist fix und fertig… er hatte Angst umgebracht zu werden… Ich versuche ihn zu beruhigen… Nach einer Zigarette, einer Dusche und frischen Klamotten geht es ihm schon besser… Die brutale Gewalt erschreckt auch mich und macht mich nervös… Eine Stunde später mache ich mich mit Rucksack und Gepäck zu Fuß auf den Weg durch die gleiche Straße…  Die Nachtfahrt nach Sao Luis verbringe ich in einem alten, verdreckten Bus. Im Morgengrauen erreichen wir die historische Altstadt, die seit 1997 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Die Stadt mit Ihren vielen, alten Häusern aus der Kolonialzeit liegt auf einer Halbinsel. An dieser Stelle der brasilianischen Küste beträgt der Tidenhub etwa sieben Meter! Der Ursprung der Stadt liegt im Jahr 1612, als die Franzosen ein Fort bauten. Dieses Fort fiel 1615 an die Portugiesen. 1631 wurde die Siedlung von Niederländern eingenommen, doch 1664 bekam Portugal nicht nur hier, sondern in ganz Brasilien wieder die Oberhand. Charakteristisch für die Altstadt sind die mit portugiesischen Fliesen (Azulejos) bedeckten Fassaden. Die gepflasterten Straßen sind noch menschenleer als ich meine Unterkunft suche. Dort angekommen werde ich an der Rezeption vor Überfällen auf offener Straße gewarnt… Das alte, schöne Haus aus der Kolonialzeit hat einen kleinen Balkon zur Straße hin. Im ersten Stock treffe ich auf „Camille“, aus Frankreich. Von ihr bekomme ich eine Empfehlung und die Adresse eines Klosters in Salvador de Bahia. Es freut mich sehr als ich kurze Zeit später per e-mail eine Einladung von Bruder Francis bekomme dort für ein paar Tage zu wohnen… Etwa 15 Gehminuten vom historischen Zentrum entfernt befindet sich ein moderner „Supermercato“, in dem man alles findet, auch ein gutes Restaurant. Gut gestärkt mache ich mich nach einigen Tagen auf den Weg zum Busbahnhof und es beginnt eine weitere lange Busfahrt in das 1460 Kilometer entfernte Feira de Santana. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir die endlosen Savannengebiete (Cerrado) von Zentral-Brasilien. Die Bäume in den Cerrados erreichen eine Höhe von 4 bis 9 m und bedecken 30 % der Fläche.  Die Cerrado-Region wird erst seit etwa 50 Jahren im großen Stil landwirtschaftlich genutzt. Dazu muss die Nährstoffarmut der Böden durch Düngung ausgeglichen werden. Auf großen Plantagen werden Sojabohnen, Mais, Zuckerrohr und Reis angebaut. Von Feira de Santana sind es nochmals 220 Kilometer nach Salvador der Bahia. Erschöpft komme ich am späten Nachmittag in der drittgrößten und ehemaligen Hauptstadt Brasiliens an. Die Küstenstadt mit rund 2,6 Mio. Einwohnern liegt in der „Allerheiligenbucht“ und ist Sitz des Erzbistums des Landes. Anerkannt als internationales Handels- und Wirtschaftszentrum verfügt die Stadt über eine Erdöl- und Zuckerraffinerie, sowie Baumwoll-, Tabak und Kakaoverarbeitungsbetriebe. Der große, moderne Rodavaria (Busbahnhof) verfügt neben allen bekannten Fast-Food-Ketten auch über ein Touristenbüro. Dort bekomme ich neben einem Stadtplan die Info, welcher Bus mich in die Altstadt zum Terminal „Brassa de Se“ bringen soll. An einer der großen Haltestelle warte ich vergebens auf einen „rot-blauen Kleinbus“ und werde von einer Haltestelle zur nächsten  geschickt. Endlich finde ich in der Hitze des Tages die richtige Haltestelle und den rot-blauen Kleinbus. Salvador de Bahia ist auf verschiedenen Ebenen einer Bergkette gebaut, welche die Stadt in eine Oberstadt und in eine 70 Meter tiefer gelegene Unterstadt teilt. Um vom einen Teil in den anderen zu gelangen, kann man einen Aufzug „Lacerda“  nutzen. Das Kloster „Congregacao Sao Joao“ ist am Rande von „Pelourhino“ dem historischen Teil der „Oberstadt“.  Mehrmals frage ich einen der vielen, schwerbewaffneten Polizisten. Der Weg in das Kloster schien kurz, war aber dann doch sehr lang. Es wird bereits dunkel als ich endlich die offenen Türen der Klosterkirche, in der gerade eine Abendmesse gehalten wird, finde. Bruder Francis empfängt mich herzlich und zeigt mir meine einfach eingerichtete „Kammer“. Nachdem ich mein Moskitonetz gespannt habe falle ich erschöpft ins Bett. Es ist 6 Uhr morgens und ganz still im Kloster. Ich mache mich auf den Weg zum Morgengebet (Laudes). In der Klosterkirche befinden sich bereits drei Mönche und eine Frau vertieft in stiller Meditation… Nach dem Frühstück mache ich mich auf – noch schläft die Stadt… Lange Zeit verfiel der alte Stadtteil „Pelourinho“ (UNESCO Weltkulturerbe), und verkam zu einer innerstädtischen „Favela“, einem Armenviertel. Menschen hausten dort unter den unwürdigsten Bedingungen. Ab 1991 wurden die Menschen in Neubausiedlungen außerhalb Salvadors umgesiedelt. Noch heute sind 35% der Bevölkerung arm… Der historische Stadtteil wurde mit seinen umgebenden Straßen von Grund auf saniert. Es hielten wieder Pensionen, Restaurants und Tanzschulen Einzug. Die Rekonstruktion konnten oft nicht detailgetreu durchgeführt werden, weil viele Häuser zu Ruinen verfallen waren, von denen lediglich die Fassade gerettet werden konnte. Dem Einfluss der Jesuiten ist es geschuldet, dass die Indios hier von der Sklaverei verschont blieben. Stattdessen wurden Afrikaner entführt und nach Brasilien verschleppt. 1878 waren 40% der gesamten Bevölkerung in Salvador Sklaven. Der afrikanische Einfluss auf Salvador ist nach wie vor sichtbar. In kaum einer anderen Region ist die Stellung der „Afrobrasilianer“ so stark. Dies zeigt sich vor allem in der Küche, der Musik und der Religion. Die Stadt „der vielen Kirchen“ hat was… Es ist Mittag als ich im „Terreiro de Jesus“ Anna aus Finnland, durch „Zufall“ wiedersehe… In einem der gemütlichen Straßencafes finden wir Platz und sie erzählt mir von ihrem Musikunterricht auf dem „Berimba“. Zurück im alten und halb verfallenen Kloster bin ich zum Mittagessen der Brüder eingeladen. Die Atmosphäre, die Gemeinschaft im Kloster ist unbeschreiblich. Auch wenn es nur sehr spartanisch eingerichtet ist – ich fühle mich hier richtig wohl… Ein ganz anderes Schmuckstück ist die mit Gold überladene Klosterkirche „Sao Francisco“ die einiges von der Pracht des 17. Jahrhunderts erahnen lässt. Eine weitere Besonderheit ist der „Candomblé“. Er stellt eine afro-brasilianische Religion dar und hat seine eigentliche Wiege in Westafrika. Ein Beispiel für Volksglauben sind die bunten Bänder (Fitinhas), welche um den Arm gebunden werden. Mit drei Knoten wird das Band am rechten Handgelenk angebracht. Das Band darf nicht mehr entfernt werden, und wenn es von alleine abfällt, sind die drei Wünsche erfüllt… Auch die Capoeira ist ein Erbe der Sklavenzeit, und Salvador gilt als das Zentrum dieses Kampftanz-Sports. Bei all dem Schönen darf man die Kriminalität in der Stadt nicht unterschätzen. Salvador gehört heute zu den gewalttätigsten Metropolen der Erde. Die Hauptgründe hierfür sind Armut und Drogen… Wenn die großen Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Salvador de Bahia vor Anker gehen und sich pro Schiff ca. 3000 Touristen auf den Weg in die alte Stadt machen sind Hundertschaften der Polizei unterwegs um die Sicherheit der Touristen zu gewährleisten… Ganz in der Nähe meines alten Klosters ist ein, bei den Einheimischen sehr beliebtes aber einfaches Straßen-Restaurant. Dort kennt man mich als Bewohner des Klosters, was respektiert wird und mir in der Dunkelheit Sicherheit gibt… So schön es hier ist – es ist Zeit zu gehen…  Meine längste Busreise auf dieser Weltreise steht an. Es sind immerhin 1568 Kilometer und mehr als 28 Stunden Busfahrt nach Rio de Janeiro. Gut versorgt und vorbereitet besteige ich am Abend den großen, komfortablen Doppeldecker-Bus. Auf dem Weg lerne ich Rotem (Israel) und Artyom (Russland) kennen. In Rio angekommen fahren wir zusammen in den Stadtteil Botafago. Der in der Nähe von Corcovado, Zuckerhut, Ipanema und Copacabana liegt. Wir landen im einen der vielen und lauten „Party-Hostels. Nach einem guten Frühstück ging es viel zu spät los und unser Bus bleibt im Verkehrsgewühl stecken. Es ist kein Zufall, dass gerade in dieser Stadt mit 6,4 Mio. Einwohnern, Jesus mit ausgebreiteten Armen auf dem 704 Meter hohen Corcovado steht und den Menschen ein Zeichen geben will… Die Aussicht auf die Stadt, den 394 Meter hohen Zuckerhut und die Strände Copacabana und Ipanema ist grandios. Mit der Metro Linie 1 geht es weiter nach Catagalo. Von dort machen wir uns auf die Suche nach dem Strand und dem „Girl from Ipanema“… Ein kühles Bier und schon geht es weiter zum weltberühmten Sandstrand „Cobacabana“. Der vier Kilometer lange, halbmondförmige Strand mit Promenade an der „Avenida Atlantica“, hatte sein goldenes Zeitalter zwischen den 30iger und 50iger Jahren. Als Stadtteil der Bohème, des Reichtums und des Glanzes ist Copacabana zum Thema vieler Musikstücke, Bücher und Bilder geworden. Auf der Dachterrasse einer Shopping-Mal erleben wir, bei einem kühlen Bier, einen herrlichen Sonnenuntergang. In der Dunkelheit der Nacht gilt es aufzupassen, denn auch hier herrscht die Gewalt… Die Polizei und das Auswärtige Amt haben seitenlange Reisewarnungen herausgegeben… Ein für mich fragwürdiges Touristenangebot ist der Besuch der Armenviertel (Favelas) in einem modernen Kleinbus mit „WIFI“ und „Klimaanlage…“ Ähnliche Touristenangebote habe ich leider auch in Johannesburg (Südafrika) gesehen wo Touristen in die „Townships“, die Armenviertel der Schwarzen gefahren werden. Ist es „cool“ da gewesen zu sein wo keiner gerne Leben möchte??? Steigt etwa nach dem Besuch die Spendenbereitschaft??? Oder ist es spannend, dort im Schutze des Reiseführers, nicht überfallen, bedroht oder ausgeraubt zu werden??? Ich distanziere mich von solchen Angeboten die den Armen in den Elendsvierteln nun gar nichts nützen… Wer die Armut sehen will – der öffne die Augen – dazu bedarf es keiner organisierten Bustour!!! Mein nächstes Ziel ist das 1480 Kilometer entfernte „Foz de Iguazu an der Grenze zu Paraguay. Diesmal funktioniert die Klimaanlage gar nicht! Das ist bei + 33 Grad ohne ein offenes Fenster kein Spaß mehr! Nach drei Stunden erreichen wir Sao Paulo wo ein anderer Bus auf uns wartet.  Am nächsten Morgen erreichen wir Foz de Iguazu, das an der „Mündung des großen Wassers“ liegt. Nur ca. 25 Kilometer entfernt befinden sich die weltberühmten „Iguazu-Wasserfälle“. Eine Tour zum leistungsmäßig, größtem Wasserkraftwerk der Erde dem Itaipu-Staudamm versetzt mich ins Staunen. An der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien arbeiteten von 1974 bis 1982 insgesamt 34.000 Menschen an diesem Mega-Projekt das allein von Brasilien finanziert wurde. Zwei der 18 Turbinen kommen übrigens von der Fa. Voith aus Heidenheim. Die Staumauer hat eine Höhe von 196 Metern. Der Stausee in dem das Wasser des Rio Parana gestaut wird, hat eine Fläche von 1350 qkm und eine Länge von 170 Kilometern. Die Stromgeneratoren haben einen Durchmesser von 16 Metern. Die Jahresleistung (98,63 Terawattstunden) deckt den kompletten Strombedarf von Paraguay und 16% des Jahresbedarfes von ganz Brasilien ab. Nur wenige Kilometer entfernt von diesem Wunderwerk der Technik und der Baukunst, kann man ein Wunderwerk der Natur bewundern. Die Iguazú-Wasserfälle bestehen aus 20 größeren sowie 255 kleineren Wasserfällen auf einer Ausdehnung von 2,7 Kilometern. Einige sind bis zu 82 Meter, der Großteil ist 64 Meter hoch. Die Wassermenge an den Fällen schwankt von 1500 m³/s bis über 7000 m³/s. Das auch „Teufelsschlund“ genannte Wasserfallsystem ist eine U-förmige, 150 Meter breite und 700 Meter lange Schlucht. Sprachlos sitze ich lange da, sehe die Farben des Regenbogens über den Fällen und höre das mächtige Donnern der Wassermassen… Da die meisten Fälle in Argentinien liegen, ist der größere Panoramablick von der brasilianischen Seite aus möglich. Diese Wasserfälle sind nicht die größten, nicht die höchsten aber die schönsten Wasserfälle auf unserem Planeten… das bewegt… Die Nationalparks beiderseits der Wasserfälle wurden 1984 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Sie schützen einen der letzten Reste Atlantischen Regenwaldes. Die Nationalparks sind ein wichtiger Rückzugsraum für die Artenvielfalt auf dem Gebiet des Iguaçu. Hier leben allein etwa 800 verschiedene Schmetterlingsarten. Ein kleiner, unscheinbarer Zoo in der Ortsmitte der Stadt bringt uns die Planzen- und Tierwelt in dieser Region näher. Eine Tagestour von unserem Guesthouse ist die einfachste Möglichkeit, die nicht weniger spektakulären Wasserfälle, von der Argentinischen Seite aus zu sehen. Noch tief beeindruckt von den Naturgewalten verlasse ich dieses Land über die „Brücke der Freundschaft“ in Richtung Paraguay…

Reisebericht Venezuela

Unser Flugzeug landet, nach nur 30 Minuten sicher um 19 Uhr auf dem kleinen Airport von Porlamar in Venezuela. Die Einreise war nicht ganz problemlos, ein zweiter Grenzbeamter will mein „Rückflugticket“ sehen… wortlos legte meine „wertlose Reservierung“ für den Rückflug  vor. „todo bien“ (alles gut)…  Wilfor und Elena, die in Port of Spain zum Einkaufen waren, klären mich über den „Schwarzmarkt“ in Venezuela auf. Der offizielle Kurs ist 1 US Dollar = 8 Bolivar. Auf dem Schwarzmarkt ist der Umtauschkurs  1 US Dollar = 150 Bolivar! Das ist ein großer Unterschied! Bei den Beiden kann ich gleich ein paar Dollar umtauschen. Es gab jede Menge Taxifahrer am Flughafen doch ich konnte in der Dunkelheit keinen, als meinen Fahrer identifizieren. Elena rief in meinem Hotel an. Von dort wurde uns versichert, dass der Taxifahrer vor Ort sei. Irgendwann kam Wilfor mit einem Taxifahrer in die „Arrival-Hall“. In dunkler Nacht fuhren wir ca. 30 Kilometer nach Juangriego, ein kleines Fischerdorf im Norden der Insel. Im Hotel Patrick angekommen war der Ärger groß, denn es war der falsche Taxifahrer… Egal, ich bezahlte Ihm 800 Bolivar und damit war für mich die Sache erledigt. Noch spät in der Nacht ist es heiß. Der Decken-Ventilator in meinem kleinen Zimmer bringt etwas Abkühlung. Müde falle ich nach einem langen, aufregenden Tag ins Bett. Am nächsten Morgen finde ich im Zentrum der kleinen Hafenstadt, die berühmt ist für ihre herrlichen Sonnenuntergänge, eine „Panaderia“ (Bäckerei) und genieße Zuckergebäck und Kaffe auf der sonnigen Terrasse. Als Kolumbus 1498 diese kleine Insel entdeckte bekam er von den „Guaiqueri“ (Ureinwohner) viele Perlen geschenkt und wurde dadurch auf die massiven Perlenvorkommen aufmerksam. Er nannte die Insel „Margarita“ (die Perle). Wie in allen anderen karibischen, mittel- und südamerikanischen Staaten wurden auch hier die meisten Ureinwohner durch eingeschleppte Krankheiten und Krieg von den Spaniern ausgerottet… Am Hafen liegen kleine, bunt bemalte Fischerboote. Der Fischmarkt ist gleich neben an. Unzählige Pelikane, sitzen auf den Schiffen und freuen sich auf die Fischabfälle vom Markt. Mein Hotel liegt nur wenige Meter von der Küste und vom Fischmarkt entfernt. Florencia sitzt an der Rezeption und erzählt mir das sie aus Spanien kommt.  Sie hat Eduardo, den Hotelbesitzer im Internet kennen gelernt. Jetzt lebt sie hier zusammen mit seiner großen Familie. Auf Grund der schlechten Versorgungslage und der Reisewarnungen ist der Tourismus auch hier stark zurück gegangen. Die Geschäfte gehen schlecht… Die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes für diese Insel und für ganz Venezuela klingen wie folgt:

„Auf der Ferieninsel Margarita besteht die Gefahr bewaffneter Raubüberfälle, auch in Hotelanlagen und bei begleiteten und organisierten Gruppenexkursionen.“

„Bei Kontrollen durch Uniformierte (Polizei, Militär) im Stadtgebiet, bei Straßenkontrollen, und selbst am Flughafen sind in der Vergangenheit Reisende von den uniformierten Kontrolleuren beraubt oder zu Geldzahlungen bzw. Geldumtausch genötigt worden. Händigen Sie bei derartigen Kontrollen nach Möglichkeit nur eine Kopie Ihres Passes und nicht das Originaldokument aus.“ 

Also kann man den „uniformierten Polizisten“ und „Sicherheitsbeamten“ auch nicht mehr trauen! Das alles und die vielen Warnungen von den Einheimischen macht das Reisen nicht leicht… Florencia und Eduardo helfen mir Geld auf dem illegalen „Schwarzmarkt“ zu tauschen. Ein Geschäftsmann arabischer Herkunft gibt mir einen ganzen Bündel Geldscheine, mit einem Gummiband umwickelt. Danach unterstützen mich beide beim Kauf einer Sim-Karte für mein Telefon. Somit habe ich für den Notfall eine direkte Verbindung nach Deutschland. Das Fischerdorf hat in der Ortsmitte eine kleine Kirche. Auch die Einheimischen genießen an der „Uferpromenade“ die stimmungsvollen Sonnenuntergänge. In einem Restaurant genieße ich ein kühles Bier und die tolle Atmosphäre am Ufer. Es gefällt mir gut hier – auf der Insel. Es ist noch Dunkel, als um 5 Uhr morgens Antonio, mein Taxifahrer, auf mich wartet. Er bringt mich zum Hafen nach Punta de Piedras.  Von dort geht die Fähre zum Festland nach Puerto La Cruz.  Mit mir warten viele Menschen am Ticket-Schalter. Eine neue Regelung besagt, dass man Fähr-Tickets ab sofort nur noch mit einer „Maestro-Bankkarte“ bezahlen kann. Dann allerdings zum „offiziellen Umtauschkurs“! was sehr teuer für mich wäre. Die nette junge Frau am Schalter jedoch findet eine andere Lösung für mich und ich kann bar bezahlen – na also – es geht doch…  Auf der Fähre, ein riesiger Katermeran, lerne ich Ronja kennen. Sie arbeitet für einen Radiosender und ich erfahre viel über „Land und Leute“. Als wir uns der Hafenstadt Puerto de La Cruz nähern, sehe ich viele Öltanker vor Anker liegen. Öl ist das wichtigste Exportgut Venezuelas. Der hohe Ölpreis war von 1973 bis 1983 ein Segen für das ganze Land. Es war zu dieser Zeit eines der wohlhabendsten und politisch stabilsten Länder in Lateinamerika. Die Präsidenten haben es versäumt in den „guten Jahren“ andere Industriezweige aufzubauen. Durch den sinkenden Ölpreis und die hohe Staatsverschuldung fehlt es in Venezuela heute an Gütern der Grundversorgung. Im Februar 2015 wurde nicht mehr die Kriminalität als größte Sorge eingestuft, sondern die Versorgungslage! Hier kostet 1 Liter Mineral-Wasser mehr als 1 Liter Benzin! Hugo Chavez, der Nationalheld des Landes, konnte während seiner Amtszeit zwar die politische Situation stabilisieren, jedoch die Korruption, die zunehmende Armut und Gewalt im Land nicht stoppen. Heute stehen viele Bürger vor den Banken in einer Schlange. Man versucht das Ersparte abzuheben, denn die rasante Inflation macht das Geld wertlos… Der heutige Präsident Nicolas Maduro wird bei den einheimischen unter vorgehaltender Hand als „Diktator“ bezeichnet… eine Protestwelle gegen den Staatschef im Feb. 2014 wurde brutal niedergeschlagen. 42 Tote, 785 Verletzte und 2200 Protestanten wurden inhaftiert… Ronja besorgt mir ein Taxi zum Busbahnhof der Stadt. Das typische südamerikanische Chaos herrscht hier… „Cara, Cara, Cara“ wird lautstark gerufen und damit Tickets nach Caracas angeboten. Auch ich finde in einem der vielen kleine Ticket-Schaltern einen Fahrschein nach Ciudad Bolivar. Wenige Stunden später verlässt unser alter Bus die Stadt und bleibt erst mal im Verkehrschaos stecken. Später werden die Passagiere im hinteren Teil des Busses durch ein schmorrendes und stinkendes Kabel auf einen Defekt aufmerksam. Wir halten mehrfach an um den Schaden notdürftig zu reparieren. Es ist bereits dunkel als wir Ciudad Bolivar erreichen. Jede Menge „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ warten auf uns… Einer davon bringt mich mit seinem alten verrosteten Ami-Schlitten zum „Posada Don Carlos“. Wie so oft auf meiner Reise hat auch dieser Taxifahrer mich übers Ohr gehauen, doch der Verlust hält sich in Grenzen… Freundlich werde ich, im großen Innenhof, des 1876 im Kolonialstil erbautem,  Herrenhaus empfangen. Etwas erschrocken bin ich über die zwei Rottweiler die frei herumlaufen…Das Zimmer im ersten Stock ist klein und sauber. Auf der Veranda gibt es auch die Möglichkeit kostengünstig in einer Hängematte zu übernachten. Leider gibt es kein fließendes Wasser – die Wasserpumpe ist kaputt. Jetzt muss eine „Schöpfkelle“ zum Duschen herhalten. Gegenüber gibt es ein kleines Restaurant. Dort bekomme ich spät abends noch ein „Polo Milanese con Ensalata“ und ein kühles Cerveza (Bier) serviert. Ciudad Bolivar wurde 1764 als Angostura gegründet und 1846 zu Ehren des Freiheitskämpfers Simón Bolívar umbenannt. Die Stadt liegt an einer nur 700 Meter breiten Verengung des Orinoco. Der Fluss ist mit einer Wasserführung von 35.000 m³/s der viertgrößte Fluss der Welt und der zweitgrößte Südamerikas. Das Mündungsdelta ist eines der weltweit größten mit einer Fläche von rund 19.000 km²  und einer Breite von 370 Kilometern. Der Hafen der Stadt ist wichtig für die östlichen Regionen Venezuelas. Als eines der Hauptwirtschaftszentren im Stromgebiet des Orinoco sind seine Hauptprodukte Gold, Eisenerz, Vieh, Tierhaut und seltene Hölzer. Ciudad Bolivars historisches Zentrum ist in einem sehr guten Erhaltungszustand, mit kolonialzeitlichen Gebäuden und einer Kathedrale am Plaza Bolivar. Dort besuche ich am Abend den gut besuchten Gottesdienst. 95 % der Bevölkerung sind Katholisch. Am nächsten Tag entdecke ich in einer Kunstgalerie ein interessantes Gemälde. Es zeigt vier verschiedene Personen auf gleicher Höhe. Jesus, Christus, Mahatma Gandhi, Hugo Chavez und Don Quijote… Der Eintritt in die umliegenden Museen ist kostenlos… Mein nächstes Ziel ist der Nationalpark Canaima, der sich in der Gan Sabana im Südosten Venezuelas befindet. Mit einer Gesamtfläche von 30.000 qkm ist er einer der größten Nationalparks der Welt und wurde von der UNESCO als Weltnaturerbe ausgerufen. Es gibt keine Straßen dorthin. Mit einem alten, klapprigen, einmotorigen Flugzeug mache ich mich mit weiteren fünf Leuten auf den Weg. Unser Pilot, mit fettigem Haar und leuchtgrüner Armbanduhr sitzt gelangweilt im kleinen Cockpit der Maschine. Ich bin aufgeregt. Die Sicherheitsgurte funktionieren nicht und es zieht ein frischer Wind durch die Fenster und Türen der Maschine. Der Motor brummt laut vor sicher her… Die Aussicht jedoch ist spektakulär!!! Wir fliegen über unberührten, tropischen Regenwald, sehen Flüsse und ca. eine Stunde später Tafelberge und Hochplateaus… Irgendwann fliegen wir durch dichte Wolken. Ein „Luftloch“ und das abrupte absinken des kleinen Fliegers lässt mir das Herz stehen… Der Pilot bleibt cool und locker…   Weit unten erkenne ich die kleine Landepiste… Kurze Zeit später haben wir wieder sicheren Boden unter den Füßen. In einem kleinen Dorf ganz in der Nähe wird unsere kleine Gruppe untergebracht und auf die bevorstehende Bootsfahrt vorbereitet. Mit einem „Einbaum“ geht es auf dem Rio Churun stundenlang flussaufwärts. Als wir durch Stromschnellen fahren bekommen wir mal eine größere, mal eine kleinere Dusche ab. Das Gepäck wurde deshalb unter einer großen Plastikplane wasserdicht verstaut. In meinem kleinen Rucksack ist neben meinem Laptop, Reisepass, Kreditkarte auch mein ganzes Bar-Geld sicher untergebracht – wie ich denke… wenig später wird das Wasser seicht und wir müssen zu Fuß weiter… zu spät erkenne ich, dass der Einbaum, mit dem ganzen Gepäck, eine ganz andere Route fährt! Alles ging so schnell und ich sehe das Boot mit all meinen Wertsachen davon schwimmen… Wir sind eine Stunde zu Fuß unterwegs… ich ärgere mich über mich selbst, dass ich meinen Rucksack mit all den Wertsachen nicht sofort aus dem Boot geholt habe… zu spät… jetzt ist es so und ich kann nur hoffen und beten, dass sich die beiden Bootsmänner nicht an meinen Rucksack vergreifen… Chris, ein Pole aus Australien beruhigt mich als wir am vereinbarten Treffpunkt am Ufer auf das Boot warten… Wenig später kommt das Boot. In einer sandigen Bucht essen wir unsere mitgebrachten Sandwiches und ich überprüfe sofort meinen Rucksack – alles da – Gott sei Dank… Die letzten Kilometer zu den höchsten Wasserfällen der Welt, müssen wir durch tiefen Dschungel wandern. Es ist tropisch heiß, schwül und anstrengend im dichten Urwald. Für die „Pemon-Indianer“ die hier Leben, ist der Wasserfall heilig. Irgendwann gibt der Regenwald den Blick frei auf die Steilwand, von der aus 980 Metern die Wassermassen in die Tiefe stürzen… überwältigt von dem  Anblick… machen wir uns auf den Weg ins Camp auf der anderen Seite des Flusses. Unsere Gruppe besteht übrigens aus folgenden Nationen: 2 x Argentinien, 1 x Schweiz, 1 x Australien, 1 x Tschechei und mir… Wir schlafen im Freien in unseren Hängematten. Der Tag war anstrengend und so schlafe ich schnell ein. Um drei Uhr morgens erwache ich und bin froh um eine Decke, denn es wurde kühl im Regenwald. Mit dem Morgengrauen erwacht auch die Tierwelt. Vögel zwitschern und andere fremdartige Geräusche dringen durch den Dschungel. An einem Lagerfeuer gibt es heißen Kaffee und wenig später Rühreier zum Frühstück – was will man mehr… Mit dem Boot geht es zurück. Die Fahrt durch tiefe Schluchten, umgeben von Tafelbergen mit mehreren kleineren Wasserfällen, wird durch zwei Stopps unterbrochen. Dort haben unsere Bootsmänner Fischnetze ausgespannt die sie kontrollieren. Auf dem Rio Carraco in der Laguna Canaima entdecken wir am Nachmittag die wesentlich kleineren aber wunderschönen Wasserfälle „Salto Sapo“ und „Salto Sapito“. Meine Plastiktüte aus Hong Kong wird zum wasserdichten Beutel, als wir durch die Wasserfälle hindurch laufen… einfach atemberaubend die Naturgewalten… Bis zum Abflug am Nachmittag ist Zeit und so genieße ich das wandern an der Lagune und erkunde das Dorf. Es gibt eine kleine Schule, ein Internet-Cafe und eine Kirche. Hugo Chavez blickt, auf einem Gemälde, vom Hochwasserbehälter prüfend auf das Schulareal herunter… Unser Flugkapitän, sieht mit weißem Hemd und Krawatte richtig seriös aus. Insofern mache ich mir für den Rückflug keine Sorgen. Kaum erreicht unser kleiner Flieger die richtige Flughöhe, nimmt unser Pilot die Sonnenbrille ab und setzt seine „Lesebrille“ auf. Nein, das glaub ich jetzt nicht!!! als ich sehe das er die Tageszeitung aufschlägt und nun für die nächste Stunde unbeeindruckt Zeitung liest… Was um ihn herum am Himmel passiert interessiert ihn nicht wirklich… mir macht es Angst… erst kurz vor Landung faltet er in aller Ruhe die Zeitung wieder zusammen, setzt die Sonnenbrille auf und bringt uns sicher auf die Erde zurück… Josefa, die Chefin aus dem kleinen Restaurant freut sich als ich wieder bei ihr einkehre und ein Polar-Beer und Pollo con arroz (Hühnchen mit Reis) bestelle. Mit dem fast schon luxuriösen Doppeldecker-Nachtbus verlasse ich Ciudad Bolivar und wir machen uns auf den 700 Kilometer langen Weg bis zur Grenze nach „Santa Elena de Uarien“. Die Liegesitze sind bequem aber die Klimaanlage bläst eiskalte Luft ins Innere, so dass ich mich mit Mütze und zwei Jacken zudecken muss.  Am nächsten Morgen wecken mich die ersten Sonnenstrahlen. Wenig später ein Personen- und Gepäckkontrolle der Polizei. Im Grenzort stehen die „Geldwechsler schon bereit. Danach geht es weiter mit einem Taxi zur Grenze nach Brasilien… Trotz aller „Reisewarnungen“ – es war eine schöne, eine gute Zeit in Venezuela… einem Land mit einer fast unberührten Natur- und Tierwelt, herrlichen Stränden, liebevollen Menschen aber auch mit vielen, vielen Problemen…

Reisebericht Trinidad & Tobago

Die Anreise war lang (Cuba-Toronto-Trinidad), in den südlichsten Inselstaat der kleinen Antillen. Bei der Zwischenlandung in Toronto wurde ich vom Zoll durchsucht. Doch bald erkannte der nette Zollbeamte, dass ich nur ein harmloser Tourist bin und ließ mich gehen.  Um Mitternacht ging es  weiter in die Karibik, nach Port of Spain, der Hauptstadt des kleinen Landes, das vor der Küste Venezuelas liegt. Meine Schulter schmerzte vom langen sitzen in dem engen, vollbesetzten Flugzeug. Die Einreise war problemlos doch die „Reisewarnung des Auswärtigen Amtes“ gibt zu denken!

„Auf Trinidad, und dort besonders in Port of Spain, aber auch in den übrigen größeren Städten, besteht die Gefahr von Raubüberfällen. Vor Gewaltanwendung, manchmal auch unter Einsatz von Schusswaffen, wird dabei nicht zurückgeschreckt.“

Dies wurde mir dann auch von Einheimischen am Airport nochmals eindringlich bestätigt. Das heißt für mich verdammt aufpassen und umsehen was um mich herum vorgeht! Mein Pickup-Service tauchte erst zwei Stunden später, nach einem Anruf in meinem Hotel, auf. „Mr. Harry“ kam mit seinem alten Nissan-Bus und brachte mich für 30 US-Dollar in die Stadt zu „Carolyns View“ meiner Unterkunft. Carolyn und ihr Mann begrüßten mich sehr freundlich. Das Zimmer ist groß, sauber, hat Internet und einen großen Balkon mit Aussicht zum Meer. In einer kleinen Küche neben meinem Zimmer ist es mir möglich auch selbst zu kochen. Auch hier bekomme ich eine Warnung! Auf keinen Fall nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße zu bewegen! Der Hintergrund für die hohe Mordrate in diesem kleinen Inselstaat ist die Drogen- und Bandenkriminalität. Die geographische Lage der beiden Inseln Trinidad und Tobago, nur schwer zu bewachende Küstenabschnitte und eine hohe Korruption verbunden mit einer gewissen Unfähigkeit bzw. Unwilligkeit von staatlichen Behörden zur Bekämpfung des Drogenhandels machen die Inseln zu einem „idealen“ Umschlagsort für Drogen. So wurde im Dezember 2013 im US-Bundesstaat Virginia Kokain im Wert von ca. 100 Millionen US-Dollar sichergestellt, das von hier kam. Wenn man durch die Straßen läuft sieht man die Häuser umgeben von  hohen Mauern und mit Stacheldraht gesichert. Es herrscht Angst auch in der Bevölkerung. Im nahegelegenen Supermarkt finde ich alles für Früh-, Mittag- und Abendessen. In der Pharmazie nebenan bekomme ich für meine Schulter eine gute Schmerzsalbe. Beim Einkaufen wird mir klar, das Leben hier ist richtig teuer!  Mein erster Besuch gilt dem nahegelegenen Botanischen Garten. Die Lage der Inseln nahe dem südamerikanischen Kontinents und die unermessliche Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten sind einzigartig in ganz Südamerika und in Westindien. Die bis zu 1000 m hohen Bergketten sind mit tropischem Regenwald bedeckt. Noch heute gibt es Zuckerrohr- und Kakaoanbau. Der wenig verbliebene Tropenwald wird geschont. Die Forstwirtschaft beschränkt sich auf Gewinnung von Teak und anderen Tropenhölzern. Trinidad ist die am meisten industrialisierte Insel der Karibik. Die Förderung von Erdöl und die Erdgasverflüssigung erwirtschaften 36% des Bruttoinlandsproduktes. Darüber hinaus gibt es viele Betriebe der Nahrungsmittelindustrie die auch die Nachbarländer versorgen. Die wenig, reichen Menschen aus Venezuela kommen nach Port of Spain zum einkaufen. Auf den beiden Inseln leben ca. 1.3 Mio. Menschen wovon 35% ihre Wurzeln in Afrika sehen. Die Abschaffung der Sklaverei in der ehemaligen Britischen Kolonie kam im Jahre 1834. Ein anderer großer Teil der Bevölkerung kam übrigens von dem indischen Subkontinent. Roberto, ein Nachbar mit afrikanischer Abstammung, zeigt mir die Berge, Regenwälder und die wunderschönen Strände der tropischen Insel. Im Hafen liegen die ganz großen Luxusjachten der Reichen… Roberto kann den Nebenverdienst von mir, gut gebrauchen, denn er hat wie viele keinen Job… Es ist Sonntagmorgen, auf dem Weg zur „Anglican Church“ komme ich am Queens Park Savannah vorbei. Ich staune nicht schlecht als ich all die schönen Villen und das Queens College, aus der Kolonialzeit entdecke. Auf meinem Balkon genieße ich jeden Abend die herrlichen  Sonnenuntergänge bei einem oder zwei kühlen Bierchen. Bei der Planung meiner Weiterreise, stellte ich fest, dass der Fährbetrieb von Trinidad nach Venezuela letztes Jahr eingestellt wurde. Es gibt jedoch eine Flugverbindung (30 Min.) von Port of Spain nach Porlamar auf der „Isla Margarita“, die zu Venezuela gehört. Als ich beim Check-In-Schalter von „Conviasa-Airline“ bin, werde ich nach einem Rückflugticket gefragt! Ehrlich wie ich bin, sage ich der vollbusigen Dame am Schalter, dass ich Venezuela auf dem Landweg in Richtung Brasilien durchqueren werde. Auf Ihre erneute Frage teilte ich ihr mit, dass ich kein Rückflugticket nach Port of Spain habe! Eine halbe Stunde sollte ich warten, denn sie wollte Rücksprache halten. Dann teilte sie mir mit, dass ich ohne ein Rückflugticket nicht an Bord dieses Fluges gehe! Mehrfach versuchte ich ihr zu erklären, dass ich als Deutscher Staatsangehöriger 1. Kein Visum für Venezuela benötige, 2. Venezuela auf dem Landweg nach Brasilien verlassen werde und 3. über ausreichende Geldmittel für diese Reise verfüge. Als alle Passagiere abgefertigt waren – zerriss sie meinen „Boarding-Pass“ und gab mir mein Gepäck zurück und schloss den Schalter. Als ich sie nach dem Manager fragte – lächelte sie mich an sagte „I am the boss“…  Vollkommen verärgert, frustriert und belämmert stand ich nun da in der „Departure-Hall“ des Airports. Es vergingen 20 Minuten bis ich das alles „verdaut“ hatte… Zum Glück hatte ich mir die Telefon-Nr. von „Mr. Harry“ notiert und eine Stunde später brachte er mich wieder zurück ins Hotel. Auf dem Weg dorthin spielten wir zusammen sämtliche Möglichkeiten einer erneuten Abreise durch. Er zeigte mir die Botschaft von Venezuela und auch die „noble Residenz“ der Deutschen Botschaft in Port of Spain zu denen ich mich am nächsten Morgen aufmachen wollte. Als Carolyn erfuhr was geschehen war, telefonierte sie mit Austin einen Freund der Familie. Die Frau und die Kinder von Austin leben in Venezuela. Deshalb hat er jede Menge Erfahrung mit den dortigen Behörden. Er schlägt vor mich am nächsten Tag um 9 Uhr abzuholen und mit mir die Sache zu regeln. Via Internet storniere ich meine erste Übernachtung und den Airport-Shuttle auf der Isla Margarita. Austin ist pünktlich und mit seinem großen Nissan fahren wir in ein kleines Reisebüro. Dort kennt man ihn. Für 100 US Dollar wird mein verloren geglaubtes Flugticket umgebucht. Darüber hinaus bekomme ich eine kostenlose Reservierung für einen Rückflug nach Port of Spain ausgedruckt! Ob das funktionieren wird??? Nach einer herzlichen Verabschiedung von Carolyn und Ihrem Mann, bringt mich zwei Tage später Mr. Harry zusammen mit Wilfor und Elena zum Airport. Am Check-In wieder die gleichen Gesichter. „Next please“ höre ich und bin froh, das ich nicht bei der Managerin einchecken muss. Aber auch Ihre Kollegin fragt nach einem Rückflugticket. Wortlos gebe ich ihr meine ausgedruckte Rückflug-Reservierung in die Hand. Dann läuft sie weg um diese zu überprüfen. Als sie zurück kommt und mir den Boarding-Pass in die Hand drückt bin ich glücklich gehe durch den Zoll und warte am Gate 5 auf dem Abflug nach Porlarmar. Der Aufruf für das „Boarding“ erfolgt und ich stehe in der ersten Reihe. Wer steht da – nein – das darf nicht wahr sein! Die Managerin von Conviasa…!!! wieder bin ich extrem aufgeregt – sicher wird sie sich an mich erinnern… – vielleicht nochmals kontrollieren? und merken das ich eigentlich eine „wertlose, unbezahlte Reservierung“ in den Händen halte!… das Abreisen des Boarding-Passes übernehmen dann allerdings die Kolleginnen. Ganz hinten im Flugzeug nehme ich Platz. Der Abflug verzögert sich – ich weiß nicht was los ist… dann erscheint die Stewardess gefolgt von zwei Polizisten. Zusammen laufen alle drei direkt auf meinen Sitzplatz zu… das darf nicht sein!!! – die holen mich hier raus!!! – schießt mir durch den Kopf!!!  Nein, zwei Sitzplätze vor mir wird der „Rasta-Mann“ abgeführt… „Gott sei Dank“ !!! erschöpft lehne ich mich zurück und das Flugzeug verlässt die Insel im Licht der Abenddämmerung mit Ziel Porlamar in Venezuela…

Reisebericht Cuba

Nach nur 4 Stunden Flug lande ich sicher auf dem Juan G. Gomez Airport in Cuba. Ein angenehm warmer Wind (+25 Grad) weht mir beim betreten, dieser von Kolumbus 1492 entdeckten Insel, ins Gesicht. Dass Archipel gehört zu den großen Antillen und hat zusammen mit seinen ca. 4000 kleinen Inseln eine Gesamtfläche von 110.000 qkm. Der Abstand zum amerikanischen Festland (Florida) beträgt nur 154 Kilometer. Die ca. 11 Mio. Menschen bestehen zu 64 % aus Weißen, 26 % Mulatten/ Mestizen und ca. 10 % aus schwarzen Bewohnern. 1992 wurde Cuba durch eine Verfassungsänderung von einem atheistischen Staat zu einem säkularen Staat, wodurch es Gläubigen ermöglicht wurde auch Parteimitglied in der Kommunistischen Partei (PCC) zu werden. Auf Cuba gibt es zwei Hauptreligionen. Katholizismus und Santeria (eine Mischreligion). Laut Angaben des Vatikans sind 60 % der Bevölkerung Katholiken. Mit mir zusammen kommen viele Pauschaltouristen aus Canada an. Deren Hotelbusse warten bereits vor dem Airport auf die Abfahrt. Meine Sorge um einen Hotel-Shuttle war somit unbegründet.  Beim Geldtauschen (Cambio) wird man sogleich mit der Besonderheit des Zahlungsverkehrs auf Cuba konfrontiert. Es gibt den kubanischen Peso nur für Einheimische (1 Euro = 25 Peso) und den „Peso Convertible“ (1 Euro = 1 CUC) der für die Touristen und Ausländer eingeführt wurde. Der Wert-Unterschied ist extrem und macht Reisen im armen Cuba nicht billig! Die Fahrt mit dem Shuttle-Bus zum Hotel Tropicoco, unweit von Havanna, führt mich auf fast leeren Straßen entlang der flachen Küste. In der Nähe von Matanzas stoßen wir auf Erdölpumpen von denen nur wenige funktionieren und das vorhandene Schweröl zu Tage fördern. Als wir das „Tropicoco“ erreichen – verschlägt es mir die Sprache… Ein riesiges, altes, heruntergekommenes Hotel aus Sowjetzeiten im „Plattenbaustil“… Die Menschen an der Rezeption sind sehr freundlich und mein Wunsch auf „Ozean-View“ wird mit der Zimmer-Nr. 615 erfüllt. Der alte Aufzug bringt mich nach oben und in der Tat, die Aussicht ist grandios! Die einzige Steckdose im Zimmer ist kaputt, aber der Hauselektriker ist schnell vor Ort und repariert den Schaden. Der alte TV funktioniert mehr schlecht als recht – zumindest das Programm der „Deutschen Welle“ kann man empfangen. Es weht ein kräftiger Wind vom Meer und die Wellen schlagen hoch… Der kilometerlange weiße Sandstrand lädt nicht nur zum schwimmen sondern auch zu langen Spaziergängen ein. Fast alle Hotelgäste kommen aus Canada. Es fliegen täglich von Toronto, Montreal und Vancouver jeweils drei Flugzeuge nach Cuba. Überrascht bin ich als ich auf Josef aus Linz (Österreich) treffe. Wir verstehen uns gut und zusammen erkunden wir die Hauptstadt des Landes. Havanna oder La Habanna (Spanisch) genannt, ist mit 2,1 Mio. Einwohnern nicht nur die Hauptstadt der Republik Cuba sondern auch die größte Stadt des Landes. Bereits 1519 wurde die Stadt von den Spaniern auf Grund der strategisch günstigen Lage gegründet. Die Stadt diente als Angelpunkt von der aus die weitere Eroberung Central- und Südamerikas durch die Spanier erfolgte. Seit 1982 gehört die Altstadt mit Ihren vielen alten barocken Häusern und  neoklassischen Monumenten zum UNESCO Weltkulturerbe. Es gibt vier historische Plätze um die sich Havanna entwickelt hat.

  • Plaza Vieja – dort wurde Markt abgehalten
  • Plaza de la Catedral – war das religiöse Zentrum der Stadt
  • Plaza de Armas – dort wurde Militärparaden abgehalten
  • Plaza de San Francisco –  bedeutendste Werft der Spanier

All diese Plätze sind mit Kopfsteinpflaster Verbunden und dienen heute kulturellen Veranstaltungen. Eine solche konnte ich erleben als ich die „128 United Buddy Bears“ aus Berlin auf dem „Plaza de San Fransico“ sah… Gleich in der Nähe des Kapitols stehen sie – die großen, alten amerikanischen Schlitten glänzen farbenfroh in der Sonne. In den meisten steckt jedoch mittlerweile ein Toyota-Motor, denn Ersatzteile gibt es nicht… Das Kapitol wurde 1929 im Stile des Klassizismus erbaut und ist dem Kapitol in Washington D.C. sowie dem Petersdom in Rom nachempfunden. Ein Besuch im „Museo de Revolution“ (ehemaliger Präsidentenpalast) klärt ausführlich über die Zeit des Umsturzes auf. Eine Schlüsselposition nimmt die dort ausgestellte Motorjacht „Granma“ (Großmutter) ein. Mit diesem Schiff kamen 1956 insgesamt 82 Revolutionäre (u.a. Fidel Castro & Che Guevara) von Mexiko nach Cuba, um das Batista-Regime zu stürzen. Havanna, die Atmosphäre, die Menschen und der Flair dieser Stadt gefallen mir und ich fühl mich wohl…Leider verfallen die alten Kolonialbauten, die abseits in den engen Gassen stehen, immer mehr…   Zurück im Hotel gibt es dreimal täglich Buffet. Die Quantität ist groß, die Qualität ist so la la…  Da ich hier auch meine Reiseberichte aus Asien schreiben möchte wäre ein kostenloses Wifi super – gibt es aber nicht… Die alten Computer in der Rezeption kosten viel Geld, sind extrem langsam und funktionieren oft nicht. Mein Secure-Code bei Google und Yahoo machen es mir wieder einmal schwer eine Nachricht nach Deutschland abzusetzen. Zusammen mit Josef will ich mir einen Mietwagen nehmen um das Land zu erkunden. Die Angebote sind gar nicht so schlecht, aber es gibt nur wenige Autos und die sind alle ausgebucht. Wir versuchen es mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Bahn bietet nur wenige Verbindungen. Am Busbahnhof sollen wir in CUC bezahlen was die Reise nicht wirklich billig macht. So entscheiden wir uns für eine Busreise nach Cienfuego auch die „Perle des Südens“ genannt. Rund um den „Parque Marti“ befinden sich alte Kolonialbauten die von der Zeit der Zuckermillionäre stammen. Das Innere des berühmten „Teatro Thomas Terry“ versetzt uns in eine andere Zeit. Rote Teppiche, tropische Edelhölzer, halbnackte Grazien an der Decke, die Atmosphäre ist hier eine ganz besondere… Das „Palacio del Valle“, ein maurischer Prunkbau auf der Halbinsel La Punta Gora, dient heute als Casino. Weiter geht es nach Trinidad, das bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts eines der wichtigsten Zuckermetropolen war. Damit verbundenen war natürlich auch der Sklavenhandel der auf der dünn besiedelten Insel bereits im Jahr 1502 begann und bis 1886 andauerte! Auch große Tabakplantagen gibt es bis heute in der näheren Umgebung der alten, antiken Stadt. Am Parque Jose Martin befindet sich u.a. der Palacio Brunet daneben ein altes Franziskanerkloster. Wir hören kubanische Livemusik in einer Kneipe, es werden handgerollte Zigarren geraucht und Mojito (Nationalgetränk) getrunken. Die Musik fasziniert und der Rhythmus reisst mit… Trinidad wird auch wegen seines Kopfsteinpflasters als Rothenburg Cubas bezeichnet (Marco-Polo-Reiseführer). Danach geht es in die kühlen Berge des Nationalparks „Topes de Collantes“. Die gebirgige Region ist durchzogen von Regenwald, aber auch Kiefern-, Eukalyptus- und Laubwälder findet man hier. Wir übernachten in einem guten Hotel und unser Guide „Antonio“ zeigt uns am nächsten Tag, eine Kaffeerösterei, seltene Blumen, Wasserfälle, Heilpflanzen. Einen Teil der Strecke fahren wir mit einem alten Russischen Militär-LKW. Auf der folgenden Wanderung gibt Antonio seinen Unmut über die bevorstehende Annäherung zu den USA kund. In der Tat verfügt Cuba, trotz des jahrzehntelangen Wirtschafts-Embargos,  über ein kostenloses Gesundheits- und Bildungssystem für die gesamte Bevölkerung. Nach Angaben von UNICEF entspricht die Abdeckung und Qualität von Kinder- und Mutterfreundlichen Krankenhäusern in Cuba den weltweit höchsten Standards! Dass man auf Mc Donalds, Burger King und KFC etc. in Cuba gerne verzichtet kann ich gut verstehen! Leider hängt Cuba nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wirtschaftlich fast zu 100 % an Venezuela. Auf Grund des sinkenden Ölpreises steht Venezuela kurz vor dem Staatsbankrot. Was speziell für Cuba katastrophale Folgen hätte. Dies ist der Hauptgrund warum sich nun Raul Castro mit Barack Obama trifft und auf finanzielle Unterstützung und Aufhebung des Wirtschaftsembargos hofft. Der bereits verstorbene Hugo Chavez, Staatspräsident von Venezuela und ein Freund von Fidel Castro, wird zusammen mit Che Guevara in ganz Cuba als Held gefeiert und ist oft überlebensgroß an Häuserwänden zu sehen. Wir fahren nach Santa Clara, der Ort an dem Che Guevaras seinen größten Triumph während der Revolution in Cuba hatte. Leider war am Montag das Mausoleum mit den sterblichen Überresten des Revolutionsführers geschlossen. Wieder zurück im „Tropicoco“ steht mein Zimmer nach einem heftigen Regenschauer unter Wasser… Mein täglicher Spanisch-Kurs ist hilfreich und ich kann meine erlernten Spanisch-Kenntnisse wieder auffrischen. Die Sonne scheint und wie jeden Tag sind die Musikanten am Strand und spielen mit Kontrabass, Gitarre, und Congas karibischen Rhythmen. Dazu gibt es tanzende junge Frauen Caipirinha, Bier, Zigarren und Cocktails… Natürlich gibt es hier in diesem Hotel auch Prostitution – jeder weiß es – keiner spricht darüber… Die junge Putzfrau kommt täglich, wäscht meine Wäsche privat und freut sich über diesen kleinen Nebenverdienst. Auch an meinem alten Nokia-Handy besteht Interesse, vielleicht auch an mehr… Am Abend gibt es farbenfrohe Tanz-Shows mit sehr jungen Mädchen… Meine Reiseberichte über Kambodscha und die Philippinen sind fertig. Ein letztes Mal mache ich mich zusammen mit Josef auf den Weg nach Havanna. Diesmal nehmen wir den total überfüllten, öffentlichen Bus. Die Fahrt kostet umgerechnet nur 5 Cent! Beim Umsteigen in einen anderen, überfüllten Bus quetsche ich mich gerade noch hinein. Wenn einer der „Regierenden“ täglich mit diesem total überfüllten Bussen fahren müsste – würden sich die Zustände sicher schnell ändern – denke ich mir so… In der Innenstadt finde ich einen Friseurladen – nicht gerade sauber – aber zum Haare schneiden geht es. Eine amerikanische Delegation ist in der Hauptstadt eingetroffen – unglaublich nach all den Jahren wieder eine amerikanische Flagge in Havanna wehen zu sehen… Bald wird sich das Gesicht von Cuba ändern – wir sind froh noch das alte Cuba kennen lernen zu dürfen. Ich genieße meine täglichen Spaziergänge am Strand, die dort „unplugged“ spielenden Musiker und die große Lebensfreude der „armen“ Cubaner…, dass sollte uns reichen und mürrischen Europäern zu denken geben…

Reisebericht USA

Der Niagara-River trennt Canada von den USA. Etwas nervös bin ich, als wir den Greyhound-Bus an der amerikanischen Grenze in Fort Erie verlassen. Ob meine „online-Registrierung“ funktioniert hat? Ob man mich nach einem Rückreise-Ticket oder Ebola fragt? – Nein, nichts von alle dem fragt mich der breitschultrige und unfreundliche Grenzbeamte! Lediglich meine Aufenthalts-Adresse in den USA muss ich angeben. Dann Gepäckkontrolle und Einreise-Stempel verbunden mit einer Aufenthaltsgenehmigung von 90 Tagen in den USA. Das drittgrößte Land der Welt, empfängt mich nicht gerade sehr freundlich… Als größte Volkswirtschaft und Militärmacht der Erde agiert die Supermacht oft in fremden Ländern und Kulturen und hat in ihrer relativ kurzen Geschichte viel „verbrannte Erde“ hinterlassen… Die enorme Wirtschaftsleistung der USA wird durch den Reichtum an wichtigen natürlichen Ressourcen, eine gut entwickelte Infrastruktur und eine hohe durchschnittliche Produktivität begünstigt. Meine erste große Reise führte mich bereits 1982 in das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Darauf folgten noch zwei große Reisen (1994/2003) in denen ich den ganzen Nordamerikanischen Kontinent bereiste und die Vielfalt der Menschen und grandiose Naturlandschaften kennen lernen durfte. Jetzt bin ich hier um langjährige Freunde zu besuchen und Weihnachten zu feiern. Am Busterminal in Buffalo angekommen herrscht ein durcheinander. Zuerst hieß es der gleiche Bus fährt weiter nach Rochester und New York City. Dann müssen alle aussteigen und das Gepäck holen um kurze Zeit später wieder in den gleichen Bus einzusteigen!? Es ist bereits dunkel als ich in Rochester ankomme. Mike bat mich ein Taxi zu nehmen, da er seit Jahren aus Überzeugung kein Auto mehr besitzt. Der schwarze Taxi-Fahrer brachte mich in die „Swillburg-Neighborhood“.  Das Wiedersehen nach all den Jahren war herzlich. Mike ist nun 63 und wird Ende Januar in Rente gehen. Seine Haare sind lang und grau geworden. Mike gibt mir sein Zimmer im Obergeschoss mit einem sehr guten Internetempfang. So kann ich mich nach langer Zeit mal wieder mit Hilfe der „Tagesschau“ über das Leben in Deutschland informieren. Auch das „skypen“ mit meiner Familie funktioniert super. Neben Mike wohnt auch Barry, sein Sohn Jeremy und eine Katze im Haus. Mein Blick aus dem Fenster fällt auf das kleine verschneite Nachbarhaus in dem Mike früher gewohnt hat. Bei einem Spaziergang bemerke ich, dass viele der alten Holz-Häuser schön renoviert und gepflegt wurden. Auch Kunst gibt es jetzt in einer Straße. Die Wandmalereien erzählen die Geschichte in der „Swillburg-Neighborhood“. Mike hat sich vor vielen Jahren sehr für diese Nachbarschaftsbewegung eingesetzt. Denn oft leben die Menschen sehr isoliert nebeneinander. Der Verzicht auf ein Auto hält Mike nicht nur fit, sondern, schont die Umwelt und ist ein kleines Beispiel wie es auch heute möglich ist im „Car-Slum“ der USA zu überleben. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in den USA stark vernachlässigt worden. Die Bus- und die wenigen Bahnverbindungen sind schlecht und verhältnismäßig teuer. Fast jeder hat ein Auto. Für längere Distanzen gibt es auch in kleinen Städten einen Airport. Für die nächsten Tage bekomme ich von Mike ein Klappfahrrad auf dem wir gemeinsam die nähere Umgebung erkunden. Die frische Luft tut mir und meiner Bronchitis gut und ich bin froh auf dem Weg der Besserung zu sein. In der Stadt Rochester haben bekannte Unternehmen wie Kodak, Bausch & Lomb, Ray Ban und Xerox Ihren Hauptsitz und trugen in der Vergangenheit (ab den 60iger Jahren) auch zur positiven Entwicklung der Stadt bei. Rochester hat seit 1964 eine Partnerschaft mit Würzburg in Deutschland und verfügt über mehrere namhafte Universitäten. Weihnachten steht vor der Tür und wir erwarten Besuch von Verwanden. Es gibt 3 Enten die Barry immer wieder mit Grand-Manier übergießt und in den Backofen schiebt. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Es schmeckt uns allen und mit einem guten Glas Wein stoßen wir an. In den USA wird der Heilig Abend nicht so gefeiert wie bei uns. Der erste Feiertag steht dort im Mittelpunkt. In den Großstädten spielt sich Weihnachten nur in den „Shopping-malls“ ab…leider… Wie jedes Jahr ist auch dieses Jahr das Paket aus Deutschland rechtzeitig eingetroffen. Am meisten freue ich mich über die Lebkuchen und die selbstgebacken Weihnachtsplätzchen von zu Hause. Für jeden ist etwas dabei und die Freude ist groß beim Auspacken all der Geschenke. Am ersten Feiertag besuchen wir am Nachmittag einen Gottesdienst in einer luth. Kirche. Fast wie bei uns… Man spricht mich sofort an und es findet sich auch ein Besucher der schon mal in Dinkelsbühl war! Von einer weihnachtlichen Atmosphäre ist auf den Straßen der Stadt wenig zu spüren. Lediglich der Plastikchristbaum bei Mike im Wohnzimmer leuchtet bunt. Ein echter Tannenbaum steht halbverschneit im Garten und leuchtet nachts ebenfalls einsam vor sich hin… Nach so viel Grün auf den Philippinen ist es hier richtig grau in grau… Nur wenn die Sonne hervor kommt blendet der weiße Schnee… Mit dem Zug fahre ich ein paar Tage später weiter in die weltbekannte Universitätsstadt Syracuse um meinen Freund Martin zu besuchen. Er ist mit seinen 75 Jahren noch sehr rüstig und holt mich vom Bahnhof ab. Auch er ist weit gereist und wir haben uns viel zu erzählen. Als ich meine Rückreise online buchen will unterläuft mir ein Fehler und meine Mastercard wurde gesperrt. Ein „SMS“ nach Hause und bereits einen Tag später läuft wieder alles. Ich bin sehr froh um die Rückendeckung und die Unterstützung von meiner Familie und meinen Freunden zu Hause. Wieder mit dem Zug zurück in Rochester musste ich noch einige Online-Buchungen für meine weitere Reise in die Karibik vornehmen. Das Feuerwerk am Sylvester wurde im TV übertragen. Auf den Straßen fand man kaum Menschen. Ein paar Tage später fuhren wir in die Heimat von Mike nach Camden, das ca. 250 Kilometer östlich von Rochester, am Fuße der Adirondack-Mountains liegt. Ein für mich sehr emotionaler Moment war der Besuch des Familiengrabes der Henrys. Seit 1983 sind unsere beiden Familien durch eine feste Freundschaft verbunden. Eine kleine Gedenktafel auf dem Grabstein im tief verschneiten Friedhof erinnert daran… Beim anschließenden Abendessen trafen wir uns mit seiner Familie. Dort bekam ich das Gefühl ein Teil der Familie zu sein. Ein schönes Gefühl – dazu zu gehören – aufgenommen zu sein… Da fällt der Abschied schwer… Zurück an der Greyhound-Busstation in Rochester wartet mein Bus nach Toronto…

Reisebericht Canada

Der Temperatursturz von +35 auf –10 Grad könnte nicht größer sein, als ich mit dem Flug PR 118 von „Air Philippines“ auf dem „Pearson Airport“ in Toronto Anfang Dezember 2014 lande. Die Einreise in das zweitgrößte Land der Erde ist kein Problem. Man fragt mich zwar nach früheren Reisen in Afrika, denn die Angst vor „Ebola“ ist groß…, aber mein neuer Reisepass ist „sauber“ (kein Visum aus Afrika)! Auch ohne ein gültiges „Rückflugticket“ nach Deutschland zu haben, bekomme ich 90 Tage Aufenthalt genehmigt. Canada ist mit 35 Mio. Einwohnern dünn besiedelt. Im Großraum Toronto leben 6,2 Mio. Menschen. Ein Großteil sind Einwanderer. Aus Hong Kong, Polen, China und vielen Commonwealth Staaten. So auch die Familie von Peter, der mich zusammen mit seiner Tochter Vivian vom Airport abholte. Die Begrüßung war sehr herzlich. Die von Ihnen mitgebrachte Winterjacke, Woll-Mütze und Handschuhe, hatte ich bitter nötig. Für mich wurde ein schönes, warmes Zimmer mit Bad, im Keller vorbereitet. Während sich viele Chinesen in neuen Vororten niedergelassen haben, lebt Peter mit seiner Familie in Scarborough“, einem gemischten Wohnviertel der Mittelschicht im östlichen Teil der Stadt. Ein „Hacker Pschorr Hefe-Weizen“ aus München erfreute mein Gemüt, als es mir zum Abendessen zusammen mit einem Steak mit Kartoffeln gereicht wurde. Mir machte die extrem trockene Luft in den „Holzhäusern“ Canadas zu schaffen. Es gibt nicht wie bei uns Heizkörper, sondern die Luft wird erwärmt und über Luftkanäle in die einzelnen Zimmer geblasen. Vielleicht gewöhnt man sich nach einiger Zeit daran – ich jedoch empfand die trockene Luft als ungesund. Am nächsten Tag besorgen wir bei der größten Telefongesellschaft Canadas „Rogers“ eine Pre-Paid-Sim-Karte. Die Bürokratie der Canadier diesbezüglich ist unschlagbar. Da war es einfacher, schneller und vor allem billiger, in Äthiopien am Kiosk eine Telefonkarte zu  kaufen als hier in diesem hochmodernen Land! Die ganze Familie bemüht sich unglaublich um mein Wohlbefinden. Zusammen mit Norman, Angel und Billy gehen wir chinesisch Essen. Vivian unterstützt mich bei online-Buchungen für meine Weiterreise. Mit dem guten alten „Greyhound-Bus“ soll es nach Ottawa, Montreal und Trois Riviers gehen. Dort will ich in den nächsten Tagen Freunde besuchen. Es ist Sonntagmorgen und zusammen mit Vivian besuche ich einen modernen Gottesdienst mit viel Musik, und einem großen „Taufbecken“. Wir dürfen die „Ganz-Körper-Taufe“ von jungen Menschen miterleben… Nachmittags fahren wir zum „Factory-Shopping in ein Industriegebiet. Dort werden in einer riesigen, staubigen Lagerhalle, Schuhe und Kleidung von  Adidas, Puma, Nike etc., direkt aus den Kartons verkauft. Tausende von Menschen wühlen sich durch die aufgeschnittenen Kartons und warten zwei bis drei Stunden an der Kasse… das Chaos könnte nicht größer sein – unglaublich… das nennt man „Konsumrausch“… Es ist ein kalter, grauer Montagmorgen und ich kämpfe noch etwas mit dem Jetlag (Zeitverschiebung). Billy fährt mich mit seinem neuen Auto auf dem City-Highway zum Busterminal nach „downtown“ Toronto. Wer heute in Canada und in den USA mit dem Greyhound-Bus fährt gehört entweder zur Unterschicht, zu den Studenten oder zu Touristen die mehr Zeit als Geld haben. So sitzt mit mir im Bus ein buntes Völkergemisch. Wir fahren stundenlang durch eine schier endlos flache, bewaldete und verschneite Ebene. In der frühen Abenddämmerung erreichen wir die Hauptstadt Canadas. Ottawa ist mit ca. 1,2 Mio. Einwohner die viertgrößte Stadt des Landes. Der Ottawa-River trennt die Stadt in das englisch sprechende Ottawa und das französisch sprechende Quebec. Ania ist mit Ihrem Mann vor 20 Jahren aus Polen ausgewandert und hier in Gatineau in Quebec hängen geblieben. Wir kennen uns aus Georgien. Die Welt ist klein… Ania holt mich mit Ihrem VW Tuareg (mit Porsche-Radkappen) am Busterminal ab. Sie lebt zusammen mit Ihrem Mann und Ihrem Sohn in einem gehobenen Wohnviertel der Stadt. Auch hier bekomme ich die „Kellerwohnung“. Zusammen mit Ihrem Mann hat sie früher viele Schiffsreisen gemacht. Heute ist Ihr Mann Beamter und reist nur noch ungern durch die Gegend. Wir sprechen auch über meine bevorstehende Cuba-Reise und sie schlägt mir ein anderes Hotel vor. Das „Tropicoco“ liegt direkt am Strand und ist in der Nähe von Havanna. Im „Flightcentre“ können wir umbuchen. Ania handelt für mich noch einen Nachlass von 50 Can. Dollar raus – schließlich steht Weihnachten vor der Tür – meint sie… Tagsüber bin ich bei Eiseskälte allein unterwegs und besichtige das House of Parlament. Abends gehen wir alle zusammen in eine Brauereigaststätte die 15 verschiedene Sorten Bier anbieten. Wir probieren in kleinen Gläsern alle Sorten… Für mich ist es ganz klar – hier kennt man das bayrische Reinheitsgebot nicht, denn was hier als „Beer“ angeboten wird hat mit Bier nichts mehr zu tun! Am nächsten Tag geht es schon weiter nach Montreal, die größte Stadt in der Provinz Quebec, mit ca. 3,8 Mio. Einwohnern. Quebec ist die zugleich die flächengrößte Provinz Canadas. Zur indigenen Bevölkerung Quebecs zählen 39 anerkannte Indianerstämme wie z.B. die Irokesen, Cree, Mohawk und im Norden die Inuit. Am Abend in Trois Riviers angekommen fühle ich mich „hundeelend…“ Leider habe ich mir eine kräftige Erkältung eingefangen und eine starke Bronchitis dazu. Als ich bei Thomas ankomme habe ich Fieber und liege nur auf dem kleinen Sofa im Wohnzimmer. Meine letzten Antibiotika „Doxicyclin 200“ kommen zum Einsatz. Thomas besorgt mir noch Hustensirup aus der Apotheke und verpflegt mich sehr gut. Dass mein gesamtes Gebäck bei – 15 Grad auf seinen Balkon übernachten muss, (er hat Angst vor Bettwanzen…) stört mich nicht. Er ist ebenfalls krank, kann sich kaum bewegen und geht jeden Tag zur Physiotherapie. Es ist schön in seiner kleinen warmen Wohnung. In Decken eingehüllt schlafe ich die ganze Zeit. Nach zwei Tagen geht es mir schon besser. Am Abend fahre ich mit dem Bus zurück nach Montreal. Dort habe ich einen Flug nach Toronto gebucht. Thomas hat mir alles exakt  beschrieben (Metro, Airport-Shuttle etc.) und so finde ich in der Dunkelheit schnell das YHA-Hostel in Montreal. Ein 6 Betten-Schlafsaal ist im Vergleich zu einem 10 Betten-Schlafsaal nicht ein wirkliches „upgrade“, aber es wird mir zumindest für 30 Can. Dollar so verkauft. Mein Airport-Shuttle geht am nächsten Morgen um 6 Uhr. Der letzte Übernachtungsgast kommt um 5.00 Uhr zurück und ist noch mit seinem Smart-Phone beschäftigt. Ich kann nicht wirklich gut schlafen. Es ist bitterkalt als ich morgens um 6 Uhr auf den Bus warte. Das Flugzeug nach Toronto wird vor dem Start bei -15 Grad enteist. Der nächste Flug wurde storniert. Beim Abheben macht das Flugzeug laute Geräusche. Mir brummt ebenfalls der Kopf… und mit nur 8 Passagieren an Bord hebt das kleine Flugzeug ab. Beim Anflug zu dem Toronto City-Airport lacht die Sonne hinter den Wolken hervor und gibt einen herrlichen Blick auf den Lake Onatario, die Mega-City und den CN-Tower frei. Dieser Fernsehturm war mit einer Höhe von 555 Metern lange Zeit der höchste Turm der Welt und gehört zu den Sieben Weltwundern der modernen Zeit…  In Toronto angekommen geht es mit einer kleinen Fähre ans Festland. Dort erlebe ich einen netten schwarzen Busfahrer der mich nach Feierabend mit seinem großen „Cityliner“ direkt zum Greyhound-Busterminal bringt. Von dort aus geht es zur canadisch-amerikanischen Grenze in der Nähe von Buffalo. Nicht weit davon entfernt liegt Rochester N.Y. am Lake Ontario. Dort will ich Weihnachten mit Mike, einem langjährigen Freund der Familie, verbringen (siehe extra Reisebericht). Die Rückreise nach Canada zieht sich ewig hin. Unser Bus steht an der Grenze und wartet eine ganze Stunde. Endlich dürfen wir mit unserem Gepäck über die Grenze marschieren. Billy und seine Mutter erwarten mich bereits im kalten Toronto. Am Abend bin wieder dankbar um meine schöne, kleine und warme Kellerwohnung bei Peter und Oi Ling. Wir verstehen uns gut und zusammen richten wir noch „whatsapp“ auf meinem alten Nokia-Handy ein.  Nun kann ich also kostenlos kommunizieren soweit „wifi“ vorhanden ist! Dankbar für die große Herzlichkeit mit der ich in der Familie aufgenommen worden bin, verabschiede ich am nächsten Abend. Die Nacht verbringe ich am riesigen Airport, wo das Lichtermeer der City, hinter einer riesigen Glasfassade, vor meinen Füssen liegt… Schon um 3 Uhr morgens ist „check in“ um 6 Uhr startet planmäßig der Flug von Sunwings (WG 680) nach Cuba…

Reisebericht Philippinen

Nur drei Stunden Flug trennt Hong Kong von den Philippinen, dem fünftgrößten Inselstaat der Welt. Das Archipel mit 7107 Inseln liegt im westlichen Pazifik, gehört zu Süd-Ost-Asien und ist mit mehr als 100 Millionen Einwohner der zwöftgrößte Staat der Welt. Das Land ist in drei Inselgruppen gegliedert. „Luzon“ im Norden, „Visayas“ in der Mitte und „Mindanao“ im Süden. Auf den Philippinen treffen die Philippinische und die Eurasische Kontinentalplatten aufeinander. Somit liegen die Inseln im „Pazifischen Feuerring“. Es besteht die Gefahr von Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Tsunamis. Östlich der Inselgruppe verläuft der „Philippinengraben“. Mit einer Tiefe von 10.450 m ist er einer der tiefsten Tiefseegräben der Erde.

Der Großraum Manila (Hauptstadt) und Quezon City, mit ca. 15 Mio. Einwohnern, ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes.  Am Terminal 2 des internationalen Airport von Manila werde ich von Minda und Jessie abgeholt. Wir fahren in den Hauptsitz der großen „Ramos-Familie“ nach Imus, einen Vorort von Manila. Dort werde ich herzlich von Vater Jim, Mutter, Schwester, Minda und Jessie empfangen. Man ist neugierig was der Freund von John (Jimbo) aus Deutschland zu berichten hat. Eine Sim-Card und Geld tauschen, wird sofort für mich erledigt. Dann fahre ich mit Jim weiter nach Tagatay, das 50 Kilometer südlich von Manila liegt.  Dort hat man mir das „Wochenendhaus“ der Familie zur Verfügung gestellt. Erst nach und nach wird mir klar, dass die Ramos Familie nicht arm ist. Die dreistöckige Villa ist im westlichen Stil eingerichtet und bietet einen herrlichen Ausblick auf den Lake Taal und die vielen Vulkane hier in der Gegend. Darüber hinaus verfügt es über einen großen Garten, um den sich Roderic der „Housekeeper“ kümmert. Norman, ein „Neffe“ der Familie lebt ebenfalls hier, ist mit dem bemalen von Vasen etc. beschäftigt und wartet auf eine Arbeitsgenehmigung in Malaysia. Ein Retreat-Center mit Gebetsraum, Küche und zwei Schlafsälen befindet sich ebenfalls auf dem großen Grundstück. Für mich hat man ein Zimmer im zweiten Stock der großen Villa vorgesehen. Ich bin sprachlos… Am nächsten Morgen serviert mir Norman ein kleines Frühstück. Gemeinsam machen wir uns mit Onasis, dem Trycycle-Fahrer von Roderic, auf dem Weg nach Talisay. Von dort geht es mit dem Ausleger-Boot über den Taal-See auf die Vulkan-Insel. Jede Menge Guides warten dort mit Ihren Pferden um müden Touristen den vierzigminütigen Anstieg zu ersparen. Wir laufen und ich sehe die Enttäuschung in Normans Gesichtsausdruck… Er ist, wie viele junge Philippinen einfach zu dick und offensichtlich zu faul zum Laufen… Der Ausblick am Kraterrand ist gigantisch. Eine Insel in einem See auf einer Insel… An manchen Stellen sieht man Rauch aus dem Boden aufsteigen. Die vielen Vulkane in der Gegend sind noch immer aktiv! Insgesamt konnten hier 47 verschiedene Krater und vier „Maare“ nachgewiesen werden. Ein seismologisches Institut direkt am Ufer in Talisay misst genau alle Erdbewegungen. 1911 starben bei einem Vulkanausbruch fast alle 1330 Bewohner der kleinen Insel. Der letzte größere Ausbruch war 1965 bei dem ca. 350 Menschen ums Leben kamen…

Wir erleben einen herrlichen Tag und fahren zurück nach Tagatay. Dort essen wir Rindfleisch, Reis und Tomaten die in Bananenblättern eingepackt sind. Das nennt man Umweltschutz! Doch leider ist das auch das einzige positive Beispiel das ich im Land gesehen habe. Entlang der Straßen liegt der Müll. Umweltschutz kennt man leider auch in diesem Süd-Ost-Asiatischem Land nicht! „Onasis“ bringt mich in 5 Minuten zum „City-Market“ was mich mal mehr, mal weniger kostet (15-35 Peso)!? Dort steige ich um in ein sogenanntes Jeepney. Die Fahrt zum „Ronda Olivarez“ (Stadtzentrum) kostet von dort aus nur 8 Peso. Beide Transportmittel sind jedoch für uns „große“ Europäer sehr ungemütlich. In dem kleinen Motorrad-Beiwagen aus verchromten Blech sitzt man nicht nur hart und unbequem man sieht auch nicht was „draußen“ vor sich geht! Vielleicht ist das auch besser so… Im Jeepney, einem alten und verlängerten US-Jeep sitzt man sehr beengt, denn das Dach ist niedrig und die Fahrt beginnt erst wenn der letzte Platz gefüllt ist. Das Jeepney hält überall an und nimmt Fahrgäste auf. So kann sich auch eine relativ kurze Strecke über lange Zeit hin ziehen. Dazu kommt der Verkehr auf den schlechten, staubigen Straßen… Willkommen in Süd-Ost-Asien… Im Ortszentrum gibt es neben einem Shopping-Center einen Mc Donald mit free Wifi. Bei einer Tasse Kaffee und einem Apple-Pie erledige ich meine e-mails und buche bei Avis einen Mietwagen für die Reise in den Norden des Landes, nächste Woche.

Auf Reste der „Marcos-Aera“ treffe ich im „Peoples Park in the Sky“! Mit einem 360 Grad Rundblick wollte sich der ehemalige Diktator einen „Sommer-Palast“ auf einem Berggipfel erschaffen lassen. Sogar ein griechisches Amphitheater wurde dort gebaut. Allerdings wurde die Villa nie fertiggestellt. Heute ist die verfallene Bauruine ein beliebtes Ausflugsziel. In der Marcos-Diktatur kam es zu massiven Verfolgungen gegen Oppositionelle, Kommunisten und es gab Repressalien gegen die arme Landbevölkerung. Während das Land immer mehr Auslandsschulden aufnahm, bereicherte sich Marcos, seine Frau Imelda (es gibt ein „Schuh-Museum“ mit ca. 5000 Paar Damen-Schuhen von ihr!) und seine Freunde immer mehr. Als 1983 der Oppositionsführer Benigno Aquino nach der Landung am Airport in Manila ermordet wurde, entwickelte sich eine breite Oppositionsbewegung die auch von der Kirche unterstützt wurde. Bei landesweiten Demonstrationen 1986 war das Militär nicht bereit gegen die Demonstranten gewaltsam vor zu gehen. Die Familie Marcos floh nach Hawaii in die USA. Die Tochter des ermordeten Oppositionsführers, Corazon Aquinco wurde noch am selben Tag als neue Präsidentin des Landes vereidigt. Trotz neuer Verfassung gibt es bis heute auf den Philippinen Korruption, Armut, Unruhen und im Süden des Landes immer wieder Entführungen, vor denen das Auswärtige Amt warnt. Durch die spanische Kolonialherrschaft geprägt sind 90% der Philippinen Christen. Die meisten  Muslime (5%) leben im Süden wo sie von Christen benachteiligt werden – deshalb auch die Entführungen. Den Rest bilden Buddhisten (meist Chinesesn) (1,5%) und die  Naturreligionen der Bergvölker. Bis 1873 war spanisch die Amtssprache auf den Philippinen. Als 1901 das Land zur amerikanischen Kolonie wurde, änderte sich auch die Amtssprache in Englisch. Ich empfand die Sprache als ein Kauderwelsch zwischen Englisch und Spanisch. Auf den Philippinen gibt es Hochland- und Tieflandbewohner. Auf den vielen Inseln findet man noch heute viele alte Bergstämme deren kulturelle Identität akut bedroht ist. Pagsanjan bekannt für die „Magdapio-Wasserfälle“  ist nicht sehr weit entfernt, doch mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert es fast 4 Stunden. Dort angekommen bekomme ich mit Unterstützung des örtlichen Tourist-Office eine Mitfahrgelegenheit in einem Kanu. Die 90 Meter hohen Wasserfälle liegen mitten im Urwald und sind nur über den Bumbungan River flussaufwärts zu erreichen. Dazu verwenden zwei Bootsleute (Bankeros) ein traditionelles Einbaum-Kanu (Banca) und ziehen es geschickt stromaufwärts durch die Stromschnellen. Meinen Rucksack, Reisepass und die neue Kamera habe ich in eine Plastiktüte wasserdicht eingepackt. Immer wieder beginnt es kurz zu regnen und es schwabt viel Wasser ins Boot. Entlang des Weges sind weitere kleinere Wasserfälle zu sehen. Besonders beeindruckend sind die steinernen Klippen, die fast 100 m in den Urwald aufragen und mit wilden Orchideen, Farnen und Kletterpflanzen bewachsen sind. Der Weg zurück durch die Stromschnellen ist gefährlich und aufregend! Die geschickten Bootsleute verstehen Ihr Handwerk und wir kommen sicher aber tropfnass zurück. Übers Wochenende kommen Freunde der Ramos-Familie mit Ihren Kindern nach Tagatay. Es wird groß aufgekocht und auf der Terrasse gegessen – ich bin eingeladen und wie alle Philippinos ist auch diese Familie sehr musikalisch. Am Sonntag besuchen wir alle gemeinsam die „Victory-Church“ die in einem Foyer eines großen Hotels ihren jungen, lauten und modernen Gottesdienst abhält. Wieder mit dem Jeepney geht es diesmal über Balibago, San Pablo nach Dolores zu den mystischen Bergen Mt. Christobal und Mt. Banahaw (2177 m). In diesen oft Nebel umhüllten Bergen leben die „Rizalistas“. Es gibt ca. 75 kleine Glaubensgemeinschaften die davon überzeugt sind, dass Jose Rizal, der berühmte philippinische Revolutionär, Held und Poet, eine „Reinkarnation von Christus“ war. Er wurde 1896 von den Spaniern hingerichtet… Leider endet meine Tour am Fuß der Berge, denn es gibt Meinungsunterschiede mit dem Fahrer. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los das man diese Gegend bei den Einheimischen meidet!? Wieder zurück genieße ich bei einem kühlen San Miguel Beer die Aussicht auf der Terrasse. Herr Ramos schickt mir am Freitagmorgen seinen Fahrer der mich zum Airport Terminal 2 in Manila bringt. Dort freue ich mich auf  Mei, die mit mir nun zwei Wochen unterwegs sein wird. Eine Data-Card für ihr smart-phone und Geld tauschen ist kein Problem. Wir suchen Avis um den Mietwagen für eine Woche zu übernehmen. Ein Shuttle-Taxi bringt uns zum Terminal 1, wo das Büro in einem kleinen Container untergebracht ist. Ein relativ neuer Toyota steht vor der Tür und „Ms. Sweet“ unsere Sachbearbeiterin legt los… der Drucker ist defekt… Dann klärt sie uns auf, über Versicherungen und wo wir überall nicht hinfahren dürfen – dabei sind genau die Orte die wir besuchen wollen dabei! Langsam werde ich ungemütlich… Als „Ms. Sweet“ uns mitteilt das wir mit dem Wagen (Endnummer 7) am nächsten Freitag in Manila nicht fahren dürfen, platzt mir der Kragen… Mei übernimmt… Schlussendlich bekommen wir einen anderen, den alten Toyota mit dem die Kunden vom Airport abgeholt werden. Nachdem ich alle Kratzer und defekte auf dem Übernahmeprotokoll festhalten lasse, bekommen wir nach über 2 Stunden den Wagen. Irgendwie kann ich nicht Glauben das wir bei Avis, einem internationalen Autoverleiher sind… Dann geht es los in dem Verkehrschaos von Manila vor dem mich jeder gewarnt hatte!!!  Nach 10 Minuten verpassen wir die Auffahrt auf die Autobahn und irren ca. 2 Stunden im „stop and go“ durch den extremen Verkehr der Hauptstad. Es gibt nur eine Regel: „fill the gap“ (fülle die Lücke). Es beginnt zu Regnen, zu schütten… und wir haben keine Ahnung wo wir sind… hier sehen wir nur Armut, Straßenkinder, Dreck und Müll… irgendwie finden wir den Weg auf die Autobahn noch vor Einbruch der Dunkelheit. Auf der NLEX (North Luzon Expressway) geht es jetzt zügig nach Norden.  Santa Juliana ist unser Ziel. Dort habe ich im Alvin-Guesthouse ein Zimmer gebucht. Überglücklich erreichen wir das kleine Dorf am Fuße des Mt. Pinatubo in später Nacht. Mit einem Allrad-Jeep begleitet von Carlos und Dolores aus Spanien, geht es am nächsten Morgen, den „Tarlac-River“ eine Stunde flussaufwärts. Unsere lange Wanderung zum Kraterrand des Mt. Pinatubo beginnt. Wir haben Glück denn für die nächsten Tage ist der Berg wegen militärischen Manövern der Armee gesperrt. Vorbei an den mächtigen „Laharschichten“ (erstarrte Asche) müssen wir immer wieder den Fluss, teilweise auch barfuß, überqueren. Die letzte Eruption des Pinatubo ereignete sich 1991 nach einer rund 550-jährigen Ruhezeit. Es war eine der gewaltigsten Vulkanausbrüche des 20.Jahrhunderts. Der Berggipfel des Pinatubo verlor seine Höhe um 260 Meter. Die Asche wurde 34 Kilometer in die Höhe geschleudert. Die Lavaströme waren bis zu 16 Kilometer lang. Die Aschewolke umfasste eine Fläche von 125.000 qkm und führte zu totaler Dunkelheit über Luzon. Sogar im weit entfernten Vietnam, Kambodscha und Malaysia kam es zu einem Ascheregen. Trotz der Evakuierung von 60.000 Menschen starben durch den Ausbruch und seine Folgen 875 Menschen. 30.000 Menschen allein wurden in einem Stadion in Quezon City untergebracht. 8000 Häuser wurden komplett zerstört und weitere 73.000 Häuser schwer beschädigt. 8000 qkm Reisfläche wurde zerstört und 800.000 Stück Vieh und Geflügeltiere starben… Was für eine „Weltuntergangsstimmung“ musste hier vor 23 Jahren geherrscht haben… Jetzt, ist alles ruhig und friedlich… Die Natur erholt sich Stück für Stück. Wir erreichen den Kraterrand genießen den Augenblick, das jetzt und hier, laufen runter zum kristallklaren Kratersee… was für ein Moment… Später auf dem Rückweg beginnt es zu Regnen. Durchgefroren erreichen wir nach 3 Stunden das Alvin-Guesthouse. Eine wichtige Entscheidung steht an. Wollen wir mit unserem alten Toyota in Gebiete fahren, wo das Auto nicht versichert ist!? Alvin beruhigt mich: “If you survive Manila-Traffic – you survive Philippines!”  Am nächsten Morgen fahren wir über Guimba, Muoz, San Jose und Santa Fe nach Solano. Als wir hoch in die Berge von Banaue kommen wird es kühl und der Regen beginnt. Im „Peoples Guesthouse“ gibt es ein kleines, günstiges Zimmer mit Ausblick (wäre da nicht der Nebel) auf die Reisterrassen für uns. Bereits vor über 2000 Jahren begannen die Ureinwohner in den Bergen, an den bis zu 70 Grad steilen Hängen, Reisfelder zu bauen. Das Volk der Ifuago entwickelte die mit Steinmauern befestigten und Bewässerungssystemen versorgten Reisterrassen in ihrer heutigen Form. Noch heute leben und bewirtschaften sie die ca. 10 qkm großen Felder, die seit 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe zählen und in die Liste für „Historic Civil Engineering Landmarks“ aufgenommen wurde. Leider regnet es ununterbrochen. Von Hartmut (Köln) bekomme ich ein e-mail, dass wir uns in Angeles zwei Tage später treffen wollen.  Es ist 3 Uhr morgens, ein Hahn kräht, vom Tal hört man das Rauschen des Flusses – alles ist friedlich. Um 6 Uhr beginnt der Tag im Restaurant unter uns. Die alte Chefin mit Hut, hält das „Zepter“ fest in der Hand. Um 7 Uhr machen wir uns im dichten Nebel auf zu einem Aussichtspunkt in den Bergen und sehen erst mal nichts… Doch dann öffnet sich zeitweise der Nebel und gibt den Blick auf die einzigartigen Reisterrassen frei… Ein alter „Ifuago-Mann“ kommt aus seiner Hütte und wir freuen uns ein paar Fotos von Ihm machen zu dürfen. Wir fahren noch an zwei andere Aussichtspunkte und haben wenig Glück. Auf dem Rückweg finden wir den Gasthof wieder, mit dem leckeren „Bulalo-Rindfleisch-Gericht“. Das ist hier eine Spezialität für wenig Geld. Aus den Bergen zurück im Land ist es wieder sonnig und heiß.  Ganz in der Nähe von San Jose, wo wir übernachten, befindet sich der „Pantabangan-Stausee“. Fast menschenleer und wunderschön ist diese Gegend. Am Nachmittag treffen wir in Angeles im „Red Tulip Hotel“ ein. Hartmut hat dort für uns ein Zimmer reserviert und kommt zwei Stunden später mit seinem Motorrad an. Die Wiedersehensfreude ist groß. Umso größer da unser erstes Treffen in Japan nicht geklappt hat. Es gab viel zu erzählen von unseren langen aber ganz unterschiedlichen Reisen. Die Stadt Angeles liegt in der Nähe von der ehemaligen US-Airforce-Base, dem Clark-Airport und ist das Synonym für die Sexindustrie auf den Philippinen. Während der amerikanischen Besatzung sollen hier bis zu 10.000 Mädchen in unzähligen Bars und Nachtclubs ihren „Dienst“ geleistet haben… Nach zwei „Red Horse Beer“ gehen wir zurück ins Hotel den Morgen haben wir einen anstrengenden Tag vor uns. Wir fahren zurück nach Manila. Es ist kein Zufall als ich am frühen Morgen in den Losungen lese: „Der Herr wird einen Engel an Deine Seite stellen auf Deinem Weg“ Während wir anfangs noch gut vorwärts kommen verdichtet sich nach und nach der Verkehr in Zentrum Manilas. Motorräder, Jeepneys, Busse, LKW und Taxis bahnen sich hupend ihren Weg. Manchmal rechts dann wieder links geht es vorwärts… Hartmut hat ein Navi und zusammen mit Mei (google maps) lotsen sie mich durch die Stadt. Die mehrspurigen Straßen splitten sich und auf einmal bin ich in eine Haltestelle für Busse gefahren. Eigentlich nicht weiter schlimm. Kurz darauf winkt mich die Polizei raus und die Diskussion beginnt. Da ich abwechselnd von fünf verschiedenen Polizisten verhört werde, weiß ich nicht wer von denen wirklich das Sagen hat!? Es geht um meinen Führerschein und 2500 Pesos!!! Nach langen zähen Verhandlungen (werde von Hartmut unterstützt) bezahle ich 1000 Pesos (ohne Quittung) und wir können weiterfahren und Hartmut in der Nähe an seinem Hotel absetzen. Danach geht es zum Airport Terminal 1. Wir sind glücklich als wir das Auto nach fast 1000 Kilometer unbeschadet abgeben können… Am Terminal 2 wartet unser Flugzeug nach Tagbilaran auf Bohol-Island wo etwas Entspannung angesagt ist. Allerdings wird für die nächsten Tage der Super-Taifun „Ruby“ erwartet und in weiten Teilen des Landes beginnen die ersten Evakuierungsmaßnahmen. Auch John der für die Weihnachtsfeiertage seinen Urlaub in Indien unterbricht und seine Familie in Imus besucht, will uns in den nächsten Tagen auf Bohol besuchen. Der erste Eindruck bei trübem Wetter ist nicht berauschend. Viele „Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Viel Müll und Dreck in der Natur… Viele Moskitos die auch tagsüber stechen… und überzogene Preise am Strand… Ein Straßenlokal an dem auch die Einheimischen gut und günstig essen wird unser Stammlokal. Der Super-Taifun zieht „Gott sei Dank“ an uns vorüber. Anschließend ist das Wetter schön, das Meer ruhig und es wird richtig heiß. Ein Tagestrip zu den Chocolate Hills, einem Butterfly-Park, einer Hängebrücke, einem teureren und schlechten Buffet auf dem Loboc-River und die berühmten Koboldmaki-Affen stehen auf dem Programm. John ist eingetroffen und zusammen fahren wir mit einem Auslegerboot fast zwei Stunden nach Cebu Island zum „Whale-Shark-Diving“! Wäre nicht dieser ohrenbetäubende Motorenlärm wäre die Überfahrt richtig romantisch gewesen. Nach einer halben Stunde stopfen wir uns Tempo in die Ohren um keinen Hörschaden zu bekommen. Als wir in Oslob ankommen ist die Brandung gefährlich. Halsbrecherisch kommen wir an Land und nach einer kurzen Unterweisung (nicht berühren, nicht zu nahe, kein Unterwasserblitzgerät) geht es an Bord eines anderen Ausleger-Bootes. Der Wallhai ist der größte Hai der Gegenwart, wird zwischen 8 – 13 Meter lang und ernährt sich von Plankton. Also ein „Vegetarier“ !  das beruhigt mich ungemein!!! Fünf andere Boote fahren bereits zwischen den großen „Whale-Sharks“ um her. Die riesigen Haie werden gefüttert und sind deshalb nicht mehr auf Wanderschaft. John und Mei springen mit Schwimmwesten- und Masken ins Wasser. Mir wird bei dem Anblick dieser vielen (10) bis zu ca. 8 Meter langen Haie ganz anders zu Mute… Dann springe auch ich ins Wasser. Die Tiere kommen einem so nahe das es unmöglich ist, sie nicht zu berühren. Doch alle „Diver“ (Taucher) haben Ihren Spaß – für mich ist das ganze etwas fragwürdig und ich möchte erst gar nicht wissen was Tierschützer über dieses Art von Tierbeobachtungen denken… Nach 30 Minuten geht es wieder mit unserem kleinen Ausleger-Bott über das offene Meer zurück. Ein großes Containerschiff kreuzt unseren Weg – ob der Kapitän uns bemerkt hat wage ich zu bezweifeln… Ein Abenteuer, wenn auch ein zweifelhaftes war es allemal… Am kleinen Airport in Tagbilaran spielt nicht nur für uns zum Abschied eine „Blinden-Band“… Die Verabschiedung von der Ramos-Familie in Manila ist herzlich… In der Flughafenkapelle des Int. Airports verweile ich eine kurze Zeit dankbar im Gebet. Anschließend essen wir bei „Jollibee“, dem beliebtesten Fast-Food-Laden der Philippinen. Mit gemischten Gefühlen verlassen wir das Süd-Ost-Asiatische Land, das so gar nicht asiatisch ist…

Reisebericht Kambodscha

Beim Anflug auf Phnom Penh, der Hauptstadt im Südwesten des Landes mit ca. 2 Mio. Einwohnern, sieht man die Ausläufer des „Tonle Sap-Lake“, der durch einem Zufluss des Mekong-Rivers gespeist wird. Das Flugzeug von „Dragon-Air“ landet sicher im wirtschaftlichen Zentrum des Landes. Die Passformalitäten sind schnell erledigt. Für 5 US-Dollar bekomme ich schnell und unkompliziert eine Prepaid-Sim-Card mit Guthaben (4 US-Dollar) und damit eine kambodschanische Telefonnummer. Ein Geldumtausch in die Landeswährung ist nicht nötig, da im ganzen Land der US-Dollar als allgemein gültiges Zahlungsmittel anerkannt wird. Die Bevölkerung der ehemaligen französischen Kolonie besteht aus Khmer (85%), Chinesen, Vietnamesen, Thai und Laoten. Kambodscha ist seit 1953 von Frankreich unabhängig. Das schon in die Jahre gekommene „Princess-Hotel“, ist sauber und empfängt die Gäste freundlich. Die Amtssprache ist Khmer, wobei man problemlos mit Englisch zu Recht kommt. 93 % der Bevölkerung gehören dem Buddhismus an. Danach folgen mit 6 % die Muslime. Es gibt nur wenige Christen in dem kleinen Staat am Golf von Thailand. Wenn man in Kambodscha unterwegs ist und die aktuelle Situation, die Menschen und das Land besser verstehen will, kommt man an der jüngeren Geschichte in Indo-China (Kambodscha, Laos, Vietnam), nicht vorbei. Bis 1970 konnte König Sihanouk durch geschickte Diplomatie Kambodscha aus dem Vietnamkrieg heraushalten. Den USA unter Richard Nixon und Henry Kissinger war es ein Dorn im Auge, das die kommunistischen Kämpfer den östlichen Teil Kambodschas als Rückzugsgebiet (Ho-Chi-Minh-Pfad) nützten. Die USA „opferten“ die Integrität des letzten unabhängigen Staates und begannen mit Flächenbombardements auf Kambodscha die 200.000 Menschenleben, hauptsächlich Zivilisten, das Leben kostete. Somit trieb die USA die Bevölkerung Kambodschas in die Arme der Roten Khmer, einer maoistischen – nationalistischen Guerillabewegung… Von amerikanischen B-52-Bombern wurden von 1965 bis 1973 insgesamt 2.756.941 Tonnen und alleine 1973 doppelt so viele Bomben über Kambodscha abgeworfen wie über Japan während des gesamten Zweiten Weltkrieges!!! In einigen Teilen des Landes findet man noch heute Gebiete, mit Minen und „Blindgängern“! Die leidvolle Geschichte und die Herrschaft der Roten Khmer von 1975-1978 nimmt seinen schrecklichen Lauf… Die Roten Khmer wollten die Gesellschaft mit Gewalt in einen Agrar-Kommunismus überführen. Die Sprecher der Roten Khmer verkündeten dem kambodschanischen Volk, den Beginn eines neuen revolutionären Zeitalters, in dem jede Form der Unterdrückung und der Gewaltherrschaft abgeschafft sei!!! Dieser Prozess umfasste auch die fast vollständige „Umsiedlung“ der Bevölkerung aus der Hauptstadt Phnom Penh aufs Land, wo die Menschen nun als Bauern arbeiten sollten. Geld wurde abgeschafft, Bücher verbrannt, Lehrer, Händler und beinahe die gesamte intellektuelle Elite des Landes wurden ermordet, um den Agrarkommunismus, wie er dem „Führer Pol Pot“ vorschwebte, zu verwirklichen. Die beabsichtigte Verlagerung der Wirtschaftstätigkeit aufs Land bedingte deren vollständiges Erliegen, da auch Industrie- und Dienstleistungs-Betriebe – Banken, Krankenhäuser, Schulen – geschlossen wurden. Des Weiteren verboten die Roten Khmer jegliche Religionsausübung. Im Zuge seiner Bestrebungen zur „Auslöschung der Religion“ ließ das Pol-Pot-Regime Hunderte von buddhistischen Klöstern, christlichen Kirchen und Moscheen zerstören. 1976 stellte Pol Pot einen Vier-Jahres-Plan auf, der alle Klassenunterschiede beseitigen und das Land in eine „blühende kommunistische Zukunft“ führen sollte. Dieses Ziel wurde nie erreicht, da die wirtschaftliche Infrastruktur größtenteils zerstört war und die Landarbeiter zu einem großen Teil ohne Arbeitsgeräte auskommen mussten. Nicht weit vom Hotel entfernt, befindet sich das ehemalige „Konzentrationslager“ (Tuol Sleng Genocide) der Roten Khmer, das heute als Museum dient. Beim Besuch der Folterstätte wird die Grausamkeit der Roten Khmer unter Ihrem Führer Pol Pot sichtbar… Nur 7 von 30.000 Gefangenen überlebten dieses Lager… All die Präsidenten, Könige und Führer unserer Menschheit lernen nicht dazu – auch nicht von unserer, dem traurigen Teil Deutscher Geschichte… Bis zum Ende ihrer Herrschaft 1978 fielen den Roten Khmer etwa 2 Millionen Kambodschaner zum Opfer… Der Altersdurchschnitt im Land liegt heute bei  25 Jahren! Nach Schätzungen der UNICEF leben heute ca. 670.000 Waisenkinder im Land! Mit dem „Tuk-Tuk“ (Moped-Taxi) geht es im engen Verkehrsgewühl, vorbei an schönen, alten, teilweise verfallenen, französischen Kolonialvillen zum „Phsar Thmei“, dem Zentralmarkt in der „Deco-Stil-Bauweise“ der 20iger Jahre. Umringt von Bussen, Autos, Fahrrädern und Mopeds (es gibt ca. 500.000 Mopeds), und permanenten „Hupen“, kämpft sich der Tuk-Tuk-Fahrer geschickt vorwärts. Der Zentralmarkt bietet alles was man sich vorstellen kann. Gemüse, Fleisch, Fisch, Geflügel, Obst, Gemüse, Kleidung, Schmuck und natürlich Souvenirs für die vielen Touristen im Land. Nicht weit entfernt befindet sich eine moderne „Shopping-Mall“ mit vielen asiatischen Fast-Food-Ketten. Erschöpft von dem heißen Monsunklima mit + 29 Grad geht es zurück zum Hotel. Am nächsten Morgen geht es bei herrlichem Sonnenschein mit dem Tuk-Tuk zum National-Museum. Beim Betreten des Areals, meint man sich eher in einem Tempel wieder zu finden. Zahlreich sind die Ausstellungsstücke die hier im Museum nicht mehr dem Verfall in der Natur preis gegeben sind. Der schöne Innenhof mit Fischteichen lädt zum verweilen ein. Freundliche Frauen verkaufen Blumen die vor den Buddha-Statuen Glück, Gesundheit, etc. versprechen sollen… Nicht weniger spektakulär ist der Königspalast fast in unmittelbarer Nähe. Es laufen im Augenblick die aufwendigen Vorbereitungen zum 10. jährigen Thronjubiläum des Königs Norodom Sihamoni. Das internationale „Friendship-Orchestra“, bestehend aus Belgien, Deutschland, USA, Japan und der Schweiz gibt ein Konzert zu Ehren des Königs. Die wunderschöne „Silber-Pagode“ befindet sich ebenfalls, wie der Versammlungsort der Nationalversammlung, im Bereich des Königspalastes. In verschiedenen kleineren Pagoden sind die Überreste vergangener Herrscher begraben.  An der Uferpromenade wird Internationalität mit Fahnen aus allen Herren Ländern demonstriert. Weiter geht es zum Wat Qualom und den buddhistischen Tempel „Wat Phnom“ dessen breiten Treppenaufgänge beidseitig mit großen Schlangenköpfen (Naga) verziert sind. Gleich in der Nähe ist das alte General-Post-Office zu finden. Zwanzig Postkarten gehen von hier aus in alle Welt zu meiner Familie und zu meinen Freunden. Wie in fast jedem südostasiatischem Land ist auch hier die Verkabelung (Kabel-Salat) an und über den Häusern und Straßen bemerkenswert. Dass dann doch überall Strom, Telefon und funktionierendes Wifi zu finden ist, erstaunt. Kambodscha ist im Aufbruch. In der Verfassung des jungen Staates aus dem Jahre 1993 wurde folgendes festgelegt: Das Königreich von Kambodscha soll ein unabhängiges, souveränes, friedliches, permanent neutrales und blockfreies Land sein“!!! Kambodscha hat keine Bodenschätze und konkurriert mit billigen Textilfabriken (Adidas ist vor Ort) anderer asiatischer Staaten. Einzig der Export von Tropenhölzern brachte vor Jahren ein wenig Geld in die leeren Kassen. Leider stellt die enorme Abholzung ein erhebliches Umweltproblem dar. Die Bewaldung Kambodschas ging in den Jahren 1969 bis 1997 von 73 auf 58% zurück…  Am Abend fegt ein schwerer Sturm über die Stadt. Am nächsten Morgen ist die Luft frisch und klar und mit dem Tuk Tuk geht es zum Busbahnhof im  Zentrum der Stadt. Es besteht Helmpflicht für die Moped-Fahrer nicht aber für deren Kunden auf dem Rücksitz! Ein neuer, sauberer Hyundai-Bus fährt in 8 Stunden nach Siem Reap. Auf halber Strecke eine Reifenpanne. Der Reifen sah im Gegensatz zum Bus nicht neu aus und es war klar, dass dieser Reifen irgendwann platt sein würde. Das Ersatzrad hatte ebenso wenig Profil, aber bis Siem Reap sollte es reichen. Mr. Ra (eine Empfehlung von Freunden) hielt ein Schild mit meinem Namen in die Luft, am Busbahnhof in Siem Reap. Alles ist gut organisiert. Das „Passaggio Boutique Hotel“ lag sehr zentral gleich neben dem „Hard-Rock-Cafe“. Das Zimmer mit hellen, hohen und stuckverzierten Räumen war freundlich und das Frühstück auf der Terrasse gut. Zu Fuß ging es am Abend in die „Pub-Street“ in der sich, wie der Name schon sagt, ein Pub oder Restaurant neben dem anderen befindet. Hier trifft man die ganze Welt.  Die Konkurrenz ist groß, so dass ein Glas Bier für 50 Cent angeboten wird. Das Essen ist international (es gibt auch Krokodil- und Schlangenfleisch) und schmeckt. Der weiße Toyota von Mr. Ra steht pünktlich am nächsten Morgen vor dem Hotel. Lange Schlangen mit Touristen warten an den Ticket-Schaltern für Angkor Wat. Für 40 US Dollar bekommt man einen 7 Tage Angkor-Pass mit Foto. Das Ticket gilt für das ganze Areal mit vielen Tempel in und um Angkor Wat, das seit 1992 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. In der Blütezeit vom 9 bis zum 15. Jahrhundert entstanden die Orte Angkor, Roluos, Banteay Srei in Kambodscha, das an Vietnam, Thailand und Laos grenzt. Bereits im 10. Jahrhundert wurden von den Khmer zahlreiche Bewässerungsanlagen und Stauseen errichtet, was mehrfache Reisernten im Jahr möglich machte. Der überschüssige Reis wurde verkauft und brachte dem Khmer großen Reichtum. Das Land wurde zum regionalen Machtzentrum Südostasiens und war in der Lage große Städte und gewaltige Tempelanlagen zu bauen. Unser erster Tempel ist 7 Kilometer nördlich von Siem Reap und heißt Angkor Thom (große Hauptstadt). Die Anlage wurde Ende des 12. Jahrhunderts von König Jayavarman VII als neue Hauptstadt des Angkor-Reiches gebaut  und beeindruckt sehr, vor allem die „Gesichter-Türme“ des Staatstempels „Bayon“… Angkor Thom, die neue Hauptstadt, war zu dieser Zeit größer als alle Städte des europäischen Mittelalters. Um 1200 hatte Angkor etwa eine Million Einwohner und war damit wohl die damals größte Stadt der Welt! Die quadratische Anlage hat eine Seitenlänge von 3 Kilometer. Die vier Seiten weisen in die vier Himmelsrichtungen. Der Wassergraben ringsum ist 100 m breit. Die Stadtmauer ist etwa 8 m hoch. Erschlossen und in Viertel geteilt wird die Stadt durch ein Straßenkreuz. Die vier Straßenenden münden in vier Stadttore ein Fünftes, das Siegestor, befindet sich 500 m nördlich des Ost-Tors am Ende einer weiteren Straße, der so genannten Siegesallee. Diese führt zum Königspalast. Jedes Stadtviertel wurde von einem Wegenetz in 6 mal 6 Felder unterteilt. Außerdem dienten Kanäle dem Verkehr, aber auch der Wasserversorgung und der Abwasser-Entsorgung. Von den wasserwirtschaftlichen Fähigkeiten der Khmer zeugen heute noch die gut erhaltenen Abwasseranlagen in der Südwestecke der Stadt. Die in Stein gehauenen Reliefs erzählen Geschichten und zeigen die große Kunstfertigkeit der Khmer. Meine neue Kamera kommt voll zum Einsatz und ich bin überwältigt von den vielen und schönen Fotomotiven. Besonders beeindruckt bin ich von den Bildwerken an der Terrasse des Lepra-Königs (hat nichts mit der Lepra-Krankheit zu tun). In die alte Stadt gelangt man über fünf Dämme und durch fünf Tor-Türme. Die Dämme sind etwa 15 m breit und mit Sandstein verkleidet; sie durchqueren die Wassergräben. Die Dämonen-Balustrade mit je 54 Gottheiten tragen Naga, den Schlangengott. Bei dem Anblick der ausgefeilten Baukunst fällt mir nichts mehr ein… Es ist heiß, schwül im Urwald und mir läuft ständig der Schweiß vom Gesicht. Mein alter australischer Stoff-Hut ist hier nicht nur zum Sonnenschutz notwendig – oft wische ich mir damit den Schweiß ab. Ein Gewitter kommt aus dem nichts und es geht zurück ins Hotel. Der Regenschauer ist sehr heftig und der Scheibenwischer des alten Toyotas hat seine Mühe die Wassermassen von der Scheibe zu wischen.  In Siem Reap angekommen ist es trocken doch der Scheibenwischer quält sich weiter über die trockene Scheibe… auch der Blinker-Schalter ist defekt… Warum Mr. Ra keine Reparatur vornimmt, verstehe ich nicht… Irgendwann ist der Scheibenwischermotor kaputt und der kostet sicher mehr als der Intervallschalter… Nach einer Stunde Ruhepause machen geht es erneut nach Angkor Wat, der nach Angkor Thom größten und bekanntesten Tempelanlage in der Region. Der Urwald um uns dampft und es ist schwül. Auf Grund des Regenschauers sind jetzt nicht mehr so viele Touristen unterwegs und die Besichtigung von Angkor Wat verläuft ruhig und angenehm. Der portugiesische Kapuzinermönch Antonio da Magdalena, war 1586 einer der ersten westlichen Besucher von Angkor Wat und beschrieb den Tempel wie folgt: „als so außergewöhnlich, dass man es weder mit einem Stift beschreiben, noch mit einem anderen Monument in der Welt vergleichen kann.“ Das kann ich nur bestätigen und die Abendstimmung im Licht der untergehenden Sonne ist atemberaubend… Es gibt in diesem Gebiet hunderte von Tempeln, und viele sind dem Verfall in der Natur preisgegeben. Froh bin ich, dass einige Tage Zeit sind um mir alles in Ruhe anzusehen. Hier eine kleine Auswahl von den Tempel die ich mir angesehen habe: Angkor Wat, Angkor Thom, Bakong, Baphoun, East-Mebon, Preah Ko, Ta Prohm, Ta Son und viele mehr… Am Abend geht es zu einer großen Tanzveranstaltung mit Dinner-Buffet. Während mir bei 4 Euro für das kleine Bier der Durst vergeht, begeistern mich die traditionellen Musikinstrumente, ebenso wie die Tänze in den einheimischen Kostümen. Einer der eindrucksvollsten Orte ist die aufgegebene und halb verfallene Tempelanlage „Ta Prohm“ mitten im Urwald! Die äußere Begrenzungsmauer der Anlage umschließt ein Gebiet von etwa ca. 60 Hektar, wovon der Tempel und die ihn umgebenden Gebäude nur einem Hektar einnehmen. Jenseits der äußeren Mauer befanden sich rund 3.140 Dörfer mit insgesamt 80.000 Bewohnern. Auf dem Gelände selbst lebten vor allem Mönche. Das Schreien von Affen und das zwitschern von Vögeln ist weit hörbar und geben unserer Entdeckungstour eine besondere Note. Auch Schlangen gibt es! Konnte glücklicherweise jedoch weit und breit keine sehen. Die großen Wurzeln der Würgefeigen umschlingen und zerstören die mächtigen Bauwerke. Es scheint so, als hole sich die Natur langsam und gewaltig ihr Land zurück. Die herabfallenden Mauersteine wurden soweit gesichert oder entfernt, dass der Weg hindurch für den Besucher ungefährlich sein soll – mir kam es jedoch anders vor…

Interessant erscheint mir die Unterstützung vom Ausland für den Erhalt und Wiederaufbau der Tempel. Neben China, Japan, Indien finanziert auch Deutschland die Restaurierung eines Angkor Wat Tempels. Das rostige Schild eines „deutschen Minen-Räum-Kommandos“ habe ich am Eingang des „Boeng-Mealea-Tempel“ entdecken können – sicher eine sinnvolle Entwicklungshilfe! oder dient es vielleicht mehr dazu, neue und bessere Such-Techniken zu entwickeln!? Wie echte Entwicklungshilfe aussehen kann erfährt man in einem „Cello-Konzert“ von Dr. Beat Richner aus der Schweiz. Angefangen vor vielen Jahren mit einer Kinderklink, ist Herr Dr. Richner jetzt Chef von 5 Kinder-Krankenhäusern mit ca. 3500 Angestellten im ganzen Land. „Der Wert eines Kindes ist auf der ganzen Welt gleich – egal ob es in Deutschland, der Schweiz oder in Kambodscha geboren ist!“ Mit diesem Grundsatz arbeitet er auch im Kambodscha mit einem hohen medizinischen Standard, der selbst dem Vergleich mit einer deutschen Kinderklink standhält. Dabei erhält er keine Unterstützung von UNICEF, Pharmakonzernen oder anderen Hilfsorganisationen. Was für eine Farce… Schwer beeindruckt von dem Vortrag dieses Mannes begeben wir uns im Anschluss des Konzertes zu einem anderen Hilfsprojekt. „Haeven“, heißt ein Restaurant (mit int. Küche) mitten in Siem Reap, bei dem man schon Wochen vorher einen Tisch reservieren sollte. Dort werden junge Frauen und Männer unter Anleitung eines Schweizer Profi-Koch im professionellen Gastronomie-Gewerbe (Koch, Bedienung etc.) ausgebildet. Das Restaurant ist sauber und gepflegt und das Essen (Züricher Geschnetzeltes) lässt sich sehen bzw. schmecken. Nach all den vielen Tempeln im Urwald rund um Siem Reap ist eine gemütliche Boots-Tour auf dem Tonle-Sap eine willkommene Abwechslung. Während der Regenzeit von Juli bis Oktober führt der Mekong so viel Hochwasser, dass das Wasser entgegen seiner Fließrichtung den Tonle-Sap-Fluss hinauf gedrückt wird und den See speist, der dadurch von 2.500 km² auf bis zu 20.000 km² anschwillt. Dadurch wird er zum größten See Süd-Ost-Asiens! Der Tonle Sap ist reich an Wasservögeln und anderen Tieren, darunter mehr als 850 Fischarten. Die Bewohner des See leben am, im und vom See. Zahlreiche kleine Wasserstraßen verbinden die Orte und Häuser die aus dem Wasser ragen. Kambodscha ist ein sehr armes Land. Die vielen jungen Menschen sind aufgeschlossen, freundlich und liebenswert. Ein Lächeln auf Ihren Lippen lässt mich hoffen für Ihre Zukunft… für die Zukunft Kambodschas…

Reisebericht Hong Kong

Nach vielen Jahren zurück in Hong Kong, weht mir beim Verlassen des Flugzeuges von Air Astana aus Karzakstan die heiße, subtropische Luft Ost-Asiens entgegen. Bereits auf dem Weg zur „Immigration“ stehen Krankenschwestern mit Mundschutz und „Temperaturmessgeräten“ (sehen aus wie Pistolen!) beidseitig bereit, um bei den ankommenden Gästen aus aller Welt die Körpertemperatur zu messen. Die Angst vor  dem „Epola-Virus“ aus Afrika ist groß. Die letzte große Epidemie im Jahr 2003 „SARS“ kostete in Hong Kong vielen Menschen das Leben. Niemand kontrolliert meinen Reisepass genau (trotz vieler Stempel aus Afrika) und problemlos bekomme ich eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Monate.

Hauptgrund für diese Reise nach Hong Kong war ein Visum für China, wo ich meinen Freund Wolfgang und seine Familie in Xishuangbanna in der Provinz Yunnan besuchen will. Vergeblich habe ich auf meiner Anreise,  durch viele Ländern Central-Asiens, bei den chinesischen Botschaften vorgesprochen. Ein China-Visum gibt es nur noch im Heimatland des Antragstellers – also für mich nur in Deutschland! Aus Hong Kong hatte ich andere, aktuelle Informationen. Ein Visum für die Volksrepublik gibt es hier innerhalb von wenigen Tagen. Das ist auch noch heute so! Hauptsächlich wegen der vielen Geschäftsleute die über Hong Kong zu den großen Messen nach Guangzhou in China Reisen. Eine Woche später fliege ich mit einem 30 Tage-China-Visa weiter nach Jinghong / Yunnan. Nach vier Wochen unterwegs quer durch China (siehe Reisebericht China) nun wieder zurück in Hong Kong habe ich ein anderes Problem. Mein Reisepass wurde versehentlich (hatte ich im Hemd vergessen) in der Waschmaschine bei 60 Grad gewaschen. Die Ausreise mit dem verwaschenen Pass aus China und die Wiedereinreise nach Hong Kong verliefen „Gott sei Dank“ problemlos.

Hong Kong – Weltstadt, Finanz- und Wirtschaftsmetropole an der Südküste Chinas und Sonderverwaltungszone der Volksrepublik beindruckt mich immer wieder aufs Neue. Mit 7 Mio. Einwohnern auf 1104 qkm gehört Hong Kong (Kowloon) zu den am dicht besiedelten Städten der Welt. Darüber hinaus gibt es 263 kleine, teilweise unbewohnte Inseln. Lantau-Island ist mit 145 qkm die „grüne Lunge“ und zugleich die größte Insel der Stadt und seit Jahren über große Brücken mit dem Festland verbunden. Der „Hong Kong International-Airport“ gehört zu den größten Flughäfen in ganz Asien und ist tagtäglich Drehscheibe für viele tausend Menschen. Durch Landgewinnung sind 12,5 qkm Land hinzugekommen. Nur so war 1998 der Bau des neuen Flughafengeländes möglich. Tung Chung, eine Trapanten-Stadt liegt vor den Toren des Flughafens. Wie all den Jahren bin ich bei Mei in Mui Wo an der Silvermine-Bay gut untergebracht. Mit dem klimatisierten Linien-Bus geht es zwischen Lantau-Peak (934 mtr.) und Sunset-Peak auf einer Passstraße zur anderen, der schöneren Seite von Lantau-Island. Entlang am Sandstrand von Cheung Sha-Beach und Pui O erreichen wir Mui Wo Ferry Pier. Von dort aus geht es mit dem Fahrrad weiter in die kleinen Dörfer im Hinterland. Pak Ngan Heung, Tai Tei Tong und Luk Tei Tong sind einige der kleinen Dörfer, die in mitten von Reisfeldern liegen. Was für ein Kontrast zu den Wolkenkratzern in Tung Chung oder Kowloon. Das wichtigste was man im Hong Kong benötigt ist eine Pre-Paid-Sim-Card für die Kommunikation und eine Octobus-Card für den öffentlichen Nahverkehr. Beides gibt bei jedem 7-eleven-shop. Hong Kong ist für mich nach vielen Besuchen zur „zweiten Heimat“ geworden doch das subtropische Klima (+ 32 Grad und 90 % Luftfeuchtigkeit) macht mir mehr zu schaffen. Es steht einiges an was ich hier erledigen möchte. Als erstes benötige ich einen neuen Reisepass. Das ganze lief problemlos über das deutsche Generalkonsulat, ist aber mit 180 Euro sehr teuer! Ein Zahnarztbesuch ist ebenso geplant wie der Kauf einer neuen Kamera (meine alte Kamera hat den Sturz in China auf einen Felsen nicht überstanden!). Auch über meine weiteren Reisepläne will und muss ich mir Gedanken machen. Auf einen Besuch bei Wolfgang, Elsa, Sebastian und Ludwig in Pak Ngan Heung freue ich mich ebenfalls. Mit anderen Welt-Reisenden (Tobi, Ping Ying, Frankie und Alvin)  die ich unterwegs getroffen habe, ist ebenfalls ein Wiedersehen in Hong Kong geplant. Ganz wichtig für mich ist hier der gute Internet-Anschluss und ich sitze fast täglich vor dem Computer. Nach und nach finde ich meinen weiteren Weg… Japan, Kambodscha, Philippinen, Canada, Weihnachten bei Mike in USA, Cuba, Trinidad, Venezuela, und dann bis ans Ende der Welt… Das ist eine lange Reise und bedeutet jede Menge an Vorbereitung, Planung und Buchungen. Für die USA muss ich online das „US-Visa-Waiver-Programm“ durchlaufen. Dort meine persönlichen Daten eingeben, 14 Dollar mit Kreditkarte bezahlen und hoffen dass ich eine Erlaubnis für die Einreise in die USA erhalte. Einen Tag später habe ich die Genehmigung aus Washington. Wichtig bei meiner Reiseroute waren diesmal Länder die ich noch nie vorher besucht hatte. Ich wollte neues Entdecken und nicht zum drittenmal nach Thailand oder Indonesien fliegen. Zwischendurch gab es Zeit am einsamen, langen Sandstrand von Cheung-Sha-Beach, einer Wanderung mit Max und Jenny, einer Wanderung auf den Sunset-Peak, der Teilnahme an einer Gedenkfeier für verstorbene Angehörige in einem abgelegenen buddhistischen Kloster und der Teilnahme an den Demonstrationen der „Umbrella-Revolution“ in Hong Kong Central. Es war alles dabei und die Zeit verging wie im Flug. Der Zahnarzt Dr. Ho wurde mir von einem Freund empfohlen und in der Tat gab es einiges zu richten. Vier Füllungen und eine Zahnreinigung (Zahnstein entfernen) waren notwendig. Doktor Ho schenkte mir zum Abschluss der Behandlung eine Zahnbürste und erklärte mir den Einsatz von Zahnseide. Meine Reise-Krankenversicherung bei Hanse Merkur zahlte anstandslos die ca. 200 Euro. Bei der Vielzahl der angebotenen Kameras in den Geschäften in Hong Kong war es nicht einfach die richtige Kamera zu finden. Schlussendlich entschied ich mich für die Lumix DMC-ZS 40, die abgesehen von einem starken Zoom auch einen View-Finder hat den man bei hellem Sonnenlicht benützen kann. Seit meinem ersten Besuch von Hong Kong im Jahre 1994 hat sich viel verändert. Damals noch als britische Kronkolonie und Teil des Commonwealth, wurde das freie Hong Kong von 1997-1999 langsam an China zurück gegeben. Im Rahmen der von Deng Xiaoping entwickelten Doktrin „Ein Land – zwei Systeme“ bleibt das demokratisch-marktwirtschaftliche System Hong Kongs mindestens 50 Jahre neben dem autoritären, kommunistischen System der Volksrepublik China bestehen. Somit bleibt die Rolle Hong Kong als Finanzzentrum Asiens weiterhin gesichert. Nach nun 15 Jahren baut China stetig seinen Einfluss und seine Macht in der Stadt aus. Die neureichen „Mainland-Chinese“ drängen mit viel Geld nach Hong Kong und nehmen ebenfalls Einfluss z.B. auf die Mieten. Das gefällt den Hong Kong-Chinesen nicht. Die Preise steigen ständig. Hong Kong zählt weltweit zu den Städten mit den höchsten Lebenshaltungskosten. Die Supermärkte bieten alles was auch in der westlichen Welt angeboten wird. Eine kleine Bäckerei hat sich seit Jahren in Mui Wo etabliert und verkauft neben Brot auch „Blue Cheese“ aus Italien (Gorgonzola etc.). Als am 1. Oktober 2014 tausende junge Menschen unter dem Stichwort „Occupy Central with love and peace“ die Hauptgeschäfts-Straßen von Hong Kong (Mong Kok, Wanchai, Admirality) besetzen und die friedliche „Umbrella-Revolution“  ausrufen, erlebe ich einen aufregenden, Moment Zeit-Geschichte in einer der größten Mega-Metropolen Asiens! Der Hintergrund der Protestbewegung sind die von Peking vorgeschlagenen Politiker die Hong Kong in Zukunft regieren sollen. Freie demokratische Wahlen sind das nicht. Die gut ausgebildete Jugend hat Angst  Ihre demokratischen Grundrechte (Wahlrecht, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit etc.) nach und nach zu verlieren. Die Polizei hält sich anfangs zurück, da ein großer Teil der Beamten die jungen Menschen unterstützen. In den folgenden Tagen spannt sich die Lage an und es kommt doch zu gewaltsamen Ausschreitungen. Die Polizei setzt Tränengas ein und die Demonstranten schützen  sich mit Regenschirmen. Deshalb auch der Name „Umbrella-Revolution“! Die Hauptverkehrsstraßen bleiben fast einen Monat von tausenden jungen Menschen besetzt.  Der Anführer der Bewegung ist ein junger, ein sehr junger Student. Über Facebook und Twitter werden die Massen für die täglichen Kundgebungen mobilisiert. Sämtliche Ereignisse werden von den Medien (TV) direkt und live rund um die Uhr übertragen und sind in Restaurants, der U-Bahn und an manchen Haltestellen zu sehen. Die jungen Studenten haben sich auf das Leben auf der Straße eingestellt und schlafen in kleinen Zelten vor Ort. Schutzbrillen, Mineralwasser und auch Nahrungsmittel werden für die vielen Demonstranten kostenlos verteilt. Tagsüber wird studiert oder protestiert. Auch sucht man dort das Gespräch zur Bevölkerung. Anfangs gab es noch die Rückendeckung der älteren Bevölkerung sowie die Unterstützung von Hochschulen und Universitäten. China und die Stadtverwaltung lehnt jedoch jedes Gespräch mit den „Revolutionären“ ab. Erst nach zwei Wochen finden erste Gespräche mit Unterhändlern (ohne Ergebnis) statt. Anders als von vielen erwartet, ignoriert China die Protestbewegung total. Den vielen reichen „Mainland-Chinese“ werden ab sofort keine Visa für eine Einreise nach Hong Kong mehr erteilt. Nach drei Wochen Blockade der Hauptgeschäftsstraßen wird der Unmut der Geschäftsleute, Taxifahrer und Unternehmer größer und richtet sich nun wegen starker finanzieller Einbußen gegen die jungen Demonstranten. Nach über einem Monat ziehen sich die Demonstranten aus den Hauptgeschäftsstraßen Hong Kongs zurück… wie es weitergeht bleibt abzuwarten…  Als Erkennungszeichen und Unterstützer dieser Freiheitsbewegung trage auch ich einen Gelbes Band und nahm aus Solidarität an einigen Kundgebungen teil.

Tobi (aus Sachsen b. Ansbach) ist in Hong Kong eingetroffen. Er ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Deutschland aus quer durch Russland und China bis nach Hong Kong unterwegs. Für Ihn organisiere ich bei Wolfgang und Elsa eine Unterkunft für zwei Nächte. Während es am ersten Abend „Schweinebraten mit Knödel“ gibt macht Tobi am zweiten Abend ein herzhaftes Gulasch. Mit original bayrischen Bierkrügen stoßen wir an auf unser Wiedersehen an und fühlen uns richtig heimisch in der bayrischen Wohnstube von Wolfgang in Pak Nang Heung. Bei einem gemeinsamen Tagesausflug zeige ich Tobi einen kleinen Teil von Hong Kong Central (IFC-Tower, HKSB-Tower). Auf den 552 Meter hohen „Victoria Peak“ geht es mit dem Doppeldecker-Bus. Zurück zur Starferry-Pier fahren wir ein Stück mit der guten alten Trambahn. Auf dem Heimweg genießen wir von der Fähre aus die atemberaubende Skyline von Hong Kong. Die „slow ferry“ ist günstig, offen und braucht eine Stunde für die Strecke zurück nach Lantau-Island. Ideal zum fotografieren der Wolkenkratzer von Kowloon und Hong Central, der riesigen Container-Schiffe die vor Anker liegen oder der Fähren (Schnellboote) nach Macau. Auch die Discovery Bay, Disneyland und die kleine Insel Peng Chau sieht man von der alten Fähre sehr gut. Soko aus Japan lebt als „Freelancer“ seit über 20 Jahren in Mui Wo. Während Ihres Urlaubs füttern wir Ihre Hunde „Jeans & Wrasko“ und sehen am Abend eine gefährliche „Bamboo-Snake“ auf der Terrasse… Die Tibet-Forscherin „Pin Pin“ aus Portugal lebt ebenfalls schon lange in Mui Wo und organisiert von hier aus den Wiederaufbau und die Restaurierung alter tibetischer Tempel. Die Bandbreite der Menschen die hier Leben und deren Tätigkeit ist sehr vielseitig. Auch viele westliche Geschäftsleute haben die ruhige Insel für sich und Ihre Familien entdeckt. Ich zähle wie alle westlichen Ausländer zu den „Quai Lo“ auch „long nose – forgein devil“ genannt. Neben dem China-Beer-Restaurant an der Ferry-Pier gibt es noch die Toilet-Bar in der sich Ausländer aber auch Einheimische treffen. Um die „Markthalle“ herum gibt es jede Menge kleine Geschäfte und einheimische und günstige Restaurants bei denen man auf westlichen Standard verzichten muss. Dort esse ich mit Max & Jenny bevor wir uns auf den gemeinsamen Weg zum katholischen Trappisten-Kloster der Insel machen. Maximillan aus meinem Heimatdorf Burk studiert seit zwei Monaten in Hong Kong und freut sich nun auf den Urlaub mit seiner Freundin. Von meiner Familie habe ich über seinen Aufenthalt in Hong Kong erfahren. Via e-mail haben wir in Hong Kong Kontakt aufgenommen, uns in Kowloon getroffen, gut verstanden und nun wandern wir gemeinsam für wenige Stunden zu einem katholischen Kloster… wie klein ist die Welt…

Weitere Vorbereitungen für die Reisen nach Japan und Kambodscha sind notwendig. Für einen Mietwagen in Japan benötige ich eine Übersetzung meines Internationalen Führerscheines ins Japanische. Das übernimmt das deutsche Konsulat in Osaka/Japan. Per mail sende ich vorab Kopien nach Japan und die freundliche Dame im Konsulat bereitet alles für die Abholung der Übersetzung vor. Mr. Cheuk, fliegt schon früher nach Osaka und holt und bezahlt für mich die Übersetzung auf dem deutschen Konsulat in Japan. Somit steht für die geplante Japan-Reise mit der direkten Übernahme eines Mietwagens am Airport in Osaka nichts mehr im Wege. Für die Reise nach Kambodscha ist ein Visum nötig. Normalerweise wartet man einen Tag – In Hong Kong bekommen wir das Visa auf der Botschaft von Kambodscha schon nach zehn Minuten. Das ist Hong Kong – schnell, effizient und gut. Doch leider macht sich auch die Luftverschmutzung in Hong Kong bemerkbar. Aus den fernen Industriezentren in China zieht der Smog nach Hong Kong und oft ist es jetzt auch auf Lantau, sehr trüb. Ein Paket mit Dingen die ich in der heißen asiatischen Region nicht mehr benötige (Schlafsack, Reisetasche, Unterlagen, Reisebücher etc.) und einige wenige Souvenirs gehen von Hong Kong mit dem Schiff auf die Heimreise nach Deutschland. Soko ist aus Ihrem Urlaub zurück und zusammen besuchen wir ein Japanisches Konzert in dem die Daiko-Drums von Frauen gespielt werden. Nicht nur ein Hörgenuss, auch die Tanzvorführungen sind einmalig. Ein zweites Mal treffe ich mich mit Ping Ying  und gebe ihm sein Buch „Snow“, einer Geschichte aus dem türkischen Kars, zurück. Er war täglich bei den Demonstrationen in Hong Kong Central und ist etwas frustriert. Die Arroganz der chinesischen Regierung lässt seine Hoffnungen auf Reformen in Hong Kong und China schwinden. Meine Zeit der Orientierung, der Planung und der Organisation meiner letzten Reise-Etappe um die Welt ist abgeschlossen. In der Hoffnung, dass die „Umbrella-Revolution“ nicht umsonst gewesen ist, verlasse ich Hong Kong…

Reisebericht Japan

Nachdem mir Dr. Ho in Hong Kong drei Zahnfüllungen verpasst hat, bin ich wieder fit, ein für mich ganz neues, ein ganz anderes Land zu entdecken – Japan. Mein ganzes Gepäck hat sich mittlerweile auf 9,1 kg verringert und so geht es als „Handgebäck“ bei „Peach-Air“ durch. Der Flug „MM064“ von Hong Kong, in eine der teuersten Städte der Welt, nach Osaka, verläuft planmäßig. Am Terminal 1 bekommen wir, nachdem ich eine „japanische Übersetzung“ meines Führerscheins vorlege, einen Toyota „Vizz“ für die nächsten Tage. In „Nippon“, viertgrößter Inselstaat der Welt, herrscht Linksverkehr. Mit Mei, einer langjährigen, reisebegeisterten Freundin, habe ich eine „Japan-Expertin“ an meiner Seite, die es mir ermöglicht hat, am Ende der Japan-Reise an einem Workshop des traditionellen „Taiko-Drumming“ in Osaka teilzunehmen. Es ist mit 24 Grad angenehm kühl in der Stadt. Noch am gleichen Abend geht es weiter nach Wakayama in das „Toyoko Inn“, einer großen und bekannten Hotelkette in ganz Japan. Man bekommt dort, wie fast überall in den Hotels „Schlafanzüge“ angeboten. Ein Getränkeautomat in der Eingangshalle bietet ein „Gift“-Getränk“ für 100 Yen an. Der erste Gang, mit den dafür bereitgestellten „Toiletten-Pantoffeln“, auf das „Stille Örtchen“ zeigt mir eine „Hightech-Klo-Schüssel“ mit Bedien-Element! Neben einer Sitzheizung, Entlüftung, Wasserdruck- und Temperaturregelung für die Reinigung des Hinterteils, besitzt so ein „Washlet“ auch ein integriertes Handwaschbecken über dem Wasserkasten… Darüber hinaus ist das „stille Örtchen“ der „sicherste Platz“ bei einem Erdbeben im Hotel, erfahre ich. Denn das WC / Bad besteht oft aus einer einzigen Kunststoffeinheit… Das Japan ein hochentwickeltes Industrieland ist zeigt sich hier im Alltag. Jahrelang war Japan hinter den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde. Das Land gehört nach wie vor zu der Gruppe der 8 größten Industrienationen der Welt. Japan liegt an der geologischen Bruchzone von vier tektonischen Platten der Erdkruste. Die Nordamerikanische-, Eurasische-, Philippinische und Pazifische Platte sind der Auslöser von ca. 1500 seismisch registrierten Erdbeben pro Jahr. Von insgesamt 240 Vulkanen sind 40 Vulkane aktiv. Am 11. März 2011 wurde durch das „Tohoku-Erdbeben“ ein Tsunami ausgelöst, dass die bislang weltweit größte Atom-Reaktorkatastrophe in „Fukushima“ zur Folge hatte.

„Das Auswärtige Amt warnt weiterhin ausdrücklich vor Aufenthalten in der von der japanischen Regierung ausgewiesenen Roten Zone um das Kernkraftwerk Fukushima I im Nordosten der Insel Honshu (Teilreisewarnung). Von nicht notwendigen kurzen Reisen und allen langfristigen Reisen in die Gelbe und Grüne Zone wird abgeraten.“

Unsere Reise beschränkt sich auch deshalb auf die Halbinsel Kii, die mit ihren berühmten Buchten, Bergen und Klöstern, ca. 700 Kilometer weiter südlich von Fukushima im Pazifik liegt und als „unbedenklich“ gilt. Es herrscht Disziplin auf den Straßen und Mautpflichtigen Autobahnen. Auffallend sind die vielen sehr kleinen Autos, auf den Straßen. An den Baustellen sehen die bunten Kunststoff-Absperrungen, mit Fröschen, Elefanten und anderen Tieren, eher wie Spielzeug und damit etwas kitschig aus. Unser erstes Ziel sind die Felsformationen von Senjojiki an der Pazifikküste. Der Taifun „Phanfone“ jagte am Vortag mit ca. 180 km/h über das Land und wir sind froh nur noch die Ausläufer zu spüren. Wir erleben wie mächtige, meterhohe Wellen an der Felsenküste zerschellen und sind beeindruckt von diesem Naturschauspiel. Weiter geht es auf der Route 42 zur Felsenhöhle von Sandan-Heki. Mit einem Lift wird man ca. 40 Meter tiefer in Höhlen gebracht die eine Verbindung zum Meer haben. Vor langer Zeit nutzen Piraten mit Ihren Schiffen diese großen Höhlen als Versteck. Unterirdisch dringt mit großer Wucht das Meerwasser in die Höhle. Einige „Aussichtspunkte“ sind jedoch wegen des anhaltenden Taifuns gesperrt. Atemberaubend ist der Anblick, wenn sich die ungeheuren Wassermassen schäumend mit rauschen und Donnern durch die enge Schlucht ins Innere der Höhle pressen. An der Pazifik-Küste entlang geht es durch den „Kumano-Karekinada-Kaigan-National Park“ mit herrlichen Buchten und Felsformationen weiter nach Kushimoto. Es ist bereits Dunkel als wir im „Resort & Spa-Hotel Urashima“ eintreffen. Das Zimmer ist typisch japanisch – ohne Bett, Stuhl oder Tisch. Das „Tatami“, ist eine Matte aus Reisstroh und dient als Bett. Erst kurz vor dem Schlafen, bereiten die Hotelmitarbeiter das sogenannte „Futon-Bett“ vor. Bevor es zum „Dinner“ geht, entspannen wir uns in den heißen Quellen den „Onsen“. Diese natürlichen, heißen und mineralhaltige Quellen sind hier in der Gegend überall zu finden. Streng getrennt in den „Bädern“ sind Männer und Frauen. Vor dem Bad, wird sich im Sitzen auf einem kleinen Bänkchen gründlich gereinigt. Wer im Stehen duscht gilt als unhöflich! Es gibt strenge Verhaltensregeln und das Sauberkeitsbedürfnis der Japaner ist extrem hoch. Alle Hotelgäste bewegen sich hier ausschließlich im „Yukata“. Nach dem Bad geht es zum Abendessen ebenfalls in dieser Art von Kimono. Für mich etwas befremdlich, aber hier ganz normal. Das Buffet ist überreich gedeckt mit Suppen, Salaten aus Meerestang, Meeresfrüchten, Sushi und rohem Thunfisch. Es fällt die Auswahl schwer und so wird überall probiert. Es ist immer wieder ein Geschmackserlebnis was man da so vorgesetzt bekommt. Am nächsten Morgen blauer, wolkenloser Himmel. Die Aussicht vom heißen Pool auf den Pazifik ist herrlich – so lässt sich der Tag beginnen… Leider gibt es auch schon zum Frühstück Fischsuppe – nicht so mein Geschmack… und ich bin froh um ein paar einfache Rühreier… Kushimoto ist auch bekannt für seinen Fischmarkt auf dem fast ausschließlich große Thunfische versteigert werden. Weiter nördlich in den „heiligen Bergen“ wandern wir auf dem alten „Saigoku-Pilgerweg“ hinauf zum „Seiganto-Jii-Tempel“ dessen Anfänge bereits aus dem 7. Jahrhundert stammen. Ein „Stempelbuch“ wird notwendig, denn jeder Tempel und Schrein hat seinen eigenen Stempel. Nur einen Steinwurf entfernt ist Japans höchster Wasserfall. Mit 133 Metern gehören die heiligen „Nachi-Falls“ zusammen mit Tempel und Pilgerweg zum UNESCO-Weltkultur-Erbe. Toba auf der Shima-Halbinsel ist unsere nächste Station. Den Weg dorthin säumen meist graue oder Umbra-braune Einfamilienhäuser. Auffallend auch in den Städten sind die mit Kabel überladenen „Strom- und Telefonmasten. Bunt sind in den Dörfern und Städten nur die Reklametafeln. Auf engen Straßen und mit Hilfe des Navi finden wir erst spät am Abend unsere Unterkunft das „Senpokau-Hotel“. Am nächsten Morgen genießen Frauen und Männer wieder streng getrennt, im heißen Wasser der Bäder, einen herrlichen Ausblick auf den Pazifik. In Ise werden neben Tee, auch Zitronen, Mandarinen und Orangen angebaut. An der Küste weißen Warntafeln auf das richtige Verhalten und den Fluchtweg bei einem „Tsunami“ hin. Gleich um die Ecke stoßen wir auf eine interessante Felsformation – die „Lover Stones“ die von den jungen, kräftigen Männern einmal im Jahr mit einem dicken Seil verbunden werden… Ganz in der Nähe befindet sich Japans größtes Heiligtum, die Ise-Jingu-Tempelanlage. Ca. 6 Mio. Japaner pilgern jährlich zu diesem „Shinto-Schrein“ einer religiösen Stätte höchsten Ranges. Shintoismus ist eine fast ausschließlich in Japan praktizierte Religion. Parallel dazu existiert der Buddhismus. Ebenso bedeutend und lange Zeit mit einer gemeinsamen Geschichte lassen sich beide Religionen in Japan nicht leicht unterscheiden. Noch tiefer in die Welt der Religion der Mönche dringen wir in den bereits herbstlichen Bergen von „Koya San“ ein. Dort übernachten wir in einem alten Kloster. Den Weg dorthin, auf kleinen und engen Bergstraßen (No.371) und Serpentinen wäre ich am liebsten mit meinem Motorrad gefahren… Wie in allen Tempelanlagen werden vor betreten erst die Schuhe ausgezogen. Mit kleinen roten Pantoffeln bewegen wir uns durch die alten Holzhäuser die mit Stegen verbunden sind. In unserem Zimmer bekommen wir, wie alle Mönche, die Klosterspeise ohne Fleisch, Fisch, Knoblauch und Zwiebeln serviert. Am nächsten Morgen geht es schon früh zum Gebet. Leider verstehe ich kein japanisch und somit wenig von all den Ritualen…Dennoch ist die Atmosphäre eine ganz besondere… auch ich nehme mir Zeit und bin im Gebet bei meinem Herrgott… Noch liegt der „Frühtau“ auf den Blättern und die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich den Weg in den wunderschön angelegten Steingarten der zwischen Kloster und Klostermauer angelegt ist. Die Vögel zwitschern und lassen diesen neuen, diesen jungen Tag zusammen mit der wärmenden Sonne entstehen… Bereits im Jahr 819 wurde diese Region in den Bergen für den japanischen Buddhismus von Mönch „Kukai“ erschlossen und gilt als wichtigste Stätte des „Shingon-Buddhismus“  in Japan. Noch heute gibt es dort ca. 110 Tempel mit 600 Mönchen sowie eine Universität für religiöse Studien. Der „Kongobu–Tempel“ ist mit seinen filigranen Schnitzereien an den Toren und Türen und seinen herrlichen Steingarten mit über 2000 qm berühmt. Die Anlage wurde im 15. Jahrhundert gebaut, ist UNESCO-Weltkulturerbe, und auch unter dem Namen „Temple of the Diamond Mountain“ bekannt. „Oku-no-in“ wörtlich übersetzt „Hintere Halle“ ist ein sehr alter Friedhof mit Gräbern, Monumenten und dem Mausoleum von Kukai dem ersten buddhistischen Mönch in diesen Bergen. Der Weg nach Kyoto ist weit und auf das „Navi“ kein Verlass. Das nervt mich sehr!!! Bei all der „Hightech“ in Japan ist mir eine normale Straßenkarte immer noch das liebste Hilfsmittel. In Kyoto, der alten Kaiserstadt, geben wir unseren Mietwagen ab und finden ganz in der Nähe, am modernen Bahnhof, unser kleines, günstiges und freundliches Hotel. Es ist im Familienbesitz, liegt hinter einem Parkhaus und ist erstaunlicherweise sehr ruhig. Mit ca. 1.5 Mio. Einwohnern ist Kyoto geschichtlich und kulturell einer der bedeutendsten Städte in Japan. 14 Tempel und Shinto-Shreine wurden 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Wichtige Elektronik-Unternehmen (Omron, Nintendo, Kyocera, muRata) haben in der Universitätsstadt Ihren Hauptsitz und sind neben dem Tourismus ein wichtiges Standbein der Region. Wie in jedem Land ist auch hier in Japan ein Friseurtermin eingeplant. Allerdings habe ich in all den Ländern nie einen Friseur erlebt, der bei einer Haarlänge von 2 mm, den „Feinschnitt“ mit der Schere erledigt. Mit akkurater Haarfrisur und nach all dem vielen japanischen Essen finden wir in dem Underground-Food-Court „Porta“, einen guten „Italiener“. Auf dem Heimweg wundern wir uns über all die Menschen die in den Himmel blicken und entdecken dort oben ein weiteres seltenes und außergewöhnliches Naturschauspiel – eine totale Mondfinsternis… Mit Hartmut aus Köln (von Deutschland bis Japan mit dem Motorrad unterwegs!) habe ich ein Wiedersehen in Kyoto vereinbart. Alle dafür notwendigen Informationen hatte ich in meinem g-mail-account gespeichert. Als ich mich in Japan einloggen will, wird mir trotz richtigem Password von Google der Zugriff verweigert. Man hält mich für einen „Hacker“!  Alle Versuche scheitern und ich bin stinksauer, nicht mit Hartmut in Kontakt treten zu können. Mir fällt auf, wie auch ich mich schon zu sehr auf die virtuelle Kommunikation verlasse und in diesem Fall verlassen bin…
Am nächsten Morgen wird mir das Hightech-Land Japan am Busbahnhof noch näher gebracht. Die großen verschiedenen Automaten für die Tickets von Bussen, Bahnen und U-Bahnen sind eine echte Herausforderung und kosten vor allem viel Zeit bis man das richtige Ticket hat. Alles ist geregelt sogar die Warteschlangen am Bus oder an der U-Bahn sind am Boden markiert. An jeder Haltestelle wird der Bus seitlich hydraulisch abgelassen, damit auch für ältere Menschen das Einsteigen möglich ist. Sicherheitshinweise wo immer man sich bewegt – wie gesagt alles geregelt… Gleich in der Nähe von unserem kleinen Hotel befindet sich der „Nishi Hongan ji“-Tempel. Dieser Tempel wurde 1895 in der heutigen Form errichtet. Mit dem Stadtbus geht es weiter zum buddhistischen „Kinkaku-ji-Tempel, der auch als „Goldener Pavillon Tempel“ bekannt ist und bereits 1397 erbaut wurde. Die oberen Stockwerke der Reliquienhalle sind vollständig mit Blattgold überzogen. Das filigrane Bauwerk schmiegt sich besonders schön und dezent in die Parklandschaft ein und ist beliebtes Fotomotiv für die vielen Touristen hier. Im Nordwesten der Stadt liegt der buddhistische „Tenryu-ji“-Tempel aus dem 13. Jahrhundert. Der „Tempel gehört neben vielen anderen Bauwerken in Kyoto zum UNESO-Weltkulturerbe. Hauptattraktion hier ist der herrlich angelegte „Sogenchi-Garten“ aus dem 14. Jahrhundert, der bis zum heutigen Tage, fast in gleicher Form erhalten geblieben ist. Nicht weit entfernt ist der berühmte „Arashiyama-Bamboo-Grove“ in dem die dünnen Bambus-Bäume so dicht nebeneinander in den Himmel hinauf ragen, dass es auch die Sonne schwer hat hindurch zukommen. Es führt jedoch ein breiter Weg hindurch und die besondere Atmosphäre lässt sich gut auf Fotos festhalten. „Gion“ ein Stadtteil Kyotos aus dem Mittelalter ist heute der bekannteste Ort für die berühmten Frauen Japans – die „Geisha`s“ (Künstlerinen) oder „Geiko“. Für diesen Namen gibt es verschiedene Übersetzungen. Mir hat folgende am besten gefallen: „a woman of art“. Die Ausbildung einer Geisha dauert fünf Jahre und beinhaltet neben der Gesangs- und Tanzausbildung, ein Musikstudium (Laute, Flöte, Handtrommel) sowie Kalligrafie. Heutzutage sind die wenigen, verbliebenen Geishas, Bewahrerinnen der traditionellen Künste des Landes und haben nichts mit Japans Sexindustrie zu tun. Gleich in der Nähe von Gion-Viertel befindet sich der „Yasaka-Schrein“ der bereits im Jahre 656 gebaut wurde. Der nahegelegene Park „Mayurama“ ist besonders im Frühjahr wegen der überreichen Kirschblüten beliebt. Ein besonderes Abendessen wird uns ganz in der Nähe serviert. Ein japanisches Reis-Omelette. Die „Shijo-Street“ ist die berühmteste Einkaufsstraße in Kyoto. An der überdachten Promenade, findet man alle großen internationalen Shops und Modemarken und wird mit klassischer Musik berieselt. Der nahegelegene Fischmarkt ist auch als „Küche von Kyotos“ bekannt. Die Auswahl an Fisch, Fleisch, Gemüse und Früchten ist in unermesslich. Kyoto ist auch bekannt durch das von den „Vereinten  Nationen“ 1997 beschlossene „Weltklimaschutz-Protokoll“. Bis zum Jahre 2011 wurde es von 191 Staaten weltweit unterzeichnet. Kernpunkt des Protokolls ist die globale Erderwärmung durch den Ausstoß von Treibhausgasen. Die USA, als größte Weltwirtschaft, ist dem Abkommen leider nie beigetreten…
Im Osten der Stadt befindet sich ein weiteres touristisches „Highlight“ – der Kiyomizu-Dera-Tempel. Die Geschichte des buddhistischen Tempels geht bis auf das Jahr 798 zurück. Der heutige Tempelkomplex, mit einer beindruckenden 13 Meter hohen Holzterrasse, wurde 1633 errichtet. Von der Haupthalle hat man einen herrlichen Blick auf Kyoto. Mit dem Zug machen wir uns auf den Weg ins nahegelegene Kobe. Mit ca. 1.5 Mio. Einwohner erhielt die wichtige Hafenstadt traurige Berühmtheit durch das „Erdbeben von Kobe“ im Jahre 1995. Damals wurden 6433 Menschen getötet, 43.800 Menschen verletzt und 300.000 Menschen wurden in nur wenigen Minuten obdachlos. Heute zeigt sich die Stadt mit Ihrem Wahrzeichen dem Kobe-Tower sehr modern. Im der „Kitano-Street“ finden sich dann doch noch einige alte, sogar „europäische Häuser“! Neben alten englischen, und französischen Häusern ist das Haus von Rhenania mit dem Wetterhahn eine Besonderheit am „Montmartre“ der Stadt. Sehr berühmt ist auch das natürlich gehaltende „Kobe-Rindvieh“ dessen zartes, marmoriertes Fleisch, zu den teuersten Fleischsorten (400-600 Euro pro Kg) der Welt gehört. In der Tat, das Fleisch schmeckt fantastisch! Die Uferpromenade um den Kobe-Tower erscheint im Abendrot imposant und wir genießen den ausklingenden Tag bei einem guten Essen mit Ausblick auf die Skyline der Stadt…
In der zweitgrößten Metropolregion Japans, in Kansai, befindet sich neben Kyoto und Kobe auch Osaka. Mit 2,6 Mio. Einwohnern ist Osaka nach Tokio und Yokohama die drittgrößte Stadt Japans. Mit guten „öffentlichen Verkehrsnetz“ in dieser Region, sind die teilweise großen Distanzen schnell zu überwinden. Für Frauen steht ein extra Zugabteil, wegen zunehmender Belästigungen, zur Verfügung. Ansonsten sind die Japaner superfreundlich und auch der Busfahrer verneigt sich vor jedem Fahrgast. Erstaunt bin ich allerdings darüber, dass sehr viele Japaner kein oder wenig Englisch sprechen und deshalb die Kommunikation hin und wieder schwierig ist. Auch das „Recycling von Wertstoffen“ hat einen hohen Stellenwert in Japan. Es gibt sogar „gelbe Säcke“, die neben Kunststoff auch für Papier oder Dosen verwendet werden. Die öffentlichen Müllbehälter sind durchsichtig und somit kontrolliert die „Öffentlichkeit“ die richtige Befüllung der Behälter.
Eine mächtige Burganlage aus dem 15. Jahrhundert zeigt die Bedeutung Osakas schon im Mittelalter. Die Wehranlage zählt zu den größten Burgen Japans. Ein toller Rundumblick auf die moderne Stadt bietet sich von dem Hauptturm. Es ist Wochenende und in der Parkanlage um die Burg joggen, musizieren und spazieren die Menschen an diesem sonnigen Herbsttag. Wir wollen jedoch weiter zu einem „Workshop“ im Taiko-Drumming. Die ältesten Trommeln dieser Bauweise stammen aus China und Korea und wurden bereits 300 v. Chr. für schamanische Rituale der Shinto-Religion verwendet. Später erkannten auch die „Samurai-Krieger“ die Wirksamkeit der großen Trommeln. Feinde und Gegner wurden mental zermürbt und die eigenen Kämpfer animiert… Die Fassförmige Röhrentrommel wird aus einem Baumstamm hergestellt und mit Pferde- oder Rinderhäuten bespannt. Je nach Größe der Trommel ist der Klang unterschiedlich. Wir sind ca. 20 Teilnehmer und auf Kommando und bei strenger Disziplin unseres jungen Trommel-Lehrers geht es im Stehen los. Der tiefe, rhythmische Klang der 20 großen Trommeln bringt sogar den Fußboden im zweiten Stock zum vibrieren. Da wir in einem Industriegebiet sind stört sich niemand daran. Nach kurzer Zeit sind wir nass geschwitzt und froh um eine Pause. Alle freuen sich um die Schokolade, die wir als Gastgeschenk mitgebracht haben. Danach werden uns die verschiedenen Anschlagtechniken erklärt. Wie gerne hätte ich so eine Trommel gekauft – doch bei einem Durchmesser von ca. 1,20 Metern ist der Transport für mich unmöglich. Die Zeit vergeht wiedermal viel zu schnell… Wenig später tauchen wir ein, in das Lichtermeer und Night-Life im Stadtteil „Dotombori“. Überdimensionale Leuchtreklamen erhellen in den Straßen die unzähligen Restaurants, Bars, und Pubs. Wir essen gefüllte Teigtaschen  (mit Fleisch und Gemüse) und Tintenfischbälle (Takoyaki) und genießen die Atmosphäre und lassen uns treiben… Ach ja fast hätte ich es vergessen – in Japan wird nicht gehandelt – der Preis steht fest egal wo man sich befindet – auf der Straße, beim Taxi oder auf dem Fischmarkt. Es ist schon spät als wir uns auf den Weg machen zum futuristischen „Umeda Sky-Buliding“ in dem auch das deutsche Konsulat im 35. Stockwerk seinen Sitz hat. Dort wurde übrigens mein Internationaler Führerschein ins Japanische übersetzt. Die zwei Türme die auf einer Höhe von ca. 140 Metern mit einer „Brücke“ verbunden sind gehören dem Toshiba-Konzern. Mit dem Aufzug geht es hoch und der Ausblick von dem „Space-Center“ und dem „Floating Garten“ ist atemberaubend… Auf dem Weg zurück ins Hotel finde ich in einem Kühlregal eines Supermarktes ein erstes „Asahi-Weihnachtsbier“! Was für ein Genuss!!!

Der „Fushimi-Inari-Taisha-Shinto-Schrein“ (was für ein langes Wort…) mit seinen Alleen aus tausenden scharlachroten Torii (Toren aus Holz oder Stein) ist der Hauptschrein aller Inari-Schreine in Japan. Umgeben von tiefgrünen Wäldern ist das Laufen durch die unendlich vielen Tore etwas ganz Besonderes.  Bevor Kyoto zur Hauptstadt Japans erklärt wurde war Nara, bereits im 7. Jahrhundert Hauptstadt. Die Bedeutung der buddhistischen Anlagen und Shinto-Schreine bestehen jedoch bis heute. Der mächtige „Todaij Ji Tempel“ beherbergt die größte, in Bronze gegossene, Buddha-Statue Japans. Mit 15 Meter Höhe und einem Gewicht von immerhin 452 to, blickt der sitzende Buddha den Besucher freundlich an. Die Haupthalle des Tempels die den Buddha beherbergt, ist mit 57 Metern Breite, einer Tiefe von 50 Metern und einer Höhe von 48 Metern, das größte aus Holz gebaute Gebäude der Welt!!! Es ist nicht verwunderlich das auch diese imposante Anlage zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Die unzähligen „heiligen Rehe“ von Nara, die überall herum laufen und von den Touristen gefüttert werden, haben sich an den Menschen gewöhnt. Die Legende erzählt, dass auf diesen Tieren die Gottheiten des Kasuga-Schreines reiteten… und es deshalb verboten war und ist, die Tiere zu jagen. Im Nara-Park führt und ein Weg entlang von tausend steinernen Laternen zum „Kasuga-Taisha“ den letzten Shinto-Schrein auf unserer Reise durch Japan. Auf dem Weg mit dem Airport-Express von Kyoto nach Osaka ziehe ich ein erstaunliches positives Fazit über ein Land und dessen Menschen, die mir bisher nur als eilige Touristen in meiner Heimatstadt Dinkelsbühl bekannt waren.

Reisebericht China (Yunnan, Sichuan & Gansu)

Auf dem Landweg aus dem Nahen Osten (Ägypten / Jordanien / Israel, Zypern etc.), über den Mittleren Osten (Türkei, Georgien, Azerbaitschan), mit dem Schiff über das Kaspische Meer, quer durch Kazakstan und entlang der Seitenstraße nach China, das war ein Traum, den es zu erfüllen gab. Einfach war es nicht… Viele dieser Länder sind auf Touristen nicht eingestellt und ohne eine Einladung oder einen „LOI“ (Letter of Invitation) ist es nahezu unmöglich ein Visum zu bekommen. Deshalb spricht man unter den „Overland-Travelern“ auch gerne über die Länder von „Absurdistan“. Nach dem ich nur mit Mühe ein 15 Tage-Visa für Azerbaitjan (100 Euro) bekommen hatte, versuchte ich vergeblich in mehreren Ländern (Türkei, Georgien) ein Visum für die „Volksrepublik China“ zu bekommen. Ein Empfehlungsschreiben der Deutschen Botschaft war ebenso nutzlos, wie meine mehrfachen Anfragen um eine Ausnahmeregelung. Die strikte und rigorose Ablehnung des Visums wurde mit einer neuen, seit 5 Jahren gültigen, Regelung begründet. Ein China-Visum wird demnach nur im „Heimatland“ der beantragenden Person erstellt. Ein Satz des chinesischen Botschaftsangehörigen machte mich jedoch nachdenklich! „Do you know how the Germans treat the Chinese Tourist, to get a German-Tourist-Visa?” Danach kam von ihm die Empfehlung, nach Berlin zu fliegen, dort das Visum zu beantragen, zurückzukommen und dann meine Reise fortzusetzen… ich war verärgert, frustriert und enttäuscht… In früheren Jahren war ich oft in Hong Kong und China unterwegs, deshalb wusste ich, dass in der ehemaligen Kronkolonie der Engländer, die Regelung anders sein würde. Täglich reisen von Hong Kong sehr viele ausländische Geschäftsleute in die nahe Volksrepublik und alle benötigen hierfür ein China-Visum. Aus Hong Kong erhielt ich sehr schnell eine Bestätigung, dass ich für 400 HK-Dollar in 5 Tagen ein „Double-Entry-Visa“ für 30 Tage erhalten könnte. Die Entscheidung war getroffen und ich bekam einen günstigen Direktflug von Almaty nach Hong Kong. Dort angekommen verlief alles planmäßig und eine Woche später machte ich mich mit dem lang ersehnten China-Visa auf den Weg…Bereits bei meiner Anreise in den Südwesten von China, in die Provinz Yunnan, mit China Eastern Airline (MU 734) via Kunming, vielen mir die extremen Veränderung seit meinen letzten Reisen auf. Vor über 20 Jahren durchquerte ich das „Reich der Mitte“ erstmals auf dem Landweg. Damals besuchte ich auch Yunnan, das an der Grenze zu Laos, Myanmar, Vietnam, Tibet und Sichuan liegt. Ein Hauptgrund der jetzigen China-Reise war auch, ein geplantes Wiedersehen mit meinem langjährigen Freund Wolfgang, seiner chinesischen Frau Azhu (aus dem Volk der Akhas), und dessen Jungs Michael (13) (mein Patenkind) und Fabian (11) dessen Bruder. Die ganze Familie verbrachte, in der Heimat von Azhu, ihren diesjährigen Sommerurlaub. Seit zwei Jahren hatten wir uns nicht mehr gesehen und ich konnte es am Airport in Jinghong kaum glauben wie groß die beiden Jungs mittlerweile geworden waren. Mao brachte uns, mit seinem Auto, in später Nacht und bei heftigen Regen, in die Hauptstadt der autonomen Bezirk Xishuangbanna. Nur noch ein Bruder von Azhu lebt mit seiner Familie in den Bergen weiter südlich und erntet auf traditionelle Weise Tee. Alle anderen Familienmitglieder leben in einer großen Wohnung (200 qm), die in einem relativ neuen „Compound“ – einer bewachten und eingezäunten Wohnanlage, nahe am Mekong liegt. Die ganze Familie empfing mich sehr herzlich. Erst vor fünf Tagen kam „Luca“ zu Welt und deshalb waren auch die Eltern von Mao zu Gast. In der großen Wohnung fanden alle 10 Personen Platz und ich war froh das sich gleich neben meinem Bett (mit großem Moskitonetz) ein Schreibtisch befand an dem ich in den nächsten Tagen meine Reiseberichte über Georgien, Azerbaitjan und Kasachstan schreiben konnte. Auch ein schnelles WLAN war in der Wohnung vorhanden. Als ich vergeblich meine e-mails bei google abrufen wollte – wird mir klar wo ich bin! In China ist google, facebook und twitter gesperrt!!! Die chinesische Staatsregierung hat auch das „virtuelle Netz“ unter Kontrolle und lässt sich die Fäden nicht aus der Hand nehmen. Für die westlichen „sozialen Netzwerke“ wie facebook und twitter gibt es auch chinesischen Ersatz (Sina Weibo / Ren Ren). Diese Seiten werden jedoch immer von der Regierung kontrolliert und eine Kritik am Regime in Peking wird im Keim erstickt… Nur bei Yahoo bekomme ich eine neue e-mail-adresse, denn Yahoo lässt die staatliche Kontrolle auf die Inhalte zu. Deshalb beschränke ich meine ganze Kommunikation mit Freunden und Familie auf das Notwendigste. Mit ca. 45 Mio. Einwohnern ist Yunnan, mit seinen 33 verschiedenen Volksgruppen, die ethnisch vielseitigste Provinz der Volksrepublik China. Dass zwischen Juni und September die Regenzeit und damit heißes, feuchtes, subtropisches Klima herrscht, wusste ich. Dass es aber tagelang ununterbrochen wie aus Eimern schüttet, damit habe ich nicht gerechnet… Wolfgang sollte eine Woche später eintreffen und zusammen wollen wir in die hohen und kühlen Berge, der ehemaligen Gebietsteile von Tibet, welche heute in Sichuan und Gansu liegen, aufbrechen. Am nächsten Morgen zeigt mir Azhu meinen „gewaschenen Reisepass“ den ich in der Brusttasche meines Hemdes vergessen hatte. Das China-Visum ist noch lesbar und so hoffe ich, dass ich bei der Ausreise keine Probleme bekomme. In einem nahegelegenen „Musikladen“ nehme ich täglich Schlagzeug-Unterricht während es draußen regnet. Moe Moe, mein Lehrer ist Burmese – spricht kein Wort Englisch und dennoch verstehen wir uns sehr gut. Er bringt mir mit „Eselsgeduld“ einen neuen „beat“ bei – super – Musik verbindet… Soweit es das Wetter zulässt sind wir in der modernen Stadt unterwegs. Der Aufschwung in China hat ganz offensichtlich auch die abgelegenen Provinzen erreicht. Es wird gebaut, gebaut und gebaut… Jetzt bestimmen hohe Baukräne einen großen Teil des Stadtbildes. Airport, Straßen, Hochhäuser, Wohnungen, Shopping-malls, Parkanlagen, Uferpromenade alles ganz neu und ganz modern… Die fast schon kunstvollen „Bambusgerüste“ die man früher für den Hausbau (auch Hochhäuser) verwendet hat, sind verschwunden und werden jetzt durch massive Metallgerüste ersetzt. Die unzähligen Fahrräder von einst suche ich vergeblich auf den nun lauten und stark befahrenen Straßen. Neben LKW, Bussen und Autos sausen unzählige Elektro-Roller an mir vorbei. In den Einkaufsmärkten, Supermärkten und modernen Shopping-Centern bekommt man auch viele westliche Produkte. Vor allem aber ist das Auto ein „Status-Symbol“! Ich bin erstaunt über die vielen Porsche, Mercedes, BMW, Audis und VW`s die sich auf den Straßen Jinghong`s bewegen. Abends gehen wir zusammen zu dem „Nightmarket“ auf dem es sehr viele und unterschiedliche Garküchen gibt. Alles sieht superlecker aus und die Jungs bekommen Heißhunger. Neben gegrilltem Fisch, Fleisch, Geflügel und vielen anderen undefinierbaren „Köstlichkeiten“ gibt es auch leckere Fruchtsäfte und Eiscreme. Leider ist bei allen Gerichten super-scharfer Chili drin!!!, was mir das Leben bzw. Essen schwer macht. Bei der chinesischen Jugend sind Tätowierungen angesagt. Natürlich ist auch das neue Smartphone „Samsung-Galaxy-S5“ ein wichtiges Statussymbol. Ein „normales“ Handy hat hier jeder… Das ganze Land ist in einem absoluten „Konsumrausch…“ Immer wieder bin ich erstaunt, wie der „normale Chinese“ sich das Geld für den Wohlstand erwirtschaftet… Nicht nur am Abend sitzen die Familienmitglieder zusammen vor dem großen Flat-Screen-Bildschirm. Mao`s Vater mag besonders die vielen alten Kriegsfilme (Japan/China 1945) in der die glorreiche chinesische Armee täglich auf dem Bildschirm gepriesen wird. Ausgenommen von den Banken und Behörden arbeitet hier fast jeder auch Samstag und Sonntag. Eines hat sich allerdings bis jetzt jedoch noch nicht geändert. Es sind die vielen, kleinen unzähligen Suppenküchen entlang der Straße, Hinterhof-Märkte auf denen Fleisch, Fisch, Geflügel (meist lebend), Obst und Gemüse angeboten wird.  Die wenig verbliebenen „öffentlichen Toiletten“ sind immer noch eine Herausforderung für uns „Langnasen“. Wenn man nicht wirklich dringend „muss“, verzichtet man gerne auf diese Erfahrung. Man verrichtet sein „Geschäft“ in der Herren-Toilette „fast“ in der Öffentlichkeit… lediglich getrennt von hüfthohen kleinen Mauern, wird in der Hocke in die Abfluss-Rinne geschissen… manchmal leider auch daneben…

Während die chinesische Staatsregierung noch vor Jahren fast alle Minderheiten unterdrückte hat man jetzt den „Wirtschaftsfaktor Tourismus“ entdeckt! Die bunten Trachten und Tänze der Minderheiten stellen eine Besonderheit dar, mit der sich Geld verdienen lässt. In erster Linie denkt die chinesische Staatsregierung an ihre „neureichen“ Landsleute, die Ihr Geld doch besser im eigenen Land ausgeben sollen… Am nächsten Morgen prasselt der Regen ab 5 Uhr auf das nahe gelegene Wellblechdach. Pünktlich um 7 Uhr kommt zusätzlich chinesische Entspannungs-Musik von der überdachten Freifläche dazu. Einige, meist ältere Menschen aus dem Stadtteil praktizieren jeden Morgen eine Stunde „Tai Chi“ und auch Tanzübungen unter dem Wellblechdach. Der geplante Ausflug zu den letzten 350 Elefanten im Dschungel von Mengyang fällt buchstäblich ins Wasser. Einen Tag später besuchen wir den Tropical Garden in Menglun und haben Glück – es regnet mal nicht!!! Mir läuft bei schwülen 34 Grad der Schweiß nicht nur von der Stirn… Eine große Brücke führt uns über den braunen Mekong. Man braucht hier den Blick für das Detail wenn man erkennen will, wie prachtvoll sich die Natur uns zeigt… Den beiden Jungs ist das natürlich zu langweilig. Sie möchten wieder nach Hause um am Computer zu spielen. Auch das ist für mich eine ganz neue Reise-Erfahrung – „Reisen mit Kindern…“ Bevor uns der Bus zurück nach Jinghong bringt, kontrolliert der Busfahrer ob alle Fahrgäste angeschnallt sind … immer wieder werde ich mit Dingen überrascht, die vor 20 Jahren undenkbar waren… Die meisten Straßenschilder sind mittlerweile zweisprachig – auch das war nicht immer so. Allerdings gibt es an den Ticketschaltern, im Hotel oder in den Restaurants immer wieder Verständigungsschwierigkeiten die wir dank Wolfgangs sehr guten Chinesisch-Kenntnissen relativ leicht bewältigen können. Zurück in Jinghong kommt Azhu`s Bruder zu Gast und bringt zwei lebende Hühner mit. Die junge Mutter von Luca muss, zwei Wochen lang nach der Geburt, jeden Tag ein Huhn essen – das ist Gesund, gibt Kraft und so ist der Brauch. Ohne großes Aufsehen wird jeden Tag aufs Neue ein Huhn in der Küche geschlachtet. Eine besondere Delikatesse sind auch die frischen Wespen-Larven die der Bruder aus den Bergen mitbringt. Es gibt „Gott sei Dank“ auch anderes leckeres Essen das Azhu, eine ausgezeichnete Köchin, jeden Tag für uns zubereitet. Einen gemeinsamen Ausflug in die nahegelegenen heißen Quellen wird ebenfalls zum Erlebnis. Als Wolfgang eintrifft besuchen wir zusammen einen Tanzaufführung der Dai, einer anderen hier beheimateten Volksgruppe. Die vielen verschiedenen ethnischen Minderheiten (Dai, Hani (auch Akha genannt), Yi, Lahu, Blang, Jino Yao) leben in den entlegenen Bergen im Grenzgebiet von Birma, Laos, Thailand und China. Oft durch hohe Bergketten getrennt, überliefern diese Volksstämme ihre eigene „Sino-tibetischen“ Sprache nur mündlich. Auch deshalb sind diese alten Sprachen bald vom Aussterben bedroht. Die Akha`s ernten neben Reis, Bohnen, Knoblauch auch Tee und leben nur noch selten in Bambushütten die auf Pfählen gebaut sind. Auch zu den entlegenen Dörfern gibt es mittlerweile ausgebaute Straßen, Strom, Sat-TV, Kühlschränke und Handys… Die jungen Menschen ziehen meist in die Stadt. Tanzaufführungen sind eine andere Einnahmequelle der Bergvölker, die sich aber auch durch den Verkauf von Tee und Gemüse auf den Märkten, der nahegelegenen Städte, ihren Lebensunterhalt verdienen. Auf der Rückfahrt von dem Bergdorf Gelanghe erkältet sich Michael am offenen Autofenster. Unser Abflug in den Norden verschiebt sich um zwei Tage. In Chongqing, der größten Stadt der Welt, mit ca. 30. Mio. Einwohnern und annähernd so groß wie ganz Österreich angekommen, geht es ein letztes Mal zu „Kentucky Fried Chicken“, einer amerikanischen Fastfood-Kette. Das ist der größte Wunsch der beiden Jungs!!! Der Busbahnhof ist direkt am Airport und wir bekommen einen „Air-Conditon“-Bus (Bus mit Klimaanlage) der uns im strömenden Regen nach Nanchong fährt. Von dort aus geht es nur noch mit dem Taxi weiter nach Langzhong. Es ist schon spät. Die gesamte Altstadt ist „Fußgängerzone“. Zu Fuß erreichen wir gegen 22 Uhr unser kleines, altes aber gemütliches Hotel, das „Niejia Xiaoyuan Inn“. Am nächsten Morgen erkenne ich den kleinen schönen Innenhof, doch die Jungs sind noch müde von der langen Reise am Vortag. Nach einem kräftigen Frühstück mit Nudelsuppe, Wasserbüffelfleisch gewürzt mit Sichuan-Pfeffer machen wir uns auf den Weg durch die vielen gepflasterten Straßen und Gassen. Es gibt jede Menge kleine Läden, Restaurants und Souvenirshops, meist für die chinesischen Touristen. Ausländische Gäste sogenannte „Langnasen“ sehen wir nicht. Der Ahnentempel des Zhang Fei ist neben dem Yong´an Tempel und dem Wulong Tempel die größte Attraktion der Altstadt. Von Huaguang Turm haben wir einen herrlichen Rundumblick auf die alte Stadt und das bunte Treiben in den Straßen. Eine kleine Fähre bringt uns über den Jialing Fluss zu einem neu gebauten Touristenort mit vielen teuren Restaurants und Hotels. In China müssen Menschenmassen bewältigt werden und dafür bietet die Altstadt nicht genügend Platz… Es ist heiß und schwül geworden – wir fahren zurück und die Jungs freuen sich über eine erfrischende Portion Eiscreme. Hier in Langzhong ist Essig eine Spezialität den man zum Kochen und auch für ein Fußbad verwendet…  Nach einem kurzen Mittagsschlaf lerne ich „Jennifer“ (jede Chinesin hat mittlerweile einen westlichen Namen) kennen. Sie kommt aus Chengdu und macht hier Urlaub. Sie arbeitet als Schaffnerin bei der chinesischen Staatsbahn und mit Ihrem „Smart-phone“ und Übersetzungsprogramm verständigen wir uns gut. Wir laden sie zum Abendessen ein und bekommen von Ihr einen günstigen Taxifahrer genannt, der uns am nächsten Tag nach Jiuzhaigo bringen soll. Leider ist am nächsten Tag der Bus nach Mianyang ausgebucht und wir beschließen ein Taxi dorthin zu nehmen. Das rechnet sich bei vier Personen und ist nicht wesentlich teurer wie die Busfahrt. Trotz mehrfacher Handy-Kommunikation und Navi sind unsere beiden Taxifahrer nicht im Stande sich in Mianyang zu treffen. Genervt warten wir über eine Stunde auf unser Anschluss-Taxi, denn der Weg nach Jiuzhaigo ist weit. In Ping Wu ist dann Schluss für den zweiten Taxi-Fahrer. Ein Kollege soll weiterfahren – der möchte nochmal das Doppelte des vereinbarten Preises! Nach einer weiteren Stunde sinnloser Diskussion entscheiden wir uns hier zu übernachten. Nicht weit entfernt finden wir im relativ neuen Busbahnhof ein wirklich schönes Zimmer. Wolfgang gibt nicht auf und findet einen jungen Taxifahrer der uns noch am späten Abend für ca. 60 Euro nach Jiuzhaigo bringen will. Wir steigen dafür in seinen neuen Privatwagen um und fahren in tiefster, sternklarer Nacht vier Stunden auf kurvigen Bergstraßen unserem Ziel entgegen. Erst gegen Mitternacht kommen wir in unserem gebuchten Hotel „Ruimin“ an und fallen müde ins Bett. Echt erstaunt war ich wie gut unsere beiden Jungs die lange Fahrt weggesteckt haben. Bereits früh am Morgen machen wir uns auf zu dem UNESCO-Weltnaturerbe, dem Naturschutzgebiet im „Tal der neun Dörfer“. Auf über 2000 Metern ist es kühl und schon viele Chinesen sind unterwegs zum Haupteingang des seit 1997 geltenden „Weltbiosphärenreservat“ mit einer Gesamtfläche von 72.000 Hektar und einer zusätzlichen Pufferzone von weiteren 60.000 Hektar. Wir haben Glück und ein sonniger Tag begleitet uns auf unserem Weg durch die Berglandschaft des tibetischen Min-Shan-Gebirges. Der höchste von 114 Seen befindet sich auf einer Höhe von 4020 Metern. Der höchste Berg mit 4559 Metern ist der noch schneebedeckte „Ganzigonggai“. 47 Quellen, mehrere Wasserfälle und 11 Stromschnellen prägen diese einmalige fast unberührte Naturlandschaft. Tausende von Touristen werden hier mit einem ausgeklügelten Bussystem im Fünfminutentakt zu den landschaftlichen Höhepunkten wie z.B. zum glasklaren Wuhua-Lake Hai (Fünf Blumen See) oder den 310 Meter breiten „Pearl Shoal Falls“ gebracht. Sehr überraschend für mich ist die Tatsache, dass der „Jiuzhaigo-Nationalpark“ mit dem „Yosemite National Park“ und der „Universität of California“ in den USA zusammenarbeitet. Mit 200 RMB (23 Euro) ist der Eintritt auch für Chinesen nicht billig. Wir haben vorgesorgt und unsere Instant-Nudelsuppe und das Trinkwasser mitgebracht. Dafür verdrücken wir zusammen am Abend an einem Straßenstand 80 Grillspieße mit Fleisch, Geflügel und Gemüse für insgesamt 150 RMB (18 Euro)… Auf einer Höhe von 3348 Meter befindet sich Songpan  (Sungqu). Der Anteil der Tibeter liegt hier immerhin bei 42 % gefolgt von den „Han-Chinesen“ mit 35 % sowie verschiedenen kleineren Minderheiten. Bekannt für die alte Stadtmauer, das luftgetrocknete Yak-Fleisch und den neuen Flughafen stellt sich diese Stadt ganz und gar einer neuen, der touristischen Herausforderung in der Zukunft. Als wir in der Stadtmitte (alles Fußgängerzone) einen „SPAR-Laden“ finden verschlägt es mir die Sprache. Die Schreibweise ist jetzt dreisprachig. Chinesisch, Tibetisch und Englisch. Es ist kalt geworden und so genießen Wolfgang und die Jungs am Abend einen feurigscharfen „Hotpot“. Unser Bus bringt uns über ein Hochplateau entlang von Grassebenen nach Zoige. Die 89 % tibetischer Bevölkerung bestimmen hier das Straßenbild. Es ist kalt, regnet und ungemütlich für uns. Wir, die aus dem warmen und subtropischen Süden gekommen sind, müssen uns umstellen. Die Tibeter sind eingepackt in dicke und warme Yak-Mäntel. Es ist eine andere Welt in der wir angekommen sind… Nicht weit entfernt in Langmusi laufen uns viele Mönche aus den hier beheimateten tibetischen Klöstern entgegen. Mitten im Dorf gibt es die „Hui Mosque“ für die muslimische Gemeinde. Langmusi liegt an den weiten Ausläufern der tibetischen Berge auf 3700 Meter. Der „White Dragon River“ teilt nicht nur das Dorf sondern auch zwei Provinzen – Sichuan und Gansu. Der Ort hat sich noch eine Ursprünglichkeit bewahrt die es in vielen anderen Touristen-Orten nicht mehr gibt. Das Kloster Sertri Gompa erkunden Wolfgang und ich am Morgen alleine. Die beiden Jungs wollen im Urlaub hauptsächlich lange schlafen, gut und viel Essen und Computerspielen. Es tut mir immer wieder Leid, das ich nicht im Stande bin, Ihnen die hier gelebte Tradition näher zu bringen… Zu den beiden Klöstern sind auch einige Pilger unterwegs die sich fast ausschließlich auf Knien zum Kloster hin fortbewegen. Um Hände und Knie zu schonen werden oft zugeschnittene Reifenprofile von LKW`s verwendet… Es gibt auch eine große Klosterschule und die vielen Kloster-Schüler kommen uns in Ihren rot-orangen Mönchskutten auf unserem Weg durch das weitläufige Klosterareal entgegen. Völlig überrascht sind wir, als wir ein Foto vom amtierenden  Dalai Lama in einem Tempel finden… Dass wir nicht ganz am Ende der Welt angekommen sind, beweist das kleine tibetische Restaurant im Ort. Viele junge Mönche sitzen hier, trinken Yakmilch oder Kaffee und nützen das „free WiFi“, um sich in einer anderen Welt, der „virtuellen Welt“ zu bewegen. Wir sitzen um den warmen Kohleofen und genießen ein „Harbin-Beer“. Das Kirti Gompa Kloster liegt auf der anderen Seite des Flusses an einem Berghang. Nach dem großen Eingangstor werden wir von einer „Stupa“ begrüßt, die uns den Weg öffnet zu weiteren großen und prachtvollen Tempeln. Nicht nur die alte Bau- und Schnitzkunst ist überwältigend auch der Blick auf die Berge ringsum ist beeindruckend. Durch Zufall finde ich dort, in einem alten Tempel, hinter einem Vorhang, eine Gruppe an Mönchen(8), die mit bunten Sandfarben“ in mühevoller Kleinarbeit mit kleinen Metalltrichtern, ein religiöses Bild anfertigen. Am Abend sind wir in einem anderen, gemütlichen, tibetischen Restaurant. Dort wird am Nachbartisch ein gefüllter Yak-Magen serviert… Nun, das muss ich nicht unbedingt haben… Von der zweiten Etage beobachten wir am Abend eine Straßenvorstellung einer angereisten „Akrobaten-Familie“. Das ganze Dorf und viele junge Mönche sind versammelt. Neben Schlangenköpfen, Einradfahren, Zaubertricks, und Feuerspucken werden noch andere Kuriositäten dem staunenden Publikum gezeigt. Am nächsten Morgen bringen die ersten Sonnenstrahlen das Leben in den bis jetzt noch verschlafenen Ort. In einer nahegelegenen „Bäckerei“ duftet es nach frischem Brot und Teigwaren. Für die Jungs kaufe ich das Frühstück. Danach machen wir uns auf den Weg in die Klosteranlage. Die Jungs bleiben im Hotel und spielen Computer. Vor der verschlossenen Eingangstür eines Tempels rutscht mir meine Kamera aus der Hand und fällt unglücklich mit dem Objektiv auf einen Stein… das wars… Sehr schnell wird mir klar, dass dieser Schaden nicht mehr zu reparieren ist… Gerade heute, jetzt und hier, an einem herrlichen Ort und super Wetter muss mir das passieren… ich bin sehr wütend über mich und meine eigene Unachtsamkeit… Am nächsten Tag sagt Wolfgang eine geplante Pferdewanderung mit den Kids ab. Er hat Sicherheitsbedenken die ich als unerfahrener Reiter nicht entkräften kann… Die Fahrt in der Provinz Gansu nach Xiahe führt uns an einem sonnigen Tag über eine Hochebene (3500 Meter) auf der teilweise große Schaf- und Yak-Herden grasen. Das berühmte „Labrang-Kloster“, das wir dort besuchen, ist das größte tibetische Kloster, außerhalb des heutigen Tibets und liegt auf 2800 Meter. Als Drehscheibe im Handel zwischen Zentralchina, Tibet und der Seitenstraße war Xiahe bereits Mitte des 17. Jahrhunderts ein wichtiger Handelsort. Auf unserer Hotelsuche bin ich überrascht, als wir von mehreren Hotels abgewiesen werden. Das kenne ich noch aus den 90 iger Jahren. Westlichen Touristen war und ist es offensichtlich heute noch, nicht erlaubt in „allen Hotels“ zu übernachten. In einem Hinterhof finden wir das „Potala-Hotel“ und dank Wolfgangs sehr guten Chinesisch-Kenntnissen kommen wir dort sehr günstig im fünften Stock unter. Das Kloster gilt bis zum heutigen Tag als wichtiges geistiges Zentrum in Nordwestchina und ist zugleich eine höhere Lehranstalt des tibetischen Buddhismus. Am Kloster können die Mönche neben buddhistischer Theorie auch Fächer wie Astronomie, Mathematik, Medizin, Kalligrafie, Tanz- und Bildhauerkunst erlernen. Auch die chinesische Staatsregierung hat die Touristische Bedeutung erkannt und investiert richtig viel Geld in die Stadt und das Kloster. Erstmals sehe ich auf einer Informationstafel, die auch in englischer Schrift verfasst ist, eine „Selbstkritik“ in Bezug auf die „Kulturrevolution“! Zwischen 1966-1976 wurden viele religiöse Stätten von „Rotgardisten“ im Auftrag Mao`s zerstört und niedergebrannt. Heute werden auf Anordnung aus Peking Hotelburgen, Großparkplätze und Shopping-Meilen gebaut. Der Kontrast zwischen Konsumrausch, Mönchen, Pilgern und Gebetsmühlen könnte nicht größer sein… Bei einem Spaziergang um das Kloster laufen wir versehentlich in die falsche Richtung. Von einem alten Pilger, der mit seiner kleinen Gebetsmühle entlang der großen Gebetsmühlen unterwegs ist, werde ich aufgefordert umzudrehen was ich gerne tue. Auf den vielen Gebetsmühlen um das Kloster sind Gebete und Mantras aufgedruckt oder eingestanzt. Beim Drehen der „Mani-Mühle“ werden körperliche Aktivität und geistig-spirituelle Inhalte miteinander verknüpft. Das Drehen der Gebetsmühlen dient nach buddhistischer Überzeugung dazu „gutes Karma“ (Bescheidenheit, Güte, Einsicht) anzuhäufen. Wichtig für die Buddhisten ist, vorher die „drei Geistesgifte“ (Gier, Zorn, Verwirrung) zu erkennen und möglichst abzulegen. Erst dann ist es möglich ein positives Karma zu erhalten… Eine ganze andere Welt erwartet uns weiter nördlich in Lanzhou, der Provinzhauptstadt von Gansu mit ca. 3.5 Mio. Einwohner und einer langen Geschichte. Bereits seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. war Lanzhou, ein wichtiger Verbindungsort zur Überquerung des Gelben Flusses, an der nördlichen Seitenstraße. Viele verschiedene chinesische Dynastien (Han, Wei, Song, Ming) hatten neben den Tibetern und Mongolen Lanzhou unter ihrer Herrschaft. Die Stadt liegt nur noch auf 1500 Meter und es ist schon merklich wärmer. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die „dreckigste Stadt der Welt“. In den Wintermonaten wird ausschließlich mit Kohle geheizt. Aufgrund der Kessellage sammeln sich die Abgase über der Stadt und halten den Himmel fast durchgehend grau. Auf dem Weg mit dem Stadtbus 1/6/137 durch die Innenstadt zum Bahnhof, kommen wir auch an der ersten Metallbrücke, der „deutschen Brücke“ in Lanzhou vorbei. Vor über 100 Jahren wurde die deutsche Fa. Telge & Schröder mit dem Bau beauftragt. Es dauerte damals 19 Monate bis alle Brückenteile in Lanzhou waren. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde die Brücke 1909 eingeweiht. Unser Hotel finden wir im 4. Stock neben Karaoke-Bars und Restaurants an einer lebendigen Hauptstraße. Ausgestattet mit Computer und einem Badezimmer, dass nur durch eine Glasscheibe vom Schlafraum getrennt ist… Immerhin gibt es eine Jalousie, damit man unbeobachtet sein „Geschäft“ verrichten kann. Die ganze Nacht hören wir das Dröhnen der Presslufthammer auf der nahegelegenen U-Bahn-Großbaustelle. Für mich gilt es hier Abschied zu nehmen von Wolfgang einem guten Freund und tollen Reiseführer, Michael und  Fabian zwei tollen Jungs… Wir haben viel gesehen, erlebt und eine sehr gute Zeit zusammen. Am letzten Abend kehren wir ein, in die „Brauerei Goldener Hans“! Dort werden wir mit frisch gezapften naturtrüben Bier, Bratwürsten, Weißwürsten, Kartoffelsalat, gegrilltem Bauchspeck umrahmt mit Kufsteinlied und von jungen Chinesinnen im Dirndl, bewirtet. Wir sind neben all den Chinesen wieder die einzigen „Langnasen“ und genießen die bayrisch-chinesische Atmosphäre!!! Was für ein Abschluss!!! Am frühen Morgen besorgt Wolfgang ein Taxi, das mich zu dem 73 Kilometer entfernten Airport der die Stadt bringt und mit der restlichen, der weiten Welt verbindet…

Reisebericht Kazakstan

Es ist trüb und kühl, als ich in Aktau von Bord der MV Baku gehe und den größten Binnenstaat (2.7 Mio. qkm) der Welt betrete. Das neuntgrößte Land der Erde liegt ziemlich genau in der Mitte Euroasiens und hat Grenzen zu Russland, Kirgisistan, Usbekistan, Turkmenistan und China. Ein junger, freundlicher Grenzbeamter hilft mir beim Ausfüllen des Einreiseformulars auf das kurz darauf eine nette Zollbeamtin einen Einreisestempel setzt. Auch hier in Kazakstan ist die „russische Vergangenheit“ nicht nur an den Uniformen, großen Armeehüten und Plattenbauten zu erkennen. An diesem Morgen war ich der einzige Tourist und man ist mir behilflich in die ca. 10 Kilometer entfernte Stadt zu kommen. Ein Freund eines Zollbeamten setzt mich direkt am Hotel in Strandnähe zum Kaspischen Meer ab. Im Untergeschoß des Hotels gibt es günstigere Zimmer, ohne Dusche (die ist auf dem Flur) und ohne Meerblick. Im nahegelegenen Einkaufszentrum kann ich alles „Wichtige“ für die Weiterreise erledigen. Eine günstige Sim-Card für mein Handy gibt es von „Beeline“. Am ATM (Geldautomaten) kann ich sogar mit der „EC-Karte“ Landeswährung (Tenge) abheben. Nicht weit entfernt bekomme ich in einem Reisebüro ein Zugticket nach Aktobe. Der erste Eindruck von diesem dünn besiedelten Land (6,2 Einwohner pro qkm) ist gut. Die Menschen sind freundliche und hilfsbereit. Es gibt mehr als 50 ethnische Gruppen im Land wobei die Kasachen mit über 50% den Großteil stellen. Gefolgt von Russen, Usbeken, Uriguren, Tataren und ein paar wenigen verbliebenen „Rußlanddeutschen“. Die meisten Minderheiten wurden zur Zeit Stalins, zwangsweise nach Kazakstan deportiert. Die vorherrschende Sprache in Kasachstan ist Russisch! Nur 62 % der Bevölkerung verstehen Kasachisch. Ebenso sind die Straßenschilder „Zweisprachig“ Russisch und Kasachisch! Der Großteil der Bevölkerung (70%) und auch der Präsident „Nasarbajew“ gehört dem „Sunnitischen“ Islam an. Rund 26 % der Menschen bekennen sich zum orthodoxen Christentum. An einer Bushaltestelle treffe ich zwei junge „russische“ Kasachen die am liebsten das Land verlassen wollen. Ihr Traumziel ist Deutschland… Seit den 90 Jahren wandern vor allem die „Rußlanddeutschen“ aus. Es gibt aber auch noch andere, ältere Russen die mit mir ein paar Brocken Deutsch, die sie aus Ihrer Militärzeit in der DDR noch im Gedächtnis haben, sprechen. Wer sich länger als drei Tage im Land aufhält, ist verpflichtet sich bei der örtlichen Polizei zu melden. Der alte Bus Nr. 3 und eine hilfsbereite Frau bringen mich dort hin. Nach 30 Minuten bekomme ich von den örtlichen Behörden einen Stempel und kann mich von nun an „frei“ im Kasachstan bewegen. Die Halbinsel südlich von Aktau heißt Mangyschla, liegt ca. 35 Meter unter dem Meeresspiegel und ist einen Tagesausflug wert. Die Halbwüste ist nur dünn besiedelt, war aber in der Antike ein Kreuzpunkt verschiedener Kulturen. Es gibt dort „Friedhöfe“ mit 5000 Grabmalen aus 10 Jahrhunderten und unterirdische Meditationsräume. Der Taxifahrer war selbst erstaunt wie es dort aussah. Als wir den Friedhof verlassen sprach ein alter Mann (Muslim), der dort im Schatten eines Baumes saß, ein Gebet für uns…  Zurück in Aktau treffe ich durch „Zufall“ wieder auf „Max & Moritz“ (Baku) die mit Ihrem Krankenwagen hier angekommen sind. Ein gemeinsames Essen, und schon müssen beide weiter, denn der Weg in die Mongolei ist weit…

In Aktau ging übrigens 1973 das erste Atomkraftwerk, dass im „industriellen Maßstab“ arbeitete, der „Schnelle Brüter“, in Betrieb. Erst im Februar 2001 wurde mit „Amerikanischer“ Unterstützung (3,8 Mio. US-Dollar) der Betrieb des Atomkraftwerkes eingestellt! Die Abendstunden genieße ich am „Strand“ des Kaspischen Meeres, an dem nur ein paar wenige einheimische Touristen und Angler sind. Es gibt keinen Sand- oder Kiesstrand hier. Es sind „Steinplatten“ auf denen es sehr rutschig ist und einen Strandspaziergang unmöglich machen. Dagegen gibt es in Strandnähe jede Menge Restaurants (Lido) mit Blick auf die untergehende Sonne… Die Zugfahrt von Aktau nach Aktobe war mit fast 30 Stunden schon sehr lange. Mein Reiseproviant reichte nicht aus, aber ich konnte an den unzähligen Haltestellen Nudelsuppe (in Plastikbechern zum Aufbrühen), Brot und Wasser kaufen. Nachdem ich frische Bettwäsche von der Schaffnerin bekomme finde ich meinen Schlafplatz in einem „offenen Abteil“ und richte mich ein. Es hat ca. 35 Grad und die Fenster lassen sich nur zu einem Drittel öffnen. Eine Klimaanlage gibt es nicht. Als einziger Tourist bin ich schon fast eine Attraktion und als ich erzähle, dass ich aus „Germania“ komme gratuliert mir fast jeder zum WM-Titel. Der Blick aus dem Fenster fällt auf eine endlose Steppe – Stunden später immer noch das gleiche Bild. Am nächsten Morgen denke ich, wir sind in der Nacht stehen geblieben, denn es zeigt sich das gleiche Bild wie am Vortag – endlose Steppe… In Aktobe angekommen suche ich das „Terem-Hotel“ zusammen mit meinem „Navi“ und dem Taxifahrer. Leider werde ich von Ihm richtig übers Ohr gehauen. Der normale Preis wären 300 Tenge ich bezahle 1000 Tenge!!! Die Taxifahrer sind eben überall gleich!!! „Runis“, der Hotelbetreiber sieht mit seinen langen Haaren und Vollbart aus wie ein „Hippie“ und zeigt mir hinter dem großen, schweren Eingangstor sein total verwahrlostes Anwesen. Sein großer weißer, aggressiver und vermutlich bissiger Hund muss erst weggesperrt werden, bevor wir das ebenso verwilderte Nachbaranwesen betreten können. Im Haus jedoch ist es sauber, aufgeräumt und leer. Ich entscheide mich für eines der vier Betten im „Kinderzimmer“, das mit einer bunten „Wicki“-Tapete tapeziert ist. Das Haus gehört seiner Schwester die nach Deutschland ausgewandert ist. Runis darf es ab sofort vermieten und hat sich dafür entschieden ein „Hotel“ daraus zu machen. Seit 3 Wochen steht es im Internet. Ich bin sein erster und einziger Gast. Wer kommt schon nach Aktobe!? Für den „Neuling“ in der Hotelbranche fertige ich eine Liste an mit den notwendigsten Dingen die er zu erledigen hat! Das „Wichtigste“ hat er sofort erledigt. Am nächsten Morgen sehe ich ein Schild mit „Hotel Terem“ und Telefon-Nummer am großen Eingangstor hängen! Als Dank für meine Hilfe machte er mit mir am Vormittag eine kleine Stadtrundfahrt mit seinem großen amerikanischen Jeep. So sehe ich mehr von dieser Stadt im Norden des Landes, an der russischen Grenze, als ich je vermutet hätte. Der neu angelegte Stadtpark verbindet die „Nurgasyr-Moschee“ mit der „Nikolaus-Kirche“. Gleich daneben befindet sich das MEGA-Einkaufszentrum in dessen Erdgeschoss sich eine „Eislaufbahn“ befindet und das bei einer Außentemperatur von 35 Grad!? Aktobe ist auch Sitz mehrerer internationaler Ölgesellschaften, die sich neben den großen Eisenlegierungs- und Chromindustrien angesiedelt haben. Das größte „ausländische Unternehmen“ jedoch ist „China“ mit einem riesigen Verwaltungszentrum auf dem die rote Fahne weht! Ein Gedenkkreuz für die Toten des „Deutschen Kriegsgefangenenlagers 222“ aus dem 2. Weltkrieg gibt es in „Kirpitschny“ einem Vorort der Stadt. Am nächsten Abend traue ich meinen Augen nicht als „Mikael“ aus Dänemark sein vollgepacktes „Liegefahrrad“ durch den verwilderten Garten schiebt. Er ist den ganzen Weg von Dänemark bis hierher mit dem Fahrrad gefahren! Zusammen gehen wir Abendessen, tauschen Erfahrungen von unseren Reisen aus und genießen ein kühles kasachisches Bier. Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege… Als der Zug aus Moskau nach Taskent (Usbekistan) in den Bahnhof von Aktobe einfährt sind nur noch wenige Liege-Plätze frei. Mein Bett ist auf der „Flurseite“ die nicht wirklich komfortabel ist, da jeder Fahrgast daran vorbei läuft. Aber diesmal dauert die Fahrt ja nur „24 Stunden“ bis nach Turkmenistan. Die Schaffnerin war übrigens in Leipzig stationiert und erklärt mir den Samowar, von dem ich heißes Wasser für meine Nudelsuppe bekomme. Im offenen Zugabteil sind dieses Mal Usbeken und Tataren. Im Zug existiert auch so etwas wie ein Flohmarkt. Jede Menge Händler und Händlerinnen gehen durch den Zug und wollen Schmuck, Spielsachen oder kleine Elektrogeräte verkaufen. Irgendwann um 2 Uhr morgens kommen wir an Baikonur, dem größten Raketenstartplatz der Welt und „Weltraumbahnhof vorbei. Ein Raketenstart ist in dieser Woche nicht geplant und ein Besuch ist auf „einfachem Weg“ nicht möglich. So gibt es keinen Grund für mich in Baikonur zu halten. Ebenso fahren wir während der Nacht am Aralsee, dem ehemals viert größten Binnensee der Welt, vorbei. Die Austrocknung des Sees, stellt weltweit eine der größten, durch den Mensch verursachte, Umweltkatastrophe dar. Seit 1929 wurden dem Aralsee für die Baumwollindustrie im Süden des Landes, riesige Mengen an Wasser entnommen. Von 1960 bis 1997 hat sich das Wasservolumen um 90 % verringert. Der massive und jahrzehntelange Einsatz von giftigen Pestiziden, Herbiziden und  Spritzmitteln wie „Agent Orange“, das zur „Entlaubung“ der Baumwollfelder eingesetzt wurde, hat verheerende Auswirkungen. Das hochgiftige „TCDD“ wird zusammen mit dem Wüstenstaub in die höheren Luftschichten der Stratosphäre verteilt und in einer großen Süd-West verlaufenden „Luftschneisse“ von der Antarktis bis auf die Gletscher Grönlands und in die Wälder Norwegens verteilt. Die gesundheitlichen Folgen der Austrocknung des Aralsees und sind vergleichbar mit denen von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl! So die Aussagen von Wissenschaftlern. Allerdings schenkt man dem Sterben des Aralsees auch in der westlichen Welt keinerlei Aufmerksamkeit.  Ein weiteres „schwarzes Kapitel“ des Landes waren die zahlreichen Atomwaffentest der Russen von 1949 bis 1989 in Semipalatinsk, im Norden des Landes. Dabei wurden 470 Atombombentests, überwiegend zu militärischen Zwecken, durchgeführt. Bei all den Recherchen zu der Vergangenheit dieses Landes, die doch noch Gegenwart ist, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter… Für die vielen kranken Menschen in diesen beiden Gebieten wird so gut wie nichts getan. Vermutlich nennt die autoritäre „Staatsführung“ das dann „Vaterlandsliebe“…

In Turkistan angekommen zockt mich erneut ein Taxifahrer ab, als er eine erneute „Runde“ dreht um mich im Hotel „Eden“ abzuladen. Ich bin stinksauer doch wenigstens ist die Lage des Hotels ganz in der Nähe des „Mausoleum von „Khoja Ahmet Yasawi“. Es ist Eines, der drei UNESCO-Weltkulturerbe-Denkmäler, das Kazakstan zu bieten hat. Das mit schönen, blauen Kacheln geflieste Mausoleum wurde im Auftrag des Mongolen-Herrschers Timur im Jahre 1389 gebaut. Dort erprobte man die Bautechnik und Dekor-Kunst, die später in der damaligen Hauptstadt Smarakant erstrahlen sollte. Der Eintritt ist frei, allerdings verlangt man pro Foto 250 Tenge. Im Schatten eines Baumes sitzen Eric und Martine aus Frankreich die im gleichen Hotel wohnen. Wir verabreden uns zum Abendessen. Eric ist „Profi-Fotograf“ und Martine arbeitet als Lehrerin. Wir verstehen uns gut und beschließen zusammen mit dem Bus am nächsten Tag nach Shymkent zu fahren. Nach zwei Stunden Fahrt am Busbahnhof angekommen, zündet sich Eric erst mal eine Zigarette an. Zwei Polizisten weißen Ihn daraufhin, dass Rauchen hier verboten ist. Eric drückt sofort die Kippe aus, doch einer der Polizisten macht ein „Beweisfoto“. Anschließend fordern die beiden 5000 Tenge und den Reisepass. Die Diskussion mit zwei Polizisten, die kein Wort englisch sprechen, beginnt. Eric ist bereit die 5000 Tenge zu bezahlen, den „Passport“ rückt er allerdings nicht raus. Die Beiden Polizisten bitten uns zu folgen. Auf dem Weg durch den Bahnhof werden sie von allen Seiten gegrüßt und ich spüre deren Autorität hier. Dann erinnere ich mich an die Aussage von „Runis dem Hippie aus Aktobe“: „Wir in Kazakstan haben keine Mafia – wir haben die Polizei“!!! Ganz so sieht es aus… Eric weigert sich weiter seinen „Reisepass“ abzugeben. Ich traue meinen Augen nicht als uns die beiden Polizisten am anderen Ende des Busbahnhofes, nach einer halben Stunde Diskussion, aufgeben und uns gehen lassen… Im Hotel Sadar, direkt an der Hauptstraße kommen wir unter. Eric und Martine zahlen 5500 Tenge für Ihr Doppelzimmer ich zahle 4500 für mein Einzelzimmer! Als Alleinreisender ist es immer etwas teurerer… Shymkent wurde im 13. Jahrhundert als eine Handelsstadt an der Seitenstraße gegründet und ist heute ein bedeutendes Industrie- und Wirtschaftszentrum nahe an der Grenze zu Usbekistan. In den Vororten sieht man neue Siedlungen mit schönen Einfamilienhäusern an denen sich der wirtschaftliche Aufschwung des Landes erkennen lässt. Viele gebrauchte Autos, Minibusse und Klein-LKW aus Deutschland erkennt man an den Werbeaufschriften (z.B. „Eismann“ oder „Moser-Reisen“) der deutschen Unternehmen. Vom Flair der „alten Seitenstraße“ ist hier ganz und gar nichts übriggeblieben und so fahren wir bereits am nächsten Tag weiter nach Taraz. Auf dem Weg dorthin sehen wir am Horizont der Steppe, die ersten schneebedeckten Berggipfel des „Tian-Shan-Gebirges“ (Himmlische Berge) im Süden (Kirgisistan). Taras ist bereits seit 2000 Jahren besiedelt und war eine wichtige Stadt an der Karawanenstraße von Europa nach China. Im 8 und 9. Jahrhundert wurde Taras sogar von den „Arabern“ regiert! Danach folgten die Mongolen die im 13. Jahrhundert die Stadt verwüsteten. Das einzige Überbleibsel aus den alten Tagen ist das bunte Völkergemisch. Tartaren, Russen, Ukrainer, Kirgisen, Usbeken, Chinesen, Polen, und Uriguren findet man heute noch auf den Straßen, der durch und durch „russisch“ geprägten Stadt. Es gibt immerhin ein kleines Museum, das auf die „Silk-Road“ hin weißt. Mit wenigen kasachischen Worten wie z.B. Salam / Saubolz / Rachmet / Poiest / Vaksal / Avtobus und Stanze komme ich gut zurecht. Aber auch russische Worte sind gefragt vor allem dann, wenn man mit den hier lebenden Russen zu tun hat. Im Hotel Lirono gleich neben  dem Bahnhof finde ich ein ruhiges, sauberes Zimmer. Die junge Hotelmanagerin spricht englisch und am Abend gehen wir gemeinsam zum „Schaschlik-Essen“. Sie ist sehr offen, erzählt von Ihrer Gehbehinderung und Ihrer langen Zeit im Koma. Ihr Freund hat sie brutal zusammen geschlagen… Heute lebt sie bei Ihrer Oma um die sie sich kümmert… Adler und Sonne zieren auf blauem Grund die Staatsfahne die weithin sichtbar in fast jeder Stadt weht. „Nursultan Nasarbajew“ war der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der alten Sowjetrepublik. Nach dem Zerfall der Sowjetunion ließ sich „Nasarbajew“ 1991 zum Präsidenten, des nunmehr unabhängigen Kasachstan wählen. Die Bevölkerung hat Ihren langjährigen Präsidenten auch 2011 mit 95,5% der Stimmen wieder gewählt!? Das Vermögen des „Nasarbajew-Clans“ wurde 2011 auf 7 Milliarden US-Dollar geschätzt! Gegen politische Gegner geht das Regime mit repressiven Methoden vor! Die Medien werden von einer seiner drei Töchter (Dariga) streng kontrolliert. Nasarbajew wird vom Westen, auf Grund der großen Gas- und Ölreserven, hofiert. Zu den Russen pflegt er ebenso ein gutes Verhältnis. Allen Korruptionsvorwürfen zum Trotz wurde Nasarbajew von vielen Ländern (Österreich, Ungarn, Ägypten, Finnland etc.) mit „Orden“ ausgezeichnet. Darunter auch im Jahre 2001 wo er den „Pius-Orden“ aus Rom erhielt… Vom dem Reichtums „seines Landes“ profitieren nur wenige große Städte (Alamty und Astana) und eine schmale Elite seines Clans…

Der 18 jährige Medizinstudent Suleiman der mich abends am Bahnhof verabschiedet erzählt mir seine Geschichte. Er lebt allein mit seiner Mutter und möchte gerne einen Arzneimittelverkauf von TCM (Traditioneller Chinesische Medizin) in Deutschland eröffnen. Sein Startkapital sind ganze 300 US-Dollar… Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihn mit der Realität und der „Deutschen Bürokratie“ zu konfrontieren… Im Nachtzug nach Almaty bin ich über den „Luxus“ meines 4-Bett-Abteils überrascht. Es hängen sogar Vorhänge im Flur und die Air-Condition geht. Mit mir zusammen sind drei Frauen. Eine blonde, vollbusige Kasachin, eine hübsche, dunkelhaarige Tatarin und eine zurückhaltende Usbekin. Man trägt hier Gold und zwar nicht um den Hals sondern auf den Zähnen! Damit will man „Wohlstand“ zeigen, andererseits schmälert das für uns Europäer die Attraktivität dieser Frauen enorm! Als wir im Morgengrauen die ehemalige Hauptstadt „Alma-Ata“ erreichen ist es erstaunlicherweise kühl und es regnet. Als ich im Morgengrauen mit dem fast leeren Bus No. 6 in das Stadtzentrum, der 1,2 Mio. Einwohnerstadt „Almaty“ fahre, bin ich erstaunt von der guten Infrastruktur. Neben den modernen Bussen, gibt es auch eine relativ neue Metro. Vor dem Hotel steht eine „Honda Transalp“ mit Deutschem Nummernschild. Wenig später treffe ich im Hotel auf Hartmut, ein Frührentner aus Köln der mit seinem Motorrad auf dem Weg nach Russland und weiter nach Japan ist. Von „Frankie“, einen Zimmerkollegen aus Hong Kong wurde mir eine „Wochenend-Tour“ zu den Kolsai-Lakes empfohlen. Frankie ist auf dem Weg nach Georgien und bekommt meinen Reiseführer über die Kaukasus-Staaten. Ich bekomme seinen „Lonley Planet“ von „Central Asia“. In Hong Kong wollen wir uns in zwei Monaten wieder treffen und unsere Reiseerlebnisse und Bücher austauschen. Zum Ticketkauf ins ca. 2,5 Kilometer entfernte Reisebüro führt mich dieses Mal ein „Navigation-System“, dass ich auf meinem alten Nokia Handy habe. Kaum zurück ging ich mit Hartmut ganz traditionell und günstig „Lagmann-Essen“. Wir genossen ein kühles Bier und tauschten abenteuerliche Reiseerlebnisse aus… Meine Reise zu den Kolsai-Lakes startet in einem alten vollbesetzen „Käsbohrer-Bus“ pünktlich um 22 Uhr vor dem großen Sportstation in Almaty. Wir fahren ca. 300 Kilometer östlich und passieren die Städte Chilik, Kegen bevor wir von „Schotterpisten“ durchgeschüttelt in dem kleinen Dorf „Saty“ im Morgengrauen ankommen. Dort stellte ich fest, dass wir nicht der einzige Bus sind, der an diesem Morgen das Dorf erreicht. Alle Touristen werden auf verschiedene Familien verteilt, die uns eine Unterkunft und Frühstück anbieten. Ein System dabei ist nicht erkennbar und so bin ich mit lauter Kasachen in einem kleinen Bauernhof untergebracht. Die selbstgemachte Marmelade schmeckt super und aus dem großen Samowar gibt es heißen Tee. Die Sonne scheint und ich unternehme bis zur weiteren Abfahrt unseres Busses einen Spaziergang durch das Dorf. Von weitem sieht man in der Dorfmitte eine Moschee. Gleich daneben steht ein alter 20 Fuß-See-Container von „Hamburg-Süd“ der vermutlich seinen Heimathafen nie mehr sehen wird… Das Dorf liegt in einem weiten Flusstal dessen wenige Felder bewässert werden. Alles andere ist karg und Steppe. Veronika ist jung, hübsch und die einzige in unserer Gruppe die ein paar Worte englisch spricht. Im Bus treffe ich auf Dorothe und Berenger aus Bordeaux in Frankreich. Nochmals geht es im alten Käsbohrer-Bus eine Stunde auf Schotterpisten bis zu einem Parkplatz. Es überrascht mich sehr wie langsam und vorsichtig unser Busfahrer mit dem „Oldtimer“ durch die Steppe fährt. Am See angekommen zähle ich insgesamt 5 alte Käsbohrer-Reisebusse! Bei einem Blick in das wunderschöne, grüne Tal, umgeben von Bergen mit Kiefernwäldern, einem tiefblauen See und wird mir klar, dass wir hier am „Königsee von Kasachstan“ angekommen sind! Nein, ganz so extrem ist es nicht! Es gibt nur einen Souvenir-Laden und ein kleines Restaurant. Unser Wanderführer läuft schnellen Schrittes voran und wir bekommen gar nicht mit das es ein „Lunch-Paket“ gegeben hätte. Ich hatte vorgesorgt und belegte Brote und Wasser im Rucksack. Die Franzosen nicht. Zu zweit hatten sie nur einen Liter Wasser für den Tag. Auf einem Wanderweg am See entlang, werden wir oft von Pferden überholt, die müde Wanderer zum zweiten See in ca. 4 Stunden Entfernung brachten. Der Duft der Kiefernwälder erinnerte mich an das Wandern durch die heimischen Wälder. Der Anstieg über einen kleinen Pass hatte es in sich. Dafür wurden wir mit dem Blick auf einen einsamen stillen und glasklaren Bergsee entschädigt. Dort angekommen war das eiskalte Wasser eine echte Erfrischung. Wir teilten uns die Brotzeit, saßen in der grünen Wiese, beobachteten die jungen Kazaken, die mit Ihren kräftigen Pferden in den See ritten und genossen die Zeit… Besonders „tapfere“ Wanderer nahmen sogar ein Vollbad im eiskalten Bergsee. Der Rückweg zieht sich ohne Wasser ewig hin und erschöpft kommen wir am Ausgangspunkt an. Dort ist ein Liter Wasser schnell getrunken. Es stehen auch einige „Gurten“, Zelte von Nomaden hier, die ihre Pferde an die kasachischen Touristen vermieten. Die Kasachen lieben Pferde und schon von klein an wissen sie, wie man selbst im steilen Gelände sicher reitet. Zurück bei unserer Bauernfamilie freute ich mich auf ein kühles Bier und mit Kartoffeln und Fleisch gefüllte Teigtaschen die uns zum Abendessen serviert wurden. Anschließend ging es mit „Alexander“ in eine kleine und sehr primitive „Sauna“ über.  Währenddessen kauften die jungen Frauen vom kleinen „Kbimbis“ (Dorfladen) eine Flasche Whisky, Cola und Chips und zechten bis spät in die Nacht… davon merkte ich nichts mehr, denn ich fiel todmüde ins Bett und schlief tief und fest ein. Leckerer Reisbrei, dazu selbstgemachte Marmelade stand am nächsten Morgen zum Frühstück bereit. Ich weiß nicht mehr wie lange es her ist, dass ich „Reisebrei“ gegessen habe! Die meisten schlafen noch und ich beginne diesen sonnigen Tag mit einem Spaziergang auf der Dorfstraße. Als ich am Horizont eine Staubwolke hinter einem alten großen Mercedes LA 710 wehen sehe, bin ich mir fast sicher, dass es sich um „Weltenbummler“ handelt. Wenig später halten Andreas, Berit und Mathias aus der Oberpfalz. Mit Ihrem super ausgebauten „Oldtimer“ und berichten sie kurz von Ihrer Tour durch den Ostblock. Eine wirklich „coole“ Truppe bewegt sich da mit Ihrem Hund „Sidi“  durch den „wilden Osten“. Wir tauschen unsere mail-adressen aus und schon trennen sich die Wege…  Unsere Gruppe fährt in kleinen Lada-Allrad-Jeeps weiter zu dem berühmten „Issyk-Lake“ der erst 1963 durch ein Erdbeben entstanden ist. Aus diesem See ragen noch heute die „toten Bäume“ des überfluteten Waldes der sich in diesem Tal befand. Zu Mittag gibt es Schaschlik und gekochtes Rindfleisch mit Reis. Auf dem Heimweg halten wir nur ca. 150 Kilometer entfernt  am Sharyn Canjon. Eine tiefe, grüne Schlucht, die mitten in der weiten Steppe liegt. Dieser Canjon ist zwar wesentlich kleiner als der „Grand Canyon“ in den USA, aber ähnlich bizarr ausgeformt und unglaublich beeindruckend. Es ist faszinierend, wie nahe hier die unterschiedlichen „Vegetationsformen“ bei einander sind. Es ist schon fast Mitternacht als wir zurück in Almaty eintreffen. Eines der Höhepunkte in Kasachstan waren für mich die Berge des „Transili-Alatau“-Gebirges nördlich von Almaty. Über drei verschiedene Bergbahnen ging es auf über 3180 mtr. zum Talgar Pass. Von dort aus startet ich, mit Rucksack, Wasser und Proviant in Richtung „Pik Talgar“ (5020 mtr.) eine Wanderung bei herrlichem Wetter. Bis auf über 4000 Meter ging es hinauf zu den Ausläufern des mächtigen „Korschnevski-Gletschers“ am Fuße des höchsten Berges in der Region. Einfach herrlich, die stille, zugleich mächtige und unberührte Natur genießen zu dürfen… Ein Schluck Wasser, Stück Käse, Wurst und Brot… es braucht hier nicht viel um in tiefer Zufriedenheit die Schöpfung  zu genießen… Auf dem Rückweg, komme ich vorbei an steilen Skipisten und einem Eisstation an denen große Umbauten vorgenommen werden. Das Land bereitet sich auf die Ski-WM 2019 und auf die Olympischen Spiele 2022 vor. Der große „Ski-Schanzenkomplex“ „Gorney Gigant“ steht bereits und ist wie der Fernsehturm (371,5 Meter) überall in der Stadt zu sehen.

Wenn man, wie ich sehr lange unterwegs ist spielt das Gewicht des Rucksacks eine große Rolle. Entsprechend wenig Auswahl an Kleidung steht zur Verfügung. Mein Kurzarmhemd ist aufgetragen und eine junge Kasachin hilft mir im „Green Market“ bei der Auswahl eines neuen Hemdes. Es entsteht bei mir schon fast ein neues Lebensgefühl ein „neues“ Hemd zu tragen. Das ist ein anderer Aspekt auf einer langen Reise… und zeigt mir, mit wie „wenig“ der Mensch auskommen kann… Zurück im Hotel kenne ich nun schon fast das ganze Personal und sitze mit Ihnen zusammen in der Küche und trinke Chai (Tee). Keiner der Angestellten spricht ein Wort Englisch aber mit Füßen und Händen kommen wir gut zurecht. „Aibek“ der junge Hotelmanager kommt einmal am Tag und klärt hilfsbereit die „ungeklärten Fälle“. Aman, ein junger Musiker (Dombra), zeigt mir die „Al-Farabi“-Universität. Mit ca. 14.000 Studenten ist dies eines der größten Bildungseinrichtungen des Landes. Als ich zurück im Hotel bin fehlt der Zimmerschlüssel und ich kann mich nicht für die Abreise nach China vorbereiten. Es sind noch drei Stunden bevor ich den Bus Nr. 45 zum Airport nehme. Nach zwei Stunden werde ich nervös und suche nach einer Möglichkeit über das offene Fenster in das Zimmer zu kommen. Der Hausmeister (mit seinen goldenen Zähnen) ist mir dabei behilflich, doch die Leiter ist zu kurz. Als er den Vorschlag macht sich über das Dach abzuseilen, weigere ich mich… Auch „Aibek“ weiß keinen Rat außer im Notfall die Tür aufzubrechen!!! „Jans“ kommt zurück und hatte einen Zimmer-Schüssel einstecken und macht damit für mich den „langen Weg“ nach China frei…

Reisebericht Azerbaitjan

Am Bahnhof von Tbilisi angekommen, wartete schon auf Gleis 3 der Zug nach Baku in Azerbaitjan. Die Uniformen der „Zugbegleiter“ erinnerten mich sehr an die Uniformen der ehemaligen DDR-Grenztruppe. Mein Rucksack und Proviant war schnell unter den Sitzen verstaut. Dort waren auch, von meinen Mitreisenden, viele „zwei Liter Cola-Flaschen“, die mit Rotwein gefüllt waren, „versteckt“! Neben einem Bäcker war auch die Leiterin der staatlichen „Sporttanzgruppe“ aus Azerbaitjan mit im Abteil. Alle waren sehr freundlich, sprachen jedoch kein Wort Englisch oder Deutsch. So fanden die meisten Unterhaltungen mit „Händen und Füßen“ statt. Dennoch, wir verstanden uns gut und sie erzählte mir, dass sie mit Ihrer Gruppe schon an vielen internationalen Veranstaltungen im Ausland teilgenommen hat. Der Zug fuhr sehr langsam durch das Land. Nach der Staats-Grenze kam die Steppe und die Hitze. Der Grenzbeamte war modern ausgerüstet. In einem kleinen Koffer in dem sich Laptop, Kamera und ein Gerät für die Speicherung von Fingerabdrücken befand, wickelte er im Zug die Grenzformalitäten schnell ab. Mit Handschlag und den Worten „Welcome in Azerbaitjan“ wurde ich begrüßt. In vielen Ländern auf meiner langen Reise wurde ich wirklich freundlich von den Grenzbeamten empfangen. Die erste Begegnung in einem neuen Land mit anderer Kultur war für mich immer sehr wichtig. Die „Air-Condition“ im Abteil ging nur sehr schlecht und es war gut 2 Liter Mineral-Wasser dabei zu haben. Natürlich ist es von Vorteil wenn man im Zug auf „größere Toilettengänge“ verzichten kann, und ich war froh nur ab und zu pinkeln zu müssen. Leider wurde mir immer wieder deutlich gemacht, dass es verboten sei aus dem Zug Industrieanlagen oder staatliche Einrichtungen (Ölraffinerien) zu fotografieren. Azerbaitjan, ein Binnenstaat in Vorderasien, der zwischen Kaukasus und Kaspischen Meer liegt hat ca. 9 Mio. Einwohner und wurde 1991 von den Russen unabhängig. Das Land ist zu 50% Ackerland und verfügt auf der Halbinsel Abseron und im Kaspischen Meer über mehrere Ölfelder. In der Kura-Ebene herrscht Halbwüsten- und Steppenklima. Ca. 90 % der Bevölkerung bezeichnen sich als Azerbaitjaner. Daneben gibt es aber auch noch Lesgier, Armenier, Awaren, Georgien, Juden und Kurden in einem Land in dem der schiitische Islam vorherrschende Religion ist. Bei einer Außentemperatur von 37 Grad kommen wir in Baku, dem „Dubai“ Vorderasiens, mit ca. 2 Mio. Einwohnern, an. Modern und sauber zeigt sich das größte Wirtschafts- und Kulturzentrum des Landes. Mit der Metro geht es zwei Stationen weiter in die Altstadt wo ich im „Caspian Hostel“ ein Bett finde. Dort treffe ich auch auf „Max & Moritz“, zwei Deutsche, die einen „Krankenwagen“ in die Mongolei überführen. Zusammen mit zwei Japanern, die „bewusst“ mit langen Bärten eher wie Muslims aussehen, erkunde ich Baku. In der näheren Umgebung liegt der hinduistische Feuertempel „Atoshga“. Die Klosteranlage wurde im 17. Jahrhundert erbaut und das Feuer wurde durch natürlich austretendes Öl gespeist. Dort treffe ich auf die ersten Ansätze für einen sehr langsam wachsenden Tourismus in diesem Land. Ein neues Areal mit Museum und großem Restaurant ist dort entstanden um zukünftig Touristen aufzunehmen. Bis jetzt jedoch spielt der Tourismus in diesem Land und in dieser Stadt keine Rolle. Im Verhältnis zu Georgien ist Azerbaitjan richtig teuer. Es scheint nur zwei Arten von PKW in der Stadt zu geben. Richtig große Mercedes, BMW und Porsche oder billige japanische Autos.  Wir kommen in das Zentrum zurück und entdecken die Altstadt mit Ihren historischen Palästen, Moscheen und Festungsbauten die seit 2000 auch UNESCO-Weltkulturerbe sind. Baku liegt 28 Meter unter dem Meeresspiegel. Aufgrund seiner günstigen Lage an mehreren historischen Handelswegen kann Baku auf eine reiche Stadtgeschichte zurückblicken. Bereits 8000 v. Chr. gab es die ersten Siedlungen und Marco Polo beschrieb Baku als einer der wichtigsten Stützpunkte des Handels auf der Seitenstraße. Die Altstadt ist von einem Festungsring umgeben und enthält u.a. auch die markante Burg Dschebachan aus dem 14. Jahrhundert. In der südlichen Altstadt liegt der Palast der Schirwanschahs, ein Gebäudeensemble mit Wohnpalast, Mausoleum, und dem so genannten Jungfrauenturm. Die Schah-Moschee, das Murad-Tor, die Key-Gubad-Moschee, Versammlungshaus und Badehaus sind gleich in unmittelbarer Nähe dazu. Bereits 1873 wurde die erste Ölquelle angebohrt. Robert Nobel (der Bruder des Nobel-Preis-Gründers) kam nach Baku und gründete die „Nobel Brothers Petroleum Producing Company“. Bis 1901 lieferte Baku die Hälfte des weltweit benötigten Erdöls und hatte in dieser Zeit ein größeres Bevölkerungswachstum als Paris, London oder New York. Die „Öl-Könige“ von Baku ließen sich neugotische und Jugendstilpaläste von westeuropäischen Architekten bauen die noch heute das Stadtbild prägen. Der Öl-Boom endete mit der Russischen Revolution 1917. Nach der Unabhängigkeit 1991 entwickelte sich Baku rasant. Die längste und technisch aufwendigste Pipeline der Welt, ist mit einer Gesamtlänge von 1760 km, die „Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline“. Sie verbindet Baku mit der türkischen Mittelmeerküste. Durch diese Pipeline, die 2005 in Betrieb ging und täglich 160.000 cbm Erdöl transportiert werden, soll der Westen unabhängiger vom Rohöl aus dem Persischen Golf werden. Die Baukosten von 2,5 Milliarden Euro wurden u. a. von der Europäischen Bank finanziert. Die Ölfelder haben sich mittlerweile auf das Kaspische Meer ausgedehnt in dem nun zahlreiche Ölplattformen Öl fördern. Offensichtlich hat der Jahrhunderte lange Raubbau an der Natur seine Spuren hinterlassen. Das Meer-Wasser nicht nur in Ufernähe ist stark verschmutzt. Aika, die junge Hotelmanagerin, ist mir bei der Weiterreise mit der Fähre nach Karzakstan behilflich. Sie kennt den Mitarbeiter im Hafenbüro und hat eine überraschende Nachricht für mich. Vielleicht kann ich schon morgen mit der Fähre nach Aktau übersetzen. Am Abend gehen wir die große, schöne Uferpromenade entlang und staunen über das Lichtermeer der futuristischen Hochhäuser und der beleuchteten Altstadt. Ebenso ist der „zweitgrößte Flaggenmast“ der Welt und ein Sportstation im bunten Scheinwerferlicht. Viele Menschen flanieren oder sitzen einfach an der Uferpromenade des Kaspischen Meeres und genießen die Aussicht. In einer modernen Shopping-Mall finden wir im dritten Stock eine „Food-Mall“ Dort gibt es Pizza, Nudeln, Hamburger russische und chinesische Gerichte. Ein wohlschmeckendes Menü mit Vorspeise, Hauptspeise und Dessert für nur 10 Euro schmeckt hervorragend. Am nächsten Morgen erfahre ich von Aika, dass ich mich um 15 Uhr im Hafengebäude um ein Fährticket bemühen sollte. Max & Moritz fuhren zum Verladehafen außerhalb der Stadt.  Es war genügend Zeit und so lief ich zu Fuß die Strandpromende entlang bis zum Hafen.  Bereits um 12 Uhr war ich dort. Das Ticket-Office war eine „Abrissbude“ mit einer Tür auf der verschiedene Aufkleber von „Traveller- und Adventure-Teams“ klebten. Kaum zu glauben, dass es hier die Tickets geben sollte. Einheimische Männer warteten bereits und immer wieder gab es andere und neue Informationen. Einmal hieß es, dass der Ticketverkauf in einer Stunde beginnt. Dann kam die Meldung von einem „Motorschaden“ auf der Fähre – was wiederum bedeutet, dass kein Ticketverkauf stattfindet. Das warten in der Hitze war lange und blieb spannend…  Da die Plätze begrenzt waren, wollte ich nicht, wegen eines Mittagessens den weiten Weg vom Hafen zurück in die Stadt machen und wartete mit einer Flasche Wasser vor der Tür. Endlich um 16.30 Uhr kam der unrasierte und schlecht gelaunte Hafenmitarbeiter und ich bekam ein Ticket für 110 US Dollar handschriftlich ausgestellt. Auf Wechselgeld wollte er verzichten. Mein Protest und die Anwesenheit von anderen „Kunden“ im Raum ließen Ihm keine Wahl und er gab er mir 20 Manat zurück. Eine genaue Abfahrtszeit konnte oder wollte er mir nicht nennen irgendwann zwischen 19 und 21 Uhr. Ich war froh endlich das Ticket zu haben, denn es war nicht sicher, wann es eine nächste Fähre über das Kaspische Meer geben sollte. Dort im Hafengelände traf ich auf fünf Engländer die mit einem kleinen roten „Austin Maestro“ ebenfalls auf ein Fähr-Ticket warteten. Das „Team Stranded“ war von England auf den Weg in die Mongolei. Schon von außen erkannte man die „Fünf-Mann-Chaos-Truppe“ an Ihrem übergroßen Dachträger. „Tim“ einer von ihnen, wollte von Baku aus nach London zurückfliegen und packte ca. 1 Stunde lang seine „Sieben Sachen“. Wie das bei jungen Leuten sein muss, war auch ein kompletter Computer mit Flatscreen auf dem Rücksitz installiert. Zusammen mit Tim fuhr ich mit dem Taxi zurück zum Hotel. Eine kurze Dusche, packen, dann zu Fuß zur „Food-Mall“ und im Supermarkt noch Reiseproviant einkaufen und zu Fuß weiter in den Hafen. Tim begleitete mich, da er sein „E-Visa“ und sein Notebook im Auto vergessen hatte. Als wir im Hafen ankommen, ist der rote Austin weg. Wir dachten dass die PKW`s bereits auf dem Schiff waren. Der Zollbeamte ließ Tim leider nicht mit auf das Schiff und so vereinbarten wir, 30 Minuten Wartezeit. Wenn ich nicht zurück bin, gibt es keinen Weg für mich Ihm die benötigten Sachen zu geben. Es war ungewöhnlich ruhig im Hafen und als ich an Bord der MV Barda ging wusste ich warum. Das Schiff war leer und mit Eisenbahnschienen nur für die Verladung von Güterzügen zugelassen. Die PKW-Verladung fand in einem anderen Hafen auf ein anderes Schiff statt wurde mir mitgeteilt. Leider konnte ich diese Information nicht an Tim weitergeben, denn die Zollbeamten ließen mich nicht mehr raus… Die resolute „Küchenmamsell“ wies mir und drei weiteren Passagieren eine Kajüte zu. Das ich sogar eine Einzelkajüte bekam erstaunte und freute mich sehr. Es war sogar relativ sauber und frische Bettwäsche gab es auch. Vom Schiff aus hatte man einen wunderbaren Blick auf das beleuchtete Baku. Der Fernsehturm, die Uferpromenade, die und die Hochhäuser mit Ihren Lichtspielen, die wie Flamen aussahen, im Hintergrund. Die strenge „Küchen-Mamsell“ teilte mir mit, dass das nur das erste Abendessen im Ticket-Preis enthalten ist. Um 10 Uhr begann die Verladung der leeren Tankwagen, die auf dem Weg zurück von Georgien nach Karzakstan waren. Exakt schoben die beiden Loks die Waggons gleichzeitig und parallel auf das Schiff. Mittels eines Schwerlast-Liftes wurden, jeweils die ersten zwei Waggons abgekoppelt und in die Tiefe des Schiffrumpfes hinabgelassen. Bis die insgesamt 54 Waggons verladen waren, war es bereits nach Mitternacht und ich war todmüde und schlief in meiner Kajüte ein. Rechtzeitig zum herrlichen Sonnenaufgang war ich auf der Brücke der MV Barda und genoss den Geruch von Salzwasser und den herrlichen Ausblick über die ruhige See. Hinter uns waren noch die Ölplattformen zu sehen. Diese darf ich nicht fotografieren, darauf weist mich der 2. Offizier des Schiffes hin. Das Kaspische Meer, ein weiterer Höhepunkt meiner Reise, ist mit seinen ca. 385.000 qkm der größte See der Erde und liegt 28 Meter unter dem Meeresspiegel. Das salzarme Meer grenzt an Russland, Karzakstan, Tukmenistan, Iran und Azerbaijtan und verbindet die wichtigsten Häfen mit mehr oder weniger regelmäßigen Schiffsverbindungen. Der See wird u.a. gespeist von den Flüssen Wolga, Ural und Kura. Der Wasserspiegel schrumpfte in den Jahren 1970 – 1977 extrem um 14-16 cm pro Jahr. Der Grund dafür waren, die Wasserentnahme für Bewässerungszwecke und die Wolga-Staustufen in Russland, sowie die enorm große Verdunstung auf der riesigen Wasseroberfläche. Mittlerweile steigt der Wasserspiegel auf Grund geologischer Aktivitäten am Meeresgrund. Wissenschaftler rechnen bis zur zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts mit einem Anstieg um 40 Meter… Die Regierung jedoch, denkt nur über die verstärkte Förderung von Erdöl und Erdgas nach. Der Völkerrechtliche Status ist heute je denn mehr umstritten. Es existiert lediglich von 1940 ein Abkommen zwischen der Sowjetunion und dem Iran über die Regelung der Schifffahrt und der Fischerei. Die „neuen Anrainerstaaten“ sehen sich darin benachteiligt, denn es geht vor allem um die Förderrechte für Erdöl und Erdgas. Mit der Crew an Bord verstehe ich mich sehr gut und man gewährt mir jederzeit Zugang zur Kommando-Brücke. Das Meer ist hier nur ca. 150 bis 300 Meter tief und wir bewegen uns mit 12 Knoten über den endlosen See. Es gibt keine Wale oder Delphine, lediglich eine Möwe verfolgt uns auf den ganzen Weg nach Karzakstan. Die MV Barda ist zwei Jahre alt, 160 Meter lang und eines von zwei Schiffen die fast ausschließlich Tank-Waggons aus Karzakstan nach Georgien und zurück befördert. Ein größeres Handelsabkommen mit Georgien ist der Grund für diese relativ neuen Schiffe. Für den Transport von Passagieren ist das Schiff eigentlich nicht ausgelegt. Warum ich hier und nicht auf der Auto-Fähre mitfahren kann, weiß ich nicht. Unser ETA (expected time of arrival) ist für den Abend auf 22.40 Ortszeit angegeben. Wir bekommen jedoch von der Hafenbehörde die Order im Seegebiet vor Anker zu gehen. Das Donnern der Ankerketten hallt durch die stille Nacht. Ein prüfender Blick vom Bootsmann mit dem Scheinwerfer aufs Meer und er weiß der Anker hat gegriffen. Die Maschine wird gestoppt. Der 2. Offizier lädt mich ein heute Nacht um 1 Uhr, zusammen mit den anderen fußballbegeisterten Matrosen, das Fußball-WM-Finale Deutschland gegen Argentinien zu sehen. Das freut mich natürlich und wir legen uns alle für zwei Stunden zum Schlafen. Man weckt mich und in der Kajüte des 2. Offiziers sind die Matrosen versammelt. Zusammen verfolgen wir aufmerksam das Endspiel. Vom Schiffskoch kommt eine frische Wassermelone und die Stimmung ist gut. Noch besser als Deutschland gewinnt!!! Die überwiegende Zahl der Menschen hier in der Region ist für Deutschland was mich natürlich sehr freut. Am nächsten Morgen höre ich um 6 Uhr das Poltern der Ankerkette. Zeit zum Aufstehen und noch ein Frühstück einzunehmen. Danach ein erster Gang zu „Brücke“ wo große Anspannung herrscht. Der Kapitän selbst hat das Kommando übernommen. Mit Hilfe eines Schleppers wird unser Schiff komplett gedreht, damit wir rückwärts andocken können. Höchste Konzentration ist von allen Beteiligten gefordert und so legen wir im „Zeitlupentempo“ an der Kaimauer an. Die Taue fliegen von Bord und das große Schiff wird am Kai in der Hafenstadt Aktau in Karzakstan festgemacht. Bevor ich von Bord gehe kommt noch die Abrechnung mit der immer noch sehr strengen „Küchen-Mamsell“. Es überrascht mich sehr als sie mir lediglich ein Bier in Rechnung stellt… und mich herzlich verabschiedet. Die Zollbeamten kommen an Bord und überprüfen die Fracht- und Schiffspapiere bevor es dann auch für mich heißt Abschied zu nehmen und aufzubrechen in ein neues mir völlig unbekanntes Land „Karzakstan“…

Reisebericht Georgien

Mit dem Minibus fahre ich an diesem trüben Morgen, von Hopa / Türkei entlang an der Schwarzmeerküste bis zum nahegelegenen Grenzort Sarpi. Dort erwartet mich ein großer und relativ moderner Grenzübergang an dem viele LKW`s und Busse abgefertigt werden. Der Großteil der Grenzgänger benötigt, wie ich, kein Visum für Georgien. Das kleine Land, die Nahtstelle Euroasiens, liegt in Transkaukasien, östlich vom Schwarzen Meer und südlich des großen Kaukasus. Erst seit 1991 ist Georgien wieder eigenständig. Nach wie vor gibt es völkerrechtlich umstrittene Staaten, wie Abchasien und Südossetien auf dem ehemaligen russischen Staatsgebiet. Der „Lari“ ist die Landeswährung in dem mit 4,5 Mio. Einwohner zählenden Staat. „Welcome in Georgia“ so empfängt mich die nette junge Frau an der Tourist-Information direkt am Grenzübergang und gibt mir neben einem Stadtplan noch ein paar hilfreiche Georgische Wörter (Gamarjoba, Naxvandis, Madloba etc.) mit auf den Weg. Mit dem „Maschurka“ (Minibus) in der Hafenstadt Batumi angekommen suche ich nach einer Unterkunft und finde das „Paradise-Hostel“ in der Altstadt. Der Kommentar von Anna aus Canada dazu war wie folgt: „Wenn es so im „Paradies“ aussieht – möchte sie nicht wissen wie es in der Hölle ist!“ Nun gut, für mich war es in Ordnung. Im Zentrum gelegen, ein Bett, eine Dusche, freundliche Gastgeber, kein Luxus eben und nicht teuer… Bei einem ersten Spaziergang durch die Altstadt von Batumi und an den nahegelegenen Strand war ich echt beeindruckt von dieser aufstrebenden Stadt am Schwarzen Meer. Sehr schön renovierte alte Häuser und eine sehr moderne, teilweise futuristische Architektur wechselten sich ab. Es gibt große Spiel-Casinos die die Touristen aus der Türkei und Russland anziehen. Die Uferpromenade mit Fahrrad und Fußwegen ist fast 5 Kilometer lang. Ein herrlicher Park, Wasserspiele und eine moderne Skulptur „Love“ sind ganz in der Nähe des kilometerlangen „Kiesstrandes“. Die Immobilienpreise in der Stadt haben sich seit 2004 verdreifacht. Das aus Azerbaitjan stammente Erdöl wird in den nahegelegenen Raffinerien verarbeitet und in 80.000-Tonnen-Tankern in alle Welt verschifft. Auch Öl-Exporte aus Karzakstan (per Zug mit Tankwagen) und Turkmenistan werden in Batumi umgeschlagen. Leider war mein Besuch bei dem Konsulat von Azerbaitjan ohne Erfolg. Es gäbe hier das dafür notwendige Computersystem für Visaerteilungen nicht.  Man hat mich an die Botschaft in Tbilisi verwiesen, obwohl sich auf dem Schreibtisch des Beamten jede Menge Visa-Anträge befanden!? Auf meine Rückfrage hin, teilte mir der Beamte im strengen Ton mit, ob er mir das zweimal erklären müsste!!! Nein, natürlich nicht… ich verließ das kleine Konsulat. Mit dem Minibus ging es weiter nach Tbilisi. Der Fahrer heizte was der Mercedes „Sprinter“ hergab und überholte sogar unerschrocken die Polizei die gemütlich vor uns her fuhr. Das Winken einer alten Oma an der Autobahn veranlasste unseren Fahrer zu einer Vollbremsung!  Im Rückwärtsgang ein paar hundert Meter und die alte Frau mit Ihrer kleinen schwarzen Handtasche stieg ein.  In Tbilisi am „Busbahnhof“ angekommen zeigte mir „just“ diese alte Frau den Weg zu Metro und bezahlte mein Ticket. Das war mir schon peinlich. Ebenso zeigte Sie mir mit Handwinken die richtige Metro-Station um auszusteigen. An der „Rustavelli-Avenue“ war nicht nur eine Metro-Station, sondern dies war auch die „Champs-Elysees“ von Tbilisi. Alles was Rang und Namen hat befand sich auf diesem Boulevard. Noble, teure und internationale Geschäfte wie Hugo Boss, Catier, Freywille, Swarowski, Strenesse etc. hatten hier Ihre Kunden. Gleich daneben das berühmte Rustavelli-Theater und die Staats-Oper. Mein Hotel, das „Boombully“ war „Top Choice“ bei dem besten Reiseführer weltweit, dem „Lonley Planet“. Im anderen Seitenflügel des Gebäudes hat „Rödl & Partner“ aus Deutschland sein Büro und berät Deutsche Unternehmen und Investoren. Es ist unerwartet ruhig (wenig Gäste) im Hotel im dritten Stock. Die hohen und großen Räume, mit Stuck an den Decken, sind angenehm und der Balkon mit herrlichem Blick auf das Treiben der Straße, ist herrlich. Schon vom ersten Augenblick fühle ich mich wohl in dieser Stadt.  Meine erste und wichtigste Aufgabe hier in Tbilisi ist jedoch der Besuch der Botschaften von China und Azerbaitjan um meine Weiterreise auf der Seitenstraße nach China zu sichern! An der Botschaft von Azerbaitjan habe ich am nächsten Morgen Glück im Unglück. Ich bin eine Stunde zu früh und es fängt an zu Regnen. Eine junge Frau spricht mich auf die Erledigung der Visa durch Ihr Büro an. Bereits vorab hatte ich Informationen diesbezüglich eingeholt und wusste die Gebühr liegt bei 240 US-Dollar !!! Das eigentliche Visa kostet aber nur 80 Euro !!! Deshalb wollte ich das Visa selbst und direkt bei der Botschaft beantragen. Eine „Einladung“ (Letter of Invitation) nach Azerbaitjan hatte ich jedoch nicht. Da ich nicht eine Stunde im Regen warten wollte, folgte ich der jungen Frau in Ihr nahegelegenes Büro. Dabei stellte sich glücklicher weiße heraus, dass Ihr Büro wesentlich günstiger war als meine Info aus dem Internet. Für 100 Euro inklusive Bearbeitungsgebühr, sollte ich in einer Woche mein Visa für Azerbaitjan haben. Super, damit konnte ich Leben und machte mich anschließend auf den Weg zur chinesischen Botschaft. Dort angekommen, erhielt ich die gleiche Information, wie bereits in Ankara. Ein China-Visa bekomme ich als Deutscher nur in meinem „Heimatland“ also in Deutschland. „Fliegen Sie nach Berlin – dort bekommen Sie Ihr Visa“. Diese neue Regelung besteht weltweit in allen Chinesischen Botschaften teilte man mir mit. Ausnahmen gibt es nicht! Nein, den Botschafter oder dessen Vertreter könne ich nicht sprechen! Er ist in Urlaub die nächsten vier Wochen… Mein „Empfehlungsschreiben“ der Deutschen Botschaft nützte ebenfalls nichts… Die Beamten der Chinesischen Botschaft blieben stur!!! Von meinen früheren Reisen (1993 / 2004 / 2006) wusste ich, dass es in Hong Kong problemlos möglich war ein China-Visa zu bekommen. Ein email nach Hong Kong und zwei Tage später erfuhr ich von einer langjährigen Freundin, dass es noch immer möglich ist dort ein Visa (max. 30 Tage) zu bekommen. Auch auf Nachfrage ob die „neue Regelung“ nicht auch in Hong Kong zu trifft bekam ich sehr schnell von Ihr eine gute Nachricht. Nein, die neue Regelung trifft für Hong Kong nicht zu. Am überlegen wie es weitergehen sollte, fand ich im Internet einen günstigen Flug von Alamaty in Karzakstan nach Hong Kong. Dort eine Woche Aufenthalt um das Visa zu erhalten.  Anschließend sollte es in den Süden Chinas nach Jing Hong an die Grenze zu Laos und Mynamar gehen. Dort verbringt mein Freund Wolfgang mit seiner ganzen Familie seinen Urlaub bei seinen Verwandten im „Akha-Land“.  Seine Frau Azhu, hat zwei Jungs (Michael und Fabian) wovon ich der Patenonkel von  Michael bin. Mit Wolfgang und den Jungs wollen wir dann zusammen durch China reisen… soweit der Plan…

Jetzt endlich habe ich Zeit und Ruhe Tbilisi, eine Stadt mit 1,3 Mio. Einwohnern und alter Geschichte, zu entdecken. Zusammen mit Thomas aus Quebec / Kanada mache ich mich auf den Weg nach Mtskheta. Nur wenige Kilometer vom Tbilisi entfernt, befindet sich die „antike Hauptstadt“, religiöses Zentrum und UNESCO-Weltkulturerbe aus dem 6. Jahrhundert. Die Swetizchoweli-Kathedrale mitten in Mtskheta wurde im 1029 erbaut und liegt an der alten Seitenstraße die das Schwarze Meer mit dem Kaspischen Meer verbindet. Vom Berg des gegenüberliegenden Dschwari-Klosters sieht den Zusammenfluss der beiden Flüsse Kura und Aragwi und hat einen tollen Blick ins Tal. Am nächsten Tag schlendere ich die „Rustaveli“ entlang und lass mich treiben… Die eleganten Paläste, Hotels und Museen wurden im Stil des Klassizismus, des Barock und später des Jugendstils erbaut.  Auf dem offenen Balkon eines alten Palastes treffe ich auf eine „Trachten-Gruppe“ mit alten landestypischen Kostümen. Im gleichen Anwesen finde ich das amerikanische Kulturbüro „American Corner“, mit Bücherei und Magazinen aus den USA. Dort treffe ich auf Saib Ibu Saif aus Bangladesh. „What do you think about Hitler?“ Es enttäuscht mich sehr, dass dies die erste Frage ist, die er an mich richtet als er hört, dass ich Deutscher bin. Wir unterhalten uns lange, in dem großen Saal mit Kronleuchter, Stuckdecke und mit Amerikanischer und Georgischer Fahne. Es war ein gutes Gespräch, in dem ich aufklären und auch auf die positiven Seiten unseres Landes hinweisen konnte. Danach ein Gang über den „Freedom-Square“ mit Springbrunnen, das alte Rathaus und die Statue des Heiligen Georgs. Das neue futuristische Stadthaus und die große Glasbrücke über den Fluss Kura verbinden die verschiedenen Altstadtbezirke miteinander. Von der orthodoxen Sameba-Kathedrale hat man einen herrlichen Ausblick auf die „Stadt der warmen Quellen“.  Zurück im Hotel genieße ich es auf dem kleinen Balkon zu sitzen, ein kühles Bier zu trinken und dem bunten Treiben in dieser multiethnischen Stadt zu zusehen. Neben Georgiern leben hier auch Armenier, Aserbaitjaner, Russen, Osseten, Abchasen und Aramäer. Bereits im Jahre 337 wurde das Christentum zur Staatsreligion „Iberiens“ erklärt. Es gibt neben der Orthodoxen Kirche auch Armenische Katholiken, Lutheraner, Jesiden, Juden und eine geringe Zahl an Muslims im Land. Am nächsten Morgen bekomme ich von einem „Erfurter“ eine gute Adresse in den Bergen von Kazbegi. „Kentina“ vermietet auf Ihrem „Bauernhof“ günstige Zimmer mit Halbpension. Nach einem ausgedehnten und leckeren Frühstück im Straßencafe nebenan  machen wir uns mit der Metro auf den Weg zum Busbahnhof „Didube“. Die U-Bahnhöfe liegen tief, sehr tief und die Rolltreppen scheinen fast unendlich in die „Unterwelt“ zu führen. Am belebten Busbahnhof warten die Minibusse, die Maschurkas. Abfahrt nur dann, wenn alle Sitzplätze belegt sind. Nach ca. 2 Stunden Fahrt, auf der alten aber gut ausgebauten „georgischen Heerstraße“ (wichtige Verbindung zwischen Russland und Georgien), sind wir schon mitten in den hohen Bergen des Kaukasus. Kentina holt uns am kleinen Busbahnhof ab und bringt uns zu Ihrem Haus in dem schon jede Menge anderer „Gäste“ untergebracht sind. Auffallend ist, dass hier sehr viele Israelis untergebracht sind. Grund hierfür, sie konnten bei Ketina in der Küche „koscher“ Ihre eigenen Mahlzeiten zubereiten. Leider entging Ihnen hierbei die vielfältige und hervorragende georgische Küche! Die gefüllten Teigtaschen (Chinkali) genannt sind hervorragend. Ketina macht Ihre Marmelade, guten Rotwein und Käse selbst. Auf meiner langen Reise habe ich selten so gut gegessen wie hier in Georgien. Zusammen mit Thomas unternehme ich einen schönen Spaziergang durch das kleine Dorf „Stephanzminda“ das auf 1700 Meter liegt und in dem der Wohlstand noch nicht angekommen ist. Die alten überirdischen Gasleitungen, die Schotterstraßen, die alten russischen Häuser und die alte orthodoxe Kirche weißen darauf hin das sich hier noch nicht viel geändert hat. Der einzig erkennbare Aufschwung sind „Handys“ für jedermann, neue „4-Wheel-Drive-Mitsubishi-Busse“ und neue „Kunststofffenster“ schlechter Qualität… Ein neuer Tag, die Sonne scheint und da Thomas schlecht zu Fuß ist fahren wir zu dem berühmten Kloster „Zminda Sameba“. Eine extrem schlechte Straße, bringt unseren  kleinen Allrad-Jeep auf 2100 Meter. Ein herrlicher Blick ins Tal und vor allem auf den dritthöchsten Berg Georgiens, den schneebedeckten Mount „Kazbegi“ mit seinen 5047 Metern, ist gigantisch. Thomas fuhr mit dem Jeep zurück ins Tal. Der Fuß des erloschenen Vulkankegels, umgeben von Gletschern, sollte am Nachmittag Ziel meiner Wanderung sein. Auf halbem Weg dorthin machte ich Brotzeit und stellte fest, dass dunkle Wolken aufzogen. Ich war allein und entschloss mich um zukehren. Es war die richtige Entscheidung. 30 Minuten später blies ein kalter Wind und es begann zu Regnen. Weiter oben in den Bergen fiel Schnee… Auch in den nächsten Tagen hielt das trübe und regnerische Wetter an. Es ist Sonntag und ich gehe zum Gottesdienst in die kleine orthodoxe Kirche des Dorfes. Es ist ein Kommen und Gehen während des Gottesdienstes. Die Messe wurde von insgesamt drei Männern gehalten. Zwei davon hatten prächtige Gewänder (Ornat) und Kopfbedeckungen. Es werden von jeder Ikone oder Heiligenbild Kerzen angezündet und die Menschen Küssen diese. Frauen dürfen nur mit Kopfbedeckung eintreten. Nur für alte Menschen (und für mich) gibt es ein paar wenige Sitzplätze während der ca. 2,5 Stunden dauernden Messe. In einer orthodoxen Messe werden hauptsächlich von den Geistlichen Psalmen gesungen in dem ein Chor im Hintergrund mitwirkt. Alles im allen sehr ergreifend, diese tiefe Ehrfurcht der Menschen in diesem Land. Auch dienen die Priester oder Mönche den Menschen zur Aussprache über alltägliche Probleme. Sie erhalten Rat und Weisungen für Ihre Sorgen im Alltag…

An den folgenden Tagen war ich mit einer Gruppe zwei Engländern und zwei Letten auf einer Tour in das Sno Valley. Wir hatten Glück und es „nieselte“ nur. Mein in der Türkei neu erworbener Regenschirm sah zwar komische aus, war aber dafür perfekt. Am nächsten Tag war ich mit einer Gruppe junger Israelis in einem andern Seiten-Tal, dem Truso Valley, unterwegs. Neben mehreren Flussüberquerungen, teilweise barfuß durch eiskaltes Wasser, kamen wir in eine „gottverlassene“ Gegend. Die alten Häuser waren meist eingestürzt. Ganz überrascht zwischen den Trümmern sehen wir ein paar wenige Menschen die hier leben! Abgeschnitten von jeder Zivilisation leben Sie hier mit Ihren Kühen, Schafen, Pferden und Hunden. Wir sind in einer anderen Welt, im tiefen Kaukasus, angekommen… Die Menschen schauen uns mit Verwunderung aus einiger Distanz an. Die großen, bellenden Hunde verhindern ein näherkommen… Wir machen uns auf den Rückweg und freuen uns auf eine warme Dusche, gutes Essen und ein gemütliches Zusammensein im Wohnzimmer von Ketina. Eine junge Frau hat eine Gitarre und Musik verbindet über alle Sprachgrenzen hinweg. Wir spielen abwechselnd und jeder trägt mit einem Lied aus seinem Heimatland dazu bei. Mein Beitrag ist „über den Wolken“ von Reinhard Mey…

Am Tag meiner Abreise ist der Himmel blau und klar. Der Blick auf den mit Neuschnee bedeckten Kazbegi ist herrlich. Ketina organisiert ein Taxi, dessen Kosten ich mir mit zwei Mädels aus Polen teile. Die Fahrt ist herrlich und wir haben den Vorteil hin und wieder anzuhalten zu können und Fotos zu machen. Zurück in Tbilisi, bekomme ich pünktlich um 17 Uhr mein Visa für Azerbaitjan. Bereits einen Tag später geht es mit dem Nachtzug 1. Klasse nach Zugdili. Der Zug ist langsam und hält überall. Die „vollschlanke“ Schaffnerin mit Ihrer russisch aussehenden Uniform hat alles im Griff und weißt den Platz im sauberen Zugabteil zu. Der Unterschied zwischen erste und zweite Klasse liegt in der Anzahl der Personen die sich das Abteil teilen. 1. Klasse sind zwei Personen. 2 Klasse sind 4 Personen im Abteil. Der Preisunterschied ist gering und so fahre ich 1.Klasse zusammen mit Christian aus Linz, der mit schweren Wanderstiefeln, offensichtlich größeres in den Bergen vor hat. Die Fahrt geht weiter mit dem Marschurka (Minibus) nach Mestia (1500 mtr.), das in Swanetien am Fuße des Nördlichen Kaukasus liegt und wegen seiner „Steintürme“ zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Hier zeigt der Tourismus schon seine ersten Konsequenzen. Die Einheimischen zahlen für das Marschurka 10 Lari die Touristen 20 Lari. In den letzten Jahren wurden viele neue Häuser im Stil „schweizerischen Chalet-Stil“ gebaut. Somit verliert das Dorf sein ursprüngliches Gesicht. Eine Entwicklung die nicht gut ist. Im „Nino Ratiani`s Guesthouse“ finde ein kleines Einzelzimmer und nette Menschen. Eine Waschmaschine ist auf meiner langen Reise zum Luxus geworden. Denn in den meisten Ländern gab es gar keine Waschmaschinen und so war oft „Handwäsche“ angesagt. Aber hier ist es günstig und das Wetter ist gut und lässt die Wäsche schnell trocknen. Am nächsten Tag ging es bei herrlichem Wetter mit Anna (Canada) und Lukas (Polen) zum „Chalaati-Gletscher“. Die insgesamt 8 Stunden lange Wanderung entlang des Flusses führt zum neuen „Airport“. Ein futuristischer Bau, von einem deutschen Architekten entworfen, der aber den Menschen hier nicht gefällt. Sobald die Rollbahn ausgebaut wird, werden hier die Touristen eingeflogen und der „Massentourismus“ kann beginnen. Wir starten an einem langen Flusstal bei grüner Vegetation. Laufen über eine alte russische Hängebrücke und enden in der baumlosen Landschaft am Fuße des Gletschers. Einfach grandios der Ausblick, unberührt und herrlich !!! Am nächsten Tag bin ich zu langsam. Die Allrad-Minibusse nach Ushguli, am oberen Ende der Enguri-Schlucht, sind schon voll. Zusammen mit einem Schweizer heuern wir Georgi in seinem kleinen Lada an und fahren eine Stunde später los. In einer halsbrecherischen Fahrt überholen wir unterwegs alle Minibusse. Als wir ankommen ist unser kleiner Lada kaputt… Wir nützen die Zeit um uns die vier kleinen Dörfer auf fast 2100 Meter anzusehen. Leider ist es bedeckt und wir sehen nur die Ausläufer des nahegelegenen Gletschers. Ein altes Kloster und ein kleines Museum finden unsere Aufmerksamkeit. Ein junges Mädchen erklärt uns all die Gegenstände die teilweise bis heute Ihre Verwendung im Alltag finden. 6 Monate des Jahres hat Ushguli Schnee und ist somit von der Außenwelt getrennt. Entsprechend eng verbunden mit der Natur leben hier die 250 Einwohner. Noch immer ist Georgi mit der Reparatur seines Ladas beschäftigt. Das Handwerkszeug besteht aus 3 alten Gabelschlüsseln, 1 Schraubenzieher, 1 Hammer, 1 Wagenheber, 1 Eisenrohr, mehreren Steinen und Holzbrettern. Die Feder und die komplette Radaufhängung hat er ausgebaut. Wie er das wieder zusammenbringen will ist mir schleierhaft. Wir versuchen derweil mit einem anderen Fahrzeug zurück nach Mestia zu kommen. Georgi spricht kein Englisch macht uns aber klar, dass er alles im Griff hat. Ich bin da ganz anderer Meinung. Sprachlos sehe ich zu wie er mit viel Ideenreichtum und Geschick alles wieder zusammenfügt. Unerschrocken saust er mit Vollgas auf der Piste zurück ins Tal. Ich rechne jeden Moment mit einem Umkippen, einer Reifenpanne oder einen Achsbruch. Nein, der kleine Lada ist stabil und Georgi gibt noch mehr Gas… Wir atmen auf, als wir sicher in Mestia aussteigen und trinken erst mal ein kühles Bier… Wieder zurück in Tbilisi, in dem ich mich jetzt wie zu Hause fühle, gibt es noch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen. Das Zugticket von Tbilisi nach Baku war aus Kostengründen diesmal nur 2. Klasse. Alles andere ist mit meinem kleinen Laptop und „Free-WiFi“ kein Problem mehr. Eine Hotelreservierung in Baku / Azerbaitjan, ein Flug von Karzakstan nach Hong Kong und dann noch ein „E-Book“ download, das Reisen hat sich mit den elektronischen Medien sehr verändert… Auch der Flug von Hong Kong nach Jinghong kommt per e-mail. Nun muss ich nur noch versuchen, die einzige „Unwägbarkeit“, nämlich die Abfahrt der Fähre über das Kaspische Meer einzugrenzen. Es gibt keinen Fahrplan! Laut letzten Informationen fährt nur einmal pro Woche eine Fähre, aber auch nur dann, wenn diese ausgeladen ist! Ich habe ein Visum für 15 Tage und selbst 10 Tage in Baku / Azerbaitjan eingeplant. Ob das ausreichen wird…?

Ein Tagesausflug in den Osten des Landes und in die Wüste „David Gareji“ steht an. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es unmöglich in die fast menschenleere Gegend an der Grenze zu Azerbaitjan zu kommen. Mit einem Minibus fahre ich mit jungen Leuten aus Litauen, Japan, Hong Kong und Schweden dorthin. Das christliche Kloster wurde im 6. Jahrhundert erbaut und hatte bis zum heutigen Tag eine wechselvolle Geschichte. Die eremitischen Kammern und Höhlen in den Bergen um das Kloster enthalten teilweise alte Wandbemalungen und bieten einen herrlichen Ausblick auf die noch immer umstrittene Grenze zu Azerbaitjan. Einige Soldaten sind zur Sicherung der Grenze in diesem menschenleeren Gebiet stationiert. Zurück in Tbilisi gehen wir zusammen landestypisch Essen, tauschen unsere mail-Adressen aus und mit Ping Ying will ich mich in Hong Kong wieder treffen. Die Welt ist klein geworden… Auch Thomas aus Quebec treffe ich wieder und es gab bei einem „Kazbegi-Beer“ viel zu erzählen… Am letzten Tag gehe ich zur Postamt und sende 2,5 Kg mit Dingen die ich unterwegs nicht mehr brauche nach Hause. Wenn man tagtäglich sein Gepäck mit sich rumträgt sind 2,5 kg mehr oder weniger ein großer Unterschied. Auf den Kauf von irgendwelchen Reiseandenken habe ich bisher verzichtet, denn in den meisten Fällen wurden die angebotenen Souvenirs in China produziert… Mit „leichtem Gepäck“ und genügend Reiseproviant mache ich mich auf die 19 Stunden Zugfahrt von Tbilisi nach Baku in Azerbaitjan…

Reisebericht Türkei

Es ist schon fast Mitternacht als unser Schiff die „Basparnmak“, den Hafen in Tasucuc einläuft. Auf dem Schiff habe ich Max, einen Russen, aus Lettland getroffen. Zusammen finden wir in dunkler Nacht ganz in der Nähe des Hafens, eine sehr günstige Pension. Das wichtigste für Max ist, auch zu dieser späten Stunde, das WiFi !!! noch lange sitzt er unten in der Rezeption und arbeitet am Computer… Ich schlafe, nicht gut  denn lästige Moskitos stören. Am nächsten Morgen geht es mit einem „Mercedes-Luxusliner“ 256 Kilometer weiter nach Alanja. Was für ein Komfort wird hier geboten! Ähnlich wie im Flugzeug hat jeder Sitz seinen eigenen Bildschirm mit „Touchscreen“ und alle zwei Stunden wird Kaffee, Tee oder Wasser angeboten. Natürlich verfügt der Bus über eine Klimaanlage und bei dem „Mittags-Stop“ wird der ganze Bus gereinigt! Nein, so etwas bin ich nicht mehr gewohnt und so genieße ich die Fahrt entlang an der grünen Küste. Bei der  Bergkette entlang der Küste, deren Ausläufer oft bis direkt ans Meer gehen handelt sich es um das Taurus-Gebirge, das in seiner Gesamtlänge bis zu 1500 Kilometer aufweist. Im Tiefland zwischen Meer und Gebirge gibt es große Obstplantagen und Gewächshäuser für Bananen. Je näher wir an Alanya kommen desto mehr „Hotelburgen“ gibt es. In Alanya einer Stadt mit ca. 260.000 Einwohnern leben auch ca. 10.000 Deutsche „Auswanderer“. Der Tourismus begann bereits in den 50iger Jahren als man die „heilende Wirkung der Höhlenluft“ der Damlatas-Höhle  erkannte. Heute gibt es über 500 Hotels und ich hatte Glück, das mein Hotel ganz in der Nähe des berühmten „Kleopatra-Beach“ zu finden war. Im Internet buchte ich ein günstiges Hotel (16 Euro Halbpension) in Strandnähe mit WiFi.  Ich hatte mir  vorgenommen meine Reiseberichte über Zypern, Israel, Jordanien und Ägypten zu schreiben. Im „Beach-Hotel“ angekommen erklärte man mir, dass mein Zimmer kein WiFi hat, aber ich könnte in ein anderes Hotel gehen, dort gäbe es ein „Apartment“ mit WiFi und ein großes Frühstücksbuffet allerdings keinen „Meerblick“. Auf die Frage, wo ich denn mein Abendessen einnehmen könne, verwies man mich wiederum auf ein anderes, das „Diamore-Hotel“, das ebenfalls zur „Omm-Hotel-Gruppe“ gehört. Das alles klang etwas merkwürdig und umständlich. Im Hotel „Kleopatra Aytur“ angekommen erwies sich dann alles wie geschaffen für meine Bedürfnisse. Mein Apartment hatte Wohnzimmer, Schlafzimmer, Balkon und Kochnische und zum berühmten „Kleopatra-Strand“ waren es nur 5 Minuten zu Fuß. Das Frühstücksbuffet gab es ab 7.30 Uhr und das WiFi funktionierte super. So verbrachte ich dort eine Woche. Mit einem morgendlichen Spaziergang (6.30 Uhr) und Schwimmen am langen, und zu dieser Tageszeit noch leeren, ruhigen Sandstrand ging es los. Danach gab es ein reichhaltiges Frühstücksbuffet. In Ruhe konnte ich mich nun tagsüber meinen Reiseberichten widmen. Am Abend ließ ich mir das große Buffet im „Hotel Diamore“ schmecken und unternahm im Anschluss wieder einen Spaziergang am Strand entlang und zurück an der schönen Uferpromenade. Überrascht war ich von den vielen „Russen“ die hier ihren Urlaub verbrachten. Eine schweizerische Supermarktkette hatte hier einen „Migros“ in dem es alles gab was das Herz begehrte. In den belebten Straßen ringsum wurden ständig Strafzettel an falsch parkende Autos verteilt. Es gab „Dr. Fish“ für die Füße (Fische fressen die Hornhaut der Füße ab), Efes und Paulaner Bier zum trinken und einen Fitness-Parcours direkt an der Strandpromenade. Daneben eine Parkanlage mit beleuchteten Wasser-Fontainen die Nachts beleuchtet waren. Ja, es war wirklich alles sehr schön für die vielen Touristen vorbereitet und allein 2012 waren hier in Alanja  50.000 Deutsche vor Ort. Für mich verging die Woche wie im Flug und mein nächstes Ziel war die Hauptstadt Ankara in der ich mich um einige Visa´s für meine weitere Reise auf der Seitenstraße nach China bemühen sollte. Pünktlich um 9 Uhr verließ der Bus von „Metro“, einer der vielen Busunternehmen, den Busbahnhof von Alanja. Auf der Fahrt in Richtung Norden überquerten wir bei herrlichem Sonnenschein das Taurusgebirge, dessen höchster Gipfel (Demirkazik) immerhin 3700 Meter erreicht. Danach kamen wir auf eine baumlose Hochebene die ca. 1200 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Teilweise wird dort Getreide und Gemüse angebaut. Im modernen Busbahnhof von Konja, wird aufgetankt und schon geht es weiter nach Ankara. Dort angekommen geht es weiter mit der U-Bahn zum „Deeps-Hostel“. Dort ist meine „online“ Reservierung nicht berücksichtigt worden und ist ausgebucht!!! Man verweist mich an ein anderes Hotel ganz in der Nähe. Dort kostet ein kleines stickiges Einzelzimmer 30 Euro. Am nächsten Tag bekomme ich einen Platz für 10 Euro im „Deeps-Hostel“. Dort treffe ich auf Jürgen aus Fürstenwalde bei Berlin. Jürgen ist Frührentner und mit seinem Quad auf einer Tour in Richtung Asien unterwegs. Er ist hier schon seit zwei Wochen um ein Visa (Iran) zu bekommen und hat noch immer die Ruhe weg!!! Mein erster Weg führt an diesem sonnigen Morgen zur Chinesischen Botschaft. Dort ist geschlossen. Mit einem treueren Taxi (35 TL) geht es in ein anderes Stadtviertel  zur Botschaft von Azerbaitjan. Dort verweist man mich auf eine Einladung (LOI) und an die Botschaft in Tbilisi. Ebenso geht es mir auf der Botschaft von Turkmenistan, auch dort geht ohne eine Einladung nichts! Danach geht es weiter zur Botschaft von Karzakstan. Dort will man mir ein Visa geben, aber nicht heute. Es ist 12 Uhr und alle Botschaften haben geschlossen. Am nächsten Tag geht es wesentlich billiger mit dem Dolmus (1,5 TL) ins Botschaftsviertel am Rande der Stadt. Der Beamte der Botschaft von Kazaktstan ist sehr freundliche und hilfsbereit. Dort werde ich meinen Reisepass los und bezahle 30 US-Dollar für ein 30 Tage Visa und muss 5 Arbeitstage auf die Ausstellung warten. Es gibt verschiedene Stadtteile in denen die Botschaften untergebracht sind. Der neue Stadtteil „Oran“ verschlägt mir fast den Atem als ich all die „Prachtbauten“ der Auslandsvertretungen sehe. Hinter hohen Mauern, teilweise mit privaten Tennisplatz und Swimmingpool parken schwer bewacht, die großen Wagen von Mercedes und BMW der Botschafter. Auch relativ kleine und arme Länder wollen da nicht nachstehen. Die Europäischen Botschaften liegen direkt neben der „amerikanischen Festung“ in der Stadtmitte. Am nächsten Tag bekomme ich von der Chinesischen Botschaft eine Absage für ein Visum mit der Begründung, dass für Deutsche ein Visa nur im „Heimatland“ erstellt wird. Mit der Empfehlung nach Berlin zu fliegen, bittet man mich zur Ausgangstür. Ein „Empfehlungsschreiben“ der Deutschen Botschaft könnte nützlich sein – aber man will mir nichts versprechen erklärt man mir in letzter Minute. Das ärgert mich und ich kann und will das einfach nicht glauben. Völlig enttäuscht und frustriert verlasse ich das Gebäude und will versuchen Unterstützung der „Deutschen Botschaft“ zu bekommen. Ein freundlicher Busfahrer lässt mich unweit der Deutschen Botschaft aussteigen und ich habe Glück. Ein kleines Fenster in der schweren „Gittertür“ öffnet sich für mich. Ein deutscher Beamter hört mich kurz an. Alles kein Problem. Einfach „online“ um einen Gesprächstermin auf der Homepage der Deutschen Botschaft bitten und vielleicht schon morgen sollte ein Termin mit einem zuständigen Beamten möglich sein! Auf meine Frage, ob es nicht vielleicht auch jetzt und hier geht, bekomme ich eine klare Absage. Falls ich keinen Laptop, Smartphone oder Computer besitze, dann solle ich mich doch in ein Internet-Cafe begeben, die es hier überall gibt. Ein kleiner Zettel mit der Internetadresse ist alles was ich von dort bekomme. So eine ähnliche Erfahrung habe ich bereits in Nairobi gemacht, wo man mich auch an der Eingangspforte der Deutschen Botschaft rigoros abgewiesen hat! Aber gut, ich habe hier eine Woche Zeit und will es zumindest versuchen. Zurück im Hotel setze ich mich sofort an den Computer und muss feststellen, dass bis zum Ende des Monats keine Gesprächstermine bei der Deutschen Botschaft in Ankara mehr frei sind!!! Da ich eine günstige, türkische Sim-Karte für mein Handy habe, rufe ich auf der deutschen Botschaft in Ankara an. Nach 5 Minuten in der Warteschlange meldet sich eine Frauenstimme die ich um einen Gesprächstermin bitte. „Bitte um 14 Uhr nochmals anrufen – jetzt ist der zuständige Mitarbeiter in Mittagspause!“ Beim zweiten Versuch wurde ich an die „falsche Sachbearbeiterin“ verbunden. Diese konnte mich nicht (aufgrund eines fehlenden Telefonverzeichnisses!?) an den zuständigen Mitarbeiter weiterleiten. „Alle Fragen werden im Internet beantwortet“ so war Ihre immer wiederkehrende Aussage. Na danke!!! Als ich nach Ihrem Namen fragte, bekam ich ebenfalls eine klare Absage. Das war auch ganz klar, denn so konnte ich mich nicht über Frau XY beschweren.  Meine letzte Chance sah ich darin, meinen Unmut in einem e-mail an die Deutsche Botschaft in Ankara los zu werden. Siehe da, nach 30 Minuten bekam ich schon eine Antwort und einen Ansprechpartner also! Es geht doch!  Bei einem erneuten Versuch im Internet einen Gesprächstermin zu bekommen, waren jetzt „auf einmal“ in der nächsten Woche zwei Termine frei!!! Sofort reserviere ich einen Termin und erhalte am gleichen Tag den 12.06.2014 folgende Info per mail !!!

————————————————————————————————Terminvergabesystem des Auswärtigen Amts— Betr.: Termin in Ankara Guten Tag Paul Kochler, Sie haben erfolgreich einen Termin in Ankara am 18.06.2014 um 08:30 gebucht.

Bitte drucken Sie diese Mail aus und bringen Sie sie mit zu Ihrem Termin. Ohne diesen Ausdruck kann der Termin nicht wahrgenommen werden.

Sie haben einen Termin innerhalb eines Zeitfensters gebucht. Zur Vermeidung unnötiger Wartezeiten für Sie und andere Besucher, erscheinen Sie bitte etwa 15 Minuten vor Beginn dieses Zeitfensters in der Botschaft, damit Zeit für die vorgesehenen Sicherheitskontrollen bleibt. Antragsteller, die zu spät kommen, werden nicht mehr eingelassen und müssen einenn neuen Termin vereinbaren!

Die Botschaft bittet um Veständnis dafür, dass es bei großem Besucheraufkommen zu Wartezeiten von bis zu einer Stunde kommen kann.

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Leider verfüge ich als „einfacher Tourist“ über keinen „mobilen Drucker“, aber an der Rezeption im Hotel ist man freundlich und hilfsbereit und druckt mir das e-mail aus. Allen weiteren frustrierende Telefonate und Schriftverkehr mit der Deutschen Botschaft in Ankara will ich Euch ersparen…

Nach all dem „Hin und Her“, glaube ich nicht, dass irgendjemand in der Deutschen Botschaft sich ernsthaft bemüht mir, in meinem „geringfügigen Anliegen“ zu helfen. Vermutlich waren alle Beamten dort bereits mit der Vorbereitung des alljährlichen “Oktoberfestes“ beschäftigt und man diskutierte hinter verschlossenen und abhörsicheren Türen ob und welche Blaskapelle, Brezen, Schweinshaxen und Bierfässer (Paulaner oder Spaten) man aus Bayern zu diesem Höhepunkt des Jahres einfliegen lässt… (bitte verzeiht meine Ironie…)

Ich gehe zum Bahnhof um ein Zugticket nach Kars (Anatolien) für Mittwoch zu reservieren. Dann erreicht mich ein Anruf der Deutschen Botschaft auf meinem Handy. „Man hätte heute kaum Besucher“ und somit könne man meinen Gesprächstermin vorverlegen. Natürlich sage ich sofort zu und bin eine Stunde später vor Ort. Durch eine massive Absperrung komme ich in den „Hochsicherheitstrakt“ unserer deutschen Auslandsvertretung. Nach gründlicher Durchsuchung lässt man mich ein und ich nehme Platz im videoüberwachten Gesprächszimmer. Ein Plakat mit folgendem Zitat im Besucherraum, erscheint mir als der wahre Sarkasmus!

„Unser Konsulatsdienst, Hilfe und Service, für den Bürger weltweit“.

Die gesichtslose Beamtin hinter der dicken Panzerglasscheibe und Sprechanlage gibt sich nicht gerade viel Mühe und verfasst ein Schreiben, dass ich leider vor der Aushändigung nicht durchlesen darf. Nachdem ich 25 Euro Bearbeitungsgebühr bezahlt habe, erhalte ich mein „Empfehlungsschreiben“ und eine Odyssee geht zu Ende… Andere deutsche reisende „Staatsbürger“ haben mir leider ähnliche Erfahrungen mit unseren Auslandsvertretungen bestätigt…

Bei einer Woche Wartezeit hatte ich natürlich genügend Zeit mir die Hauptstadt der Türkei, Ankara mit seinen 5 Mio. Einwohnern, genauer anzusehen. Schon bei meiner Ankunft auf dem Busbahnhof muss ich feststellen, dass sich dieses Land seit meinem letzten Aufenthalt im Jahre 1986 extrem zu einem modernen Staat entwickelt hat. Die Metro ist vom Busbahnhof bequem zu Fuß zu erreichen. Nach drei Tagen ist mir das „Öffentliche Verkehrsnetz“ bekannt und mit Metro, Otobus und Dolmus fahre ich sehr günstig kreuz und quer durch diese Metropole Es liegt kein Müll auf den Straßen und die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Immer wieder treffe ich auf ehemalige Deutsche „Gastarbeiter“ die mir in ein paar Brocken deutsch von Ihrer guten Zeit in Deutschland berichten. Erst seit 1923 ist Ankara Hauptstadt und wenn man heute durch die Straßen läuft, denkt man nicht das man in einem Land ist in dem der Islam Staatsreligion ist. Die jungen Menschen bewegen sich sehr modernder teilweise freizügiger Kleidung, bei +28 Grad auf den Straßen. Es gibt drei Opernhäuser, 10 verschiedene Theater, 5 Symphonie-Orchester und jede Menge an Straßen-Kaffees, Musikkneipen und sogar ein „FLZ-Cafe“ in der Stadt. Die „Kocatepe-Moschee“ ist die größte Moschee in der Stadt und ragt mit Ihren 4 Minaretten und der großen osmanischen Kuppel über der Stadt. Ankara ist nicht nur Verwaltungszentrum der Türkei, sondern auch eines der größten Wirtschaftszentren des Landes. Vor allem die Rüstungs-, Munitions- und Waffenindustrie ist hier zu Hause. Sehr beeindruckend war für mich auch das Mausoleum des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk das zugleich Nationaldenkmal ist und ein Museum enthält. „Wir streben für Frieden zu Hause und Frieden in der Welt“ ist einer seiner Grundsätze. Nicht nur Winston Churchill und John F. Kennedy sondern auch die UN und die UNESCO würdigt Atatürk 1981 mit dem Atatürk-Jahr für sein Lebenswerk. Auch ich trage mich ins Kondolenzbuch des „Vaters der Türken“ ein.

Der „Nahverkehrszug“ verlässt planmäßig den Hauptbahnhof in Ankara. Es liegen 28 Stunden Zufahrt und 1200 Kilometer vor uns. Da unser Zug tatsächlich auch in jedem kleinerem Ort hält zieht sich die Fahrt ewig hin. Der Preis mit 14 Euro ist für dieses lange Strecke allerdings unschlagbar!  An den größeren Städten wie, Yozgat, Sivas und Ezurum gibt es längere Aufenthalte, wo man sich auch am Bahnsteig mit Proviant versorgen kann. Der Unterschied von 1. Klasse zur 2. Klasse sind die unterschiedlichen Farben der Sitzbezüge und das in der 2. Klasse die Aircondition nicht ging. Hin und wieder hatte ich zwei Sitze frei und konnte auch während der Nacht ein paar Stunden schlafen. Auf diesen langen Fahrten dient meine Regenjacke (zusammengepackt) als Kissen und meine Fleecejacke als Decke in der Nacht.  Auch ein „Bord-Restaurant“ gibt es in dem oft auch syrische Familien (vermutlich Flüchtlinge) mit Ihren vielen Kindern sitzen und für jede Menge Unruhe sorgen. Der Blick aus dem Zugfenster fällt auf Weideland und großflächig wird hier Getreide angebaut. In weiter Entfernung sieht man die ersten schneebedeckten Gipfel Ost-Anatoliens. Es ist kalt und regnet in Kars, das auf 1800 Meter liegt. Die Straßen sind teilweise überflutet und so ist es schwer zu Fuß durch die Stadt zu laufen. Gül, eine junge Türkin sprach mich noch im Zug an und wollte mir helfen im Wohnbereich der Uni günstig unterzukommen. Nach einigen Telefonaten hin und her entschließe ich mich, Ihr keine Umstände zu machen und verbringe die Nacht im „Otel Temel II“ für 35 TL was sehr günstig ist. In einem Cafe treffen wir auf Ihre Freundinnen, Sapril, Debe und Seda, die alle in Kars Englisch studieren!. Kars liegt im Nordosten Anatoliens und ist Schnittpunkt verschiedener Kulturen. Armenische, Georgische, Russische und Türkische Einflüsse prägen die Garnisonsstadt mit Ihren ca. 80.000 Einwohnern. Es gibt sehr guten Käse und Honig in der Stadt. Vor allem die russische Besatzungszeit hinterließ Spuren die sich an den alten russischen Häusern der Stadt noch heute erkennen lassen. Mit einem Dolmus (Mini-Bus) geht es am nächsten Tag weiter nach Hopa am Schwarzen Meer. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der „Deriner Talsperre vorbei, dessen Wasserkraftwerk in Zukunft, einen großen Teil des Energiebedarfs der Türkei decken soll! Die Staumauer, am 70 Kilometer langen Stausee hat eine Höhe von 250 Meters und gehört zu den 10 höchsten Staumauern weltweit. Das Pontische Gebirge in dem die Talsperre liegt ist im Nordosten der Türkei, ist kaum bekannt, hat aber Gipfel die bis zu 4000 Meter hoch sind. Mit dem Wasser des Fluß „Coruh“ werden die 4 Turbinen versorgt, die bis zu 2100 Gigawattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Noch immer dauern die Bauarbeiten für dieses gigantische Projekt an. Kurz vor Hopa hat unser Minibus eine Panne und es ist ungewiss, wann es weitergeht. Mit einem anderen Bus fahre ich in das wenige Kilometer entfernte Hopa. Im „Hotel Istanbul“ bietet mir die vollbusige Marika ein sauberes Einzelzimmer mit Meerblick an der Uferpromenade an. Die türkische Schwarzmeerküste ist erreicht und ich genieße den Spaziergang und den Sonnenuntergang an der kleinen Uferpromenade. Die Menschen im Ort sind freundlich und  ein Inder, der von den Menschen hier den Spitznamen „Obama“ bekommen hat, hilft beim Geldtauschen und der Weiterfahrt in das 35 Kilometer entfernte Georgien…

Reisebericht Zypern

Das Flugzeug der israelischen Fluggesellschaft EL AL landet sicher auf dem „Larnaka International Airport“ in Zypern. Seit mehr als 7 Monaten betrete ich erstmals „Europäischen Boden“. Kein Visa, keine Fingerabdrücke, kein Foto, keine Gepäckkontrolle, keine Fragen – so einfach geht das mit dem „roten Reisepass“ – Welcome in Europe.  Die ca. 9000 qkm große Insel gehört geographisch zu Asien, politisch und kulturell jedoch zu Europa. Seit 1974 ist die Insel geteilt. Eine Pufferzone der UN sorgt seit Jahrzehnten für Ruhe zwischen den „Streithähnen“.  Der Süden Zyperns mit seinen 780.000 Bewohnern gehört  zu Griechenland und ist ein weltweit anerkannter Staat. Im Norden liegt die „Türkische Republik Nord-Zypern“ mit ca. 250.000 Einwohnern die ein „Schattendasein“ führt. Im Süden des Landes leben orthodoxe Christen und im Norden Muslims. Die Hauptstadt Nikosia oder auch Lefkosa genannt ist durch eine Mauer geteilt und erinnert mich irgendwie an das geteilte Berlin. Es ist Sonntag und mit dem Airport-Bus fahre ich in das Zentrum von Larnaka. Zwei Kilometer Fußmarsch stehen an um zum „Rebioz-Hotel“ zu kommen. Auf dem Weg dorthin sehe ich ein Restaurant das für 7 Euro ein Abend-Buffet anbietet. Nach einer Dusche mache ich mich auf den Weg dorthin. Die kleinen Läden in der ganzen Gegend haben alle rund um die Uhr geöffnet, was mich verwundert. Erst später merke ich, dass ich in der Nähe des Hafens im „Rotlichtviertel“ bin, wo offensichtlich nachts mehr Geschäft zu machen ist als tagsüber. Im Restaurant ist eine Geburtstags- Gesellschaft und Musiker spielen auf. Die „mediterrane Küche“  an dem reichhaltigen Buffet ist wirklich hervorragend.  Am nächsten Tag erkunde ich die Stadt mit  77.000 Einwohnern und einer schönen Uferpromenade am Mittelmeer. Die griechisch-orthodoxe „Lazarus-Kirche“ ist dem Hl. Lazarus geweiht, der hier 30 Jahre als Bischoff wirkte. Mit einem Mietwagen fahre ich am nächsten Tag bei „Linksverkehr“ (England lässt Grüßen 1878-1960) in den Südosten des Landes zum Kap Greko. In den kleinen Buchten kann man herrlich Baden, wären da nicht die „Partyschiffe“ die dort Ihre „all in“ Besäufnis-Touren machen. Die Auswüchse im „Massentourismus“ sind unglaublich. Kaum verlässt das Party-Schiff, dessen lauten, stampfenden Bass aus den Lautsprecherboxen dröhnt,  die Bucht wird es ruhig und still… jetzt ist meine Zeit gekommen und ich genieße die Ruhe…  In den kleinen Dörfern rings um das Kap gibt es  wunderschöne Kirchen. Die Friedhöfe werden sehr aufwendig gepflegt und manches Grab gleicht einer Pilgerstädte. Zwei Gebirgszüge durchziehen die Insel. Ich fahre zum vulkanischen und waldreichen Troodos-Gebirge das nördlich von Limasol liegt. Dort befindet sich mit 1952 Metern der höchste Berg Zyperns, der Olympos. An den Hängen der Berge wird Wein angebaut und in den Wäldern Honig geerntet. In den kleinen, unberührten Dörfern ringsum findet man die einfachen Menschen und Bauern. Auf der kurvenreichen Straße zum Kykkos-Kloster wäre ich gerne mit dem Motorrad gefahren. Von Seehöhe geht es auf 1140 Meter auf guten Straßen durch Wälder hinauf in die Berge – einfach herrlich. Die im Kloster aufbewahrte „Marienikone“ soll von dem Evangelisten Lukas noch zu Lebzeiten der Gottesmutter Maria gemalt haben. Ihr werden viele Wunder zugeschrieben. Diese Ikone wurde unzähligen Nachbildnissen zum Vorbild.  Die meist russischen Touristen und Pilger schreiben kleine „Wunschzettel“ und werfen Sie in die dafür bereitgestellte Box. Die ganze Klosteranlage ist sehr schön renoviert. Fresken und Mosakie zieren die Gänge im Kloster, die teilweise mit einer wuchtigen Nußholzdecke versehen ist. Auf der Rückfahrt nehme ich am „Chris Blue Beach“ ein herrliches Bad im Mittelmeer. Die meisten Arbeitsplätze im Griechisch-Europäischen Teil Zyperns bietet der Finanzbereich. Das britische Erbe der Insel stand für Stabilität und Sicherheit. Viel Kapital aus arabischen Ländern aber auch den USA, Großbritannien und zum Schluss von Russland floss nach Zypern, das auch viele „Steuerflüchtlinge“ aufnahm. Als 2012 / 2013 die Finanzkrise Griechenland erreichte und einige Zypriotische Großbanken Konkurs anmeldeten, kam die EU mit einem „Rettungspaket“ zu Hilfe. Als ich nach Nikosia komme sehe ich die Skyline des Reichtums, die Skyline der Banken!. An zweiter Stelle stehen die Einnahmen aus dem Tourismus. Auch für mich ist Zypern ein Platz an dem ich meine „Bargeld-Reserven“ mit Euro`s aufstocken kann. Zu Fuß gehe ich über die Grenze der „letzten geteilten Stadt“ in den türkischen Teil. Mit einem „Otobus“ fahre ich weiter nach Girne wo ich im „Cyprus Dorm“ unterkomme. Am Wochenende findet hier in Kyrenia, so wird diese Hafenstadt auch noch genannt, ein „Raki-Festival“ statt. Eine Fähre nach Alanja gibt es nicht mehr und so bleibt mir keine Wahl und ich nehme die Fähre am Montag nach Tasucu. Die mächtige Festung mit dem Sturmfreien Hafen und den Rest der Insel, wurde 1191 vom  englischen König Richard Löwenherz erobert. In den alten Tagen zählte die Stadt ca. 2000 Griechen und nur ca. 500 Türken. Bei der Invasion durch die Türkei im Jahre 1974 flohen alle Griechen in den Süden der Insel. Heute findet man eine gut ausgebaute Uferpromenade, viele Spielcasinos und Souvenirläden in der Stadt. Außerdem gibt es die Amerikanische Universität die für die Aus- und Weiterbildung von ca. 5800 Studenten verantwortlich ist. Viele der Studenten kommen vom türkischen Festland aber auch von Afrika. „Smart“ ist so ein Student und kommt aus Nigeria. Er studiert Politikwissenschaften um anschließend den Menschen in seiner Heimat zu einem besseren Leben verhelfen zu können. Er arbeite nebenher im Hotel um sich das sein Studium zu finanzieren. Aus Rawalpindi / Pakistan kommt Naveed der hier ebenfalls seit 10 Jahren arbeitet und perfekt türkisch spricht. Dir guten Gespräche geben mir einen kleinen Einblick in das Leben fernab eines perspektivlosen Heimatlandes. Ivo aus Slowenien ist mit seinem Fahrrad unterwegs. 60 Jahre und kein bisschen Müde fährt er mit dem „Drahtessel“ durch die Türkei Zypern, Griechenland zurück in die Heimat. Die Vorbereitungen für das Musikfestival am Wochenende sind am Laufen. Eine mächtige Bühne wird in der kleinen Hafenbucht gleich unmittelbar neben den Restaurants aufgebaut. Die türkische Rockband „Gripin“ heizte dem Publikum richtig ein. Der arabische Einfluss in der Musik ist spürbar. An der Uferpromenade kam eine internationale Theatergruppe zum Einsatz die mit riesigen Drachen, einer Hexe, Feuer, Nebel, Gesang und „Suchenden“ eine für mich etwas mysteriöse Show hinlegte. Auf alle Fälle zeigte sich damit die Stadt sehr offen für alle Formen von „Kultur“. Es ist Sonntag „Exaudi“, die kleine St. Andrews-Church of Kyrenia ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Pfarrerin, der „Anglican Church“ Wendy Hough erzählt einen Witz. „Jesus führt Petrus durch den Himmel wo beide an verschiedenen Räumen vorbei kommen. In dem einen Raum, der prächtig mit Bildern der Heiligen Maria geschmückt ist, sitzen die Katholiken und beten. Im nächsten Raum der mit herrlichen Ikonen geschmückt ist, sitzen die orthodoxen Christen und beten. Im nächsten Raum der ohne viel Schmuck aus kommt sitzen die Mitglieder der „Anglican Church“ und beten.  Petrus fragt Jesus: „und wer sind die?“ Jesus antwortet: „ Das sind die, die auch darüber diskutieren wer die kaputte Glühbirne tauscht – aber bitte sei ganz leise wenn wir an der Tür vorbei gehen!“ Petrus fragt: warum müssen wir leise sein? Jesus antwortet: „Die denken, dass Sie die einzigen im Himmel sind“. Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zum nahegelegenen Hafen. Ein neues Abfertigungsgebäude wird gerade für die Zukünftigen Besucherströme gebaut.  Es waren nur wenige Passagiere auf dem Weg in die Türkei. Meist „anatolische Gastarbeiter“ (Kurden) mit großen Familien. Es muss schon merkwürdig für die „Kurden“ sein – Gastarbeiter im eigenen Land zu sein.  Sie sind nicht sehr beliebt bei den Türken und bekommen meist nur sehr einfache Jobs als Arbeiter und Putzfrauen. Ein junger türkischer Student erzählt mir ganz offen, dass er die Kurden nicht mag. Sie fügen sich nicht ein, in die Gesellschaft und respektieren die Gesetze nicht, obwohl sie doch von der Türkei „gefüttert“ werden.  Das RoRo-Schiff (Roll on – Roll off) „Basparnmak“ hatte auf jeden Fall Platz genug für bis zu 350 Passagiere. Darüber hinaus wurden LKW und PKW verladen. Wir verließen den Hafen mit 2 Stunden Verspätung. Die Aussicht auf die Insel ist herrlich und der frische Wind lässt die Wellen hoch schlagen.  Auf der alten Fähre treffe ich Max aus Letland der wie ich schon lange unterwegs ist.  Er ist einer der Reisenden der „neuen Generation“ die ohne Ihr „I-Pad und Laptop“ nicht mehr leben können. Ganz verzweifelt sucht er auf dem Boot eine Verbindung zu bekommen um einen Flug zu buchen. Ein dumpfes, monotones Gedröhn hallt ständig aus dem Maschinenraum. Die „Basparnmak“, unser Schiff, kämpft sich langsam aber stetig gegen den starken Wind, der auf dem Mittelmeer bläst, vor. Es ist bereits dunkel geworden und am Horizont tauchen die ersten Lichter von der Küste der Türkei auf…

Reisebericht Israel

Der Grenzübergang im Jordantal ist ruhig und überschaubar. Ein Bus bringt die wenigen „Fußgänger“ über die Sheik-Hussein-Bridge auf israelisches Staatsgebiet. Die Kontrollen werden strenger. Der Bus wird genauestens kontrolliert. Die Einreise war dann doch überraschend schnell und relativ unkompliziert. Mit dem Taxi geht es weiter nach Beit She‘an. Dort an der Bushaltestelle wo ich auf den Bus nach Tiberias warte, gehen mir einige Dinge durch den Kopf. Jetzt bin ich also angekommen in einem Land das nie so wirklich auf meiner „Favoritenliste“ stand. Die Erfahrungen die unterwegs auf meinen Reisen mit Israelis machte waren sehr, sehr unterschiedlich. Ich erinnere mich an Jonathan, der mir in den kalten Nächten in der Atacama-Wüste in Chile,  seine Dauenjacke gegeben hatte. Aber auch an Eti, die mich bei einer gemeinsamen Trekkingtour im Himalaja, auf Grund meiner deutschen Herkunft ver- und aburteilte… All die Begebenheiten, Städte und Dörfer die mir in den letzten Wochen beim Lesen des Neuen Testaments wieder in Erinnerung gebracht wurden – liegen jetzt vor mir. Und nun schreibe ich meinen 12 Reisebericht aus dem Land der 12 Apostel. Es gibt keine Zufälle im Leben – es gibt Fügung und Führung… wenn man es zulässt…Viele junge, sehr junge Soldaten und Soldatinnen sind unterwegs und einige warten mit mir, in Ihren Kampfuniformen und mit Ihren „Präzisions-Sturmgewehren“, auf den Bus nach Tiberias. Die Realität hat mich wieder eingeholt. Die Busse sind modern. Ein junger Soldat zeigt mir mein Hotel, das „Aviv-Hotel“ am Westufer des See Genezareths in Tiberias. Der tiefgelegenste Süßwassersee der Erde liegt 212 Meter unter dem Meeresspiegel und wird auf Grund seiner Form auch „Harfensee“ genannt. Wichtigster Zufluss des Sees ist der Jordan der aus dem Norden kommt und im Süden den See wieder verlässt. Tiberias wurde von Herodes erbaut und Johannes der Täufer soll hier hingerichtet worden sein. Im Touristoffice habe ich ein gutes Gespräch mit den Mitarbeitern über die „Berlin-Wall“. Mir wird ein günstiger Mietwagen empfohlen um das Nördliche Gebiet Israels zu bereisen. Für 30 Euro pro Tag bekomme ich am nächsten Tag einen Wagen.  Zusammen mit Baptist aus Paris mache ich mich auf, die „Golan-Höhen“ im Norden des Landes zu besuchen. Die Golan-Höhen wurden im „6 Tage Krieg“ 1967 (gegen Ägypten, Jordanien und Syrien), von Israel aus militärstrategischen Gründen und wegen der Wasserversorgung des Landes besetzt. Aufgrund der Eskalation des Bürgerkrieges in Syrien beschlossen die Österreicher 2013 Ihre 320 Mann starke UN-Truppe abzuziehen. Wir fahren auf der Staatsstraße 90 nach Kiryat Schmona entlang grüner Hügel und weiter zu dem einzigen Skigebiet im Nördlichsten Teil von Israel, im Hermon Gebirge. Auf dem Weg in Richtung Süden fahren wir durch einen „offenen Truppenübungsplatz“ wo uns Straßenschilder auf die mögliche Überquerung von Panzern aufmerksam machen. Ein anderer Teil dieses Gebietes ist vermint!. Hinweisschilder warnen vor dem Betreten. An einem „Viewpoint“, ein Berg mit einem alten Armee-Stützpunkt, treffen wir auf eine Gruppe junger amerikanisch-jüdischer Stundenden. Der israelische Reiseführer glorifiziert die ruhmreiche israelische Armee und wirbt für das Land. Nach fünf Minuten fällt mir das zuhören schwer und ich gehe im noch vorhandenen „Schützengraben“ weiter.  Wenig später kommen wir auf dem Weg in Richtung Süden, an einer Moschee vorbei, die offensichtlich Ziel eines Luftangriffes war. Die unzähligen Einschusslöcher und die herunterhängende Stahlbetondecke pendelt still im Wind hin und her. Vorsichtig besteigen wir das Minarett. Der Ausblick auf die Umgebung lässt nur noch die Grundmauern eines Dorfes erkennen. In der Moschee sind die Wände verschmiert – ich würde von „Schändung“ sprechen. Ein neues Schild weist ironisch auf den „Cementery“, den Friedhof hin… wortlos fahren wir am Ostufer des See Genezareth entlang und kommen kurz vor Schluss noch nach Yardemit. Die Taufstelle an der Johannes der Täufer Jesus getauft hat, ist schon seit langem ein „heiliger Ort“. Tausende von Pilgern, Gläubige und auch Touristen kommen täglich hierher und lassen sich in sehr großen Gruppen taufen. Neben Umkleide- und Duschräumen befindet sich ein riesiger Souvenir-Shop auf dem Gelände… Ich sitze da und sehe dem treiben zu… Was für Gegensätze am ersten Tag meiner Reise durch Israel. Am nächsten Morgen mache ich mich alleine auf den Weg um den See. Der „Berg der Seligpreisung“ am Nordrand des Sees, dort hatte Jesus die „Bergpredigt“ gehalten, ist meine erste Station. Die vielen Touristenbusse finden kaum Platz auf dem riesigen Parkplatz. In einem kleinen parkähnlichen Garten vor der Kirche, werden Andachten und Abendmahl im Minutentakt gehalten. Es ist unmöglich hier Ruhe zu finden. Den herrlichen Blick auf den See und auf das darunter liegende Kapernaum genieße ich für mich im Stillen. In Tabgha, dem Ort der Brotvermehrung gibt es ein wunderschönes Mosaik. Unweit davon steht die „mensa domini“ oder auch Primats-Kapelle genannt. Hier soll Jesus nach der Auferstehung das gemeinsame Mahl mit seinen Jüngern eingenommen haben. „Kafarnaum“ spielte als Wohn- und Wirkungsort in Jesu leben eine wichtige Rolle. Über dem „Haus des Petrus“ befindet sich eine futuristische, katholische Kirche. Im Schatten einiger Bäume finde ich am Ufer des Sees einen ruhigen Platz und habe Zeit in mich zu gehen… Eine kleine griechisch-orthodoxe Kirche wird viel fotografiert aber wenig besucht. Dort erlebe ich ein Hochzeitspaar und verweile lange Zeit ganz allein im Innenraum der herrlich bemalten Kirche. Viele Fragen werfen sich mir auf… Ausgerechnet hier im „Heiligen Land“! Die Juden, Muslims und Christen sprechen alle von demselben, den „einzigen Gott“ und bekämpfen sich seit Anfang an… In diesem Land leben die Menschen in ständiger Angst. Krieg und Frieden sind hier so nah beieinander. Luftschutzbunker (in Städten, Dörfern und Kibbuzen) und Minenfelder zeugen davon. Wir treffen auf Schulklassen die von bewaffneten Zivilisten begleitet werden… und dann begrüßt man sich mit „Sha lom“ – was übersetzt heißt „Friede sei mit Dir“!  Weiter südlich finde ich einen Strand direkt am See und nehme ein erfrischendes Bad und genieße die herrliche Aussicht auf Tiberias am anderen Ufer. Bevor ich nach Hause fahre halte ich nochmals am Jordan und sehe längere Zeit beim Taufen der Pilger zu… Mit Martin aus Berlin sitze ich am nächsten Morgen in einer kleinen Bäckerei an der Straße und genieße die frischen Croissant und den heißen Kaffee. Die Sonne scheint und eine „Kehrmaschine“ reinigt die Straße. Es ist auffallend sauber in den Städten und auf den Straßen. Wenn ich da an die arabischen Nachbar-Länder denke merkt man, dass hier eine  Müllabfuhr existiert und auch organisiert ist. Nazareth, Heimatstadt und Vaterstadt Jesu ist unser Ziel. Wir sind ein gutes Team und bewegen unseren kleinen Mietwagen sicher durch das Verkehrsgewimmel der 65.000 Einwohner Stadt. Nazareth wird heute von Christen und Muslimen bewohnt. Die Juden sind in der Schwesterstadt Nazrath-Illit. Die katholische Verkündigungsbasilika wurde erst 1969 eingeweiht und steht über jener Höhle, in der Erzengel Gabriel, Maria die  Geburt Jesu ankündigte. Gleich daneben ist die Josef Kirche. Zusammen streiften wir noch durch die Gassen und den Bazar der alten Stadt und mit einem herrlichen Überblick über die Stadt von der „weißen Moschee“ verabschiedeten wir uns von Nazareth. Auf der zweispurigen Autobahn fuhren wir weiter, an der Mittelmeerküste entlang, nach Kfar Rosh HaNikra dem Grenzübergang zum Libanon. Gleich neben dem Checkpoint ist eine Seilbahn die Touristen zur Steilküste am Meer hinunterbringt. Für mich ist es irgendwie kaum zu glauben das ich  auf meiner langen Reise durch Afrika nun am Mittelmeer angekommen bin. Unser nächstes Ziel ist Akko, eine alte Hafenstadt am Nordrand der Bucht von Haifa. Die mächtigen Mauern lassen nur erahnen was für eine große Bedeutung diese Hafenstadt auch für die Kreuzfahrer hatte. Heute dient die Mauer den jungen und mutigen „Klippenspringern“ als Plattform bevor sie sich in die Tiefe stürzen.  Akko wird heute meist von israelischen Arabern bewohnt. Der Nationalpark „Gan Haschloscha“ am Nordrand der Gilboa-Berge ist ein willkommener Zwischenstopp auf meinem Weg nach Jerusalem. Das „time-magazin“ hat diesen Park zum schönsten Nationalpark Israels und zu einem der zwanzig exotischsten Plätze der Welt gewählt! Das 28 Grad warme Thermalwasser läuft über drei ineinander gehende Thermalpools mit Wasserfällen und Steinbrücken verbunden zu einer nahegelegenen Wassermühle. Heute am Sabbat ist hier Hochbetrieb. Neben den vielen Einheimischen Autos sehe ich auf dem Parkplatz lediglich einen „Ausländer“!!! Der Toyota Landcruiser vom „Schweizer Red Cross“ mit Kennzeichen aus Genf. Eine Familie bewacht gerne meine Wertsachen und so genieße ich ein herrliches Bad mitten in der Wüste…  Auf anraten des ortskundigen Mannes an meiner Hotel-Rezeption fahre ich die Staatsstraße „90“ entlang des Jordantales nach Süden vorbei an Jericho weiter auf der Autobahn Nr.1 nach Jerusalem. Die Suche am Sabbat, auf den fast menschenleeren Straßen, nach einem geeigneten Hotel wird langwierig. Erschöpft und enttäuscht, keine bessere Alternative zu haben, buche ich mich im „Abrahams-Hostel“ ein. Das Hostel fertigt jeden Tag bis zu 200 „Backpackers“ aus allen Herren Ländern ab. Es ist laut und für mich ein ungewohnter „Massenbetrieb“. Die gute Lage des Hostel, ist ein Vorteil, wenn man nicht direkt in der Altstadt wohnen möchte. Israel ist teuer im Vergleich zu all den anderen Ländern die ich bis jetzt besucht habe. Bei einer Stadtführung bekomme ich einen ersten, einen guten Eindruck von der schwer bewachten Altstadt Jerusalems. Ich fühle mich wohl und spüre eine besondere Atmosphäre in dieser Stadt mit ca. 800.000 Einwohnern. Die Hauptstadt Israels liegt in den judäischen Bergen und besteht bereits seit 3000 Jahren. 1988 rief die PLO Jerusalem ebenfalls als Hauptstadt der Palästinenser aus. Die Altstadt ist in das jüdische, christliche, muslemische und armenische Viertel eingeteilt. In der Stadt befindet sich eine Vielzahl von verschiedenen Religionen. Die wichtigste ist das Judentum. Christentum und Islam basieren auf den in der „Tora“ festgehaltenen Überlieferungen des Judentums. Vertreten sind die orthodoxen, ultra-orthodoxen, zionistischen und nicht-zionistischen Juden. Bei einem Spaziergang durch das Stadtviertel Mea Shearim der ultra-orthodoxen Juden tritt man ein in eine andre Welt. Kein Lachen und freundlicher Blick entweicht den Menschen wenn Sie mich, einen Fremden ansehen. Die Frauen mit ihren vielen Kindern sehen unglücklich vielleicht auch „gezüchtigt“ aus. Es liegt viel Müll auf den Straßen. Wenn ich nach dem Weg frage bekomme ich keine Antwort oder man versteht kein Englisch. Die Wandzeitungen sind die Informationsquelle. Man lebt in seiner eigenen kleinen Welt und verteidigt diese mit Gewalt… Das armenische Viertel der Altstadt existiert am längsten. Man sieht selten Menschen auf den Straßen, denn die Armenier leben sehr zurückgezogen. Bei den Christen gibt es griechisch-orthodox, russisch-orthodox, georgisch-orthodox, griechische und römische Katholiken, Lutheraner, Anglikaner und äthiopische Christen. Der Islam ist mit Sunniten, Schiiten und Alawiten vertreten. Der „Koran“ ist die „Heilige Schrift des Islam“, der die wörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohamed enthält. Es gibt in Jerusalem 1204 Synagogen, 158 Kirchen und 73 Moscheen.     Für die Vielzahl der Sehenswürdigkeiten braucht man schon fast eine Checkliste zum Abhacken. Durch das Jaffa-Gate und Damaskus-Gate komme ich täglich in die Altstadt und lasse mich treiben. Die Via Dolorosa, der Kreuzweg Jesu hat mehrere Stationen und endet an der Grabeskirche. Der Massenandrang macht mich sprachlos wie auch an anderen „heiligen Orten“. Leider höre ich immer wieder, dass all die „heiligen Orte“ nur „vermutliche Orte“ sind. Wo und was vor 2000 Jahren genau passiert ist weiß eigentlich niemand wirklich. Ein Vortrag vom Direktor Richard Meryon des Gartengrabes zu dem ich in die Via Dolorosa eingeladen bin, klärt auf. Es ist fünf vor 12 Uhr und ich sehe ein Schild an der Erlöserkirche auf dem steht in deutscher Schrift. Andacht täglich um 12 Uhr. Kurz dem Trubel dieser quirligen Stadt entfliehen und zur Ruhe kommen, das kann ich hier… Dann geht es weiter Via Dolorosa, Tempelberg, Austrian Hospiz, Felsendom, Gartengrab, Ölberg, Klagemauer, Abendmahlsaal, König Davids Grab, Garten Gethsemane, Grab der heiligen Maria, Al Aqsa Moschee, Yad Vashem die Liste ist noch länger… Jeden Tag bin ich unterwegs und entdecke neues. Bei den Arabern nehme ich mein Mittagessen oft ist es eine „Falafel“. Das sind frittierte Bällchen aus pürierten Bohnen, Kichererbsen, Kräutern und Gewürzen.  Ein Ausflug nach Betlehem in die Geburtskirche wird von den Vorbereitungen auf den naheliegenden Papstbesuch überschattet. Der Bus bringt mich durch die Kontrollen. Eine 8 Meter hohe Mauer umgibt Betlehem das  zu den palästinensischen Autonomiegebieten gehört. Auch hier wieder ein ungebrochener Besucherandrang. Ein Mönch wird laut und weißt die Touristen zu Recht. Entsprechende Kleidung ist Voraussetzung zum Betreten vieler religiöser Städte, das sollte man als Tourist wissen, wenn man in das „Heilige Land“ kommt. Ebenso das man sich ruhig verhält. Am nächsten Tag freue ich mich wieder auf die Andacht in der Erlöserkirche. Diesmal sind wir nur zur zweit und die Frau des Pfarrers beginnt mit den Worten: „ Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter Ihnen“… Eine Einladung am Abend in das Hospiz des Johanniter Ordens in der Via Dolorosa 8 zu einem Vortrag (Gartengrab siehe oben) und einer Andacht, nehme ich dankend an. Der Abschluss in der kleinen Kapelle lässt mich das finden was ich in dieser Stadt so lange gesucht habe – inneren Frieden… Die kleine Herberge verfügt nur über wenige Zimmer und wird von dem „Christustreff Marburg“ geleitet. Jens und Thomas empfangen mich herzlich und am nächsten Tag werde ich nach dem Frühstück den interessierten jungen Menschen etwas von meiner langen Reise durch Afrika erzählen. Am letzten Tag in Israel mache ich einen Ausflug nach Tel Aviv und finde den „Frishmann-Beach“ an der langen Strandpromenade. Die Skyline der modernen und auch „Weißen Stadt“ wird geprägt von vielen Häusern im Bauhaus-Stil. Nicht nur die Stadt ist modern auch Ihre Bewohner zeigen am langen Strand ein ganz anders Bild wie das in Jerusalem. In einem „Outdoor-Shop“ finde ich überraschender Weise einen „Lonley Planet“ Reiseführer „Georgien, Armenien und Azerbaitjan“. Das bestätigt mich in meinem Vorhaben auf der „alten Seitenstraße“ von der Türkei über das Kaspische Meer weiter nach China zu reisen. So verlasse ich das „Heilige Land“, dessen Besuch mich tief bewegt hat… Mein Flug LY 2431 vom Ben Gurion Airport in Tel Aviv nach Larnaka / Zypern startet planmäßig

Reisebericht Jordanien

Ein herrlicher Sonnenuntergang begleitet mich auf der Fahrt, mit der Fähre „MV Sinaa“, über den Golf von Aqaba mit Ziel Jordanien. Man sieht die Küste von Saudi Arabien, Israel, Ägypten und natürlich Jordanien. Allein an der abendlichen „Beleuchtung“ der Küstenorte erkennt man welches Land richtig Geld hat –  Saudi Arabien. Auf der Fähre traf ich Rocco und Giorgia aus Mailand.  Beide wollen sich nach der Ankunft in Aquaba einen Mietwagen nehmen und weiter ins „Wadi Rum“ fahren. Wir kamen mit 5 Std. Verspätung um 20 Uhr an. Bis die Zollformalitäten erledigt waren verging nochmals eine Stunde und der Mietwagenverleih hatte geschlossen. Aqaba ist der einzige Grenzübergang an dem kein Visa bei der Einreise in das kleine Königreich von König Abdullah II, erforderlich ist. Das Land am roten Meer ist Mitglied der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga. Die Außenpolitik ist stark am Westen orientiert. Jordanien ist verbündet mit den USA und ein wichtiger Partner außerhalb der Nato. Die PLO wurde 1971 aus dem Land vertrieben und die „Hamas“ ist verboten. Der Islam ist Staatsreligion und 93 % der Bevölkerung sind Sunniten. Die Preise für Hotel und Verpflegung sind gegenüber Ägypten um das doppelte gestiegen. Am nächsten Morgen ist schnell ein Mietwagen gefunden und so machen wir uns zu dritt auf ins nahe gelegene Wadi Rum. Auf dem Weg dorthin werden wir von der Polizeikontrolle aufgehalten. Der freundliche Polizist heißt uns herzlich in Jordanien willkommen (Salaam) und sagt: „Rocco you have a problem – you have a speed-problem!“ sieht jedoch von einer Strafe ab und wünscht uns eine gute Weiterfahrt. Das Wadi Rum ist in der Welterbeliste der UNESCO aufgenommen und ist mit seinen 74000 Hektar als Schutzgebiet ausgewiesen in dem nur einige wenige Beduinen ständig leben. Die einzigartige Landschaft entstand vor ca. 30 Mio. Jahren. Die Berge bestehen aus rotem Sandstein, Basalt und Granit. Wie an allen Touristen-Orten gibt es auch hier „Neper, Schlepper, Bauernfänger“ mit denen wir am Eingang den National Parks zu tun bekommen. Man verlangt ungerechtfertigt Eintrittsgelder, was mir im Touristen-Police-Office bestätigt wird. Denn das Eintrittsgeld ist in einem offiziellen Büro zu bezahlen.  Im Ort selbst stoßen wir auf zwei weitere Italiener. An deren „Off-Road-Tour“ durch die Wüste wir uns gerne anschließen. In einem Beduinen Camp, im Schatten der Berge bekomme ich eine kleine Hütte. Ich bin froh um meinen warmen Schlafsack, denn die Temperaturen sinken während der Nacht ganz extrem um 20 Grad. Das Wadi Rum wurde von vielen Kulturen bevölkert von denen auch heute noch Felszeichnungen zu finden sind. Richtig bekannt wurde das Gebiet durch den Film „Lawrence von Arabien“, der hier Anfang des 19 Jahrhunderts stationiert war. Nach unserer Tour mit dem Geländewagen verbringe ich die nächsten Tage allein im Camp und erkunde die unwirkliche Gegend zu Fuß. Bereits vor Sonnenaufgang bin ich auf den Beinen und nach dem Frühstück geht es mit Rucksack, Kompass und Wasser los durch diese atemberaubende Landschaft. Von ferne sehe ich immer wieder die Staubfahnen der Geländefahrzeuge, die die Touristen durch das Wadi Rum fahren. Ich bevorzuge es „mutterseelenallein“ durch die Wüste zu laufen. Bevor es am Nachmittag richtig heiß wird bin ich zurück im Camp und helfe Ibrahim bei der Vorbereitung des Abendessens. Gekocht bzw. gegart wird im Erdofen. Ibrahim ist einer der vielen „ägyptischen Gastarbeiter“ die hier in Jordanien leben. Am Abend erzählt uns Ahmet am Lagerfeuer bei Wasserpfeife und Tee voller Stolz die Kultur und Bräuche der Beduinen. Ob es um das Heiraten, Kochen, Musik oder Ihren König geht, die Beduinen sind ein eigenes Volk die aber zu 100 % hinter der Monarchie von „König Abdullah II“ stehen. Am nächsten Morgen treibt es mich wieder hinaus in die Wüste und auch mit im Gepäck ist meine kleine Bibel… Die Felsen und Berge haben eigenwillige runde Formen. Wir befinden uns am Grund eines Meeres das hier vor 30 Millionen Jahren existierte. So eine Erzählung. Dann wurde durch massive Erdbewegungen das Wasser zurück gedrängt. Wenn ich hier so sitze, erscheint mir diese Variante als durchaus glaubhaft. Es gefällt mir hier so gut das ich länger als geplant bleibe und in den Folgetagen Johannes, David und Carlos kennenlerne, die sich mit dem Taxi nach „Petra“ fahren lassen und mich mitnehmen wollen. Die Eintrittspreise für das 7. Weltwunder sind mit über 50 Euro für einen Tag richtig teuer. Da zwei Tage nur 55 Euro kosten bleiben wir zwei Tage, die wir auch benötigen um das weitläufige Gebiet zu erkunden. Am frühen Morgen sind noch wenige Touristen unterwegs um die Tempel-Stadt zu erkunden. Außerdem ist es noch kühl. Ab spät. 10 Uhr kommen die Touristenströme durch die enge Schlucht und wenig später brennt die Sonne in das weitläufige Tal.  Die Antike Hauptstadt der Nabatäer, die wegen Ihrer Grabtempel, deren Monumentalfassaden in den Stein gemeißelt wurden, ist in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Am Kreuzpunkt mehrerer Karawanenwege die Ägypten, Syrien und den Yemen mit dem Mittelmeer verbanden wurde die Stadt bereits 500 v. Chr. zu einem wichtigem Handelsplatz und Knotenpunkt an der Weihrauchstraße. Petra verfügte schon damals über eine sichere Wasserversorgung. Zwischenhandel und Zölle warfen hohe Gewinne für die Stadt ab. Es wurden Gewürze aus Indien, Seide aus China, Elfenbein aus Afrika, Perlen aus dem Roten Meer, Goldschmiedearbeiten aus Aleppo von den Karawanen in die Stadt gebracht. Seit der Zeit der Kreuzzüge hatte kein Europäer mehr die Stadt betreten. Erst 1812 wurde die Stadt von dem Schweizer Jean Louis Burckhardt für die westliche Welt wieder entdeckt. Jetzt kommen jährlich 1 Mio. Touristen nach Petra. Ich war überrascht von dem hohen Anteil an „Italiener“ die ich in diesen zwei Tagen getroffen habe. Unsere Fahrt geht weiter in den Norden nach Karak zu einer mächtigen Burg der Kreuzritter. Erbaut 1142. Von hier aus wurden die Handelsrouten von Damaskus nach Ägypten und Mekka kontrolliert. Das Beste am „Karak Tower Hotel“ das zu Füßen der Burg war ist der Ausblick auf das weite Tal. Nun für eine Nacht sollte diese „Bruchbude“ gehen. Bei einem Spaziergang am Abend durch die Stadt traf ich auf viele freundliche Menschen die mir ein wenig Einblick in Ihren Alltag gewährten. Wie auch schon in Ägypten sind die Menschen fern ab von den Touristen-Orten unglaublich gastfreundlich und hilfsbereit. Ein kleiner Lebensmittel-Laden an der Ecke verkaufte u.a. Süßigkeiten an die Kinder und ich durfte neben dem Ladentisch Platz nehmen. Eine Unterhaltung mit dem alten Geschäftsmann, der viel Lebenserfahrung hatte und Ruhe ausstrahlte bleibt für mich ein unvergessenes Erlebnis in dieser kleinen Stadt. Lange, sehr lange (3 Std.) musste ich auf die Abfahrt des Busses nach Amman, der Hauptstadt Jordaniens warten. Die Busse fahren erst los wenn sie bis zum letzten Platz gefüllt sind. Die Fahrt durch die trostlose Wüstenlandschaft dauerte zwei Stunden. So war ich insgesamt 5 Stunden unterwegs in die Hauptstadt Amman. Mit einem kleinen Bus ging es dann weiter nach Madaba. Die von den Moabitern gegründete Stadt wird mehrfach in der Bibel genannt. Für mich war die Stadt mit den berühmten Mosaiken in der St. Georgskirche auch der Ausgangspunkt zum Mt. Nebo und zum Toten Meer. Im „Queen Ayola Hotel“ traf ich auf Josh aus Korea mit dem ich ein Taxi mietete. Im Abarim-Gebirge liegt der 808 meter hohe „Mount Nebo“. Dort zeigte Gott Moses das „gelobte Land“ das er selbst nie betreten durfte. Der Ausblick auf das grüne Jordantal, Jericho und das Tote Meer ist an diesem Tag eingeschränkt. An klaren Tagen sieht man von hier Jerusalem das nur 46 Kilometer entfernt ist. Der deutsche Papst Benedikt hat hier 2009 folgende Feststellung getroffen: „Von diesem heiligen Berg lenkt Mose unseren Blick auf die Erfüllung aller Verheißungen Gottes in Christus.“ Dem ist nichts hinzuzufügen…  (Anmerkung: Ansonsten habe ich von dem „deutschen Papst“ nie viel gehalten). An der neu renovierten Kirche werden noch die letzten Arbeiten ausgeführt, denn der neue Papst Franziskus wird Ende des Monats hier erwartet. Wir machen uns weiter auf den Weg zum tiefsten Punkt der Erde – dem Toten Meer. Der abflusslose See liegt 416 Meter unter dem Meeresspiegel und grenzt an Israel, Palästina und Jordanien. Das Wasser in dem 800 qkm großen See hat einen Salzgehalt von 33% und lässt mich an der Oberfläche treiben. An der Küste entlang reihen sich die Nobelhotels wie Marriott, Hilton, Sheraton, Kempinski und Möwenpick. Der einzige öffentliche Strand ist der „Amman-Beach“ der stolze 20 Euro Eintritt von den Touristen verlangt. Die Einheimischen zahlen die Hälfte. In der Altstadt von Amman finde ich im „Palace-Hotel“ ein kleines Zimmer. Die Hauptstadt mit fast 2 Mio. Einwohnern hat Ihren Namen von dem Volk der „Ammoniter“ die bereits im Alten Testament erwähnt sind. Nach dem Sechs-Tage-Krieg mit Israel flohen allein 800.000 Palästinenser nach Jordanien und stellen mittlerweile in Amman den größten Bevölkerungsanteil. Heute leben in 10 Flüchtlingslagern 1,9 Millionen registrierte Flüchtlinge die mit Hilfe der Nachbarstaaten, der UN und anderen Hilfsorganisationen versorgt werden. Ich treffe auf Tamer ein Mitarbeiter der UN der mir die Situation etwas genauer erklärt und auf die Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak hin weißt. Ein großer Verdienst des alten Jordanischen Königs Hussein war der Friedenvertrag 1994 mit Israel, denn diese Region hat Frieden mehr als nötig… Die in Stein gehauenen Zeugen des römischen Reiches sind in der Stadt auf dem Zitadellenhügel (Herkulestempel) und im darunter liegenden Amphitheater zu sehen. Beim „Freitagsgebet“ an der Hussein-Moschee werde ich Zeuge von einer kleinen Demonstration, die aber schnell von der Polizei aufgelöst wurde. Etwa 40 Kilometer nördlich von Amman liegt die alte römische Stadt Jerash, dessen Triumphbogen für Kaiser Adrian bereit 130 n. Chr. gebaut wurde. Das dortige Amphitheater wurde bereits 92 n. Chr. gebaut, verfügt über 32 Sitzreihen und bietet 5000 Besuchern Platz. Eine alte gepflasterte römische Straße führt durch das ganze Areal. Zurück in Amman schlendere ich durch die Straßen und Märkte. Die hübschen und aufwendigen langen Kleider die hier angeboten werden zeigen, dass auch Muslimische Frauen modebewusst sein können. In einem kleinen Restaurant treffe ich auf Hassan  der mir seine  Geschichte erzählt. Eine Geschichte von Verachtung, Hass und Verfolgung, weil er dem Islam den Rücken gekehrt hat. Nun sucht er Asyl in Europa… Nach einer interessanten Woche in Amman mache ich mich mit dem Bus auf den Weg nach Irbid. Von dort weiter zur „Sheik Hussein Bridge“ – der einzige Grenzübergang im Norden des Landes nach Israel.

Reisebericht Ägypten

Der Flug MS 852 mit Eypt-Air von Addis Abeba bringt Kim und mich sicher, in das Zentrum der arabischen Welt, nach Kairo. Die Hauptstadt Ägyptens mit geschätzten 25 Mio. Einwohnern wird auch „die Eroberin“ genannt und ist noch vor Lagos (Nigeria) die größte Stadt Afrikas.  Die Sicherheitslage in den letzten Tagen hatte sich massiv verschärft. Es wurden 529 Todesurteile gegen die „Muslim-Brüder“, in einem Schnellverfahren von nur 15 Minuten, von einem Gericht im oberägyptischen Minja verhängt. Das Auswärtige Amt warnt schon seit langem vor Reisen in das Land am Nil. Als bedeutendster Verkehrsknotenpunkt des Landes herrscht ein absolutes Chaos auf den Straßen, das unser Taxifahrer gelassen hin nimmt. Nach dem Motto „wer bremst – verliert“ wird rechts und links überholt, gehupt, gedrängt und Verkehrsschilder ignoriert. Einzig eine rote Ampel bringt diesen „Wahnsinn auf den Straßen“ dieser Metropole für einige Minuten zum stoppen. Von den ca. 2600 Bussen und Millionen anderer Fahrzeuge, die sich täglich durch die Stadt quälen, sind alle irgendwo verbeult!. Das „Arabien Nights Hotel“ ist für eine Woche meine Unterkunft. Es ist am Rande der Altstadt und die vier Betten in meinem „Einzel-Zimmer“ sind leer. Das Fenster auf die Straße bringt nicht nur Licht, sondern auch extremen Lärm, von einer Baustelle im Nebengebäude, in den Raum. Das stört tagsüber wenig, da wir unterwegs zu den berühmten Gizeh-Pyramiden, Sakkora und Memphis sind. Unser Taxifahrer, den wir für den ganzen Tag angeheuert haben, hört nicht auf zu reden und will uns „sein Programm“ mit Besichtigung einer Papyrus- Fabrik und einer Teppich-Fabrik aufschwatzen. Nachdem wir Ihm mehrmals darauf hinweisen, dass wir kein Interesse daran haben und auch keine Zeit verlieren wollen, fährt er uns wortlos zu einem der ältesten Bauwerke (ca. 2600 v. Chr.) der Menschheit,  Weltwunder der Antike und UNESCO-Weltkulturerbe – die Pyramiden von Gizeh. Bereits am Eingang sehen wir neben der beeindruckenden Sphinx und den gewaltigen Pyramiden eine Herde an Kameltreibern, Pferdekutschen und „Tourist-Guides“ die vergeblich auf die täglichen Besucherströme warten. Leider bleiben die Touristen auf Grund der „Unruhen im Lande“ und der Reisewarnungen der westlichen Länder aus. Wir haben alle Hände voll zu tun um die aufdringlichen und teilweise aggressiven Touristenführer abzuschütteln. Sie versuchen ein „small present“ an uns zu verteilen und fordern dann eine Gegenleistung. Als wir die Geschenke ablehnen  bedrängt man mich massiv und ich rufe Kim, der mir sofort zu Hilfe kommt. Die Situation beginnt zu eskalieren. Wir werden von ca. 30 jungen Ägyptern umringt die Kim Faustschläge androhen! Die „Touristpolice“ die nur ca. 100 Meter entfernt ein Stützpunkt hat,  kommt uns nicht zu Hilfe. So bleibt Kim und mir nur eines – die Flucht!!!. Ein Helikopter-Landeplatz am Rande der Ruinen ist menschenleer und unser Ziel. Ich erschrecke als ich meinen offenen Rucksack bemerke. „Gott sei Dank“ ist noch alles da. Zwei Polizisten schieben mit Ihren Kamelen auf dem großen Landeplatz Wache und überblicken das ganze Gebiet mit den 3 bis zu 140 Meter hohen Pyramiden. Erschöpft nehmen wir bei den Polizisten, an einem kleinen Tee-Feuer, Platz. Wir essen mit Ihnen unsere Kekse und bekommen in einer abgeschnittenen Wasserflasche Tee angeboten. Es ist still und wir beobachteten das Heer der „Tourist-Guides“ und Kameltreiber wie sie sich auf die wenigen Touristen stürzen, die ankommen. Wir sehen das Museum an der Cheops-Pyramide, das wir besuchen wollten… Ein Anruf auf dem Handy erreicht einen der beiden Polizisten, der sofort aufsteht und mit seinem Kamel davon reitet. Jedoch nicht vergisst vorher seinen Kollegen zu sagen, dass der Tee für uns nicht umsonst war… Enttäuscht bezahlen wir… und machen uns auf, zu einem Rundgang um die berühmten Bauwerke. Die Cheops-, Chephren- und Mykerinos-Pyramide mit Ihren Königsgräbern am Rande des westlichen Niltales, sind mit bis zu 3 Millionen Kalksteinblöcken, die jeweils ein Gewicht von 2,5 to haben, errichtet worden. Der Neigungswinkel ist 51 Grad und die Seiten sind bis zu 230 Meter lang. „Hut ab“ vor dieser Leistung der Ägypter vor bereits 4500 Jahren. Später werde ich noch mehr Zeugnisse aus dieser längst vergangenen Zeit bewundern. Jetzt gibt es andere Probleme in diesem islamischen Land mit einem Anteil von 90 % Sunniten. Tausende von Ägyptern sind, kurz nach dem Beginn des „arabischen Frühlings 2011“ und der damit verbundenen Unruhen im Lande, arbeitslos geworden. Der Tourismus, eine Haupteinnahmequelle des Landes, ist komplett zusammengebrochen. Es gibt keine Sozialversicherung und somit leben diese Menschen von „der Hand in den Mund“. An allen historischen Orten trafen wir auf die gleiche hilflose Situation dieser Menschen, die verzweifelt sind und die „Revolution“ verfluchen. Für die Menschen die in unzähligen Hotels, Wäschereien, auf Ausflugsbooten, in Restaurants, als Fremdenführer und Kameltreiber usw. arbeiten, geht es um die Existenz. Während der „fetten Jahre“ im Tourismus wurde viel Geld in Einfamilienhäuser gesteckt und ein „Mittelstand“ konnte sich bilden. Nun sieht man sehr viele Bauruinen in den Vororten von Kairo und Gizeh. In Sakkara, als wir bei der ersten „Stufenpyramide der Welt“ angekommen sind, waren wir die einzigen Touristen. Dort gab es Zeit für uns mit den paar wenigen verbliebenen Touristenführern, Kameltreibern und Tempelwächtern zu sprechen und ihre Not und Ihr Klagen zu hören. Wir kommen erschöpft zurück zu unserem Hotel wo die Arbeiter in der Nachbarschaft noch bis zum späten Abend Lärm machen. Kim entscheidet sich am nächsten Tag nach Hurgharda aufzubrechen um dort mit Freunden aus seiner Heimat Korea, im roten Meer zu tauchen. Am nächsten Tag fuhren wir zusammen mit einem Taxi zu einem der vier Busbahnhöfe die im Zentrum der Stadt liegen. Die Taxis sind relativ billig, der Liter Benzin kostet 0,20 Euro pro Liter und die Sammeltaxis, Busse oder die Metro kosten nur Pfennigbeträge. „Koshari“ ist ein einfaches ägyptisches Gericht mit Linsen, Nudeln, Tomatensoße, Kichererbsen und gerösteten Zwiebeln. Bier und Alkohol gibt es nur in Touristengegenden. Ein alkoholfreies Bier (Birell) wird angeboten und schmeckt zumindest besser als all die „Süßgetränke“. Leider habe ich Probleme an den „ATM“ (Geldautomaten) Bargeld abzuheben. Es gibt zwar unzählige ATM in den staubigen Straßen, aber in einem meist desolaten Zustand und vor allem nicht sehr vertrauenswürdig. Auf dem Weg zu Fuß durch die Altstadt und „Stadt der tausend Minarette“ tauche ich in eine andere Welt ein. Die Straßen und Gassen sind voller Leben und beherbergen Straßenhändler, Restaurants, Tee-Häuser in denen Wasserpfeife geraucht wird. Gemüse-Fisch-Fleisch- und Gewürzhändler werben um die Kunden die sehr traditionell gekleidet sind. Die „Galabija“, ein langes Gewand, verbindet Hemd und Rock und wird von den Männern getragen. Die meisten Frauen tragen „Kaftan und Burka“ und sind nur in dem „modernen Stadtteilen“ Kairos in „westlicher Kleidung“ unterwegs. Die Al-Azhar Moschee, die bereits im Jahr 970 erbaut wurde und deren Universität, gilt als einer der ältesten und ununterbrochenen betriebenen Universitäten der Welt. Ein anderer wichtiger Ort in der Geschichte des alten Kairos ist die Zitadelle. Erbaut 1183 zur besseren Verteidigung der Stadt gegen die Kreuzritter. Die Muhamed Ali Moschee oder auch „Alabaster-Moschee“ genannt, befindet sich im Innenhof der Zitadelle und hat ihren Namen von der mit alabasterverkleideten Wände im Innenraum erhalten. Zu Füssen der Burg liegt die „Sultan Hassan Moschee“ und die „Al Rifa’i Moschee“ in der der „Reza Schah Pahlavi“, der letzte Monarch Irans, begraben ist. Mein Tag endete in der einzigen, „grünen Oase“ dieser hektischen Stadt, im „Al Azahr Park“. Mittlerweile kenne ich mich mit den „öffentlichen Verkehrsmitteln“ der Stadt aus und mache mich am nächsten Tag mit Mini-Bus und Metro auf ins „Koptische Viertel“, das Hermetisch vom Militär abgeriegelt ist. Als Gründer der Koptischen Kirche gilt „Markus“, der das Markusevangelium geschrieben hat. In der „hängenden Kirche“ in Alt-Kairo befinden sich nur wenige Besucher. Im Eingangsbereich sieht man Fotos aller Machthaber mit Koptischen Kirchenführern. Das letzte Foto ist vom gestürzten Präsident Mursi und dem koptischen Papst Tawadros II. Die Kopten sind in Ägypten eine Minderheit und werden von den radikalen Muslimen bedroht. Das weiß auch die amtierende Militärregierung die jegliche Terroranschläge zu verhindern sucht. Nur nach genauen Gepäck und Ausweiskontrollen bekomme auch ich Zutritt in das Stadtviertel. Auch am Tahir Square, dem Platz des „arabischen Frühlings“ sind die Straßen ringsum mit Panzerwagen und Straßensperren abgeriegelt. Die Metro-Station wurde geschlossen und auf dem Weg ins „Ägyptische Museum“ läuft man zwischen den Panzern und den patrolierenten Soldaten hindurch. Die ganze Atmosphäre in der Innenstadt ist äußerst angespannt, denn am Vortag wurde ein Anschlag auf die Sicherheitskräfte verübt bei dem es viele Verletzte gab und ein ranghoher Polizeigeneral getötet wurde. Das Ägyptische Museum enthält die größte Sammlung Altägyptischer Kunst weltweit und hatte jährlich 2,5 Millionen Besucher. Die Besucherzahlen haben sich seit 2011 drastisch reduziert. Auf 15.000 qm werden 120.000 „Artefakten“ (Ausstellungsstücke) beherbergt. Von dieser Vielzahl an Ausstellungsstücken wie (Statuen, Streitwagen, Mumien, Särge, Schmuck und Totenmasken, etc. wird man fast erschlagen, wenn man durch die großen Hallen geht. Unglaublich beeindruckend was die Ägypter bereits vor 4000 Jahren an ausgeklügelten Bauwerken erschaffen haben und wie schön und genau die in Stein gehauene Skulpturen sind. Da darf man gar nicht an den augenblicklichen Zustand dieses Landes denken sonst stellt man sich unweigerlich die Frage: „Was ist aus diesem Volk geworden“? Auf dem Heimweg treffe ich in einem „Kaffeehaus“ eine französische Korrespondentin, bei einem Interview mit zwei ägyptischen Studenten, die noch an die Revolution und eine bessere Zukunft glauben. Die Masse der Ägypter jedoch will Ruhe und Frieden im Land, damit das Millionenheer an Touristen wieder kommt und jeder Ägypter sein Ein- und Auskommen hat. Auch wenn das durch eine Militärregierung durchgesetzt würde! Unser Flug MS 333 wurde jedoch nach Sharm el Sheik umgeleitet, da wir für Hurgharda, wegen einer Militärübung, keine Landeerlaubnis bekamen. Am späten Nachmittag kam ich erschöpft in Hurgharda an und war froh, dass mein Airport-Shuttle zum Hotel 4 Stunden auf mich gewartet hatte. Als ich im „Four-Season-Hotel“ mein Zimmer sah, traf mich der Schlag – doch ich war zu erschöpft noch irgendwas anderes zu suchen. Drei Tage später, fand ich direkt am Roten Meer, das „Triton Empire Beach Resort“. Ein schönes Zimmer mit Blick zum Meer und Frühstücks-, Mittags- und Abend-Büfett. Dort hatte ich Zeit und Ruhe meine Reiseberichte aus Afrika zu schreiben. Das Wiedersehen mit Kim aus Korea war sehr schön. Er war ganz begeistert vom Tauchen zusammen mit seinen Freunden. Bei mir sollte es weitergehen an das östliche Ufer des Nils nach Luxor. Der komfortable „Air-Condition-Bus“ fuhr auf einer asphaltierten Straße durch die östliche arabische Wüste. Mit mir im Bus war Mo und Jayson aus Shanghai, die in England studierten. Das Everest-Hotel in einem Hinterhof beherbergte uns für zwei Nächte im vierten Stock. Es ist heiß und schwül am Ufer des mit 6671 Kilometer längsten Flusses der Welt. Nur 3% der gesamten Staatsfläche ist landwirtschaftliche Nutzfläche, die sich am Ufer des Nils entlang hinzieht. Die Bauern auch Fellachen genannt, bewirtschaften mit teilweile jahrtausendealten Bewässerungsmethoden das Land und bauen Hirse, Zuckerrohr, Mais, Obst und Gemüse an. In den Seitenarmen des Flusses gibt es Bilharziose und viele Menschen werden noch heute infiziert. Wie auch in anderen afrikanischen Ländern ist Müll im ganzen Land ein Problem. Auch hier in Luxor kümmert sich nicht wirklich jemand um die „Müllentsorgung“! Der Karnak-Tempel ist die größte Tempelanlage in Ägypten und unser erstes Ziel. Die große Säulenhalle ist für mich das bedeutendste Bauwerk in diesem Arial und UNESCO Weltkulturerbe. Nicht nur die „Sphinx-Allee“ im Luxor-Tempel wirkt am Abend im Scheinwerferlicht gigantisch. Am nächsten Tag stehen Mo und Jayson schon früh auf um eine Ballonfahrt zu machen. Leider ist es dunstig und der Sonnenaufgang nicht so spektakulär wie erwartet. Eine geführte Tour bringt uns auf die „Westbank“ in das Tal der Könige und zu den Kolossen von Memnon. In Theben West fand 1922 Howard Carter das unversehrte Grab des weitgehend unbekannten „Tutanchamun“. Die darin gefundene Totenmaske und andere Grabbeigaben ließen nur erahnen was in einem Grab eines wirklich „bedeutenden“ Herrschers vorhanden war. Da die meisten Gräber durch Grabplünderer bereits bei Ihrer Entdeckung „ausgeräumt“ waren, schrieb das „Grab des Tutanchamun“ Geschichte. Der Totentempel des Hatschepsut ist der besterhaltene Tempel in Theben und wurde komplett aus Kalkstein errichtet. Auf Aufgrund des Anschlages von 1997 wo 62 Touristen von einem islamistischen Terrorkommando erschossen wurden, sind die Sicherheitsvorkehrungen sehr hoch. Immer wieder sieht man in gepanzerten Unterständen, bewaffnete Polizisten. Gepäckkontrollen an allen Eingängen sind zur Normalität geworden. Mit dem Zug geht es in der zweiten Klasse weiter in den Süden, nach Assuan. Dort angekommen stellt sich uns ein ganz anderes Bild. Der Tourismus ist hier komplett zum Stillstand gekommen. Hunderte von Ausflugsschiffen liegen vor Anker am Ufer des Nils. Eine Fahrt mit einer „Feluke“ war das einzige was wir dort machen konnten. Gerne wollte ich nach Abu Simbel, aber das war nicht ohne größeren finanziellen Aufwand (500 US-Dollar), durch eine privat geführte Tour, möglich. So entschieden wir uns mit dem Nachtbus zurück nach Kairo zu fahren. Um 19 Uhr sollte der Bus abfahren. Um 21 Uhr ging es dann im vollbesetzten „Aircondition-Bus“ los. Um 3 Uhr morgens lief immer noch ein Video und an schlafen war nicht zu denken. In Kairo angekommen fand ich zwei Stunden später einen Bus der nochmals 7 Stunden nach „Saint Catherine“ benötigte. Wir fuhren unter dem Suezkanal hindurch, lange Zeit entlang vom „Golf of Suez“, bevor es dann durch die Wüste Sinai ging. Es war bereits dunkel. Der Busfahrer setzte mich an der falschen Stelle ab. An einem Haus fragte ich nach dem „Beduin-Camp“ und ein freundlicher Mann brachte mich mit seiner kleinen 250 cbm Yahmaha zum Camp wo ich mich vom ersten Augenblick an sehr wohl fühlte. Ein kleines sauberes Zimmer, der Innenhof, das Essen und die Ruhe – alles passt und müde falle ich ins Bett… Am nächsten Morgen lerne ich beim Frühstück Christin aus New York kennen und Karmann aus Ungarn. Mit Ihm zusammen mache ich am Nachmittag eine Wanderung durch die Berge in einem Seitental. Die Gegend hier ist fast unberührt und die Natur zeigt sich mir in einem herrlichen Sonnenuntergang von Ihrer schönsten Seite. Das heute griechisch-orthodoxe Katharinen-Kloster ist das älteste immer noch bewohnte Kloster des Christentums und wurde 565 n. Chr. gegründet. Dort bekommt man auch einen „Guide“ der einem zum Sonnenaufgang auf den Berg „Gabal Musa“ (Mosesberg) bringt. Kamann jedoch wollte mit mir und ohne Guide und auf einem anderen Weg den Berg besteigen. Glücklicherweise wurde ich von einem anderen Bergführer im Camp, der schon zweimal genau aus diesem Grund inhaftiert wurde, gewarnt. Karmann sagte ich dankend ab. Ein Taxi sollte mich am nächsten Morgen um 2 Uhr zum Katharinen-Kloster bringen. Von dort wollte ich mit einem zugelassenen Guide den Berg besteigen. Also alles legal. Ich wartete umsonst. Es war 2.00 Uhr und kein Taxi war weit und breit in Sicht. Ich machte mich auf den Weg ins Dorf. In der Dunkelheit kam mir ein Mann entgegen. Nach einem kurzen Gespräch, bot mir „Hossini“ mit den Worten: „You are send from heaven“ an, mich auf den 2285 Meter hohen Berg zu bringen.  Obwohl er im Besitz eines Bergführerausweises war, hatte ich ein mulmiges Gefühl an diesem frühen Morgen um 2.30 Uhr. „You dont trust me“ fragte er mich mehrmals während wir in der Dunkelheit durch eine Schlucht wanderten. An einer kleinen Kapelle machten wir stop. Das war der Ort an dem Moses mit dem Stab gegen den Felsen schlug und sogleich Wasser hervor kam, erklärte er mir. Wortlos gingen wir weiter und meine Stirnlampe leistete gute Dienste. Stunden später erreichten wir den Pfad der direkt vom Kloster auf den Berg führte und ich sah all die Lichter und wusste, ich kann Hossini vertrauen. Mit Kamelen kamen meist ältere russische Pilger auf den schmalen Pfaden auf den Berg. 10 Minuten unterhalb des Gipfels blieb Hossini in einer Lodge bei Feuer und Tee zurück. Ich wechselte meine durchgeschwitzten Klamotten und war froh um meine trockene Wechselkleidung. Rechtzeitig vor dem Sonnenaufgang fand ich auf einem Felsen Platz. Auf dem Gipfel befinden sich eine kleine Moschee und eine kleine Kapelle. Die Glocken wurden geläutet. Die Russen hielten einen Gottesdienst und ich versank dankbar im Gebet…Hossini suchte mich, denn die meisten Pilger waren bereits am Abstieg. Als er mich fand sagte ich zu Ihm „You are also send from heaven“! Wäre er nicht gewesen hätte ich den Berg heute nicht bestiegen. Er ist Muslim und hatte seit 6 Wochen keinen Touristen mehr auf den Berg geführt. Seine Familie lebt von seinen Einnahmen. Dennoch hatte er von mir nur den „normalen Preis“ verlangt. Er wollte mich also nicht abzocken und deshalb gab ich Ihm etwas mehr. Ich sah die Freude in seinen Augen. Dannach ging er beruhigt durch die Berge zurück zu seiner Familie. Für mich war es etwas ganz besonderes, dass mich ausgerechnet ein Muslim auf den Berg Moses geführt hatte…Beim Abstieg machte ich am Katharinen-Kloster halt und sah mir auch das kleine, aber sehr interessante Museum an. Ich kann es nicht erklären doch die Sinai-Wüste ist etwas besonderes und die Ruhe die ich hier fand, macht es zu einem ganz besonderen Ort von all den vielen Orten die ich auf meiner Reise gesehen habe. Ein kleines „Neues Testament“ ist auch ein „Bestandteil“ meiner Reiseausrüstung und ich habe mir vorgenommen es von der ersten bis zur letzten Seite auf meiner Reise in die „Heilige Stadt“ Jerusalem zu lesen. Eine leichte Brise weht am Golf von Aqaba. Ich bin mittlerweile in Dahab angekommen und mit Kamann in ein „Dorm“ abgestiegen. Zumindest das Frühstücksbuffet im „Red Sea Relax Resort“ ist gut und liegt direkt am Strand. Tauchen in der grandiosen Unterwasserwelt ist hier das Ziel eines jeden Touristen. An der Uferpromenade gibt es einen Diving-Shop nach dem anderen und jede Menge Restaurants und Souvenir-Shops. Junge Frauen laufen „leicht bekleidet“ auf und ab und zeigen keinerlei Respekt und Kulturbewusstsein in diesem muslimischen Badeort. Julia aus der Schweiz ist zum „freediving“ hier – tauchen ohne Sauerstoff – der neuste „Adrenalin-kik“!!! Mit einem Krimi von Dürrenmatt und Spaziergängen am Strand vertreibe ich mir die verbleibende Zeit bis zur Abreise nach Nuweiba. Zwei Tage später bin ich im „Camp El Mousina, direkt in einer kleinen Hütte am Meer untergebracht. Es sind einfachste Verhältnisse und ein kühles Bad im glasklaren Meer tut gut. Ich bin der einzige Gast und die beiden sprachbehinderten Brüder versuchen alles, damit ich mich wohl fühle. Das Ticket für die Fähre am nächsten Tag nach Aqaba in Jordanien habe ich bereits gekauft. Am Abend gibt es für alle Familienmitglieder und mich frischen Fisch. Am nächsten Morgen geht’s in den Hafen von Nuweiba und ich warte sehr lange zusammen mit Evelyn aus Rotterdam auf das Auslaufen des Schiffes. Hunderte LKW warten auf die Verladung und endlich um 16.30 Uhr stechen wir in See mit Ziel Aqaba / Jordanien.

Reisebericht 09   Äthiopien

Der Flug ET 800 mit „Ethiopian Airlines“ von Nairobi landete planmäßig um 20.05 Uhr am Terminal 2 des Int. Airport „Bole“ in Addis Abeba. Ein Visa für einen Monat gab es für 20 US Dollar problemlos bei der Immigration. Allerdings war ich überrascht, dass wie an vielen anderen afrikanischen Grenzen auch, Fingerabdrücke gescannt und ein aktuelles Computerfoto bei der Einreise erstellt wurde. Der Sicherheitsstandart scheint hier also auch schon sehr hoch zu sein. Wie vom „La Source Guesthouse“ per email zugesagt, wurde ich von einer jungen Frau am größten Airport des Landes abgeholt. Kim, aus Südkorea, mit Gitarre und Djembe im Gepäck, traf ich während des Fluges. Er war froh sich mir anschließen zu können und ebenso den „Free-Airport-Shuttle“ zum Hotel nützen zu können. Das „Guesthouse“ hatte saubere Zimmer, die heiße Dusche und WiFi funktionierte, lag aber etwas außerhalb des Zentrums und war mit 35 US Dollar pro Nacht nicht gerade günstig. Mit ca. 3,5 Mio. Einwohnern ist Addis Abeba die größte Stadt des Landes und beherbergt den Sitz der „UN-Wirtschaftskommission für Afrika“ sowie den Sitz der „Afrikanischen Union“ die ganz nach dem Vorbild der Europäischen Union entstanden ist und von der EU kräftig gesponsert wird. Äthiopien ist ein Binnenstadt und grenzt an den Sudan, Kenia, Somalia, Dschibuti und im Norden an Eritrea. Kaffee ist das Hauptexportgut, das vor allem nach Deutschland exportiert wird. Abgesehen von der fünfjährigen Besatzung durch das faschistische Italien, während des 2. Weltkrieges, war Äthiopien das einzige Land Afrikas das nie unter eine Kolonialherrschaft gefallen ist. Der langjährige Kaiser Haile Selassie wurde 1974 von den Kommunisten gestürzt. Die vom Ostblock unterstütze Militärdiktatur wurde 1991 durch einen Bürgerkrieg gestürzt. Die EPRDF hat sich als Regierungspartei etabliert und regiert unter einem föderalen System weiterhin weitgehend autoritär. Die Faszination „Addis Ababa“, von der so viel gesprochen wird, kann ich nicht teilen. In der relativ modernen Stadt herrscht ein Bau-Boom. Die großen Einrichtungen der UN und der Afrikanischen Union bringen Geld (Subventionen) in die Stadt, erklärt mir Ali Tahsin, ein türkischer Investor. Für Investoren ist es enorm wichtig, dort zu sein wo der „Geldhahn“ ist, war seine simple These. Zusammen mit Kate aus den USA erkundete ich die Stadt mit Ihren interessanten Museen. Im ehemaligen Palast des Königs ist das Ethnological Museum untergebracht, das auch das Schlafzimmer und Badezimmer des ehemaligen Monarchen zeigt. Leider sind die anderen Ausstellungsstücke nur schlecht oder gar nicht beschrieben. Oft ist die Beleuchtung (Glühbirne) der Ausstellungsstücke defekt  und es ist ohne einen Guide oder gutes Reisebuch sehr schwierig durch das Museum zu gehen. Eine große Ausnahme ist diesbezüglich das National Museum in dem „Lucy“ ausgestellt ist. Im Amharischen auch „Du Wunderbare“ genannt, ist Lucy ein Teilskelett das 3.2 Millionen Jahre alt ist und erst 1974 bei Ausgrabungsarbeiten in Äthiopien gefunden wurde. Durch Zufall waren wir am Nachmittag bei einer Trauerfeier in einer orthodoxen Kirche anwesend, die mehr einer Moschee glich. Die „Klageweiber“ erinnerten mich an das Alte Testament. Mit einer Kopie meines Reisepasses, war der Kauf einer SIM-Karte (1 Euro) für mein Handy in einem kleinen Straßenladen eine Minutensache. Zum Abschluss gingen wir ins Sheraton-Hotel um Bargeld am ATM (Geldautomaten) abzuheben. Die ATM in der Stadt funktionierten nicht oder akzeptierten nur VISA-Card. Eine „andere Welt“ eröffnete sich uns in diesem Luxushotel umgeben mit einer herrlichen Grünanlage. Kim zog in ein „billiges Hotel“ im Stadtteil „Piazza“ um, das in der Nähe der St. George Kathedrale ist. Als ich Ihn dort am nächsten Morgen besuchte, kam mir eine junge Frau entgegen die hier offensichtlich nur Ihren „Job“ erledigte… Es ist Fastenzeit und in der nahegelegenen Kathedrale kommen viele Gläubige zum beten. Durch den Besuch des Kirchen-Museums, ist es mir auch erlaubt in der Kirche (ein Rundbau) zu fotografieren. Der Duft von Weihrauch lag in der Luft. Während sich die Gläubigen bereits am Eingang, der größten Kirche Äthiopiens, niederknien und Barfuß das Gotteshaus betreten, rezitieren die anwesenden Mönche, Psalmen. In einem kleinen Straßencafe nebenan, gab es herrlichen Kuchen und einen „Macchiato“ dazu. Die Italiener haben auch Pizza und Pasta in Äthiopien hinterlassen. Das Traditionsgericht „Injera“ ist laut meinem Reiseführer „Lonley Planet“ wie dein erster Kuß – eine Erfahrung, die Du nie mehr in Deinem Leben vergessen wirst!. In der Tat war das große Blech mit dem Fladenbrot und den verschiedensten Soßen und anderen mir unbekannten Dingen, die man mit der Hand isst, ein besonderes Geschmackserlebnis!  Nach drei Tagen komme ich mit den „öffentlichen Verkehrsmitteln“ (Mini-Bus) sehr gut zurecht denn der Preisunterschied zu den Taxis ist enorm. Die gleiche Fahrstrecke kostet mit dem Taxi 150 Birr während im Minibus 1 Birr verlangt wird.  Während Kim noch länger in der Stadt bleibt um Visa`s zu besorgen, mache ich mich auf den Weg der „Classic Route“ in Richtung Norden. Bereits um 5.30 Uhr wartete der relativ neue „Aircondition-Bus“ nach Dahir Bar am Meskal Square auf seine Fahrgäste. Eine junge, hübsche Äthiopierin mit Ihrem Säugling auf dem Arm saß neben mir im Bus. Wir unterhielten uns und mittags lud sie mich zum Essen von Injera ein. Wie auch später bei anderen Busfahrten viel mir auf, das viele Äthiopier das schaukeln im Bus nicht gewohnt sind und sich häufig übergeben müssen. Deshalb hat der Fahrkartenkontrolleur immer genügend Plastiktüten zur Hand. Die Menschen im Bus sind freundlich, nett und hilfsbereit. Der Busfahrer lässt mich direkt vor dem „Ghion Hotel“ aussteigen, wo mich schon jede Menge „Schlepper“ in ein anderes Hotel lotsen wollen. Das in die Jahre gekommene Ghion-Hotel, mit schönem Garten direkt am Lake Tana, hatte ein muffiges Zimmer mit drei Betten und Moskitonetz frei. Auf der Veranda des Hotels treffe ich Debora (Schweiz) und Basti mit Kaja aus Bad Tölz. Zusammen mit Basti machte ich mich auf die Suche nach einer besseren Unterkunft. Nach 4 verschiedenen Hotels werden wir im CC Hotel fündig. Central, Sauber und mit 200 Birr um ein Drittel billiger wie das Ghion-Hotel. Basti und Kaja zogen sofort dort ein. Debora „parkte“ Ihr Gepäck zwischenzeitlich in meinem Zimmer. Nachmittags auf der Veranda bei einem kühlen Bier treffe ich auf einen Irren der mit seiner BMW und „Klappgitarre“ auf dem Weg von Irland nach Capetown ist. Er war einer der wenigen „Overlander“ die ich auf meiner Reise quer durch Afrika getroffen habe. Er kennt ein gutes Restaurant in dem es Fassbier gibt und so brechen wir alle zusammen mit Julia (Neuseeland) dorthin auf und erleben einen lustigen Abend mit Internationalen Flair in Bahir Dar. Eine Bootstour zu den alten orthodoxen Klöstern auf den Inseln des Lake Tana war am nächsten Tag eine echte „geschäftliche“ Herausforderung. Die Preise schwankten zwischen 350 und 150 Birr für die gleiche Fahrt. Wir einigen uns auf 200 Birr und schon ging es los, die Fahrt  mit einem kleinen Boot zu Klöstern aus dem 14.-17. Jahrhundert. Mit 100 Birr war wie in allen äthiopischen Klöstern und Kirchen der Eintrittspreis seit vergangenem Jahr um 100 % gestiegen. Eine Führung oder eine Beschreibung bekommt man für nochmals 100 Birr. Wir bestaunten die Wandmalereien mit den so gut erhaltenen und intensiven Farben im Kebran Gabriel Kloster. John aus USA kannte sich etwas besser aus und zusammen mit den Beschreibungen aus den Reisebüchern erfahren wir mehr über die Geschichte dieser einmaligen orthodoxen Klosteranlagen. Auch bei den anderen Klöstern auf den verschiedenen kleinen Inseln, hält man die Hand auf bevor wir das Kloster betreten und selbst für Außenaufnahmen ließ man uns bezahlen. Wie der Tourismus die Menschen verderben kann erkennt man hier genau. Weit ab vom Tourismus ist Äthiopien ein wunderschönes Land mit ehrlichen, hilfsbereiten und freundlichen Menschen.  John (USA) ist auf dem Weg über Dubai nach Südafrika und Swaziland. Er hat dort ganz in der Nähe vom Wohnort meines Patenkindes „Malibongwe“ ein soziales Projekt zu betreuen. Wir verstehen uns sehr gut und er ist dankbar für einige Tipps und Informationen die ich Ihm aus Südafrika mit auf seinen Weg gebe. Am nächsten Tag waren die „Blue Nile Falls“ mein Ziel. Vom örtlichen Busbahnhof geht es mit einem öffentlichen und wie immer überfüllten Bus eine Stunde lang über eine Schotterpiste nach Tis Isat, dem Ausgangspunkt für die Wasserfälle. Dort angekommen werde ich schon von vielen „Guides“ umringt die mich auf den Weg dorthin begleiten möchten. Ich habe eine Landkarte und versuche die Guides abzuschütteln, was nicht einfach ist. Als ich die ersten 10 Minuten in die falsche Richtung laufe und mir ein „Guide“ folgt, mich nicht darauf aufmerksam macht, fühle ich mich unwohl und drehe sofort  um. Auch jetzt auf dem richtigen Weg läuft mir der vermeidliche „Guide“ immer noch nach. Als ich über die alte „portugiesische“ Brücke aus dem 17. Jahrhundert komme, wartet ein anderer junger „Guide“ und verwies den ersten „Guide“ in die Schranken. Nun hatte ich einen „neuen Guide“ den ich nicht wollte an meiner Seite. Von Ihm erfahre ich, dass ich mich nun in seinem „Revier“ befinde!  Ich bedanke mich höflich und weiße freundlich darauf hin, dass ich nach wie vor keinen Guide möchte. Er blieb zurück und wies mir absichtlich den falschen Weg (vermutlich in der Hoffnung, dass ich zurück komme, um dann seine „Dienste“ dankbar in Anspruch zu nehmen) Nach 10 Minuten Fußmarsch und außer Sichtweise zu Ihm, machten mich einfache Schafhirten auf den Irrtum aufmerksam und zeigten mir einen anderen, den richtigen Weg zu den Wasserfällen… Als stiller Begleiter eines Hirten der seine Maultiere in die gleiche Richtung trieb, bewegte ich mich durch die karge, trockene Landschaft. Das sandbraune Wasser des Nils stürzte in die tiefe, nicht mehr so gewaltig wie auf den alten, vergrauten Postkarten, denn der Damm des Elektrizitätswerkes oberhalb des Flusslaufes nimmt dem Fluss viel Wasser. Über eine lange Hängebrücke kam ich auf die andere Seite und überquerte mit einem kleinen Boot den Nil zurück ans andere Ufer. Unterwegs traf ich eine äthiopische Reisegruppe mit Geschäftsleuten die mich in Ihrem Toyota-Bus mit zurück nach Bahir Dar nahmen. Am Abend saß ich mit Basti und Kaja auf dem Balkon eines gemütlichen Restaurant von dem wir die „Tuk Tuk-Rennen“ auf der Straße, jetzt wieder mit Rechtsverkehr, beobachteten. Beiden gab ich einen 16 GB-USB-Stick mit meinen Reisefotos mit nach Deutschland. Meine Speicherkapazität des Laptops ist mittlerweile erschöpft. Dass mein Laptop und das Handy auf meiner bisherigen Reise all die Erschütterungen, den Staub, die Hitze und Feuchtigkeit gut überstanden haben ist schon eine tolle Sache. Vor allem macht  es viele Dinge einfacher und bequemer(wie z.B. Flüge, Hotels buchen). Es gibt fast überall „WIFI“ in den Hotels.  Mit dem „Skypen“ (Familie) und dem senden von Reiseberichten und Fotos kann ich meine Familie und meine  Freunde zu Hause, teilhaben lassen an meiner Reise, einer Reise durch eine Welt mit einer anderen Realität… und das ist schön…

Die Fahrt von Bahir Dar nach Gondar (Grenze zum Sudan) auf der von Chinesen neu gebauten Straße, in einem „Minibus“, führte uns meist durch flaches trockenes Land. Kurz vor Gondar das auf einer Höhe von 2100 Metern liegt, wird es bergig. Am Ortseingang blicke ich auf den Campus einer großen Universität und auf viele attraktive Wohnhäuser, die laut meinen Informationen von reichen Sudanesen gebaut wurden, die Ihr Geld lieber in Äthiopien anlegen wollen und damit auch eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung für dieses Land erhalten. Daneben gibt es im Stadtkern in den Seitenstraßen die „Armenviertel“. Der Gestank von Exkrementen steigt mir in die Nase. Doch auf den Straßen ist ein buntes Treiben an Menschen verschiedenster Herkunft, Standes und Religion. Es sind Händler, Bettler, Gemüseverkäufer und Kinder, die in ihren kleinen „Bauchladen“ neben Taschentüchern auch Kaugummi verkaufen. Hier findet das Leben statt. Es wird geschweißt, gesägt, gewaschen, genäht, verkauft, gespielt, geschissen, gestritten, gelacht und wenn der Muezzin von der nahegelegenen Moschee zum Gebet einlädt, kommen viele kleine Tuk Tuk angefahren, die die Gläubigen dort absetzen. Ich genieße den Ausblick und das Treiben auf der Straße von meinem Balkon im zweiten Stock des Gosh-Gondar-Hotel. Im Restaurant des Hotels arbeiten viele noch sehr  junge Mädchen. Sie putzen, kochen, waschen, oder servieren das Essen. Leider wurde ich auch hier von den „Schleppern“ der Stadt als Neuankömmling registriert und die jungen Kerle, warteten an der Rezeption und rannten mir ständig hinterher um mir eine Trekkingtour zu den Simien-Mountain-National-Park zu verkaufen. Meine erste Anfrage lag bei 600 US Dollar. Dabei ist ein Führer, ein bewaffneter Scout (Pflicht) die Maultiere für das Gepäck, die Maultiertreiber und ein Koch und die Köchin inbegriffen. Mein Vorteil war, dass ich „Zeit“ hatte und mich erst mal in der Stadt umsehen und umhören konnte. „Zeit“ haben die wenigsten Touristen, denn man will viel in kurzer Zeit bereisen und erleben… Nach zwei Tagen lassen die „Schlepper“ von mir ab und ich kann mir in Ruhe das UNESCO Weltkulturerbe, die alte Festung der Stadt ansehen. Der Eintrittspreis steigt nochmals um 100 % auf 200 Birr. Eine Führung wäre mit einem der vielen wartenden aber unprofessionellen Guides möglich. Eine Beschriftung der Gebäude existiert nicht.  Mein „Lonley Planet Reiseführer“ hat einen detaillierten Plan und eine ausführliche Erklärung zu den einzelnen Gebäuden der alten Hauptstadt. So liegt Gondar, dessen Blütezeit im 16. Jahrhundert war, an einer alten und wichtigen Karawanenstraße (Gold, Elfenbein, Sklaven), die das Land mit dem Sudan und Ägypten verbindet sowie einen Weg nordöstlich nach Asmera, das einen Zugang zum Roten Meer ermöglicht. Von zwei Neuseeländern bekomme ich die Adresse von Yohannes, der die günstigsten Preise für eine Trekkingtour hat. Beim ersten Gespräch sind wir bereits bei 225 US Dollar angekommen. Am Abend treffe ich in der Stadt auf drei Franzosen und zusammen mit zwei Deutschen und zwei Australiern starten wir unsere Tour mit 8 Leuten und einem Preis von 175 US-Dollar pro Person. Das hörte sich doch ganz anders an als die erstgenannten 600 US-Dollar pro Person!!! Yohannes ruft mich zwei Tage später  auf meinem Handy an und lässt mich wissen, dass ein weißer Minibus mich am Hotel abholt und die anderen Teilnehmer einsammelt. Allein die Fahrt zum Eingang des „Simien-Mountain-National-Parks“ war schon ein Erlebnis für sich. Von Debark an hatten wir nur noch Schotterpiste. Das Gepäck auf dem Dach war durch eine Plastikplane vor dem enormen Staub geschützt. Unterwegs wurde die „Verpflegung“ eingekauft. Eier, Bananen, Mangos und vor allem Wasser. Es sind an diesem Tag noch ca. 3 Stunden zu laufen bevor wir in unser erstes Lager kamen. Leider gab es keinen Platz mehr in den Hütten und so mussten wir in kleinen Zelten übernachten. Kaum war die Sonne weg wurde es empfindlich kalt. Froh über meine „Funktionswäsche“ und einen zusätzlichen Schlafsack ging ich schon frühzeitig schlafen. Es war mit +5 Grad kalt – sehr kalt, wenn man bedenkt, dass es tagsüber ca. 30 Grad hat. Schon früh am Morgen war ich wach und wärmte mich in den ersten Sonnenstrahlen. Wir mussten nur unsere persönlichen Dinge, wie Kamera, Lunchbox und Trinkwasser tragen. Alles andere wurde von den Maultieren zur nächsten Lodge befördert. Unser Guide „Yellow“ und unser Scout Mohamed (mit seiner alten Kalaschnikow) zeigten uns den Weg durch eine atemberaubende Berglandschaft. Wir hatten wolkenlosen Himmel und die Schluchten die sich vor uns öffneten ließen mir den Atem stocken. Mit Tanja und Guido verstand ich mich sehr gut. Schnell hatte jeder „Sein Tempo“ und ich lief lange mit Yellow unserem sehr jungen Guide und erfuhr viel über Land und Leute und sein Leben als Student für Touristik-Management an der Uni in Gondar. In einem kleinen Dorf am Wegesrand wurden wir zu einer traditionellen „Kaffeezeremonie“ in eine verrauchte Hütte eingeladen. Die junge Frau mit Ihrem Baby auf dem Rücken, röstete am offenen Feuer die Kaffeebohnen, malte sie mit einem Holzmörser und brühte den frischen Kaffee auf. Das Leben dort in den Bergen ist karg und hart. Die Kindersterblichkeitsrate ist sehr hoch. Ärztliche Versorgung ist  mehr als eine Tagesreise entfernt. Am zweiten Abend hatten wir Betten in einer Lodge allerdings wurden wir vor „Flöhen“ gewarnt. Der Sonnenuntergang war herrlich und nach drei Bier am Lagerfeuer schlief ich gut und sicher vor Flöhen in meinem warmen Schlafsack ein. Es standen noch einige Sterne am Himmel als ich am nächsten Morgen aufstand, mir die Zähne putzte und die Ruhe und Stille des erwachenden Tages genoss. Unser  Scout Mohamed lag zusammen mit seinen Kollegen, den Maultiertreibern unter dem Vordach der Hütte. In Ihre warmen Decken eingehüllt schliefen sie dort im Freien. Ein paar abgemagerte Hühner rannten herum. Unsere Köchin war schon mit unserem Frühstück (Tee, Pancakes oder Rühreier) beschäftigt. Überhaupt war Sie diejenige die am meisten von allen gearbeitet hat, immer gelächelt und uns lecker versorgte. Heutiges Ziel war der Imet Gogo auf 3926 Metern. Es war auch die längste Strecke die wir auf dieser Tour zu bewältigen hatten. Wir waren ca. 9 Stunden unterwegs in dieser herrlichen Bergwelt, sahen Paviane und am Himmel Adler kreisen… Am Nachmittag bekam ich Kopfschmerzen. Ob das erste Anzeichen einer Höhenkrankheit sind? Guido beruhigte und bestellte zwei Bier für uns. In der Tat ging es mir danach wieder besser!. Der Höhepunkt unserer Trekkingtour war die Besteigung des Bwahit der uns mit seinen 4430 Metern einen grandiosen Ausblick in die umliegenden „Simien-Mountains“ bescherte. Leider konnten nur 5 unserer 8 köpfigen Gruppe den Gipfel besteigen. Florence hatte trotz Tabletten mit heftigen Kopfschmerzen zu kämpfen. Die zwei Australier waren einfach zu erschöpft um die letzten Meter bis zum Gipfel zu bewältigen. Aber auch an mir ging die Anstrengung nicht ganz spurlos vorbei. Jedoch die Freude und das Glücksgefühl am Gipfel machten alle Mühe wett… Am Abend kam Karen, eine junge Frau aus Belgien zu uns ins Camp und fragte nach einer Mitfahrgelegenheit zurück nach Debark. Wir hatten nichts dagegen. Unser „Koch“ jedoch wollte zu viel Geld von Karen und sie fand  eine andere und vor allem kostenlose Mitfahrgelegenheit nach Debark. Auf unserer Rückfahrt machte unser Fahrer einen Fehler und versank mit dem Toyota-Bus im Dreck und Schlamm der Piste. Mir war von Anfang an klar, dass unser Bus bereits auf der Hinterachse auflag und auch ein Schieben etc. nichts mehr nützte. Guido war der gleichen Meinung. Dennoch versuchten unser „Koch“ und der Fahrer den Bus wieder frei zu kriegen – ohne Erfolg. Kurzerhand hielt ich einen entgegenkommenden Truck an und lotste diesen vor unseren Bus. Leider gab es kein Abschleppseil!!! Der alte Spanngurt schien mir nicht ausreichend um den schwer beladenen Bus aus dem Dreck zu ziehen. Mit nur einem Meter Abstand zum LKW ging es auf mein Handzeichen los und die Anspannung ob der Spanngurt reißen wird war riesig. Wir hatten Glück und es funktionierte. Ich bedankte mich beim LKW Fahrer und unser Busfahrer und Koch bedankten sich bei mir – unsere Gruppe jubelte und die Fahrt endete für mich wenig später in Debark an einem Hotel an der Straße. Ein SMS von Karen erreichte mich und fünf Minuten später saßen wir zusammen in Ihrem Hotel auf der Veranda und tranken Kaffee. Auch Sie war auf dem Weg über Shire in die historische Stadt Aksum. Während Karen bereits eine Reservierung (300 Birr) und ein Ticket (200 Birr) hatte, wollte ich mein Ticket (150 Birr) am nächsten Morgen am örtlichen Busbahnhof kaufen, was auch problemlos möglich war. Die Fahrt auf der Schotterpiste durch die Berge und Täler war spektakulär. Viele Serpentinen und Passstraßen wurden von unserem Busfahrer in einem Höllentempo gemeistert. Oft machte ich mir Sorgen um meinen Rucksack oben am Dach, der durch Seil zusammen mit anderen Gepäckstücken gesichert war. Oft mussten im überfüllten Bus Plastikbeutel verteilt werden… Nach 8 Stunden Busfahrt kamen wir in Shire an und der Bus nach Axum wartete schon auf mich und brachte mich freundlicher weiße direkt zu meiner Unterkunft. Das „Hotel Afrika“ ist sauber, Central und ein Treffpunkt vieler „Rucksackreisenden“. Über SMS lotste ich Karen und 7 weitere Reisende hier her. Da es immer günstiger ist in einer Gruppe, einen Guide, ein Taxi, oder ein Hotel zu buchen, konnten wir für den nächsten Tag eine Tuck Tuck-Tour mit professionellen Guide zu den historischen Orten der Stadt günstig organisieren. Aksum, auch das „zweite Jerusalem“ genannt gehörte vor 2000 Jahren zu den großen Reichen dieser Zeit, liegt im Norden des Landes, an der Grenze zu Eritrea, und gilt in der äthiopisch-orthodoxen Kirche als „heilige Stadt“. In der Kirche „der heiligen Maria von Zion“ soll die „Bundeslade“ aufbewahrt sein, die die Königin von Saba hierher bringen ließ. Leider war die alte Kirche wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Die neue, große Kirche, ein Betonklotz, daneben passt nicht dazu, bietet allerdings den tausenden von Pilgern genügend Raum zum Beten. Auch auf Grund der „Stelenfelder“ (Grabdenkmäler) in und um Aksum wurde die Stadt 1980 in die Liste als UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Der „Obelisk von Aksum“, eine 25 meter Hohe und mit Inschriften versehene Granit-Stele aus dem 300 Jahrhundert, wurde während der ital. Besatzungszeit, in drei Teile geschnitten und nach Rom gebracht. Erst 2005 wurde diese Stele von den Italienern wieder in einem Großraumflugzeug, einer  Antonov, zurück nach Aksum gebracht. Eine Tagesfahrt zu den berühmten Bergklöstern an der Grenze zu Eritrea, konnten wir einen Tag später ebenfalls zusammen organisieren. Auf dem Weg dorthin hielten wir in Yeha, wo ich durch Zufall auf ein ehemaliges Projekt der Deutschen Entwicklungshilfe gestoßen bin. Außer dem Dorfbrunnen und einem rostigen Schild ist nichts geblieben… Die Fahrt ging weiter zu dem berühmten Bergkloster „Debre Damo “ das im 6 Jahrhundert errichtet wurde. Das Kloster steht auf einem Tafelberg und kann nur über ein 25 Meter langes Seil bestiegen werden. Frauen sind auf dem Berg nicht erlaubt. Als Sicherung wird einem ein mehrfach verknoteter Lederriemen um die Hüfte gebunden an der ein Mönch den Besucher mit nach oben zieht. Man darf nicht darüber nachdenken was passieren könnte! und im Vertrauen auf Gott und dem  Mönch am anderen Ende des Seils heißt es dann „Augen auf und los!“…  Ein alter Mönch im Kloster geht mit uns in die alte Klosterkirche. Zeigt uns voller Stolz und mit einem Lächeln, die alte Bibel mit Text unterbrochen von bunten Zeichnungen. Ca. 200 Mönche leben dort oben im Kloster abgeschieden von der Außenwelt. Die Tourismusbehörde in Addis hat diesen „stillen Ort“ für den Tourismus entdeckt und eine entsprechend große, breite Treppe bis zum Fuß des Berges bauen lassen. Vermutlich wird der „Massentourismus“ hier bald Einzug halten… Wie viel von der Ursprünglichkeit und Ruhe dieses Ortes dann noch bleiben wird??? Ein paar Kilometer finden wir einer der ältesten und schönsten Felsenklöster der Gegend. „Medhane Alem Kesho“ ist eine kleine Kirche, weitgehend in den Fels gehauen, mit wunderschönen Deckenfresken und einen bemerkenswerten Holzschlüssel mit der sich die Tür öffnen lässt. Von Aksum fliege ich über Lalibela und Gonder wieder zurück nach Addis Abeba. Dort angekommen erreicht mich ein SMS von Kim, der krank und ebenfalls zurück in Addis Abeba ist. Er hat ein Zimmer im 1. Stock im gleichen Hotel wie ich !!!! Ist das Zufall oder Fügung…??? Ich besuche und versorge Ihn mit Aspirin, Minzöl, Hustensirup und frischem Obst. Am nächsten Tag entscheidet er sich kurzfristig und fliegt mit mir nach Kairo mein nächstes Ziel in Ägypten…

Reisebericht 08  Kenia Teil II

Es war Sonntagmorgen und man war an der Rezeption des „Comfort Inn Hotel“ Nairobi erstaunt als ich, nach einer Kirche fragte!  Nicht weit entfernt war  die „Uhuru Highway Lutheran Cathedral of Nairobi“ die um 9 Uhr zum internationalen Gottesdienst eingeladen hat. Rev. Enos Omodhi sprach mich an und bat  mich, während des Gottesdienstes mich kurz vor zustellen. Nach dem Gottesdienst suchte ich Menschen die aus dem Norden des Landes (mein nächstes Ziel) kommen und ein dänischer Entwicklungshelfer brachte mich mit Pastor Kora Woche ins Gespräch. Pastor Kora Woche kommt aus Anona das im Grenzgebiet zu Äthiopien liegt wo er eine kleine ev. Luth. Gemeinde zusammen mit seinem Schwiegervater und seiner Frau betreut. Im Augenblick ist er auf Weiterbildung hier in der Hauptstadt Nairobi. Er erläuterte mir die schwierige politische Lage im Norden des Landes in der sich vier verschiedene Volksgruppen befinden. Es gibt die Boranas, Gabras, Rendille und Burji. Drei davon haben eine Allianz (REGABU) geschlossen und einen Sitz in der Regierung. Die vierte Volksgruppe, die Borana, die als Nomaden umherwandern, werden nun von der Allianz unterdrückt.  Im Dezember 2013 wurden dort in der Region Dörfer niedergebrannt. Dabei gab es 26 Tode. Die Antwort der Kenianischen Regierung war massiver Militäreinsatz in der Grenzregion zu Äthiopien und Somalia, wo man auch das illegale Einwandern von Al Qaida-Terroristen aus Somalia vermutet hat. Laut Einschätzung von Pastor Kora Woche ist es nun ruhig in der Region und ein Grenzübertritt wäre ohne Probleme möglich. Am Montagmorgen war ich der erste Besucher auf der äthiopischen Botschaft in Nairobi um ein Visa zu beantragen. Die Mitarbeiterin war sehr freundlich und verwies mich an die Deutsche Botschaft, die mir ein „Empfehlungsschreiben“ erstellen möchte. Wenn ich dieses „Empfehlungsschreiben“ der deutschen Behörden habe sollte ich wiederkommen und das Visa für 15 US-Dollar bekommen. Mein Taxifahrer hatte vor der Botschaft auf mich gewartet und so machten wir uns sofort auf den Weg zur Deutschen Botschaft. Dort angekommen wurde mir der Zutritt mit der Begründung „keine Terminvereinbarung vorhanden“ verweigert. Eine „Terminvereinbarung“ mit den deutschen Behörden müsse man „online“ beantragen und die Wartezeit kann bis zu drei Tagen dauern. Diese Info erhielt ich von den kenianischen Sicherheitsbeamten. Dazu fiel mir erst mal nichts mehr ein… Ich wartete vor der Deutschen Botschaft… Zehn Minuten später öffnete sich das massive Einfahrtstor und eine schwere weiße Limousine verlies die Deutsche Botschaft. Ich stellte mich in den Weg und der nette Herr mit dunkler Sonnenbrille (ein deutscher Botschaftsangehöriger) bestätigte die getroffenen Aussagen. Als ich Ihm kurz meine Situation schilderte winkt er gleich ab. Es handle sich bei mir sicher um keinen „Notfall“ und  „Empfehlungsschreiben“ gibt es von der Deutschen  Botschaft in Nairobi grundsätzlich nicht. Das Gespräch in drei Tagen könne ich mir definitiv sparen… Da stand ich nun ganz schön bescheuert und sprachlos vor meiner, der Deutschen Botschaft… Zurück zur äthiopischen Botschaft vor der mittlerweile eine KTM (Motorrad) mit kanadischem Kennzeichen stand. Dan, der Motorradfahrer, ebenso wie ich auf dem Weg von Kapstadt nach Kairo saß mit mir im Wartezimmer der äthiopischen Botschaft und hatte das gleiche Problem! Er bekam aber anstandslos und noch  am gleichen Tag von seiner kanadischen Botschaft dieses Empfehlungsschreiben. Mein Plan Afrika auf dem Landweg zu durchqueren schneidert an der Arroganz der Deutschen Botschaft in Nairobi… Mit Pastor Kora Woche war ich zum Mittagessen verabredet. Nachdem ich Ihm alles erzählt hatte denkt er nach – ruft seinen Bischoff an, und fragt nach ein paar Tagen Urlaub, da er seine Familie schon länger nicht mehr gesehen hatte. Ich bin sprachlos als er mir vorschlägt mit mir zusammen nach Moyale zu reisen und mich über die Grenze nach Äthiopien zu bringen. Seine Reisekosten übernehme ich. Bereits zwei Tage später machen wir uns gemeinsam auf die 800 Kilometer lange und zwei Tagesreisen entfernte Grenze zu Äthiopien. Moses unser Taxifahrer bringt uns zum Busbahnhof in einem Somalischen Stadtviertel von Nairobi. Das Bild und die Menschen von Nairobi ändern sich schlagartig. 90 % Muslim, Dreck, Staub, Müll und fotografier verbot. Der Bus ist nicht nur Transportmittel für Personen sondern transportiert alle möglichen Güter des täglichen Bedarfs. Viele kleine Händler kommen nach Nairobi um einzukaufen. Obst, Waschpulver und Klamotten alles wird in staubdichte Säcke eingepackt und auf dem Dach verstaut. Die Menschen schauen mich, den „Mosungu“, mit kritischem Blick an. Es gibt weit und breit keine Touristen hier in dieser armen Gegend. Mit zwei Stunden „Verspätung“ verlassen wir Nairobi und machen uns auf den Weg nach Moyale. Es ist heiß und schwül im Bus. Die Fahrt wird von wenigen Pausen zum „Pinkeln“ und zum „beten“ unterbrochen. Ab Isolo und Archers Post erfahre ich was eine „Piste“ ist und dass nun für die restlichen 500 Kilometer. Wir werden stundenlang durchgeschüttelt, hin und wieder überholt uns unsere eigene Staubwolke die wir aufwirbeln. Der Mund wird trocken und sandig… Irgendwo hier in der Wüste überschreiten wir den Äquator in Richtung Norden – ein Hinweisschild auf den Mittelpunkt der Welt gibt es nicht.  Um Mitternacht erreichen wir Marsabit und werden vom bewaffneten Soldaten an der Weiterfahrt gehindert. Es wird kalt und wir „schlafen“ bis 5 Uhr morgens im total überfüllten Bus. Ab jetzt werden wir von zwei bewaffneten Soldaten bis Moyale begleitet. Kora besorgt Wasser und Kekse für uns. Der Preisunterschied ist extrem. Er bezahlt für das Wasser 20 Schilling – ich hätte 100 Schilling für das gleiche Wasser bezahlt…

Gegen Mittag erreichen wir Moyale, den Grenzübergang nach Äthiopien. Mit einem Taxi fahren wir zum kenianischen Grenzposten. Dort werde ich freundlich empfangen und auf einen Tee eingeladen. Die drei Beamten sind ruhig und es herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre. Es ist nicht viel los an der Grenze. Die Kenianer und Äthiopier brauchen keinerlei Formalitäten zu erledigen und laufen einfach über die Grenze. Ein Güteraustausch mittels LKW`s zwischen beiden Ländern findet wegen der schlechten Straße auf kenianischer Seite nicht statt und so sitzen die Beamten Ihren langweiligen Tag im heißen Büro ab. Mit aller Ruhe erklärt mir der diensthabende Offizier glaubhaft, dass ich ohne Visum keine Einreise nach Äthiopien bekomme. Ein Visa bekomme ich nur in Nairobi! Solle ich nun Kenia doch verlassen, bekomme ich einen „Exit-Stamp“ von Ihm. Wenn ich von den Äthiopischen Behörden abgewiesen werde, und zurück komme, muss er für die erneute Einreise nach Kenia 50 US Dollar für ein kenianisches Visa von mir verlangen. Dass ich von den äthiopischen Behörde abgewiesen werde wusste er, denn ich war nicht der erste und einzige dem dies schon passiert ist erklärte er mir. Pastor Kora Woche war es sichtlich peinlich und er begann mit dem Offizier zu sprechen – kein Erfolg – enttäuscht Verliesen wir beide den Grenzposten und suchten uns ein kleines Hotel in diesem heißen und staubigen Grenzort.  Im Hinterhof saß Mustafa, ein tiefgläubiger Muslim, kaute Kathblätter und zeigte uns ein karges Zimmer. Das kauen der Kathblätter, eine „Alltagsdroge“, mindert  das Hungergefühl und hat eine anregende und stimulierende Wirkung auf die Menschen, ist aber nicht gesund. Am Nachmittag besuchten wir das neue Büro von „World Vision“ und eine nahegelegene Schule, dessen Direktor, Pastor Kora Woche persönlich bekannt war. Die Enttäuschung noch nicht ganz überwunden sitzen wir am Abend in der „Prison-Cantine“ von Moyale, und trinken ein „Tuckser-Beer“…

Bereits um 5 Uhr geht es am nächsten Morgen mit dem Bus in das zwei Stunden entfernte Sololo und von dort weiter mit dem Motorradtaxi nach Anona. Dort lebt Pastor Kora Woche mit seiner Frau und seinen drei Kindern auf dem Schulcampus. Überall ist der Pastor bekannt und als Gesprächspartner beliebt. Im überwiegend Muslimischen Norden Kenia`s ist es einer seine Hauptanliegen mit den Muslims in einem gut nachbarschaftlichen Verhältnis zu leben. So werden auch einige muslimische Traditionen in seiner Familie aufrecht erhalten. Die Frauen und Kinder essen separat. Nur Männer sitzen am Tisch. Es herrscht schon am Morgen eine fast unerträgliche Hitze im „Chalbi-Dessert“ der Gegend in der das kleine Dorf Anona liegt. Mit seiner kleinen 125 Yahmaha (ein Geschenk von Amerika) machen wir einen Ausflug durch das Dorf. Besuchen seinen Schwiegervater, der die kleine Kirche aufgebaut hat, fahren zu einem Wasserdamm außerhalb des Dorfes und treffen den „Dorfältesten“, der  um die Probleme der Menschen hier weiß. Ein von der Regierung vergessener Ort, der nur auf Grund der kriegerischen Auseinandersetzung der verschiedenen Volksgruppen Aufmerksamkeit gewonnen hat. Das Hauptproblem ist die Wasserknappheit in der Region. Die Wasserlöcher füllen sich nur zur Regenzeit und sind ringsum mit Dornenhecken versehen, sodass die Tiere nicht unkontrolliert das Wasser saufen können. Das Wasser ist braun und trüb und mit eigenen Augen sah ich als eine der vielen Frauen mit Ihren gelben Kanistern, beim Wasser holen, diese Dreckbrühe getrunken hat. Krankheiten sind vorprogrammiert. Das Wasser muss  für Mensch und Tier (Kühe, Ziegen, Kamele und Hühner) das ganze Jahr reichen. In der Anona-Primary-School wurden von US-Aid große Wasserbehälter gebaut in denen das Regenwasser aufgefangen wird. Die dort lebenden Nomaden-Kinder bekommen einen 10 Liter Einer pro Tag für Trinken und waschen. Kora lebt mit seiner Frau und drei Kindern am Campus der Schule. Seine Frau kümmert sich um die Nomaden-Kinder die hier für 3 Monate untergebracht sind während die Eltern durch die Wüste ziehen. Es kommen auch viele Kinder aus dem nahegelegenen Äthiopien illegal über die Grenze und gehen hier in die Schule sagt mir der Schuldirektor der mich für Montagmorgen zum Schulappell eingeladen hat. Eine Photovoltaik-Zelle ist auf dem Hausdach von Pastor Woche montiert – funktioniert aber nicht mehr. Das Steuerungsgerät ist defekt. Eine Reparatur ist unmöglich und so wird die Photovoltaikplatte direkt mit der Batterie verbunden. Ich weiße darauf hin, dass die Batterie überladen wird und die Batteriesäure verdampft was wiederum Gesundheitsschädlich ist. Er hat genügend destilliertes Wasser – ist seine Antwort ohne auf die giftigen Dämpfe im „Wohnzimmer“ ein zu gehen. Eine alte bereits ausgelaufene Autobatterie liegt im Hof und dient als Sitzgelegenheit… Seine Frau Ruth kocht und normalerweise gibt es einen Brei aus Bohnen und Mais. Für mich gibt es Kartoffel, ein Ei und spinatähnliches Grünzeug. Als einziger trinke ich gekauftes Mineralwasser – alle anderen trinken Regenwasser das bereits aus den Kanistern riecht. Zum „duschen“ einmal täglich bekomme ich einen Plastikbecher und im Hinterhof schütte ich mir das erfrischende Wasser über den Kopf. Ich teile mein Zimmer, mit einem Huhn und mit dem Bruder von Ruth, der sich um die Kühe und Ziegen kümmert. Andere Arbeit gibt es nicht. Die mit verkrüppelten Beinen auf die Welt gekommene „Daki“, wäscht mit einem Lächeln im Gesicht meine Wäsche und ich bewundere wie sie Ihr Schicksal hin nimmt… „Tari“, die Tochter ist in der 3. Klasse und lernt sehr eifrig. „Sam“, der jüngste bereitet Kora viel Freude. „Woche“ sein ältester Sohn geht auf eine „Privatschule“ um später eine Chance zu haben. Es hat 40 Grad im Schatten und sogar die Kühe suchen Bäume in deren Schatten sie sich hinlegen. Pastor Kora Woche hat eine Gitarre und die Noten von „Amazing Grace“ . Alles lauscht als ich zu Singen und Spielen beginne… Sein anderer Schwager kommt vorbei und erklärt mir die Handtrommel die beim Gottesdienst zum Gesang geschlagen wird. Nach dem Essen werden sich mit kleinen Ästen die Zähne geputzt. Es ist Sonntagmorgen und Kora bereitet sich zusammen mit seiner Frau auf den Gottesdienst vor. Zusammen gehen wir zu der kleinen Kirche die neben dem Schul-Gelände liegt und keinerlei Unterstützung bekommt. Das Kreuz am Dach hängt schief und überall bröckelt der Verputz von der Lehmmauer. Die Holzfenster und Türen sind von Termiten zerfressen und werden gerade noch vom Rahmen gehalten. Auf kleinen Holzbänken lassen sich ca. 40 Kinder und Erwachsene nieder und singen Lieder im Rhythmus der Trommel. Nach und Nach kommen immer mehr und nach einer Stunde beginnt der Gottesdienst. Die Helfer sind in rote lange Gewänder gehüllt, lesen den Bibeltext und singen immer wieder. Auch hier soll ich mich kurz vorstellen und Pastor Kora Woche übersetzt meine Worte. Ruth nimmt die Kinder und geht mit Ihnen nach draußen um den Kindergottesdienst abzuhalten. Als Belohnung bekommen die kleinen einen Bonbon am Ende des Gottesdienstes. Viele Augen und Erwartungen sind auf mich gerichtet. Das merke ich auch als ich am nächsten Tag vom Direktor der Primary-School-Anona, beim Morgenapell gebeten werde eine Ansprache vor seinen 800 Schülern zu halten. Ich erzähle aus meinem eigenen Leben und ende mit den Worten „education is the key for your future“. Der alte Koch, sieht mir beim Abschied in die Augen und sagt – „dont forget us!“… Das alles ist für mich sehr bewegend und Pastor Kora Woche gibt mir den Rat – dont promise anything…

Ein Wahlversprechen von Staatspräsident „Uhuru Kenjatta“ , dass jedes Schulkind über einen eigenen „Laptop“ verfügen soll, klingt da wie der reine Hohn. Die „Primary-School-Anona“ verfügt noch nicht mal über einen eigenen Stromanschluss. Alle, in dieser armseligen Region, hoffen auf die neue Asphalt-Straße an der die Chinesen gerade bauen. Die Fertigstellung der Straße soll die Lebensverhältnisse hier stark verbessern und einen regen Warenaustausch mit Äthiopien zu lassen. Am nächsten Morgen verlassen wir mit der kleinen Yahmaha das kleine Dorf  Anona und machen uns auf dem Weg nach Sololo um dort mit den Bus zurück nach Nairobi zu fahren. Wie immer in Afrika ist der Bus total überladen und wir sind froh Sitzplätze zu haben. Wieder sind zwei bewaffnete Soldaten an Bord. Auf dem Weg werden wir häufig von Polizei und Militär angehalten. Ausweiße werden kontrolliert und es gibt  Festnahmen von insgesamt 6 Passagieren. An einem Checkpoint mitten in der Wüste wird zum Schluss auch unser Busfahrer festgenommen! Da sitzen nun ca. 60 Menschen im Bus, mitten in der Wüste und haben keinen Busfahrer mehr!!! Da nützte kein Reden und keine Beschwerde mehr,  beim zuständigen Militär-Offizier dessen Soldaten interessanterweise mit deutschen Maschinengewehren (G3) und Kalaschnikows ausgerüstet waren. Wir mussten auf einen neuen Busfahrer warten. Nach zwei Stunden kam unser neuer Busfahrer auf einem Motorrad-Taxi angebraust. Nach drei Kilometern war ich mir sicher, dass dieser Mann noch nie einen Bus gefahren hat, denn über den dritten Gang kommt er nicht hinaus. So holpern wir stundenlang mit dem 2-3 Gang über die staubige Piste. Es dämmerte und ich war froh als uns ein richtiger Busfahrer gebracht wurde. Doch leider hatten wir eine halbe Stunde später einen platten Reifen. Es ist 23 Uhr und wir sind ca. 5 Kilometer vor Marsabit als uns die Polizei nicht mehr weiterfahren lässt. Es darf nur bis 22 Uhr gefahren werden und wir sollten die restlichen 5 Kilometer in die Stadt zu Fuß laufen. Undenkbar mit all den Frauen und Kindern und dem Gepäck. Nach einer Stunde Diskussion lässt man uns die letzten 5 Kilometer fahren und wir kommen kurz nach Mitternacht an. Pastor Kora Woche organisiert ein Zimmer für uns. 4 Stunden später saßen wir wieder im Bus und der eiskalte Nachtwind pfiff durch die Fenster. Ich verwendete mein kleines „Handtuch“ als Decke. Im Morgengrauen erreichten wir Nairobi. Es herrschte Verkehrschaos, denn die Mini-Busse streikten. Tausende Menschen standen an der Straße und warten auf eine Transportmöglichkeit zur Arbeit. Wir steckten fest im Verkehrschaos Nairobis. Am späten Nachmittag holte uns Moses vom Busbahnhof ab und ich komme erschöpft in meinem Hotel an. Im Internet buchte ich einen Flug nach Addis Abeba und weiter nach Kairo und verlasse nach drei Tagen Nairobi mit vielen Eindrücken und den Segenswünschen von Pastor Kora Woche und seinem Bischoff…

Reisebericht 07   Tanzania – Zanzibar – Kenia Teil I

Unser nächstes Etappenziel heißt Iringa in Tanzania und ist ca. 600 Kilometer entfernt. Bei der Einreise von Malawi nach Tanzania warten bereits jede Menge „seriöser  Geldwechsler“ auf uns und ich bin froh das „Mwonky“ das ganze Geschäft für unsere Gruppe abwickelt. Dafür treffen wir uns allerdings mit dem „Money-Changer“ an einer Tankstelle 3 Kilometer hinter dem Grenzposten. Mit Anzug, Krawatte steht er da und hat jede Menge dicke Geldbündel in der Hosentasche… Sehr schnell bemerkt man das Tanzania mit seinen ca. 40 Mio. Einwohnern besser entwickelt ist – allerdings liegt  wieder sehr viel mehr Müll an den Straßen herum. Hauptexportgüter sind Kaffee, Tabak, Sisal und Wolle die über den größten Ostafrikanischen Hafen in Dar Es Salaam in alle Welt gebracht werden. Es sind die Häuser, die Geschäfte, die Autos und die vielen kleinen Läden und  Vodacom-Shops an der Straße die einen „besseren“ Lebensstandart in diesem Land vermuten lassen. Viele Kinder stehen am Straßenrand und winken uns, in unserem grünen LKW mit Spezialaufbau auch hier in Tanzania zu. In großen Gruppen laufen Sie in Ihren Schuluniformen zur Schule – manchmal bis zu 8 Kilometer. Zwischendurch regnet es immer wiedermal. Die hügelige Landschaft um uns ist grün und üppig. Wir kommen an Sisalplantagen, Maisfeldern und Bananenplantagen vorbei. Immer wieder kommen wir durch kleine Dörfer in denen viel Handel getrieben wird. Motorrad-Taxis (meist Chinesische oder Indische Motorräder) sind unterwegs und transportieren nicht nur Menschen. Während man in Südafrika, Namibia und Botswana noch viele MAN und Mercedes LKW gesehen hat – fahren hier ausschließlich LKW`s von Scania – aus Schweden. Einer der Haupteinnahmequellen ist der Tourismus. Tanzania bietet wenig touristische Infrastruktur aber lässt sich von den Touristen Ihre „Dienstleistungen“ richtig teuer bezahlen. Eine 8 Tage Trekking-Tour zum Kilimandscharo, dem höchsten Berg Afrikas, kostet zwischen 1500 und 2000 US-Dollar. Ein Permit und Guide ist Pflicht für den alpinistisch gesehen – anspruchslosen (abgesehen von der Höhenkrankheit) aber sehr imposanten Berg. Es ist Regenzeit und wir sehen den „schneebedeckten Kili“ nicht einmal andeutungsweise von Ferne. Im Westen des Landes ist der Tanganjika See, der die Grenze zum Kongo bildet. Im Norden liegt der Victoria See an der Grenze zu Uganda. Unser Ziel in Tanzania ist der Ngorngoro Krater und die endlosen Weiten der Serengeti an der Grenze zu Kenia. Doch vorher geht es auf die Gewürz-Insel „Zanzibar“ im indischen Ozean. Unsere Fahrt nach Iringa zieht sich hin. Wir haben eine „Lunch-Box“ dabei – denn für ausführliches Mittagessen bleibt keine Zeit. Bei einem „Toilettenstop“ in freier Wildbahn wird ein Foto, das ich von einem LKW mache uns noch lange an diesem schwülen Tag beschäftigen. Der Fahrer des LKW hat mich beim fotografieren gesehen, hielt an und die Diskussion begann. Nick unser LKW-Fahrer war als einziger Zeuge dabei als ich das Foto vor seinen Augen löschte. Auf dem Foto war nur sein LKW zu erkennen – seine Person nicht. Dennoch stoppte er an der nächsten Polizeistation und schwärzte mich bei den Behörden an. Nach 15 Minuten ging unsere Fahrt weiter. Allerdings stand er eine halbe Stunde später an der nächsten Polizeistation. Es gab eine erneute Diskussion bei der nun Nick, Mwai und Mwonkey hinter mir standen. Trotz mehrmaliger Entschuldigungen und den Hinweis das, das Foto bereits gelöscht wurde hörte der LKW-Fahrer nicht auf sich über mich zu beklagen. Der Hass in seinen Augen erschrak mich. Nach einer Stunde Diskussion konnten wir unsere Fahrt fortsetzen. Bei Regen und Dunkelheit trafen wir an unsrem Zeltplatz ein. Das erste Mal denke ich über ein „upgrade“, sprich ein Zimmer nach, dass vom Campingplatzbesitzer angeboten wird. Doch Nils & Julia, die beiden anderen Deutschen, bleiben hart – Respekt – und so überwinde ich mich auch das nasse Zelt erneut aufzubauen – hoffe auf eine trockene Matratze und lege mich nach einem fast kühlem Bier in meinen muffigen Schlafsack. Alle anderen feiern in der Bar noch ab… Auch wenn es nur ein Zelt ist, aber ich habe etwas Privatsphäre die ich brauche – Tag für Tag…  Für „Langschläfer“ ist diese Afrika-Durchquerung nichts – wieder geht es um 5 Uhr morgens los. Die Stirnlampe ist in dieser Zeit zum wichtigsten Gegenstand geworden beim abbauen und verstauen des nassen Zeltes meist in der Dunkelheit der Nacht. Anschließend Frühstück. Mwai gibt sich jede Mühe (Rühreier, Pancakes etc.) uns trotz der widrigen Umstände ein gutes Frühstück zu bereiten. Wie immer sind die gleichen Reise-Teilnehmer nicht rechtzeitig fertig und wir müssen fast jeden Tag auf die Schweden oder  Australier warten – die Disziplin an Bord unseres LKW`s lässt zu wünschen übrig und ich habe den Eindruck das unser junger Teamleader „Mwonky“ die Lage nicht im Griff hat.  Auf dem Weg nach Dar Es Salaam fahren wir durch den Mikumi National Park und sehen neben Giraffen einige Antilopen. Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir die ersten Ausläufer von Dar Es Salaam das mit seinen 4.4 Mio. Einwohnern die größte Stadt Tanzanias ist und übersetzt heißt „Haus des Friedens“. Wir benötigen bis in die späten Abendstunden um uns durch das Verkehrsgewühl der Stadt zu kämpfen. Baustellen der „Strabag“ lassen eine positive Entwicklung der städtischen Infrastruktur erkennen. Es ist ein buntes Treiben auf den Straßen und alles fährt kreuz und quer. Dann stehen wir  wieder und schon kommen die kleinen Händler, die auf Ihren Köpfen Körbe mit Cola, Wasser, Kaugummi oder Bananen herumtragen und an die wartenden Menschen im Stau verkaufen. Es wird nicht langweilig. Motorrad-Taxis, Tuk Tuk und Fahrräder nützen jeden freien Raum um sich durch das Verkehrschaos zu bewegen. Ich genieße es, das Treiben um uns und mitten in einer anderen Welt zu sein… Es ist bereits dunkel als unser LKW den Campingplatz direkt am Meer findet. Es ist merkwürdig – ich höre nur das rauschen der Wellen – ich sehe kein Meer – keinen Ozean – es fängt zu regnen an und ich falle müde in meinen Schlafsack. Für drei Tage Zanzibar (Küste der Schwarzen) nimmt jeder nur das nötigste mit. Das restliche Gepäck bleibt im LKW auf den Nick während unserer Abwesenheit aufpasst. Mit einer kleinen Fähre fahren wir auf die andere Seite der Bucht um dort in einer großen, vollklimatisierten Fähre drei Stunden überfahrt auf die Gewürzinsel zu bewältigen. Im Warteraum der Fähre bereiten sich unsere „Frauen“ mit Finger- und Fußnagel lackieren auf den Aufenthalt in Zanzibar vor. Im historischen Teil der Hauptstadt „Stonetown“ (seit 2000 UNESCO Weltkulturerbe) angekommen teile ich mir mit drei jungen Schweizern (Abi-Abschluss-Fahrt) einen Schlafsaal der mit großen Ventilatoren an der Decke ausgestattet ist. Mein Moskitonetz tut ebenfalls gute Dienste. Heute ist das relativ „reiche Zanzibar“ ein Teil Tanzanias sucht aber noch immer die Unabhängigkeit. In den alten engen Gassen findet man prächtige Häuser mit massiven Türen und Türbeschlägen die leider dem Verfall preis gegeben sind.  Der orientalische Duft von Gewürznelken, Vanille, Kardamon, Zimt, Muskatnuss, Pfeffer aber auch Paläste und verzierte Häuser erinnern an die Herrschaft der Sultane von Oman im 17 Jahrhundert. Zanzibar war einer der wichtigsten Handelsstützpunkte im Indischen Ozean. Vor allem der Sklavenhandel war lange Zeit äußerst lukrativ. David Livingstone startete hier Mitte des 18. Jahrhunderts   seine Kampagne gegen die Sklaverei.  Am Abend geht es zum „Foodmarket“ was für mich nicht nur ein kulinarisches Erlebnis war. Unglaublich wie dekorativ die „schwarzen Köche“ in den „weißen Uniformen“ Ihre Gerichte dekorieren. Von weitem hörten wir am Abend die Music vom Zanzibar-Jazz-Festival das gerade in Stonetown lief. Das Abendticket kostete für Ausländer 60 US-Dollar und es war keine mir bekannte Band dabei – schade das man hier als Tourist so abgezockt wird… Im Norden der Insel blieben wir für die nächsten zwei Tage. Mein „Schlafsaal“ kostete 20 US-Dollar pro Nacht – die Dusche funktionierte nicht… Der weiße Sandstrand, das blaue Wasser, die Ausleger-Boote, jede Menge Beach-Restaurants, Souvenir-Shops und ab und zu einige verkleidete „Massai-Krieger“ wirkten auf mich etwas merkwürdig. Kaum war man vom Strand weg – war man wieder mitten in Afrika – Dreck und Müll wo man hin sah. Ein kleines rostiges Hinweisschild in der Ortsmitte lässt  Touristen wissen, wie man sich am Beach zu bekleiden hat, da auf Zanzibar  zu 90 % Muslim leben. Das hat jedoch keine der vielen „leicht bekleideten“ Touristinnen gekümmert.  Inmitten eines kleinen Dorfes ein holperiger Fußballplatz. Das ganze Dorf war auf den Beinen und ich fieberte mit… Es war nicht einfach, denn der Platz war eine „Buckelpiste“ und so sprang der Fußball hin und her… Aber alle hatten Ihren Spaß beim anfeuern und zusehen – auch ich… In der Schule neben dran gab es ein kleines Internet-Büro mit dem sich die Schule etwas Geld dazu verdient. Es waren nette Leute und ich habe den Anschluss genützt um aus der Heimat mal wieder e-mails abzurufen. Es hat gut getan 34 e-mails im Posteingang zu finden und zu erfahren was los ist – zu Hause. Das kühle Kilimandscharo-Beer zum Abendessen am Beach-House hat richtig gut geschmeckt… Für Nils und Julia aus Deutschland ist die Reise hier zu Ende – sie waren echt nette Wegbegleiter von Johannesburg bis Zanzibar. Zurück mit der Fähre – am Nachmittag angekommen, sah ich unserem Zeltplatz und das Meer. Ein Spaziergang am verdreckten Ufer brachte die Ernüchterung. Die heiße Dusche funktioniert, doch hin und wieder fällt der Stromgenerator aus und alles steht… Am nächsten Tag benötigte ich Bargeld – das gibt es an den vielen ATM (Geldautomaten) die, wenn man Glück hat, auch funktionieren. Leider ist die Mastercard nicht sehr weit verbreitet in Afrika. Es gibt hier hauptsächlich ATM für Visacard. Die Fahrt geht weiter nach Arusha und von weiter Entfernung sehen wir den „Mount Meru“ umgeben von Wolken. Auf dem „Shopprite-Parkplatz“ steigen wir um in unsere Geländefahrzeuge die uns in den nächsten zwei Tagen zum Ngorongoro Krater und in die Serengeti bringen sollen. Als UNESCO Weltnaturerbe wird die Ngorongoro Kraterlandschaft zu Recht als 8. Weltwunder und „Garten Eden“ bezeichnet. Die atemberaubende Schönheit dieser vulkanischen Szenerie bietet auf kleinsten Raum (384 qkm) verschiedenste Biotope, dessen Artenvielfalt und Reichtum an Tieren einmalig ist. Mit ca. 16.000 Gazellen und ca. 30.000 Knus sowie ca. 8.300 Zebras begleitet von Elefanten, Spitzmaulnaßhörnern, Löwen, Geparden, Paviane, Flamingos und Hyänen ist der Tierreichtum unermesslich. Es gibt im Krater unzählige Vogel- und Schlangenarten. Jede Menge Toyoto Landcruiser mit Spezialaufbau fahren die Touristen (mit Ihren großen Teleobjektiven) über den Kraterrand und durch den urwüchsigen, tropischen Bergwald in das Tal des Kraters. Wir sind für einen stolzen Preis auf einem nicht umzäunten Campingplatz untergebracht. Es gibt jedoch auch Luxusherbergen die unter dem Motto „Masai meets Versailles“ am Tag ca. 1000 US-Dollar kosten!. Eine größere „Entgleisung“ des Tourismus in einem solch armen Land, habe ich noch nirgendwo auf unserer Welt erlebt. „Endlose Ebene“ bedeutet das Masai-Wort „Siringet“ von dem der Serengeti National Park, mit einer Fläche von 15.000 qkm, seinen Namen hat. Hier gibt es die größte Konzentration an Steppentieren auf unseren Erdball. Bei der „Migration“ auch Tierwanderungen genannt wandern bis zu 1.500.000 Knu und ca. 240.000 Thomson-Gazellen und 200.000 Steppenzebras durch die Serengeti auf dem Weg durch die weite Savanne, suchen  nach Wasser und Weideland… das mitzuerleben ist faszinierend und macht einen sprachlos… Auch tausende von Zugvögeln aus Europa und Russland treffen hier jedes Jahr ein. Die unterschiedlichen Landschaftsformen der Kurzgras-Savanne und der Langgras-Savanne bietet unterschiedlichsten Tierarten ihr Reich. Von Warzenscheinen, Impalas, Strauße, Giraffen, Büffel und Krokodile der Tierreichtum hier ist unerschöpflich. Ein Gedenkstein erinnert an den Tod des wohl bekanntesten Forschers der Serengeti  „Dr. Dr. Bernhard Grzimek“ – der tragischer weise zusammen mit seinem Sohn bei den Dreharbeiten „Die Serengeti darf nicht sterben“ mit dem Flugzeug abstürzte und verstarb…

Ein Besuch in einem Masai-Dorf bildet den Abschluss unserer Rundreise durch die Serengeti. Der junge englisch sprechende Masai ist für alle Fragen offen und die werden sehr direkt von den Besuchern gestellt. Nein, eine Beschneidung von Mädchen gibt es nicht mehr, das ist doch gesetzlich verboten. Ja, die jungen Masai gehen zu Schule. Das Nomadenvolk wandert mit Ihren Kuhherden umher, doch Löwen werden keine mehr erlegt. Auf meine Frage hin zum „Ausverkauf Ihrer Kultur“ bleibt mir der junge Masai-Krieger eine Antwort schuldig…

Auf der neuen Straße (an der die Japanern bauen) geht es zurück zu unserem Campingplatz Meserani Snakepark in der Nähe von Arusha. Nicht nur das auch hier die Dusche nicht funktioniert. Das Bier kostet dreimal so viel wie auf Zanzibar – umgerechnet 3 Euro.  Im gleichen Dorf lasse ich mir für 5 cent die Haare schneiden. So hat man ein besseres Preis-Leistungsverhältnis. Der „Mount Meru“ ist immernoch eingehüllt von Wolken als wir am nächsten Tag über die Grenze nach Kenia und weiter nach Nairobi fahren. Kenia gehört mit seinen ca. 32 Mio. Einwohnern  zu den reichsten Ländern Ostafrikas und ist seit Jahrzehnten auf Tourismus eingestellt. Neben Suaheli kommt man mit Englisch überall gut durch. Die 40 verschiedenen Bevölkerungsgruppen ergeben ein buntes Gemisch an Sprachen (50) und Religionen, wobei mit 70% die Christen am stärksten vertreten sind. Von schneebedeckten Bergen (Mount Kenia), und geheimnisvollen Regenwäldern findet man auch Savannen und Wüsten in dem mit 580.000 qkm großen Land am Äquator.  Auf den Weg nach Nairobi, fuhren wir an großen Zementfabriken vorbei. Der Verkehr nahm stetig zu und irgendwann standen wir im schönsten „Großstadt-Stau“ mit unserem dunkelgrünen LKW Atego. Dann ging alles schnell – mitten in der Stadt am „Comort Inn Hotel“ in der Monrovia Street wurden wir ausgeladen und ich für 25 US-Dollar in einen 12 Betten-Schlafsaal einquartiert. Manche fuhren weiter nach Uganda zu den Gorillas und für manch einen ist hier in Nairobi die Reise zu Ende. Am Abend gab es ein Abschluss-Essen mit allen Reiseteilnehmern im „Carnivores Resturant“. Unser Teamleader Mwonky, Busfahrer Nick und Koch Mwai ließen sich entschuldigen und waren nicht dabei – als wir im Resturant  ca.12 verschiedene Sorten Fleisch (auch Krokodilfleisch) am Spieß serviert bekamen, wusste ich warum unsere Reiseteam nicht dabei war.  40 US Dollar für ein Abendessen war Ihnen schlichtweg zu viel Geld! Mir ehrlich gesagt auch darüber hinaus war das ganze mehr als peinlich. Doch unsere Gruppe dachte darüber erst gar nicht nach und trank und feierte bis spät in die Nacht. Seit Wochen wieder ein frisches Bett – ich schlief herrlich. Auch die Dusche funktionierte – frische Handtücher – frische Wäsche, was für ein Luxus! Ich fühlte mich wohl im „Comfort Inn Hotel und in Nairobi. Bereits am nächsten Tag war ich alleine in dem Schlafsaal und brauchte Zeit die Reiseeindrücke zu verarbeiten. Wir waren eine „Reisegruppe“ die unterschiedlicher nicht hätte sein können. Dennoch ich möchte keine Sekunde dieser Reise quer durch Afrika vermissen, die beeindruckenden Erlebnisse in der freien Natur und mit den Menschen waren und sind für mich unvergesslich…

Reisebericht 06  Botswana – Zambia – Malawi

Die Regenzeit hat uns eingeholt, es regnet in Strömen als wir uns mit dem „neuen Team“ auf den Weg machen. Unser Tripleader „Mwonkey“ sowie der Koch „Mwai“ und unser Fahrer „Nick“ sind alle Kenianer sprechen neben Englisch auch Suaheli und sind alle noch sehr jung. Die Fahrt mit unserem Mercedes Atego ging weiter nach Kasane / Botswana das am Chobe River, dem Grenzfluß von Namibia, Botswana und Zambia liegt. Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt und wir bekamen, wie in allen anderen Ostafrikanischen Ländern, unsere Visas gegen Gebühr (15-50 US-Dollar) an der Grenze. Botswana, etwas größer als Deutschland hat nur 1,5 Mio. Menschen und gilt als „Musterstaat der Demokratie“ in Afrika und besteht zu einem großen Teil aus Wüste (Kalahari). Doch auch das grüne Okavango-Delta ist einzigartig in diesem Land. Im Chobe National Park stand eine „overnight-excursion“ auf dem Programm. Das heißt wie zelten in freier Wildbahn – ohne Zaun mitten unter den wilden Tieren!!! Bei dem Dauerregen machte es keinen Sinn mehr die Lederstiefel zu tragen – zusätzlich hatte ich noch eine offene Wunde am Fuß, die von Rene mit einem speziellen „Hautpflaster“ versorgt wurde. Dieses Spezialpflaster hat erstaunlich gut  Schlamm und Dreck abgehalten und mich vor einer Infektion in der subtropischen Hitze bewahrt!. Mit unserem Toyota Landcruiser sind wir unterwegs auf den Pisten durch den National-Park und nicht nur die Elefanten kreuzen unseren Weg. Übrigens lebt hier im Chobe National Park die größte Elefantenpopulation mit ca. 120.000 Elefanten im südlichen Afrika.  Wir sehen Nilpferde, Löwen aus nächster Nähe, Paviane, Antilopen, Seeadler und Aasgeier. Wir schlagen unser Camp mitten in der Wildnis auf und machen Feuer und bekommen folgende Anweisungen. Wenn möglich nachts nicht aus dem Zelt – wenn doch notwendig, auf Geräusche hören und seinen Zeltnachbar wecken. Mit der Taschenlampe die Gegend nach „roten Augen“ absuchen. Solange man im Zelt ist – ist man sicher. Die Wildtiere erkennen ein Zelt nicht als „Beute“ und streifen höchstens durchs Camp angelockt von Essensresten etc.  Ich schlafe gut und höre ab und zu von weiter Ferne das Brüllen der Löwen…Wir haben Glück und können noch im trockenen unsere Zelte zusammen packen. Dann Frühstück und schon geht es los mit einem tropischen Regen… Die Pisten werden schlammig und unser Fahrer hat zu tun um überall durch zu kommen. Die ersten „Side-Effekts“ der Malaria-Prophylaxe treten bei den Teilnehmern auf!  Hautauschlägen, Unwohlsein und Lichtempfindlichkeit sind nur ein kleiner Teil der Nebenwirkungen. Rene ging es so schlecht, dass Sie die Tabletten absetzen musste.  Mit Moskitospray, Moskito-Salbe, langer Kleidung am Abend und dem am Zelt angebrachten Moskitonetz kann man die meisten  Mückenattacken verhindern! Das ist meine Devise und ich fahre bislang sehr gut damit. Es gehört eben auch die notwendige Selbst-Disziplin dazu um all die Maßnahmen konsequent um zusetzten. Vor allem eines ist wichtig – man darf nicht wegen jedem Mückenstich in Panik geraten!!! Insgesamt bin ich positiv überrascht denn es hat nicht so viele Moskitos in der Regenzeit  als ich erwartet habe.   Die Hygiene-Maßnahmen zeigen Wirkung – bislang hatte keiner Durchfall. Mit der Fähre überqueren wir den Zambezi nach Zambia und laufen zu Fuß über die „Grenze“ an der man unser „Gelbfieber-Zertifikat“ sehen möchte. Zambia, ein Land mit ca. 10 Mio. Einwohnern und ca. 72 verschiedenen Dialekten, hat erstklassiges Agrarland – aber nur 10 % davon werden genutzt und das ausschließlich für Mais. 80% der Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft und 14% im Bergbau. Die Kupfer- und Cobaldminen des Landes sind die tragenden Sektoren der Wirtschaft. Ebenso werden Gold, Uran und Edelsteine abgebaut und verkauft. Die Infrastruktur – vor allem die Straßen für den Schwerlastverkehr sind in einem schlechten Zustand. China investiert nicht nur in Zambia sondern in fast allen ostafrikanischen Länder viel Geld vor allem in den Straßenbau Die Chinesen bringen jedoch Ihre eigenen „Mitarbeiter“ (ehemalige Häftlinge) ins Land, die nicht gerne von den Afrikanern gesehen sind.

Von der Grenze sind es nur ein paar Kilometer bis Livingstone, die Stadt, benannt nach dem Entdecker, auf der anderen Seite der Victoria Falls. Auch hier hat man nochmals die Möglichkeit die Fälle zu besichtigen. Mir genügt es am Fluß zu sitzen und die riesige „Gischtwolke“ in einiger Entfernung zu beobachten und dem Donnern der Wassermassen zu lauschen. Irgendwann fällt die Entscheidung den ganzen Weg von Capetown nach Cairo zu machen – das ist die uralte „Classic-Route“ für eine Afrika-Durchquerung. Wieder habe ich Glück und  habe ein Zelt für mich alleine. Leider kümmert sich keiner unserer Mitreisenden wirklich um seine „Jobs“. Aus der Kühlbox stinkt es zum Himmel, mit Hygiene hat das nichts mehr zu tun!. Auch der Truck sieht aus wie eine Mülltonne – offensichtlich bin ich der einzige der sich daran stört!!! Einige unserer Mitfahrerinnen bemerken dass ich sauber mache und bedanken sich wenigstens. Mittlerweile komme ich mit einem Minimum an Gepäck im Zelt aus. Das heißt der Schlafsack, Moskitospray und -Salbe, Wasser, die Zahnbürste, und die Stirnlampe. Alles andere (Bücher, Laptop, Kamera, Handy etc.) bleibt aus Gründen der hohen Luftfeuchtigkeit und Dauerregen im LKW. Mit dem Mwai dem Koch verstehe ich mich sehr gut. Wir beide sind morgens die ersten und genießen in aller Ruhe einen Kaffee bevor alles aus den Zelten kriecht. Dann wird das Frühstück vorbereitet und die Klappstühle aufgestellt. Auf ein Handtuch zum abtrocknen des Bestecks wird auch aus hygienischen Gründen verzichtet. Wenn jeder seinen Teller, Tasse die Hand nimmt und 3 Minuten hin und her schwenkt ist das Geschirr trocken. Es ist schwül und heiß die Kleidung klebt am Leib und wir machen uns mit geöffneten Fenstern auf dem Weg quer durch Zambia, vorbei an den Kupferminen zum „South Luangwa National Park“ in der Nähe von Chipata. Bis nach Lusaka, der Hauptstadt des Landes, haben wir eine asphaltierte Straße. Die wichtigste Straßenverbindung des Landes geht weiter zu der Hafenstadt Dar Es Salaam am Indischen Ozean. Die meisten Mitfahrer vertreiben sich die Zeit mit E-Books und Karten spielen, während wir durch eine grüne meist hügelige Landschaft fahren. Die kleinen Lehmhütten am Straßenrand mit Ihren wenigen neuen Wellblechdächern, die in der Sonne richtig leuchten, zeigen die Armut des Landes. Die Menschen bestellen Ihre kleinen Felder mit Kühen oder mit der Hand. Ringsum liegt jeder erdenkliche Müll herum (auch Sondermüll wie z.B. säurehaltige Bleibatterien). Die Plastiktüten werden vom Wind weit ins Land verstreut. Nicht nur das der Müll stinkt –  er birgt auch Infektionsgefahren und Wasserverschmutzung die die gesamte Bevölkerung betreffen. Immer häufiger entsteht bei mir der Eindruck, dass dies eines der Hauptprobleme Afrikas neben der Überbevölkerung, Malaria und AIDS ist!!!  „Afrika vermüllt“ !!!  Kein Politiker in den afrikanischen Regierungen kennt die Tragweite dieses Müllproblems oder es wird einfach ignoriert. Die Ausgaben für eine starke Armee und Polizeigewalt sind für die Machthaber wesentlich wichtiger um Ihre eigene Position zu sichern!!! Da wirbt ein Werbeschild in Lusaka am „Spar-Supermarket“ mit folgendem Text – „live – life – better – Spar“ nur eine Minderheit kann sich den Einkauf dort leisten… Hin und wieder sieht man alte verrostete Schilder von „World Vision“ die auf die AIDS und andere Themen hinweisen. Auch in den Grenzposten wird auf Plakaten darauf hingewiesen. „Ist Afrika noch zu retten“ dieses Buch von Ruppert Neudeck (Chef von Cap Anamur) ist eine schonungslose Abrechnung mit den hiesigen Militärregierungen und den Politikern wie Robert Mugabe und unbedingt empfehlenswert.  In der Tat frage ich mich oft, wo denn all die Milliarden an Entwicklungshilfegeldern in den letzten 20 Jahren geblieben sind? Außer ein paar Handbrunnen kann ich bei meiner Reise quer durch Afrika nichts  an Milliardenobjekten finden… das Ganze ist sehr ernüchternd. Ein guter Freund und Afrika-Experte  aus Belgien vertritt folgende Meinung: „No help – is the best help“ das klingt sicher etwas sarkastisch aber die Realität spricht eine eindeutige Sprache…

„mark your territory“ schreit Mwonky unser Teamleader durch den LKW und schon greift jeder nach Toilettenpapier und Feuchttüchern um damit im Busch zu verschwinden. Gibt es Schlangen? – ja sicher – also pass auf wo Du hin trittst!  10 Minuten später sind wir wieder „on the road again…“  Die Distanzen werden größer – waren wir bislang am Tag ca. 4-6 Stunden im LKW unterwegs, sind es jetzt 8-10 Stunden abzüglich unserer Mittagspause. Wir fahren nur bei Tageslicht – nachts wäre eine Fahrt viel zu gefährlich, wegen der Wildtiere, Schlaglöcher, Eselskarren etc. Ab 14 Uhr fängt es wieder zu Regnen an. Die Regenzeit ist in diesem Jahr früher dran als erwartet und verfolgt uns ständig. Mittlerweile läuft das Wasser zu den schlecht abgedichteten Fenstern herein und bis zum Abend schüttet es wie aus Eimern auf unseren LKW herunter!!! Dann das Schild zu unserem Campingplatz. Die Seitenstraßen sind nicht mehr asphaltiert und so läuft das Wasser wie ein kleiner Fluss die Schotterstraße hinab bis zur Brücke. Nick hält an und läuft zusammen mit Mwonky unserem Teamleader zur bereits überschwemmten Brücke. Man will abwarten bis der Regen nachlässt und dann die Brücke überqueren. Leider lässt der Regen nicht nach, sondern wird noch stärker. Im LKW wo ansonsten Alkoholverbot herrscht – bannt sich eine Party an das Trommeln der Lautsprecher überdröhnt den Regen  und ich bin überrascht wo so viel Alkohol auf einmal herkommt. Unser Teamleader schreitet nicht ein… sondern lässt den Dingen Ihren Lauf. Keiner unserer Teilnehmer ist sich der Situation in der wir gerade sind bewusst oder zeigt Interesse daran! Auseinandersetzen mit den Problemen Afrikas – nein das will in unserer Reisegruppe wirklich niemand –  was gefragt ist, „Party und Adrenalin“ jeden Tag. Insofern habe ich kaum Berührungspunkte mit unserer Gruppe. Wichtig für die jungen Leute ist, jederzeit WiFi und WLAN und das überall verfügbar um  im Facebook  sofort die coolsten Fotos von der Party oder Löwenfütterung zeigen zu können, wenn dann nach drei Minuten kein Feedback da ist – ist man enttäuscht… eine neue, eine andere Generation – mit der ich da unterwegs bin – quer durch Afrika…

Ein Allrad-PKW versucht die Brücke, über der sich mittlerweile ein reisender Fluss ergießt, zu überqueren. Schnell gibt der Fahrer den Versuch auf und dreht um. Auch wir wollen es nochmals probieren – ich bin dagegen, denn ich vermute die Brücke ist mittlerweile unterspült!!! Nick und Mwonky kommen auch zu dieser Einsicht. Es ist schon dunkel als wir umherirren und nach einem anderen Hotel suchen. So viele Hotels gibt es nicht und schon gar nicht die so groß sind um 28 Leute Platz zu bieten. Wir hatten Glück und kamen in einem „afrikanischem Hotel“ unter. Ein paar wenige stellten Ihr Zelt in dem Rohbau des Hotels auf. Unser Koch spannte die Zeltplane auf und begann im strömenden Regen zu kochen –  Die anderen bekamen ein Zimmer. Ich schlief auf dem Fußboden bei „Holly & Ben“ Noch ist es dunkel und wir bereiten uns zum Aufbruch vor. Mit meinen Flip Flops rutsche ich auf dem schlammigen Boden aus und lag mitten im Dreck – nichts verletzt – nichts gebrochen – Schlamm kann man wieder abwaschen… dann ging es weiter… Es ist eng im Bus – manche hängen Ihre nasse Wäsche zum trocknen auf und viele liegen in allen möglichen Positionen um noch ein paar Stunden zu schlafen.

Wir erreichen das Bridge Camp am Luangwa Fluss am Abend und bauen unsere Zelte auf. Das warme Wasser für die Dusche wird in einem alten 200 Liter Dieselfass mit Holzfeuer aufgeheizt – das tut richtig gut!!! Im Fluss schwimmen Nilpferde gemütlich auf und ab. Es scheint die Sonne am nächsten Morgen während wir uns mit unseren Toyota-Landcruiser zum Game-Drive aufmachen. Der South Luangwa National Park ist mit seinen 9000 qkm relativ klein – aber es gibt kaum einen National Park in dem so viele Tiere leben. Wir sehen jede Menge Elefanten, Giraffen, Zebras, Löwen, Wasserbüffel und Nilpferde. Es gibt über 400 verschiedene Vogelarten und 34 verschiedene Schlangenarten im Park. Ca. 500 Meter entfernt von unserem Picknick in freier Natur, werden wir Zeugen von einem Löwenrudel das gerade einen Wasserbüffel gerissen hat… und unser Landcruiser nähert sich dem Geschehen bis auf fünf Meter – die Spannung steigt – doch keiner der Löwen lässt sich von dem gerissenen Tier abbringen.  Unser „Ranger“ weißt uns darauf hin, dass wir im offenen Fahrzeug sicher sind, denn Fahrzeuge können Wildtiere (Löwen, Leoparden, Geparden, Elefanten) nicht als Beute erkennen.  Für mich war dieser National Park einer der schönsten National Parks auf dem Weg durch Afrika…

„The warm heart of africa“ so wird Malawi, ein kleiner Staat zwischen Zambia, Tansania und Mosambik genannt. Malawi ist eines der letzten Geheimnisse Afrikas. Einen Teil des klaren Wassers bekommt der Malawi-See von den bis zu 3000 Meter hohen Bergen. Der Malawi-See mit tropischem Klima verfügt über weiße Sandstrände ist 80 Kilometer breit und an manchen Stellen bis zu 700 Meter tief. Der drittgrößte Süßwassersee Afrikas bedeckt 20 % der Oberfläche Malawis und an seinen Ufern leben in Miombowäldern Paviane und grüne Meerkatzen. In diesem See leben mehr Fischarten als in jedem anderen See der Erde. Leider wird auch vor Bilharziose im See gewarnt, doch unser Teamleader wimmelt ab. Unser Campingplatz am Kande-Beach ist von den „Einheimischen“ abgeschirmt. Als wir ankommen scheint die Sonne und es hat ca. 35 Grad. Schnell stellen wir unsere nassen Zelte auf und zusammen mit Mwonky (Teamleader) rollen wir alle Matratzen auf die bereits in der Feuchtigkeit angefangen haben zu stinken und zu schimmeln. Leider sind wir beide dabei allein, denn unsere Mitreisenden sind sofort an den Strand und sitzen in der „Beach Bar“ bei eisgekühltem Carlsberg Bier. Endlich gibt es wiedermal eine Gelegenheit die Wäsche (mit der Hand) zu waschen und ich bin echt froh um meine „Funktionswäsche“ die immer sehr schnell trocknet. Wir wenden die Matratzen in der Sonne und bürsten den Schimmel ab. Dann beginnt es zu regnen und wir sind froh alle Matratzen sauber bekommen zu haben. Am nächsten Tag werden wir durch das Dorf geführt. Auf dem Haus des Chief hängt eine Sat-Schüssel, ein Handbrunnen steht in unmittelbarer Nähe und wurde von   Dänischen Entwicklungshelfern vor ca. 20 Jahren gebaut. Man kann keinen Grundbesitz erwerben. Der Dorfälteste teilt einer jungen Familie ein Stück Land zu. Die Mädchen werden mir 14 verheiratet. Überbevölkerung, Aids und Malaria sind ein Riesenproblem. Wer nicht mindestens 5 Kinder hat, ist nicht gut angesehen. In der Dorfschule erfahren wir von dem Direktor dass die Klassenstärke bei ca. 50-80 Schülern liegt und es an Lehrern fehlt. Die Analphabeten-Rate im Land mit 13 verschiedenen Volksgruppen und Sprachen liegt zwischen 30-40%. In der nahegelegenen Krankenstation, liegt ein neugeborenes mit Ihrer Mutter unter dem Schutz eines alten verdreckten Moskitonetzes. Die Malariaquote im Land ist sehr hoch – es fehlt an einfachsten Schutzmaßnahmen (Moskitonetz) für die Bevölkerung wird uns dort in der Krankenstation berichtet.  Auch in der Kirche – es ist Sonntag, werden wir herzlich begrüßt und um eine Spende gebeten. Manche Dinge jedoch unterscheiten sich von anderen afrikanischen Staaten. Es liegt wenig Müll auf den Straßen. Die Menschen sind unglaublich freundlich trotz Ihrer Armut. Die Hütten sind meist aus Ziegelsteinen gebaut die in jedem Dorf selbst gebrannt werden. Am Abend sitzen wir in der Beach Bar und schauen englischen Fußball. Es spielt Chelsea gegen Liverpool und wie in ganz Afrika sind die Menschen hier mit voller Begeisterung dabei. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass Fußball über die Grenzen Afrikas hinweg so eine enorme Bedeutung hat. Oft ist das „Sonntags T-Shirt“ ein Fußball Trikot von dem jeweiligen Favorisierten Club wie Chelsea, Liverpool, Dortmund oder auch Bayern München. Es wurde richtig schwierig für mich (als nicht Fußballer) mitreden zu können. Schon früh machen wir uns auf den Weg nach Tansania. Dennoch Malawi bleibt für mich einer der schönsten und unberührtesten Länder Afrikas…

Reisebericht 05  Südafrika – Zimbabwe

Johannesburg, die Metropole am südafrikanischen Kontinent, mit 3,6 Mio. Einwohnern, war der Ausgangspunkt unserer Reise mit dem LKW in das ca. 5000 Kilometer entfernte Nairobi in Kenia. Das „Mufasa- Backpackers“ war der Treffpunkt unserer  Gruppe aus 15 Leuten wovon die meisten aus Australien kamen. Aber auch die USA, Brasilien, Schweden und Deutschland waren vertreten. Das Alter der Teilnehmer war meist zwischen 25-35 Jahren –  mit meinen 51 Jahren war ich mit Abstand der Älteste unserer Reisegruppe. Unser Team-Leader „Mad“ stellte am Abend vor der Abreise die „Regeln“ auf und an der LKW-Tür wurde eine Liste mit den „Jobs“ ausgehängt, die die Teilnehmer täglich zu erledigen hatten. An diese Regeln sollte sich im „Sinne der Gemeinschaft“  jeder  halten. Es waren relativ einfache Dinge wie z.B. Händewaschen vor dem Essen, Toilettengang in der Wildnis, Aufbau und Abbau der Zelte, Einnahme von Medikamenten, Verstauen des Gepäcks, Reinigung des LKW und der Kühlbox, Security (Schließen aller Fenster und Türen beim Verlassen des LKW wegen Dieben oder Affen die nach Futter suchen!) etc. etc.  Ferner waren an Bord unser Fahrer Floyd, der sich liebevoll um seinen „MAN Transfrontiers“ gekümmert hat und „Mama „Flo“ unsere etwas „biestige“ Köchin, die man früh morgens besser nicht angesprochen hat. Immerhin hat Sie mir beigebracht, wie man mit wenigen Tricks sein Zelt schnell auf und abbaut und mit jeder Menge Desinfektion alle denkbaren Keime an Obst und Gemüse abtötet. Ob das Essen dann wirklich noch gesund war – bleibt offen – Fakt war – es gab keinen Durchfall in unserer Gruppe bis zu den Victoria-Fällen und das ist auf solch einer Tour ein unterschätzbarer Vorteil!.

22 Januar 2014 ein herrlicher Morgen und nach dem Frühstück ging es bereits um 7 Uhr los. Das Gepäck war schnell verstaut denn mit 15 Leuten, war unser  LKW nur zu ca. 50% ausgelastet. So hatte auch jeder genügend Platz im MAN-Transfrontier. Die Fahrt in Richtung Osten zum 400 Kilometer entfernten Kruger National Park war auf den gut ausgebauten Highways in Südafrika sehr bequem. Der „Umvubu-Campsite“ war unser erster Zeltplatz und wir durften nagelneue Zelte und Matratzen ausprobieren. Ich hatte Glück und ein Zelt für mich alleine!!!  Wie gut das für den restlichen Verlauf der Reise sein sollte ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht!  Danach sprangen alle in Richtung Pool – ein paar wenige halfen Mama Flo bei der Zubereitung des Abendessens. Während des Abendessens hielt unser Teamleader „Mad“ sein tägliches „briefing“ (Kurzeinweisung für den nächsten Tag). Um 5 Uhr Frühstück um 5.30 Uhr Abfahrt zum Kruger Numbi Gate um 7 Uhr Game-Drive (Wildbeobachtung mit dem offenen Jeep) durch den Kruger-National-Park – 16 Uhr zurück zum Camp. Jetzt wussten alle was uns am nächsten Tag erwarten sollte. Der 20.000 qkm große Kruger National Park (so groß wie ganz Belgien) ist einer der berühmtesten Tierparks Afrikas und grenzt im Osten an Mozambique und im Norden an Zimbabwe. Wenn man Glück hat dann sieht man auch die „Big Five“ das sind: Elefant, Nashorn, Löwe, Büffel und Leopard. Wir hatten Glück und sahen zumindest Elefant, Löwe und Leopard, Wasserbüffel, Giraffen, Springböcke, Schildkröten, Affen, Knu und Kudu. Am nächsten Tag führte uns der Weg Richtung Norden nach Polokwane. Auf dem Weg dorthin liegt in der Provinz Mpumalanga einer der schönsten Landschaften Südafrikas. Der Blyde River Canyon ist 32 Kilometer lang und liegt zwischen den „Lowvelds und den Highvelds und fällt steil bis zu 1700 Metern in die Tiefe. Es ist nicht der tiefste und trockenste Canyon der Welt – aber es ist der Canyon mit dem meisten Grünpflanzen die Ihn so besonders machen. Ich war froh mit meinen kleinen Mietwagen bereits vor ein paar Tagen hier gewesen zu sein, denn die Zeit für unseren Stopp war kurz bemessen um dieses gewaltige Bergmassiv auf sich einwirken zu lassen.In Polokwane mussten wir auch unsere Nahrungsmittelvorräte  aufstocken. In Südafrika ist das alles kein Problem. Große klimatisierte Shopping-mall laden dazu ein und man findet wirklich alles was es bei uns zu Hause auch gibt. Unser „Esky“ (Kühlbox) musste mit Eiswürfeln gekühlt werden. Säckeweise wurden die von unserem „Küchenteam“ herbeigeschafft. Allerdings war die Kühlbox für alle viel zu klein dimensioniert. Mein Inhalt waren ein „6 pack beer“. Auch hatte ich Glück in der Shopping-Mall noch US-Dollar tauschen zu können, da in Zimbabwe nur mit US-Dollar bezahlt wird. In Musina, der heißeste Ort in ganz Südafrika fanden im „Hot Water Spring Resort“ einen schönen Zeltplatz und genossen die heißen Quellen. Hier machen wir Bekanntschaft mit den ersten „wilden Affen“ die es auf die Mülltonnen oder sonstiges Essen abgesehen hatten. Es war lästig doch Floyd hat mir seiner Steinschleuder Erfolg und die Affen verschwinden.   Wie in den letzten Tagen auch ging es am nächsten Tag bereits um 5 Uhr mit dem Frühstück los, denn Floyd (Fahrer) erwartete eine lange Wartezeit an der „Beitbridge“, dem Grenzübergang nach Zimbabwe. Dort angekommen stauten sich in der Tat kilometerlang schwere LKW die  meist beladen in Richtung Norden unterwegs waren und meist leer aus Zimbabwe zurück nach Südafrika fuhren. Das ehemalige Rhodesien hat heute ca. 14. Mio. Einwohner und war einst der Brotkorb Afrikas. Robert Mugabe hat mit seiner „Willkürherrschaft“ und der „Landenteignung“ von ca. 3500 weißen Farmern das Land ruiniert und so zählt Zimbabwe heute zu den ärmsten Ländern Afrikas. Zimbabwe hat keine eigene Währung mehr. Es wird ausschließlich in US-Dollar bezahlt. Die Antwort auf Mord, Folter und Plünderung der weißen Farmer kam umgehend. Die Farmer verließen zu tausenden das Land und es folgten Ernteausfälle und eine Hungersnot.   All das spiegelt sich sehr schnell nieder wenn man die Grenze überquert und durch das Land reist und sieht die riesigen verwahrlosten Felder…Übrigens wurden wir ausdrücklich vor jeglicher Äußerung über den Präsidenten Robert Mugabe in der Öffentlichkeit gewarnt!

Als wir in Masvingo an den „Great Zimbabwe Ruins“ ankommen hat sich der Himmel bereits eingetrübt. Im Regen stellten wir unsere Zelte auf und eine kleine offene Hütte  gab unserer Küche Platz zum kochen. Zusammen mit einen Touristenführer besuchten wir nun das UNESCO Weltkulturerbe aus dem Munhumutapa Reich, das der größte vorkoloniale Steinbau südlich der Sahara ist. Während der Blütephase zwischen dem 11-15.Jahrhundert hatte die Stadt ca. 18.000 Einwohner und wurde lange fälschlich als die Heimat der „Königin von Saba“ genannt. Das kleine improvisierte Museum und die schlechte Beschilderung macht es unmöglich ohne Guide die Anlage zu besichtigen. Es hat sich eingeregnet und so sitzen wir alle unter dem kleinen Dach der Hütte bewaffnet mit Stirnlampe und Plastikteller essen  den Eintopf den Mama „Flo“ für uns gekocht hat. Die sanitären Einrichtungen sind dürftig und ich merke ganz deutlich – ein anderes Afrika beginnt hier. Es ist zwei Uhr morgens – der Regen trommelt immer heftiger gegen die Zeltplane. Mit meiner Stirnlampe schaute ich mich im dunklen Zelt um ob irgendwo Wasser eingedrungen ist. Ja, auf der anderen Seite steht in der Ecke eine Wasser-Pfütze – ich ziehe mein weniges Gepäck in die Mitte und versuche weiter zu schlafen…

Es ist 4.30 Uhr und noch dunkel und noch immer regnet es… da fällt es schwer aufzustehen.  In der Hoffnung dass der Regen aufhört dreht man sich nochmal um… Es nützt nichts – alle müssen raus und die nassen Zelte abbauen und in den LKW verstauen. Ein heißer Kaffee tut da Wunder! Es gibt auch Tee, Toast, Marmelade, Cornflackes, Müsli, Eier, Äpfel und Bananen. Leider hat das Regenwasser auch den Weg in den Stauraum unseres LKW`s gefunden und so sind einige Rucksäcke komplett durchgeweicht. Ich habe Glück und meine Sachen sind nur feucht… Auf den Weg nach Gweru durch die „Midlands“ hörte es auf zur regnen sofort wurde es tropisch schwül. „The Antelope Park“ ist ein von privater Hand aufgebauter Tierpark in dem Löwen nachgezüchtet werden, die man später in die Wildnis wieder aussetzen möchte. Es gab jede Menge an „activities“ und einen straffen Zeitplan. Ein „Walk with Lion“ oder Elefanten, wurde genauso angeboten wie das „Lion-feeting“, dass ich mir angesehen habe. Von unserem Zeltplatz am Ufer eines Flusses hörte man schon von weitem die Löwen. An einem ca. zwei Meter hohen „Maschendrahtzaun“ warteten wir auf die hungrigen Löwen. Die Tierkadaver von einem Büffel lagen bereits im Gehege. Alle brachten sich entsprechend in Fotoposition – dann folgte das Signal und ca. 6 hungrige Löwen stürzten sich auf die Beute und zerfleischten diese vor unseren Augen… Da war am Nachmittag die Vorführung bei den Schlangen weit weniger aufregend… In Bulawayo, die zweitgrößte Stadt Zimbabwes besuchten wir den „Matobo National Park“ in dem es weiße und schwarze Nashörner sowie Leoparden und „Rock Paintings“ geben sollte. Norman erklärte uns am Abend vorher wie unser „Rhino-walk“ denn aussieht und so entschloss ich mich für 20 US-Dollar einen ganzen Tag mit Ihm und seinem bewaffneten Guide Andy durch den Busch zu wandern. Wir liefen durch den Busch, das „Elefantengrass“ war teilweise fast 2 Meter hoch. Wir sahen Wildebeast, Springböcke, Zebras aber keine Nashörner. Am Nachmittag kletterten wir einen hohen steilen Berg hinauf zu den Felszeichnungen der Ureinwohner – ein herrlicher Ausblick – ein Gewitter drohte von fern. Unser Guide Andy schätzte die Wetterlage falsch ein und so mussten wir bei strömenden Regen den Abstieg wagen – es war steil, glatt und goss wie aus Eimern – ich hatte Angst um meine Kamera. Vollkommen durchweicht kamen wir am unserem Geländefahrzeug an. Die kleinen Bäche änderten Ihr Gesicht und eine reisende Flut verlief quer über die Fahrbahn… Zurück im Camp, war ich froh über eine heiße Dusche und gegrilltes vom Lagerfeuer. Erschöpft viel ich in den Schlafsack und wurde mitten in der Nacht erneut von heftigen Regenfällen geweckt. Die Victoria Falls gehören seit 1989 zum Weltnaturerbe der UNESCO und lassen den Sambezi-Fluss auf einer Breite von ca. 1,7 Kilometer  ca. 110 Meter in die Tiefe fallen. Die Gischt steigt bis zu 300 Meter auf und ist aus einer Entfernung von 30 Kilometern noch zu sehen. Von unserem Zeltplatz aus hörte ich das donnern des Flusses die ganze Nacht – unvorstellbar was für Wassermassen dort in die Tiefe stürzen. Zusammen mit Vivian aus Brasilien machte ich mich auf den Weg. Unsere Brotzeit im Gepäck schnupperten leider auch die Paviane die dort sehr aggressiv waren und ich hatte alle Hände voll zu tun um diese wieder abzuschütteln. Lange hörten wir nur das rauschen – doch dann sahen wir dieses gewaltige Naturschauspiel vor unsren Augen – wir waren sprachlos… und genossen die Zeit bis wir beide klitschnass waren…

Die Stadt „Victoria Falls“ ist eine absolute Touristenmetropole an der man alles an „Activities“ buchen kann die einen das Adrenalin in die Adern schießen lässt. Es gibt neben Bunge-Jump, Paragliding, Sky-diving, Sunset-Cruise auch Helicopterflüge zu den Great Falls. Als am nächsten Tag die Sonne scheint, wasche ich meine Wäsche lass ich meine Lederstiefel trocknen.  Es ist Sonntag und nicht weit entfernt vom Campingplatz gibt es eine Cath. Church wo ich zum Gottesdienst gehe. Erstaunlich wie getreu die Liturgie hier in Afrika umgesetzt wird – das habe ich in anderen Kirchen so nicht erlebt.Morgen geht es mit einem anderen LKW und einer neuen Crew weiter nach Botswana, Zambia, Malawi, Tanzania, Zanzibar und Nairobi. Der LKW, ein Mercedes Atego, hat mehr Platz aber wir sind mit 26 Personen auch voll ausgelastet. Zum Abschied gingen wir mit unserer kompletten Truppe zum Abendessen. Die einen Fahren weiter nach Namibia und zurück nach Capetown, die anderen fahren nach Zanzibar. Für einen kleinen Teil der Crew ist hier die Reise zu Ende und sie fliegen morgen zurück in Ihre Heimat. Für mich und Jaclin geht es weiter nach Nairobi / Kenia. Zum Abschluß noch ein Witz von unserem LKW-Fahrer Floyd über den ich herzlich lachen musste.

Two boots meet on sea. The German-Crew was crying „we are sinking!“  the Dutch Crew answer „what do you thinking about?”

20.01.2014 Reisebericht Süd-Afrika Teil 2

Es sind Schulferien im Dezember und Januar in ganz Südafrika. Entsprechend viele Einheimische Touristen sind unterwegs – meist auf den Weg zur warmen Küste am Indischen Ozean. So war es nicht einfach eine Unterkunft zu finden. Es stellte sich nicht mehr die Frage wo ich gerne hin möchte – sondern wo noch eine Unterkunft frei war. Mein Favorit die „Bulungula-Lodge“ an der „Wild Coast“ – war ausgebucht. Die „Wild Coast“ hat Ihren Namen von den gefährlichen Strömungen an der Küste. Dort sind bis in die 90 Jahre viele Schiffe gesunken.  Nicht weit entfernt fand ich einen Platz im „Wild Lubanzi“. Der Weg dorthin über Mthatha war nicht ganz einfach. Da es keine direkte Busverbindung in das kleine Dorf an der steilen Küste gibt – bin ich in ein „Sammeltaxi mit Anhänger“ umgestiegen. Es war unglaublich wie viel der Busfahrer in diesen kleinen Toyota-Bus eingeladen hat. Neben 15 Personen und zwei Babys, waren da jede Menge volle Plastiktüten(Wochenendeinkauf), ein Karton mit lebenden Hühnern sowie fünf ungesicherte Gasflaschen. Der Anhänger war ebenso komplett mit Gebrauchsgütern (Teppichrollen etc.) überladen. Als wir an einer Polizeikontrolle angehalten wurden – hoffte ich darauf dass die Polizei einen Teil der Waren abladen lassen würde – Fehlanzeige – ein kleiner Betrag an die Polizisten und die halsbrecherische Fahrt ging weiter. Unterwegs wurden die vollen Windeln gewechselt und aus dem fahrenden Bus geworfen. Eine Frau sprühte mit WC-Spray um sich und der Busfahrer stellte die afrikanische Musik so laut, dass etwaige Reklamationen oder Wiederreden nicht hörbar waren. Der total überladene Bus schaffte einen steilen Berg nur mit größter Mühe im ersten Gang – und nicht nur die Kupplung des Fahrzeuges hat  im Bus gestunken!.

Eden, der Besitzer vom Guesthouse, rief mich unterwegs am Handy an und fragte wo ich bin – nach einer halben Stunde kam er mit Lichthupe meinem Bus entgegen. Mit seinem Jeep fuhren wir auf einer sehr steilen und verwegenen Piste an die Küste zum Guesthouse, wo bereits ein kühles Bier und ein leckeres Essen auf mich warteten. Somit war all der Stress schnell vergessen und ich bekam eines von vier Betten in einer der traditionellen Rundhütten.

Am nächsten Morgen vielen die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster und ich war gespannt wo ich hier gelandet bin. Mein erster Blick im „Lande der Xhosa“ viel auf eine grüne Steilküste und eine herrliche Bucht – eine Hängematte zum ausspannen – ja, so konnte ich mir die Tage über Weihnachten schon vorstellen… Viele kleine teilweise bunt angemalte Rundhütten prägten die hügelige Landschaft. Grüne Wiesen, kleine Gärten und grasende Kühe und Schafe. Es gibt keine „Straßen“ mehr – der nächste Laden ist ca. 1.5 Stunden Fußmarsch entfernt und hat nur ein kleines Sortiment an Cola, Süßigkeiten und Waschmittel. Die Menschen hier sind Selbstversorger und nicht „wirklich“ arm. Strom gibt es nur über einen Diesel-Generator – das Regenwasser wird getrunken!.  Leider liegt überall Müll herum, hauptsächlich Plastiktüten die vom Wind in der Landschaft verteilt werden. Am Beach treffe ich auf Doktor Lanz vom nahe gelegenen Krankenhaus, dem Zithuele Mission Hospital. Er lädt mich ein und zwei Tage später mache ich mich zu Fuß auf den Weg. Auf dem Weg an den Rund- und Wellblechhütten vorbei. Auf der Piste zum Krankenhaus treffe ich auf viele Kinder die drei englische Worte kennen. „small change – sweets“!. Auf Süßigkeiten sollte man verzichten, da die Kinder sich keine Zähne putzen – erklärte mir Dr. Manz  – auf Geld ebenfalls…

Weihnachten steht vor der Tür und aus Treibholz wurde ein Weihnachtsbaum gebastelt und mit einer bunten Lichterkette versehen – nicht wirklich schön, aber mehr war eben nicht drin. Ein „internationales Team“ machte sich daran Plätzchen zu backen die wirklich sehr gut waren. Heilig Abend wird hier nicht gefeiert – sondern nur der 25. Dezember. Eden, der Besitzer des Guesthouses kochte persönlich für uns alle. Es gab verschiedene Sorten von Fleisch – Salat aus dem eigenen Garten und Kürbis. Dazu ein kühles Bier und das rauschen des indischen Ozeans im Hintergrund… Für jeden gab es ein kleines Geschenk am Weihnachtsbaum (Süßigkeiten). Mein größtes Geschenk war jedoch als wir einen Wal sichteten der gemütlich mit seinem Jungen an der Küste entlang geschwommen ist!.  Spät am Abend wurde ein Lagerfeuer entzündet und Anne aus Dänemark spielte mit der Gitarre einige internationale Songs…  meine Gedanken bei sternenklarem Himmel gingen auch in die Heimat…

Nach einer Woche war Zeit zu gehen. Eine Tagesreise entfernt in Port St. Johns fand ich für zwei Tage eine Unterkunft. Das heruntergekommene Dorf liegt an einer Flussmündung direkt am Meer. Das Wasser ist braun vom Schlamm den der Fluss ins Meer trägt. Es gibt eine kleine Moschee und eine Kirche. Ein Besuch beim Friseur war angesagt. Fast kahl rasiert verließ ich den Laden. Es hat geregnet und somit gab es keinen Grund eine Wanderung oder einen „Beachwalk“ zu machen. Am Abend spielte eine Live-Band mit tollen Musikern – leider waren alle mit Marihuana  zugeraucht. Es gab zu viele Drogen hier und ich fühlte mich nicht wohl. Mein Moskitonetz schützte mich vor den lästigen Mitbewohnern im Zimmer und ich war froh nach zwei Tagen in die Southern Drakensberge aufzubrechen.

In Mthatha an der Shell-Tankstelle traf ich Jochen wieder. Der  „weltreisende Beamte“ hat für ein Jahr ein „Sabbatjahr“ eingelegt und reist wie ich quer durch Africa. Leider wurde Ihm dort an der Tankstelle die Kreditkarte von geschickten Räubern geklaut. Unsere Wege sollten sich dann Tage später wieder in der Sani-Lodge in den Drakensbergen treffen. Von Kokstadt wurden wir von einem Taxi nach Unterberg in die Sani-Lodge gefahren. Wir kamen bei strömenden Regen spät in der Nacht an. Am nächsten Morgen fielen die ersten Sonnenstrahlen in mein Zimmer und ich traute meinen Augen nicht als ich um 6 Uhr die Drakensberge zum ersten mal gesehen habe. Eine Tour nach Lesotho über den Sani-Pass war ein herrliches Erlebnis. Mit einem alten Landrover brachte uns Stuart, ein hervorragender Guide an den Grenzübergang zu Lesotho. Die Passformalitäten waren schnell erledigt und schon waren wir im kargen Hochland von Lesotho. Wasser ist die größte Einnahmequelle dieses kleinen Stattes im Hochland.  Ebenso sind viele Männer als billige Gastarbeiter aus Lesotho in Südafrika.  Viel Marihuana wird nach Südafrika geschmuggelt und bietet den armen Menschen (meist Viehhirten) eine weitere lukrative aber fragwürdige Einnahmequelle. Mit drei Holländern war ich am Sylvester unterwegs auf einer herrlichen Wanderung durch die Drakensberge. Am Abend wurde gegrillt und in internationaler Besetzung mit zwei Flaschen guten südafrikanischen Rotwein auf das neue Jahr 2014 angestoßen.

Nachdem mir es hier in den Drakensbergen so gut gefallen hatte, habe ich mich entschieden nach Durban zu fahren, dort einen Mietwagen zu buchen und auch in die Northern Drakensberge zu fahren. Ein kurzer stop in Pietermaritzburg gefiel mir sehr gut. In Pietermaritzburg gibt es eigentlich nichts Besonderes – außer einer Gedenkstätte von Mahatma Gandhi der hier während der Apartheid, als „Farbiger“ aus dem 1. Klasse Abteil des Zuges geworfen wurde. Dieser Vorfall änderte allerdings das Leben von Mahatma Gandhi komplett und ein beispielloser gewaltfreier Kampf ließ die Briten den Kontinent Indien verlassen!.

Durban selbst ist eine subtropisch heiße Hafenstadt mit einem bunten Völkergemisch. Ich machte mich auf den Weg durch die verschiedensten Kulturen der Stadt. Nach dem botanischen Garten, besichtigten wir einen Hindu-Tempel, die größte Moschee der südlichen Hemisphäre, eine Kirche und sahen eine jüdische Synagoge. Die Straßenmärkte sind laut, bunt und der Geruch von Gewürzen und anderen Dingen steigt einem beim Streifzug durch die Straßen und Gassen, in die Nase.

Mit meinem Mietwagen erreichten wir am späten Abend das herrlich gelegene Amphitheatre-Guesthouse in der Nähe von Bergville. Eine Tour zum zweithöchsten Wasserfall, den Tugela-Falls (947mtr.)  der Welt war angesagt. Während der steile Aufstieg noch im Nebel stattfand rissen die Wolken am Gipfel auf und wir hatten einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Berge. Den Wasserfall sahen wir allerdings nur von oben. Beim Abstieg über eine 25 Meter lange Leiter entlang eines tiefen Abgrundes ließ ich mich als einziger Teilnehmer anseilen – safety first!. Nach dem ich nach langen Bemühungen von World Vision endlich  einen Ansprechpartner für mein Patenkind in Swaziland bekommen habe, machte ich mich auf den Weg dorthin. Der Fahrt ging quer durch Zululand über Ladysmith, Dundee, Vryheid nach Piet Retief. Von dort war es nur noch kurz zum Grenzübergang nach Mahamba/Swaziland. Die Zollformalitäten für den Wagen hielten sich in Grenzen und das Phumula Guesthouse lag auf dem Weg nach Nhlangano, dem vereinbarten Treffpunkt. Am nächsten Morgen traf ich auf die örtlichen Mitarbeiter (3) von World Vision, die mich in Ihr Büro brachten und mir dort einen 6 seitigen Bericht Ihrer aktuellen Projekte vorgelegt haben. Auf dem Weg zu Malibongwe, besuchten wir den Bau einer Clinic, die Schule, das Elternhaus und ein Wasserprojekt das laut Bericht von World Vision unterstütz wird. Über die Details des Besuches bei Malibongwe werde ich später einen separaten und ausführlichen Bericht schreiben.

Die Fahrt quer durch das kleine und eigenständige Königreich Swaziland war geprägt von vielen Holzplantagen entlang des Weges. Der jetzige König Mswati III regiert das Land eher schlecht als recht – das zumindest lässt der „Lonley Planet“ wissen – ein Reiseführer der auch kritische Worte kennt und mich auf meinem Weg durch Afrika begleitet.

Im Mliliwand-National-Park angekommen habe ich Glück und bekomme ein ganzes Haus im Sondzela Backpackers für mich alleine. Eine Wanderung durch den Nationalpark in dem ich auf freier Wildbahn neben, Zebras, Knu, Elan und Affen auch ein Varan (Großechse) über den Weg läuft. Am Ufer des Sees macht ein Schild auf die dort lebenden Krokodile aufmerksam. Auch Nilpferde sollte man hier sehen können – leider – oder Gott sei Dank – sahen wir keine Krokodile und auch keine Nilpferde – hätte es doch gefährlich werden können!?. Es erstaunte mich ohnehin, dass man uns hier ausdrücklich für diese Wanderung durch den Busch hingewiesen hat!. Im Ethosha-National-Park / Namibia – durfte man unter keinen Umständen das Fahrzeug verlassen!!! So sind die Unterschiede !!!. Auf der M3 ging es vorbei an Mbabane (Hauptstadt von Swaziland) durch die „rolling hills“ zum Maguga Dam bei Pigg`s Peak im Norden des kleinen Landes. Die Ausreise in Jeppes Reef verlief ohne Probleme. Der Blyde River Canyon war das nächste Ziel. In Graskop angekommen befand ich mich bereits in der Provinz Mpumalanga die die nördlichsten Ausläufer der Drakensberge aufzuweisen hat. Als ich die ersten Motorradfahrer auf der Strecke traf (leider alle nur BMW GS 1100) fühlte ich mich fast wie zu Hause. Sehr gefährlich allerdings sind die „Pothwholes“ (Schlaglöcher) die niemand ausbessert und vom Regen ausgewaschen – sehr tief sein können. Man muss wirklich hoch konzentriert unterwegs sein – denn der Schaden und der damit verbundene Ärger wäre enorm. Mein Ausflug zu dem Blyde River Canyon (drittgrößter Canyon der Welt) war bei herrlichem Wetter ein bleibendes Erlebnis auf dieser Reise. Ein Sonntagsgottesdienst in der Emanuel-Gemeinde war der krönende Abschluss auf meiner bisherigen Reise durch Südafrika. Es wurde getanzt und die Musiker der Band mit Ihrem Chor waren ein Erlebnis für sich…

Jetzt mache ich mich auf den langen Weg nach Kenia mit einem Allrad-LKW und freue mich auf neue Begegnungen, Landschaften und Erlebnisse…

11.12.2013 Reisebericht Süd-Afrika Teil 1

Der komfortable „Intercape-Night-Liner“, ein Doppeldecker-Bus, verließ mit ca. 30 Minuten Verspätung um 19.30 Uhr den Busbahnhof von Windhoek und machte sich auf den langen Weg (ca. 1200 km) nach Capetown / Südafrika. Diese Longdistance-Buse verbinden die großen Metropolen im Süden des Landes. Gegen 3 Uhr morgens erreichten wir die Grenze zu Südafrika. Alle Passagiere müssen mit Ihrem Gepäck zu Fuß über die Grenze. Um Probleme bei der Einreise zu umgehen hatte ich ein Ausreiseticket für Südafrika gekauft – das ich im Notfall vorlegen oder dann auch bei Bedarf umbuchen kann. Die müde Zollbeamtin gab mir ohne Nachzufragen einen Stempel und 3 Monats -Visa für Südafrika. Am nächsten Morgen viel der Blick aus dem Busfenster auf eine immer grüner werdende Landschaft. Ca. 300 Km nördlich von Capetown wird Wein angebaut und das Landschaftsbild ändert sich sehr. Im Gegensatz zu den Wüsten und kahlen Bergen im Norden des Landes. Stellenbosch ist das Zentrum der Weinbaugebiete des Landes, verfügt über eine Universität und ist Touristenzentrum. Dann beginnen auch schon die Vororte von Kapstadt (Capetown).

Eine Metropole am südlichen Ende des afrikanischen Kontinents liegt vor mir. Mit einem hohen Anteil an Muslimen wird die Stadt durch Ihre verschiedensten Bewohner (Inder, Chinesen, Europäer etc.) geprägt, ist modern und hält jeden Vergleich mit anderen Internationalen Metropolen stand. In der New Church Street im Stadtteil Gardens, finde ich am zweiten Tag das Zebra-Crossing-Guesthouse – wo ich mich wohl fühle und mich für eine Woche ein Buche.

Vom Tafelberg aus hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt, die Küste und das Hinterland. Der Aufstieg war sehr anstrengend – da mir ein eiskalter Wind ins Gesicht blies. Ich sehr froh war, um entsprechende Kleidung im Rucksack dabei zu haben. Die Seilbahn auf den Gipfel wurde eingestellt, da die Windböen so heftig waren.

Neben der „Waterfront“, mit vielen Cafés und Restaurants an der Beachroad, ist natürlich auch das „Cape Town Stadium“ ein Höhepunkt in der Stadt. Das Stadion wurde von einem deutschen Architekt zur Fußball-Weltmeisterschaft gebaut, hat viel Geld verschlungen – ist viel zu Groß und Teuer für Veranstaltungen und deshalb meist unbenutzt. In der Stadtverwaltung denkt man sogar darüber nach – ob man das Stadion nicht wieder abreisen sollte, wenn man keine andere Nutzung dafür findet. Im Moment diskutiert man über ein erneutes Shopping-Center – von denen Capetown ohne hin so viele hat…

Auch auf Weihnachten wird sich in Capetown eingestellt – wobei man dort in der Hitze auf Weihnachtsbäume aus Plastik und Kunststoff setzt.

Auf dem Weg zum Kap der Guten Hoffnung erfuhr ich vom Busfahrer sehr viel über die Geschichte des Landes. Eine Tatsache finde ich sehr interessant. In die Region um Kapstadt wurden ebenso wie nach Amerika viele Sklaven gebracht. Die Einheimischen Stämme waren damals für die „Arbeit“ nicht hilfreich und wurden teilweise ausgerottet. Die „Homelands“ die sich um die südafrikanischen Städte reihen sind der  extreme Beweis für die große Armut in einem der reichsten Länder dieses Kontinents.

Je länger ich in der Stadt bin desto besser gefällt es mir – doch meine Reise geht weiter entlang der „Garten-Route“ vorbei an Mosel Bay nach Wilderness. Dort angekommen unternehme ich mit Jessie (San Fransico) und Alex (England) eine Wanderung im Garten Route National Park. Zwei Tage später sitze ich dann auf der Terrasse vom „Beach House“ eine der schönsten Unterkünfte auf meiner bisherigen Reise. Dort ist neben langen Spaziergängen am Strand auch ein Besuch bei einem „Lebens-Künstler“ in einem stillgelegten Tunnel einer Eisenbahnlinie, sehr interessant.

In Wilderness erreicht mich die Nachricht daß Nelson Mandela gestorben ist und am 15.12.2013 beerdigt werden soll. Alle Fahnen im ganzen Land stehen auf Halbmast und in den ersten Gesprächen mit weißen Südafrikanern erfahre ich, dass man sich Sorgen macht und Ausschreitungen im Land befürchtet. Nelson Mandela hat einen sehr sehr hohen Stellenwert bei den Schwarzen – die Ihn auch „Vater“ nennen. Im TV laufen nun täglich Ansprachen von Politikern aus aller Welt.  Das allein vier amerikanische Präsidenten (Obama, Clinton, Busch,Carter) zur Trauerfeier erwartet werden zeigt die Dimension und macht die Menschen hier stolz auf den Mann der Ihnen die Freiheit gegeben hat.

Tage später werde ich in Storms River auf eine Gedenkfeier für Mandela eingeladen. Es wurden Ansprachen gehalten –  in einer davon verglich man Nelson Mandela mit Moses der das Volk aus der Gefangenschaft geführt hat. Bei dieser Veranstaltung waren unter den hunderten von Zuschauern lediglich drei „Weiße“ !!!  Man hat uns sehr herzlich empfangen und wie ich empfunden habe auch deshalb mehrfach in den Ansprachen erwähnt, dass eine gemeinsame Zukunft von Schwarz und Weiß nur auf Grundlage von gegenseitigem Respekt funktionieren kann. Im Anschluss an die Gedenkminute wurde gesungen und gefeiert – das ist Africa…

Der Weg nach Durban ist lange und so breche ich nach ein paar Tagen Erholung auf nach Storms-River. Dort kann man neben vielen anderen Aktivitäten auch den höchsten Bungee-Jump der Welt von einer Brücke aus machen. Mir genügt ein Blick von der Brücke in den Abgrund der sich weit über 200 Meter erstreckt. Es gibt sehr viele junge Menschen die diesen „Kick“ brauchen. Überhaupt hat  sich die Garten Route zu einem Eldorado für Adventure-Tours etabliert. Neben Shark-Diving, Black Water Rafting, Horse-Riding, Mountain-Bike-Drives kann man auch Sky-Diving buchen…  Alles sehr gut organisiert und gut vermarktet.

Eine Wanderung durch den Tsitsikamma-National-Park war mein Höhepunkt in Storms-River. Entlang der Küste, über Hängebrücken  ging es zu einem Wasserfall. Die grünen Berge im Hintergrund machen das Bild perfekt.

Im Djembe-Guesthouse wurde ich gut versorgt. Auch ein Trommelkurs stand am Abend auf dem Programm. Das man auf einen Schubkarren auch Grillen kann sieht man am nächsten Foto.  Nach dem „Braai“ Abendessen mit gegrilltem ging das Trommeln los. Wir hatten alle zusammen sehr viel Spaß.

 

Den Weg nach Port Elisabeth wurde ich von zwei jungen Südafrikanern mitgenommen. In einem Vorort dieser Hafenstadt wurde ich an einer Tankstelle abgesetzt. Das Taxi in die Stadt hätte 300 Rand gekostet. Der Weg mit den „Sammeltaxis“ durch die Townships kostete 30 Rand. Hier sitzt kein „Weißer“ mit im Bus der sich langsam den Weg durch die Armenviertel bahnt um weitere Fahrgäste zu finden. Alles verlief gut – man war freundlich und erstaunt zugleich – man gab mir gute Wünsche mit auf den Weg…

Das Wetter hat sich geändert. Seid Port Elisabeth hatten wir schlechtes Wetter – es regnet den ganzen Tag und erinnert mich an die subtropischen Regenfälle in Asien. Der Bus macht sich auf den Weg nach East London einer Stadt an der Shipwreck Coast. Unser Busfahrer Jay (indischer Abstammung) verteilte auf den Weg Toastbrot an alte Frauen und Kinder die am Wegesrand auf Ihn warteten. Er bekommt das alte Brot von verschiedenen Bäckereien aus der Umgebung. Es bat mich bei der Verteilung des Brotes zu helfen – die meisten anderen Fahrgäste bleiben im Bus sprachlos sitzen. Als wir weiterfahren entschuldigt er sich bei den Fahrgästen für die kurze Unterbrechung der Fahrt…

Von Jay erfahre ich mehr über die Situation in der Region „East Cape“. Hier beginnt der arme Teil des Landes und das merkt man in allen Bereichen. Die Straßen werden schlecht – und die Townships größer. Gerne unterhalte ich mich mit den Busfahrern über Land und Leute und gerne ist man bereit zu erzählen. Als ich in Knysa ankomme regnet es in Strömen und so soll es auch in den nächsten Tagen bleiben. Es bleibt abzuwarten ob meine Hoffnung, Weihnachten an einem schönen sonnigen Strand der Wildcoast zu verbringen, in Erfüllung gehen…

 

Reisebericht Namibia                                                                   17.11.2013

Als ich um 6 Uhr morgens aus meinem Bullauge sehe – erblicke ich das erste Mal Afrika – genauer gesagt Walvis Bay, der erste Hafen in Afrika den die Bright Sky zum löschen anfährt. Der Himmel ist ohne jede Wolke und in ein paar Minuten sollte die Sonne aufgehen. Ich packe meine Sachen und mein zweiter Blick aus dem Bullauge trifft auf eine Nebelwand. Genau dafür ist diese Küste bekannt und gefährlich. Schon so manches Schiff haben diese Wetterverhältnisse in Schwierigkeiten oder zu früheren Zeiten (ohne Radar) zum Untergang gebracht. Unser Lotse ist bereits an Bord und zwei Schlepper drücken uns an die Kaimauer. Die Anspannung ist groß, doch dann werden die Taue geworfen und wir machen fest auf dem schwarzen Kontinent.

Die Hafenarbeiter kommen in langsamen Schritten zum Kai. Bis die Zollbehörden mit den Formalitäten fertig sind wird geduldig gewartet. Es gibt verschärfte Sicherheitsvorkehrungen für Afrika. Alle Türen auf dem Schiff sind verriegelt. Sogar die Treppenaufgänge werden durch schwere Gitter abgesichert. Jeder Beamte, Arbeiter oder Matrose der das Schiff betritt oder verlässt wird schriftlich registriert.

Auch ich bin angespannt während ich auf den Agent der Reederei warte der mich zu dem Immigration Office im Hafengebäude bringen soll. Es dauert nicht lange und noch bewege ich mich nach 20 Tagen auf See etwas unsicher auf den Straßen Afrikas. Alles geht reibungslos über die Bühne und ich bekomme ein Visum für 3 Monate Aufenthalt in Namibia.

Der Abschied vom Kapitän und vom Chiefmate war sehr herzlich. Der Agent brachte mich zu einem „Bed+Breakfast“ in der Nähe des Hafens. Sehr kurzfristig konnte noch eine Wüstentour in den Naukluft-National-Park organisiert werden – und das war schon mein erstes Highlight in Afrika!.

Mit einem Landrover ging es an der Küste entlang und wir mussten nicht lange warten als wir eine Kolonie an Flamingos sahen.

Auch ein paar Robben lagen gelangweilt am Strand. Dann ging es hoch in die Sanddünen und ich war froh, dass wir mit „Herrmann“ einen Profi am Steuer hatten. Wir erfuhren sehr viel über die „Vegetation“ und die Tierwelt in der Sandwüste. Obwohl der Himmel wolkenlos war – blies ein kalter Wind von Atlantik uns entgegen.

Somit hatte ich einen herrlichen Start auf dem schwarzen Kontinent und ich fiel spät Abends müde ins Bett.

Auf der Fahrt nach Swakopmund wurde mir nochmals klar das es die ganze Küste entlang nur „eine Wüste“ war. Dennoch sieht man viele Wochenendhäuser an der Küste und es wird gebaut und gebaut. Warum kann ich nicht wirklich verstehen da der ständige und kalte Wind nicht gerade zu einem Wochenende auf der Terrasse einlädt. Der Temperatur Unterschied zum Landesinneren ist enorm in Swakopmund sind es gerade mal 18 Grand – in Windhoek steigt das Thermometer täglich auf 36 Grad.

Es sind fast 500 Kilometer durch eine schier endlose Wüste nach Windhoek. Es hat seit zwei Jahren nicht mehr geregnet erfahre ich später. Im Bus nach Windhoek erfahre ich das, das einzige Kohlekraftwerk außer Betrieb ist und Namibia seinen Strom von Südafrika importiert. Nein, an Photovoltaik denkt man hier nicht ??? Zu teuer und keine Subventionen vom Stadt – der Standort fände ich wäre definitiv der richtige.

In Windhoek angekommen werde ich sehr freundlich aber bestimmt auf die Sicherheitsrelevanten Dinge im Leben Namibias hingewiesen. Es fällt auf das alle Häuser von hohen Mauern und einem Elektrozaun umgeben sind. Oft werden Wachhunde gehalten!. Ich muss lernen mich auf der „Straße“ richtig zu bewegen. Just be „street-smart“ beruhigt mich eine nette Frau die mich auf so einige Dinge hin weißt – die man hier besser nicht tun sollte.

Es ist Sonntag und ich gehe zur Kirche – nicht in die in die ich eigentlich wollte – nein der Zufall will es das ich in die Christuskirche von Windhoek gehe. Es ist Reformationstag und der Pfarrer predigt in Deutsch. Er fragt in die Menge ob jemand anwesend sei, dessen Wurzeln aus dem „Salzburger Land“ sind. Als einziger melde ich mich. Im Anschluss gab es draußen vor der Kirche Kaffee und Kuchen. Herr Gerber, der Pfarrer war zufällig aus Mittelfranken und hatte seine Schwiegereltern aus Röckingen zu Besuch!. Schlussendlich kannten sich dann unsere Familien über „fünf Ecken“ und das im entfernten Namibia. Das nenne ich Fügung…

Ebenfalls über „fünf Ecken“ erhielt ich eine Adresse von Dieter, einem Farmverwalter in der Nähe von Okahanja. Wir vereinbarten einen Treffpunkt in der Bäckerei Degger in Okahanja. Dieter, von der Sonne gegerbte Haut, schlank aber zäh begrüßte mich. Nach einem Cappuccino konnte ich mit auf seine Farm. Mit dem Toyota Landcruiser Pickup-Truck holten wir Heu und Futterpellets für seine Tiere, Dann ging es ca. 80 km über eine Schotterpiste zur Farm mitten in der „Wüste“. Auch Dieter klagte über die Trockenheit seit zwei Jahren. Die Wasser-Reserven sind mittlerweile knapp. Sein Brunnen hat bereits eine Tiefe von ca. 100 Metern. Die Brunnen draußen im Buschland sind fast ebenso tief.

Bei ca. 40 Grad wird mittags normalerweise nicht viel getan auf der Farm. Doch kaum waren wir zurück erhielt Dieter einen Anruf von einer Nachbarfarm. Ein Wilddieb wurde entdeckt. Wir fuhren los um dort vor Ort mit den Polizisten und dem Wilddieb in den Busch zu fahren – an den Ort des Geschehens. Durch eine atemberaubende Natur fuhren wir. Eine weithin sichtbare Staubfahne hinterließen wir auf dem Weg. Schon war ich mittendrin im Alltag der Namibischen Farmer die jährlichen einen sehr hohen Schaden durch Wilddiebe verzeichnen.  Die noch sehr jungen Polizisten hatten keinen eigenen Dienstwagen und so brachten wir alle drei (Dieb und Polizisten) zurück zur Polizeistation ins Reservat.

Auf dem Weg zurück zur Farm erlebten wir einen herrlichen Sonnenuntergang und nach zwei kühlen Bier fiel ich müde ins Bett.

Die nächsten Tage waren nicht weniger aufregend. Nicht nur die Natur, Tiere und das Leben eines Farmers ist so weit entfernt von dem was man so üblicherweise kennt – ich konnte lernen – dafür bin ich dankbar. Neben einigen Kühen, Hühnern, Hunden hat Dieter auch noch drei Geparde auf einem großen eingezäunten Gelände. Er hatte alle drei als Jungtiere vor Jahren im Busch gefunden, mitgenommen und aufgezogen. Friedlich waren diese Raubkatzen dennoch nicht, das wurde mir bewusst als wir die Geparden fütterten!.

Die Angestellten der Farm leben in kleinen Hütten neben der Farm und werden neben Wasser, Gemüse auch mit Fleisch versorgt. Dieses Fleisch wird geschossen. Also gingen wir auf die Jagd!. Wir fuhren dazu hoch in die Berge um einen Kudu oder einen Orxy zu finden. Am Hochsitz hielten wir mehr als eine Stunde Ausschau. Doch leider sahen wir nur abgemagerte Wildschweine, Paviane und ein paar Rinder.

Am nächsten Tag waren wir dann erfolgreich – ein Orxy kam Dieter vor die Flinte. Aus ca. 200 Metern Entfernung erlegte er das Tier sicher mit einem Schuss. Das Tier hatte eine Infektion und so konnte das Fleisch nicht für die Mitarbeiter oder Dieter selbst verwendet werden. Die Geparden freuten sich und ließen nicht von dem Orxy übrig.

Bei Dieter konnte ich sehr viel über Land aber vor allem über die Menschen die hier leben erfahren. Die Deutschen, eine Minderheit, hat nach wie vor das Kapital in den Händen… allerdings keine Macht mehr und wo immer es geht wird von den Einheimischen versucht „Ihr“ Land zurück zu bekommen. Der Umgang zwischen „Schwarz und Weiß“ in diesem Land ist sehr schwierig… Der Abschied viel mir schwer – war ich doch mitten im Alltag von Namibia angekommen – und genau das ist es was mich auf meinen Reisen bewegt.

Zurück in Windhoek habe ich mich für eine organisierte Tour durch den Ethosha-Nationalpark entschieden. Eigentlich genau das was ich nie machen wollte. Es fand sich aber niemand mit dem ich hätte die Kosten für einen Mietwagen hätte teilen können. Mit Christiane, Claudia und Markus einem Südtiroler war dann die ganze Tour doch ganz lustig und zu ertragen… Alles war bestens organisiert. Wir kamen an unseren Zeltplatz und 150 Meter entfernt war dann auch schon die Wasserstelle an denen sich die Tiere, wie abgesprochen am Abend versammelten.

Alles hatte seine Reihenfolge. Zuerst die Orxye, Zebras, Kudus, dann kam eine große Herde von Elefanten zum „Waterwhole“. Kurz darauf waren dann die Naßhörner dran bevor wie aus dem nichts sich drei Löwen auf eine Giraffe stürzten. Leider nicht mehr im Bereich der Flutlichtanlage, die mit Ihren 3000 Watt das Wasserloch ausleuchteten. Es waren hunderte Touristen, teilweise in „Abendgarderobe“ vor Ort… alles etwas merkwürdig. Mit Michael aus Australien teilte ich ein Zelt. Er war auf einem Kongress für „Water-Reserach“ in Windhoek und hatte eine paar Tage dran gehängt.

31.10.2013

Nach 20 Tagen auf hoher See bin ich in Walvis Bay / Namibia angekommen. Die Seereise auf der MV Bright Sky war wunderschön. Der Bericht der Frachtschiffreise  liegt unter Reiseberichte jetzt vor.

01.10.2013

Vor einer Woche bekam ich die letzten und hoffentlich definitven Aussagen der Reederei. Die MV „Bright Sky“ läuft am 06.10.2013 in den Hafen von Antwerpen ein. Am 10.10.2013 um 24 Uhr verlässt das Containerschiff Antwerpen mit dem Ziel Lisabon. Am 31.10.2013 wird die Bright Sky in Walvis Bay / Namibia erwartet. Am 08.10.2013 werde ich mit dem Zug von Ansbach über Würzburg, Köln und Brüssel nach Antwerpen fahren. Mein Freund Jules wird mich dort abholen und mich zwei Tage später zum Schiff bringen.

14.09.2013

Gestern kam nun meine offizelle Buchung von den Mitarbeiterinen der Reederei. Jedoch ohne Schiffsnamen und mit der Abfahrtsangabe Oktober 2013. Ein Mail an meinen Freund Jules in Antwerpen und eine Stunde später hatte ich die Info. Das Schiff heißt „MS Bright Sky“ und läuft am 11.10.2013 in Antwerpen aus.

Jules hat mir gestern noch folgenden Rat mit auf den Weg gegeben: „Remember , you can’t make plans for Africa ………. Africa makes them for you !“    Wo er recht hat – hat er Recht – werde gewaltig umdenken müssen !!!

07.09.2013

Leider kommen von den Mitarbeiterinnen der Reederei  immer wieder neue Informationen!. Mittlerweile wurden mir folgende Schiffsnamen genannt bei denen ich hätte mitfahren können !!!  „Grey Fox“ – „Amber Lagoon“ – „Blue Master II“ und jetzt ist es die „MS Bright Sky“ die zwischen 8.-10 Oktober 2013 den Hafen in Antwerpen verlassen soll !!! Die ständigen Änderungen sind anstrengend – wohl eine erste Einstimmung auf Afrika …..!?

31.08.2013

Wenn alles läuft wie geplant, soll es am 12. Oktober 2013 los gehen!. Zuerst nach Ansbach – dann weiter mit dem Zug nach Antwerpen. Von dort soll die Blue Master II  zwischen dem 14. – 16.10.2013 in Richtung Kapstadt / Südafrika auslaufen. Ein Stopover in Bilbao / Spanien ist geplant aber noch nicht sicher. Genauso wie der Stop in Walvis Bay / Namibia. Werde abwarten müssen wo ich letztendlich von Bord gehe.

Ein Gedanke zu „die Reise-Berichte

  1. Habe von Hans-Peter deinen Reisebericht und die Fotos erhalten. Die fotos habe ich mir schon angeschaut und den Reisebericht werde ich noch ganz lesen. Ich wünsche dir noch eine schöne weiterfahrt.
    Viele liebe Grüsse Kläri

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